Er­folg ver­spre­chen­de Tech­no­lo­gi­en nicht län­ger aus­brem­sen

Der Bun­des­rat hat heute eine Ver­nehm­las­sung über die Ge­setz­ge­bung von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men er­öff­net. Nach­dem das Par­la­ment 2012 bei­na­he still­schwei­gend das Gen­tech-Mo­ra­to­ri­um in der Land­wirt­schaft zum zwei­ten Mal ver­län­gert hat, ist nun ent­schei­dend, dass die Wei­ter­ent­wick­lung von Er­folg ver­spre­chen­den Tech­no­lo­gi­en in der Schweiz nicht ge­hemmt wird. Dies würde un­se­rem For­schungs- und Wirt­schafts­stand­ort scha­den und die nach­hal­ti­ge Ver­sor­gung einer ste­tig wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung er­schwe­ren.
​​Das Gen­tech­nik­ge­setz (GTG) sowie die ent­spre­chen­de Frei­set­zungs­ver­ord­nung re­geln in der Schweiz den Um­gang mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men (GVO) im Aus­ser­hu­man­be­reich. Im Jahr 2005 stimm­te das Schwei­zer Stimm­volk zudem einem fünf­jäh­ri­gen Mo­ra­to­ri­um be­züg­lich GVO in der Land­wirt­schaft zu. Ziel war in ers­ter Linie, aus­rei­chend Zeit zu haben, um zu­sätz­li­che wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se zu ge­win­nen. Noch vor Ab­lauf des Mo­ra­to­ri­ums be­an­trag­te der Bun­des­rat dem Par­la­ment, das Mo­ra­to­ri­um um wei­te­re drei Jahre (bis zum 27. No­vem­ber 2013) zu ver­län­gern. Im ver­gan­ge­nen Jahr haben Na­tio­nal- und Stän­de­rat einer zwei­ten Ver­län­ge­rung des Gen­tech-Mo­ra­to­ri­ums in der Land­wirt­schaft um wei­te­re vier Jahre zu­ge­stimmt. Dies, ob­wohl das vom Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­fonds lan­cier­te Na­tio­na­le For­schungs­pro­gramm 59 (NFP59), das den Nut­zen und die Ri­si­ken einer Frei­set­zung ge­ne­tisch ver­än­der­ter Pflan­zen un­ter­such­te, ein­deu­ti­ge Re­sul­ta­te lie­fer­te. Die gross an­ge­leg­te wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chung in der Schweiz stell­te un­miss­ver­ständ­lich fest, dass keine Hin­wei­se auf Ge­fah­ren für Um­welt und Ge­sund­heit be­ste­hen. Sie stütz­te damit auch die Er­kennt­nis­se zahl­rei­cher in­ter­na­tio­na­ler For­schungs­pro­gram­me. 

Die mit­tels er­neu­ter Ver­län­ge­rung des Mo­ra­to­ri­ums ge­schaf­fe­ne Zeit will der Bun­des­rat dazu nut­zen, eine de­fi­ni­ti­ve Re­ge­lung über die Ver­wen­dung von GVO in der Land­wirt­schaft zu er­ar­bei­ten. Er schlägt di­ver­se ge­setz­ge­be­ri­sche Än­de­run­gen vor, die nach dem Aus­lau­fen des Mo­ra­to­ri­ums die Ko­exis­tenz von kon­ven­tio­nel­len und GVO-Kul­tu­ren ge­währ­leis­ten sol­len. 


Wert­vol­le Chan­cen nicht ver­ge­ben

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die an­ge­streb­te Klä­rung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen. End­lo­se Ver­län­ge­run­gen des GVO-Mo­ra­to­ri­ums sind nicht nur sach­lich un­be­grün­det und recht­lich pro­ble­ma­tisch, son­dern kom­men auch einem ge­ne­rel­len Gen­tech-Ver­bot gleich, ob­wohl der Schwei­zer Sou­ve­rän ein sol­ches 1998 wuch­tig ab­ge­lehnt hat. Auch die­sem Ver­dikt ist bei der Re­ge­lung im Um­gang mit GVO-Kul­tu­ren aus­rei­chend Rech­nung zu tra­gen.


Die Wirt­schaft wird sich nun kri­tisch mit den Vor­schlä­gen des Bun­des aus­ein­an­der­set­zen und diese ins­be­son­de­re auch an der bun­des­rät­li­chen Aus­sa­ge mes­sen, mit den neuen Re­ge­lun­gen eben­falls die wirt­schaft­li­che Be­deu­tung der Ko­exis­tenz von kon­ven­tio­nel­len und GVO-Kul­tu­ren zu be­rück­sich­ti­gen. Zen­tral ist, dass der For­schungs- und Wirt­schafts­stand­ort Schweiz nicht wert­vol­le Chan­cen ver­gibt. Un­ge­recht­fer­tig­te Ver­bo­te und Hin­der­nis­se set­zen nicht nur fal­sche Zei­chen, son­dern ver­un­mög­li­chen auch eine nach­hal­ti­ge Wei­ter­ent­wick­lung von nut­zen­brin­gen­den Tech­no­lo­gi­en. In die­sem Fall lei­det nicht nur der Stand­ort Schweiz, son­dern es wird auch einer zu­ver­läs­si­gen Ver­sor­gung der ste­tig wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung die Un­ter­stüt­zung ver­sagt.