Forscherin

Gen­tech-Mo­ra­to­ri­um: Bun­des­rat schiesst über das Ziel hin­aus

Das Wich­tigs­te in Kürze:

  • Un­nö­ti­ge Ver­län­ge­rung: Statt 2 wei­te­ren Jah­ren soll das Gen­tech­nik-Mo­ra­to­ri­um bis 2030 an­dau­ern.
  • Fort­schritt ge­bremst: Neue Züch­tungs­ver­fah­ren (NZV) wer­den ver­zö­gert.
  • Ne­ga­ti­ve Fol­gen für die Wirt­schaft: In­no­va­ti­on wird blo­ckiert, ob­wohl NZV gros­se Vor­tei­le bie­ten.

Tech­no­lo­gie­ver­bo­te sind nie eine gute Idee. Dies gilt ins­be­son­de­re in einem Land wie der Schweiz, wo In­no­va­ti­on ein zen­tra­ler Pfei­ler des wirt­schaft­li­chen Er­folgs ist. Sol­che Ver­bo­te sind Aus­druck eines über­trie­be­nen Vor­sor­ge­prin­zips: Eine Tech­no­lo­gie oder ein Pro­dukt wird auch dann ver­bo­ten, wenn kein ein­deu­ti­ger wis­sen­schaft­li­cher Be­weis für die Schäd­lich­keit vor­liegt. Mit sol­chen Ver­bo­ten wird In­no­va­ti­on mas­siv be­hin­dert. Jede An­wen­dung der Tech­no­lo­gie wird im Keim er­stickt, auch sol­che, bei denen der Nut­zen die Kos­ten ein­schliess­lich der Ri­si­ken deut­lich über­stei­gen würde.

Ein klas­si­sches Bei­spiel für ein sol­ches Tech­no­lo­gie­ver­bot ist das Gen­tech­nik-Mo­ra­to­ri­um, das in der Schweiz seit 2006 in Kraft ist. Es wurde seit­her mehr­mals ver­län­gert. Die Dis­kus­si­on um das Ver­bot ist ideo­lo­gisch do­mi­niert, wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se spie­len hin­ge­gen kaum eine Rolle.

Der Bun­des­rat hat einen kla­ren Auf­trag bei den Neuen Züch­tungs­ver­fah­ren

Das Gen­tech­nik-Mo­ra­to­ri­um wurde 2021 letzt­mals ver­län­gert. Gleich­zei­tig hat das Par­la­ment den Bun­des­rat be­auf­tragt, eine ri­si­ko­ba­sier­te Re­ge­lung für die Zu­las­sung von Pflan­zen aus neuen Züch­tungs­ver­fah­ren (NZV) aus­zu­ar­bei­ten. Im Ge­gen­satz zur her­kömm­li­chen Gen­tech­nik wird bei den NZV kein art­frem­des Erb­gut ein­ge­bracht. Das Erb­gut einer Pflan­ze wird le­dig­lich ver­än­dert, um bei­spiels­wei­se die An­fäl­lig­keit ge­gen­über be­stimm­ten Schäd­lin­gen zu ver­rin­gern. Damit bie­ten NZV ein gros­ses Po­ten­zi­al, re­sis­ten­te­re Sor­ten zu züch­ten und den not­wen­di­gen Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln zu re­du­zie­ren. Ob­wohl sich die NZV we­sent­lich von der klas­si­schen Gen­tech­nik un­ter­schei­den und der po­ten­zi­el­le Nut­zen der Tech­no­lo­gie gross ist, un­ter­lie­gen diese Ver­fah­ren in der Schweiz zur­zeit dem Gen­tech­nik-Mo­ra­to­ri­um.

Die ge­for­der­te Re­gu­lie­rung für NZV ver­zö­gert sich

Der Bun­des­rat ist dem kla­ren Auf­trag des Par­la­ments bis­her nicht nach­ge­kom­men. Er hat ge­gen­über der zu­stän­di­gen Kom­mis­si­on (WBK-N) zu­min­dest in Aus­sicht ge­stellt, den Auf­trag in einem neuen Ge­setz um­zu­set­zen. Eine ent­spre­chen­de Bot­schaft zur Re­ge­lung der NZV will er dem Par­la­ment im Jahr 2026 vor­le­gen. Auf­grund die­ser Ver­zö­ge­rung hat die Kom­mis­si­on vor­ge­schla­gen, das Ende 2025 aus­lau­fen­de Gen­tech-Mo­ra­to­ri­um um zwei Jahre zu ver­län­gern. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass in Bezug auf die NZV eine Ge­set­zes­lü­cke ent­steht. Dass die Gen­tech­nik in der Schweiz wei­ter­hin ver­bo­ten bleibt, ist ein schlech­tes Zei­chen für den In­no­va­ti­ons­stand­ort Schweiz. Noch schlim­mer ist es, dass der Bun­des­rat die Re­ge­lung der NZV nun wei­ter ver­schleppt.

Der Bun­des­rat muss nun vor­wärts ma­chen

Der ak­tu­el­le Tief­punkt in die­ser Ge­schich­te ist, dass der Bun­des­rat nun vor­schlägt, das Mo­ra­to­ri­um um wei­te­re 5 Jahre bis Ende 2030 zu ver­län­gern. Damit geht er deut­lich über die von der Kom­mis­si­on be­an­trag­ten 2 Jahre hin­aus. Er be­grün­det dies mit dem Ri­si­ko, dass das neue Ge­setz für die NZV nicht bis Ende 2027 be­ra­ten und ver­ab­schie­det wer­den könne. eco­no­mie­su­is­se er­war­tet, dass der Bun­des­rat sei­nen Auf­trag wahr­nimmt und bei den NZV vor­wärts macht. Eine Ver­län­ge­rung des Mo­ra­to­ri­ums über den Vor­schlag der WKB-N hin­aus wird von der Wirt­schaft ab­ge­lehnt.