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Fe­ri­en­in­itia­ti­ve scha­det Schwei­zer Un­ter­neh­men

​Die Fe­ri­en­in­itia­ti­ve ist das fal­sche Re­zept für den Stand­ort Schweiz, denn be­reits heute weist die Schweiz sehr hohe Ar­beits­kos­ten auf. Eine wei­te­re Er­hö­hung scha­det un­se­rer Wett­be­werbs­fä­hig­keit und ge­fähr­det Ar­beits­plät­ze. Aus­ser­dem höhlt die In­itia­ti­ve mit ihrer star­ren Vor­ga­be die be­währ­te So­zi­al­part­ner­schaft aus. Darum en­ga­giert sich die Wirt­schaft gegen die nicht fi­nan­zier­ba­re Fe­ri­en­in­itia­ti­ve. Das be­ton­ten Ver­tre­ter des Ar­beit­ge­ber­ver­bands, von Swiss­mem, der Fédéra­ti­on des En­tre­pri­ses Ro­man­des Genève und eco­no­mie­su­is­se an­läss­lich einer Me­di­en­kon­fe­renz.

​Die For­de­rung nach sechs Wo­chen be­zahl­ten Fe­ri­en tönt ver­lo­ckend. Bei ge­naue­rem Hin­se­hen er­weist sie sich aber für viele Be­schäf­tig­te als un­nö­tig. Denn der durch­schnitt­li­che Fe­ri­en­an­spruch be­trägt dank einer Viel­zahl von Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen und Fir­men­re­ge­lun­gen be­reits heute rund fünf Wo­chen. Für über Fünf­zig­jäh­ri­ge sind es gar 5,4 Wo­chen. Diese so­zi­al­part­ner­schaft­li­chen Re­ge­lun­gen wären durch eine star­re Fe­ri­en­re­ge­lung ge­fähr­det. «Die So­zi­al­part­ner hät­ten kei­nen Spiel­raum mehr, um pra­xis­na­he Lö­sun­gen zu ver­ein­ba­ren», sagt Va­len­tin Vogt, Prä­si­dent des Schwei­ze­ri­schen Ar­beit­ge­ber­ver­bands. Denn Fe­ri­en sind nicht das ein­zi­ge Ele­ment in der Ge­stal­tung der Ar­beits­be­din­gun­gen. Ge­nau­so wich­tig sind bei­spiels­wei­se Lohn­ent­wick­lung, So­zi­al­leis­tun­gen oder Teil­zeit­stel­len.

Fe­ri­en­in­itia­ti­ve scha­det den Un­ter­neh­men
Für Hans Hess, Prä­si­dent von Swiss­mem, ist die In­itia­ti­ve ein An­griff auf die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Un­ter­neh­men. «Welt­weit weist die Schweiz in der In­dus­trie be­reits heute die zweit­höchs­ten Ar­beits­kos­ten auf», sagt Hess. Hö­he­re Fe­ri­en­an­sprü­che wür­den die Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb wei­ter aus­brem­sen. «Das kön­nen wir uns ein­fach nicht mehr leis­ten», so Hess. Zudem fal­len wei­te­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­kos­ten (Stell­ver­tre­tun­gen, Ko­or­di­na­ti­on län­ge­rer Ab­sen­zen) an, die vor allem für klei­ne Un­ter­neh­men nicht leicht zu schul­tern sind. Kön­nen die Fe­ri­en­ab­sen­zen nicht kom­pen­siert wer­den, sinkt die Wert­schöp­fung. Je klei­ner die Be­leg­schaft ist, desto stär­ker fal­len Ab­sen­zen und zu­sätz­li­che Kos­ten ins Ge­wicht.

Stand­ort Schweiz nicht ge­fähr­den
Sechs Wo­chen Fe­ri­en wür­den die schwei­ze­ri­schen Ar­beit­ge­ber rund 6,3 Mil­li­ar­den Fran­ken kos­ten. Mit hö­he­ren Ar­beits­kos­ten sin­ken die Chan­cen der Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb. Ver­lie­rer wären ins­be­son­de­re die klei­nen und mitt­le­ren Un­ter­neh­men. Denn wenn grös­se­re und in­ter­na­tio­na­le Un­ter­neh­men weg­zie­hen, lei­det auch die Zu­lie­fer­in­dus­trie. «Wenn die ein­hei­mi­schen Un­ter­neh­men nicht mehr zu kon­kur­renz­fä­hi­gen Prei­sen pro­du­zie­ren kön­nen, wäre eine ver­mehr­te Aus­la­ge­rung ins Aus­land nicht zu ver­mei­den. Das muss ge­ra­de im In­ter­es­se der Ar­beits­plät­ze un­be­dingt ver­hin­dert wer­den», be­tont Ge­rold Büh­rer, Prä­si­dent von eco­no­mie­su­is­se.

Der Stress wird zu­neh­men
Die In­iti­an­ten haben sich die Be­kämp­fung des zu­neh­men­den Stres­ses auf die Fahne ge­schrie­ben. Al­ler­dings ist nir­gends schlüs­sig be­wie­sen, dass mehr Fe­ri­en lang­fris­tig tat­säch­lich zu we­ni­ger Stress oder einer bes­se­ren Ge­sund­heit füh­ren. Die Fran­zo­sen bei­spiels­wei­se ver­fü­gen mit der 35-Stun­den-Woche und 35 Tagen Fe­ri­en (in­klu­si­ve Fei­er­ta­ge) über deut­lich mehr Frei­zeit als die Schwei­zer. Ge­bracht hat es Frank­reich wenig. Die Ar­beits­lo­sig­keit ist hoch, die Wirt­schaft schwä­chelt und mit 8,5 Tagen sind die Fran­zo­sen dop­pelt so oft krank wie die Schwei­zer. Sechs Wo­chen Fe­ri­en sind auch für die Ar­beit­neh­mer nicht gra­tis zu haben. Tie­fe­re Löhne oder der Ver­zicht auf Lohn­er­hö­hun­gen könn­ten die Folge sein. «Die In­itia­ti­ve er­weist sich damit als Bu­me­rang für die Ar­beit­neh­mer», schliesst Blai­se Mat­t­hey, Di­rek­tor der Fédéra­ti­on des En­tre­pri­ses Ro­man­des Genève.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen:
Me­di­en­map­pe mit allen Un­ter­la­gen

Bild, von links nach rechts: Ge­rold Büh­rer, Va­len­tin Vogt, Hans Hess, Blai­se Mat­t­hey.
Foto: Felix Brod­mann, pres­se­text Nach­rich­ten­agen­tur GmbH.