Garçon en train d'apprendre

Di­gi­ta­li­sie­rung: Diese sie­ben Dinge braucht die Schu­le der Zu­kunft

Die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on ver­langt einen bil­dungs­po­li­ti­schen Wan­del – und stellt künf­ti­ge Ar­beits­kräf­te vor neue Her­aus­for­de­run­gen. Wir lie­fern sie­ben Lö­sungs­an­sät­ze, wie das Schwei­zer Schul­sys­tem den di­gi­ta­len Wan­del schafft.

Di­gi­ta­le Bil­dungs­po­li­tik: Worum geht es ei­gent­lich?

65 Pro­zent der jet­zi­gen Pri­mar­schü­le­rin­nen und Pri­mar­schü­ler wer­den spä­ter einen Job aus­üben, den es heute noch nicht gibt. Es be­steht daher drin­gen­der Hand­lungs­be­darf im Klas­sen­zim­mer. Das Bil­dungs­sys­tem muss rasch an­ge­passt wer­den. eco­no­mie­su­is­se hat sie­ben bil­dungs­po­li­ti­sche For­de­run­gen zu­sam­men­ge­stellt, damit un­se­re Kin­der fit für die Zu­kunft sein wer­den.

Wo liegt das Pro­blem? 

Damit die Schweiz in Sa­chen Nach­wuchs auf der Ge­win­ner­sei­te der Di­gi­ta­li­sie­rung steht, muss auch das Bil­dungs­sys­tem noch­mals über die Bü­cher. Be­rufs­pro­fi­le än­dern sich stän­dig, spe­zi­fi­sches Fach­wis­sen ver­al­tet rasch. In Zu­kunft wer­den re­pe­ti­ti­ve und phy­si­sche Tä­tig­kei­ten ab­neh­men, ko­gni­ti­ve und so­zia­le Kom­pe­ten­zen hin­ge­gen wer­den wich­ti­ger.

Muss jeder ein «Te­chie» wer­den?

Nicht jedes Kind muss zum IT-Crack aus­ge­bil­det wer­den. IT-Wis­sen als Grund­kom­pe­tenz wird aber wohl in den meis­ten Bran­chen vor­aus­ge­setzt wer­den. Es reicht nicht, der Schu­le ein­fach mehr In­for­ma­tik zu ver­ord­nen. Die Mi­schung macht es aus. Im Grund­satz geht es vor allem darum, bei den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Neu­gier zu we­cken und sie einen po­si­ti­ven Um­gang mit Ver­än­de­run­gen zu leh­ren. Zu die­sem Zweck braucht es eine gute Mi­schung aus in­di­vi­dua­li­sier­tem Un­ter­richt und dem Un­ter­richt in der Klas­se zum Er­ler­nen der immer wich­ti­ge­ren So­zi­al­kom­pe­ten­zen.

Wel­che Fä­hig­kei­ten ver­langt der Ar­beits­markt der Zu­kunft?

Grund­sätz­lich stei­gen die An­for­de­run­gen an Ar­beits­kräf­te – An­pas­sungs­fä­hig­keit und Lern­wil­le sind ge­fragt. Die Di­gi­ta­li­sie­rung ist hier­bei keine Be­dro­hung von Ar­beits­plät­zen, son­dern eine Chan­ce. Doch nicht das Be­die­nen von Ma­schi­nen wird wich­ti­ger, son­dern der Um­gang mit Men­schen. Wer im Ar­beits­markt der Zu­kunft Er­folg haben will, muss künf­tig die fol­gen­den vier Fä­hig­kei­ten mit­brin­gen:

1. Viel­sei­ti­ge Kom­pe­tenz ist ge­fragt

Junge Genie Helm
Wir müs­sen nicht alle zu IT-Ge­nies und Su­per­brains aus­bil­den – aber Viel­sei­tig­keit und viel So­zi­al­kom­pe­tenz ent­schei­den.

