Haus­arzt-In­itia­ti­ve zu­rück­ge­zo­gen

Das Volks­be­geh­ren «Ja zur Haus­arzt­me­di­zin» ist vom In­itia­tiv­ko­mi­tee zu­rück­ge­zo­gen wor­den. Er­mög­licht wurde die­ser er­freu­li­che Ent­scheid durch den par­la­men­ta­ri­schen Ge­gen­ent­wurf und den Mas­ter­plan «Haus­arzt­me­di­zin und me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung». Letz­te­rer be­inhal­tet unter an­de­rem zu­sätz­li­che 200 Mil­lio­nen Fran­ken im Rah­men einer Re­vi­si­on des Ärz­te­ta­rifs Tar­med.

Die Haus­ärz­te haben be­rech­tig­te An­lie­gen. Trotz jah­re­lan­gem Seil­zie­hen im Rah­men des Ärz­te­ta­rifs wer­den ihre Leis­tun­gen nicht ad­äquat ab­ge­gol­ten. Tech­ni­sche Po­si­tio­nen sind bei der Rech­nungs­stel­lung viel lu­kra­ti­ver als das Ge­spräch mit Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten.

Kein Wun­der schrumpft die An­zahl Haus­arzt­pra­xen seit ei­ni­ger Zeit um rund zwei Pro­zent pro Jahr, wäh­rend die Zahl der Spe­zi­al­arzt­pra­xen fast im glei­chen Aus­mass ge­wach­sen ist. Für die me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung ist dies ein schlech­ter Trend, denn nur die Haus­ärz­te haben einen um­fas­sen­den Blick auf den Pa­ti­en­ten. Die In­itia­ti­ve «Ja zur Haus­arzt­me­di­zin» wäre dem Pro­blem al­ler­dings nicht ge­recht ge­wor­den, die darin ge­stell­ten For­de­run­gen waren un­sin­nig. So woll­ten die In­iti­an­ten den Haus­arzt­be­ruf in­klu­si­ve Auf­ga­ben­ge­biet in die Ver­fas­sung schrei­ben. Umso er­freu­li­cher ist jetzt der Rück­zug die­ser Volks­in­itia­ti­ve, er­mög­licht durch den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf und den vom Bun­des­rat in­iti­ier­ten Mas­ter­plan.
 
Ver­fas­sungs­ar­ti­kel für eine qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de Grund­ver­sor­gung

Der di­rek­te Ge­gen­ent­wurf zur Volks­in­itia­ti­ve ver­an­kert eine aus­rei­chen­de und allen zu­gäng­li­che me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung von hoher Qua­li­tät und an­er­kennt die Haus­arzt­me­di­zin als einen we­sent­li­chen Be­stand­teil davon. Er nimmt die An­lie­gen der Haus­ärz­te­schaft auf, ohne je­doch deren Beruf in der Ver­fas­sung zu er­wäh­nen. Die Ge­set­zes­vor­la­ge kommt im nächs­ten Jahr vors Volk.

Der Mas­ter­plan will mit ver­schie­de­nen Mass­nah­men die me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung stär­ken. Die zwei Kern­punk­te be­tref­fen den Ärz­te­ta­rif Tar­med und den La­bor­ta­rif (Ana­ly­se­lis­te). Mit einer Ta­rif­re­vi­si­on sol­len die Haus­ärz­te um 200 Mil­lio­nen Fran­ken bes­ser­ge­stellt wer­den. Hier­für will der Bun­des­rat erst­mals di­rekt in den Tar­med ein­grei­fen. Es ist be­dau­er­lich, dass die Ta­rif­part­ner über Jahre hin­weg keine ein­ver­nehm­li­che Lö­sung fin­den konn­ten. Bei den La­bor­ta­ri­fen kom­pen­siert der Bun­des­rat teil­wei­se eine Re­vi­si­on vom Jahr 2009 und wer­tet pra­xis­spe­zi­fi­sche «Schnell­ana­ly­sen» auf. Der Mehr­er­trag zu­guns­ten der Pra­xis­la­bors be­läuft sich auf rund 35 Mil­lio­nen Fran­ken. Es bleibt somit der fade Bei­ge­schmack, der Rück­zug der In­itia­ti­ve habe 235 Mil­lio­nen Fran­ken ge­kos­tet.