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Gü­ter­ver­kehr: Die Po­li­tik muss jetzt han­deln

Fünf Ver­bän­de haben heute eine um­fas­sen­de Aus­le­ge­ord­nung zum Thema Gü­ter­ver­kehr und Lo­gis­tik prä­sen­tiert. Wie eco­no­mie­su­is­se-Di­rek­to­rin Mo­ni­ka Rühl vor den Me­di­en be­ton­te, sind leis­tungs­fä­hi­ge Gü­ter­ver­kehrs­in­fra­struk­tu­ren ein zen­tra­ler Stand­ort­fak­tor für die ge­sam­te Wirt­schaft. Al­ler­dings habe die Schweiz in den letz­ten Jah­ren lau­fend an Ter­rain ver­lo­ren. Des­halb hat der Wirt­schafts­dach­ver­band ge­mein­sam mit dem Nutz­fahr­zeug­ver­band ASTAG, dem Ver­band der ver­la­den­den Wirt­schaft VAP, der IG Air Cargo und der Schwei­ze­ri­schen Ver­ei­ni­gung für Schiff­fahrt und Ha­fen­wirt­schaft (SVS) sechs Kon­flikt­fel­der iden­ti­fi­ziert, die einen ef­fi­zi­en­ten und leis­tungs­fä­hi­gen Gü­ter­ver­kehr be­hin­dern. Die dar­aus ab­ge­lei­te­ten For­de­run­gen haben an­ge­sichts der Fran­ken­kri­se noch­mals an Be­deu­tung ge­won­nen, wie ASTAG-Prä­si­dent Adri­an Am­stutz her­vor­strich. «Die Po­li­tik muss jetzt han­deln. Es reicht nicht mehr, we­ni­ger schlecht oder gleich gut zu sein wie die an­de­ren – wir müs­sen bes­ser sein.»

Als gröss­tes Kon­flikt­feld ortet die Wirt­schaft die Ka­pa­zi­täts­eng­päs­se, wie Peter So­maglia, Prä­si­dent der IG Air Cargo aus­führ­te. Da­ne­ben kämpft der Gü­ter­ver­kehr vor allem mit dem zu­neh­men­den Sied­lungs­druck. Wohn­ge­bie­te wer­den immer näher an Lo­gis­tik­in­fra­struk­tu­ren her­an­ge­baut. Kommt es zu Kon­flik­ten, wer­den diese meis­tens zu­un­guns­ten des Gü­ter­ver­kehrs ent­schie­den, er­klär­te SVS­Ge­schäfts­füh­rer André Au­der­set. Wei­te­re Her­aus­for­de­run­gen lie­gen bei den un­gleich lan­gen Spies­sen zwi­schen Schie­ne und Stras­se, ver­al­te­ten oder un­nö­ti­gen Re­gu­lie­run­gen und un­be­frie­di­gen­den Fi­nan­zie­rungs- und Preis­sys­te­men, wie Franz Stei­negger (VAP) mit Pra­xis­bei­spie­len un­ter­mau­er­te.

Fle­xi­ble­re LSVA-Ta­ri­fe und Nacht­fahr­ver­bo­te

Um eine hoch­ste­hen­de und ef­fi­zi­en­te Gü­ter­ver­kehrs- und Lo­gis­tik­in­fra­struk­tur zu er­hal­ten, prä­sen­tier­ten die Ver­tre­ter der fünf be­tei­lig­ten Ver­bän­de heute in Bern zahl­rei­che kon­kre­te Lö­sungs­vor­schlä­ge.

  • Ka­pa­zi­täts­eng­päs­se müs­sen durch bau­li­che Mass­nah­men rasch be­ho­ben wer­den. Dazu zäh­len mehr Über­hol­ge­lei­se, eine ra­sche Um­set­zung des 4-Meter-Kor­ri­dors und eine Er­wei­te­rung der Con­tai­ner­um­schlags­ka­pa­zi­tä­ten durch den Bau eines ef­fi­zi­en­ten und tri­mo­da­len Ter­mi­nals am Lo­gis­tik­stand­ort Basel. Die Wei­ter­ent­wick­lungs­mög­lich­keit der Lan­des­flug­hä­fen muss ge­währ­leis­tet sein und die be­ste­hen­den Be­triebs­zei­ten dür­fen nicht wei­ter ein­ge­schränkt wer­den.
  • Be­ste­hen­de Ka­pa­zi­tä­ten kön­nen dank ICT-An­wen­dun­gen und in­tel­li­gen­ter Preis­sys­te­me bes­ser aus­ge­las­tet wer­den. Die Wirt­schaft un­ter­stützt des­halb eine ta­ges­zeit­ab­hän­gi­ge Fle­xi­bi­li­sie­rung der LSVA-Ta­ri­fe. 
  • Auch das Tras­sen­preis­sys­tem muss über­ar­bei­tet und der In­fra­struk­tur­ver­schleiss stär­ker be­rück­sich­tigt wer­den. Fahr­plan­mäs­si­ge Ver­spä­tun­gen wegen er­zwun­ge­nen Hal­ten ge­gen­über dem ver­spä­te­ten Per­so­nen­ver­kehr sol­len durch ein Bonus-Malus-Sys­tem ab­ge­gol­ten werde.
  • Die heu­ti­gen ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ent­spre­chen in vie­len Be­rei­chen nicht mehr der Rea­li­tät. So soll das Nacht­fahr­ver­bot für Last­wa­gen im Bin­nen- und Im­port-/Ex­port­ver­kehr fle­xi­bi­li­siert wer­den, um die ver­kehrs­in­ten­si­ven Pend­ler­ver­kehrs­zei­ten zu ent­las­ten: Last­wa­gen­fahr­ten sol­len ab 4 Uhr mög­lich sein, wie dies bis 1997 der Fall war (heute 5 Uhr). Zu­sätz­lich ist zu prü­fen, lärm­ar­me Elek­tro-LKWs auf Kurz­stre­cken für die Be­lie­fe­rung der ur­ba­nen Zen­tren gänz­lich vom Nacht­fahr­ver­bot aus­zu­neh­men. Der Ver­kehr soll durch die An­he­bung der Höchst­ge­schwin­dig­keit für LKWs auf 90 Stun­den­ki­lo­me­ter (auf Au­to­bah­nen/ Au­to­stras­sen) ver­flüs­sigt und stär­ker mit dem Per­so­nen­ver­kehr har­mo­ni­siert wer­den. 

Schweiz braucht eine Ge­samt­schau Gü­ter­ver­kehr

Da­ne­ben ist auch die öf­fent­li­che Hand in der Ver­ant­wor­tung, um eine bes­se­re Ab­stim­mung zwi­schen Sied­lungs­ent­wick­lung und den Be­dürf­nis­sen des Gü­ter­ver­kehrs zu er­zie­len. In einer ver­kehrs­trä­ger­über­grei­fen­den Ge­samt­schau Gü­ter­ver­kehr sol­len Bund und Kan­to­ne ihre stra­te­gi­schen Ziele (und Mass­nah­men) für den Lo­gis­tik­stand­ort Schweiz for­mu­lie­ren. Um eine ver­kehrs­trä­ger­über­grei­fen­de Pla­nung zu ge­währ­leis­ten, ist auch die Or­ga­ni­sa­ti­on der heute drei Ver­kehrs­äm­ter auf Bun­des­ebe­ne zu über­prü­fen.