Eine Kon­zen­tra­ti­on auf gute Fach­kom­pe­ten­zen wird nicht aus­rei­chen. Eine Ar­beits­kraft muss ver­schie­de­ne Kom­pe­ten­zen haben (Fach-, Hand­lungs-, Selbst- und so­zia­le Kom­pe­ten­zen). Oder an­ders aus­ge­drückt: Selbst­dis­zi­plin, Durch­hal­te­wil­len, Mo­ti­va­ti­on, Team­fä­hig­keit, kri­ti­sches Den­ken, Ur­teils­ver­mö­gen oder Krea­ti­vi­tät sind ge­nau­so wich­tig.

2. MINT-Fä­cher müs­sen ge­för­dert wer­den

MINT fächer
MINT-Fä­cher (Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­sen­schaft, Tech­nik) wer­den wich­ti­ger.

Kom­ple­xe Pro­ble­me zu lösen ist auch in Zu­kunft die ge­frag­tes­te Kom­pe­tenz. Ins­be­son­de­re Ma­the­ma­tik, Logik und Abs­trak­ti­ons­fä­hig­keit sind für eine stei­gen­de An­zahl Jobs zwin­gend. Des­halb braucht es in den MINT-Fä­chern (Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­sen­schaft und Tech­nik) mehr Ab­schlüs­se. 

3. So­zi­al­kom­pe­tenz als Vor­teil ge­gen­über Ro­bo­tern

Kinder gemeinsam lernen
Der Um­gang mit an­de­ren ist nach wie vor be­deu­ten­der als das Be­die­nen von Ma­schi­nen.

Die Be­deu­tung der «Soft Skills» wird zu­neh­men, da kein Ro­bo­ter dies er­set­zen kann. Ma­schi­nen über­neh­men für uns quasi die läs­ti­ge Ar­beit – re­pe­ti­ti­ve und phy­sisch an­stren­gen­de Auf­ga­ben bei­spiels­wei­se.

4. Be­ruf­li­che Mo­bi­li­tät und Fle­xi­bi­li­tät

Zielstrebiger Junge
Ziel­stre­big­keit und Durch­hal­te­ver­mö­gen braucht es künf­tig, um die Kar­rie­re­lei­ter zu er­klim­men.

Eines ist si­cher, alles än­dert sich. Die Ar­beits­kräf­te der Zu­kunft über­zeu­gen mit Durch­hal­te­wil­len und Be­reit­schaft zum le­bens­lan­gen Ler­nen. Diese Neu­gier­de muss im Un­ter­richt ge­weckt und von der Lehr­kraft vor­ge­lebt wer­den. Dem­entspre­chend braucht es auch in der Aus­bil­dung von Leh­rin­nen und Leh­rern eine di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on.

Un­se­re sie­ben bil­dungs­po­li­ti­schen For­de­run­gen

Damit unser Nach­wuchs den ge­stie­ge­nen An­for­de­run­gen ge­wach­sen ist, muss das Klas­sen­zim­mer di­gi­ta­ler wer­den. Doch wel­che bil­dungs­po­li­ti­schen An­pas­sun­gen braucht es kon­kret, damit die Schweiz wei­ter­hin star­ke Fach­kräf­te her­vor­bringt? Wir sind der Frage nach­ge­gan­gen und haben sie­ben bil­dungs­po­li­ti­sche Mass­nah­men er­ar­bei­tet:

1. Kon­zen­tra­ti­on auf die wich­ti­gen Grund­la­gen

vor allem Schul­spra­che und Ma­the­ma­tik. In die­sen Fä­chern soll­te der Un­ter­richt in­di­vi­dua­li­siert mit Soft­ware­un­ter­stüt­zung er­fol­gen.

 

2. Com­pu­ta­tio­nal Thin­king

Schü­le­rin­nen und Schü­ler ler­nen, einen be­stimm­ten Sach­ver­halt in einem Mo­dell ab­stra­hiert dar­zu­stel­len, um ihn da­nach mit­hil­fe von Al­go­rith­men und Daten ab­zu­bil­den («com­pu­ta­tio­nal thin­king»). Diese Fä­hig­keit ist ent­schei­dend, um die Funk­ti­ons­wei­se von Com­pu­tern und di­gi­ta­li­sier­ten Pro­zes­sen zu ver­ste­hen.

 

3. In­for­ma­tik im All­tag 

Schwim­men ler­nen muss man im Was­ser. All­tags­an­wen­dun­gen, vor allem der Um­gang mit der Of­fice-Soft­ware, sind nicht zu un­ter­rich­ten. In­for­ma­tik ist als Quer­schnitts­kom­pe­tenz zu be­trach­ten, die in ver­schie­de­nen Fä­chern er­lernt und ein­ge­setzt wird.

 

4. Ei­gen­stän­di­ge Fort­schrit­te

der Schü­le­rin­nen und Schü­ler un­ter­stüt­zen. Lehr­kräf­te müs­sen und kön­nen nicht län­ger über­all bes­se­re Kennt­nis­se haben als die Ler­nen­den. Der zweck­mäs­si­ge Um­gang mit der Di­gi­ta­li­sie­rung im Un­ter­richt er­for­dert von den Leh­re­rin­nen und Leh­rern also ein Um­den­ken.

 

5. Ex­ter­ne Ex­per­ti­se

Damit der Ein­zug der In­for­ma­tik in den Un­ter­richt nicht zu viel Zeit be­nö­tigt, kön­nen Ko­ope­ra­tio­nen zwi­schen pri­va­ten Un­ter­neh­men und den Schu­len zweck­mäs­sig sein. Heisst: Die Schul­zim­mer öff­nen! Eine Lehr­kraft muss nicht al­lei­ne alle Ziele des Lehr­plans ab­de­cken.

 

6. Ent­spre­chen­de Kom­pe­ten­zen an der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le ver­mit­teln

Dies be­trifft nicht nur die Lehr­kräf­te in Aus­bil­dung. Auch die be­reits ak­ti­ven Lehr­kräf­te müs­sen für die Di­gi­ta­li­sie­rung fit ge­macht wer­den.

 

7. «Soft Skills» nicht ver­ges­sen!

Damit die Jun­gen ein selbst­be­stimm­tes Leben ge­stal­ten kön­nen, braucht es ein hohes Mass an Hand­lungs-, Selbst- und So­zi­al­kom­pe­tenz. Zudem ist der Mensch auf der so­zia­len Ebene und in kon­text­ab­hän­gi­gen Fra­ge­stel­lun­gen den Com­pu­tern über­le­gen.

 

Ist dies das Ende des ana­lo­gen Klas­sen­zim­mers?

In der Schu­le hat die Di­gi­ta­li­sie­rung also Aus­wir­kun­gen auf die Di­dak­tik und die Lern­in­hal­te, aber auch auf die Päd­ago­gik. Di­gi­ta­le Hilfs­mit­tel wer­den sich durch­set­zen, aber die Klas­sen­zim­mer wer­den des­we­gen nicht ob­so­let. Lang­fris­ti­ger Lern­er­folg ist stark ab­hän­gig von so­zia­ler In­ter­ak­ti­on. Im Grund­satz geht es vor allem darum, bei den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Neu­gier zu we­cken und sie einen po­si­ti­ven Um­gang mit Ver­än­de­run­gen zu leh­ren. Zu die­sem Zweck braucht es eine gute Mi­schung aus in­di­vi­dua­li­sier­tem Un­ter­richt und dem Un­ter­richt in der Klas­se zum Er­ler­nen der immer wich­ti­ge­ren So­zi­al­kom­pe­ten­zen.

Roboter Lehrer an Tafel
Das ana­lo­ge Klas­sen­zim­mer und Lehr­per­so­nen wer­den des­we­gen nicht über­flüs­sig.

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