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Be­richt der Ex­per­ten­grup­pe «Ban­ken­sta­bi­li­tät» als wich­ti­ge Basis

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass mit dem Be­richt der Ex­per­ten­grup­pe eine Grund­la­ge für die Dis­kus­si­on zu den wei­te­ren Schrit­ten vor­liegt. Es bleibt aber Kon­kre­ti­sie­rungs­be­darf.

Seit letz­tem Herbst be­fand sich die Credit Su­is­se in einer Ver­trau­ens­kri­se. Die Kun­din­nen und Kun­den zogen Gel­der ab und der Ak­ti­en­kurs brach ein. Der Bun­des­rat, die SNB und die FINMA muss­ten des­halb Mitte März in­ter­ve­nie­ren, um Schä­den für die Wirt­schaft und die Ge­sell­schaft ab­zu­wen­den. Die Fol­gen sind uns be­kannt: die UBS hat die Credit Su­is­se über­nom­men und wird sie in­te­grie­ren.

Das Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­de­par­te­ment (EFD) hatte im Nach­gang zur In­ter­ven­ti­on des Bun­des eine Ex­per­ten­grup­pe «Ban­ken­sta­bi­li­tät» ein­ge­setzt. Diese hatte den Auf­trag, sich mit stra­te­gi­schen Über­le­gun­gen zur Rolle der Ban­ken und der staat­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen be­züg­lich Sta­bi­li­tät des Fi­nanz­plat­zes Schweiz aus­ein­an­der­set­zen. Seit heute liegt das Er­geb­nis ihrer Ar­bei­ten vor. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass mit dem Be­richt eine wich­ti­ge Grund­la­ge für die Dis­kus­si­on zu wei­te­ren Schrit­ten prä­sen­tiert wurde. Die im Be­richt vor­ge­schla­ge­nen Mass­nah­men gilt es nun im wei­te­ren Pro­zess de­tail­liert zu ana­ly­sie­ren, damit die Too big to fail-Re­gu­lie­rung ge­zielt op­ti­miert wer­den kann. eco­no­mie­su­is­se warnt dabei vor vor­ei­li­gen Schlüs­sen und vor allem vor über­schies­sen­den Ein­grif­fen zu Las­ten des ge­sam­ten Fi­nanz­plat­zes.

Be­mer­kens­wert sind ins­be­son­de­re die fol­gen­den Punk­te im Be­richt:

  1. Die Credit Su­is­se ist an einer Ver­trau­ens­kri­se und nicht etwa wegen fal­scher oder un­zu­läng­li­cher Re­gu­lie­rung ge­schei­tert. Der Abzug von Geld und der durch die di­gi­ta­len Mög­lich­kei­ten mas­siv be­schleu­nig­te Ban­ken­run, waren die un­mit­tel­ba­re Ur­sa­che für die Tur­bu­len­zen, wel­che letzt­end­lich zum Ende der Credit Su­is­se ge­führt haben. Die Too big to fail-Re­gu­lie­rung mit ver­schärf­ten Ei­gen­mit­tel- und Li­qui­däts­er­for­der­nis­sen hatte sich grund­sätz­lich als nütz­lich er­wie­sen. Warum der vor­be­rei­te­te Ab­wick­lungs­plan aber nicht um­ge­setzt wor­den ist, ist un­klar. Das Ex­per­ten­gre­mi­um bringt klar zum Aus­druck: «keine Re­gu­lie­rung kann eine Krise mit Si­cher­heit aus­schlies­sen».
     
  2. Ent­schei­dend ist vor die­sem Hin­ter­grund aus Sicht der Ex­per­ten­grup­pe vor allem eine Ver­bes­se­rung des Kri­sen­ma­nage­ments beim Bund: Die be­hörd­li­che Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­markt­auf­sicht (FINMA), der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB) und dem EFD muss auf eine so­li­de Grund­la­ge ge­stellt wer­den, um die Glaub­wür­dig­keit der Schwei­zer Be­hör­den im Kri­sen­fall zu stär­ken. Die Ex­per­ten­grup­pe emp­fiehlt dabei unter an­de­rem, die FINMA be­tref­fend die Ban­ken­auf­sicht auch per­so­nell zu stär­ken, zu­sam­men mit der Prü­fung, ob es für die Auf­sicht über die sys­tem­re­le­van­ten Ban­ken neue Kom­pe­ten­zen braucht.
     
  3. Die Li­qui­di­täts­ver­sor­gung soll aus­ge­baut wer­den. Es wird eine Er­wei­te­rung von Si­cher­hei­ten emp­foh­len, wel­che die SNB im Rah­men ihrer aus­ser­or­dent­li­chen Li­qui­di­täts­hil­fe («Emer­gen­cy Li­qui­di­ty As­sis­tan­ce», ELA) ak­zep­tiert. Eben­falls soll Fehl­an­rei­zen bei einer In­an­spruch­nah­me von ELA ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den. Zu­sätz­lich ent­hält der Be­richt die Emp­feh­lung, eine staat­li­che Aus­fall­ga­ran­tie («Pu­blic Li­qui­di­ty Back­stop», PLB) im or­dent­li­chen Recht ein­zu­füh­ren.

Ein star­ker Fi­nanz­platz ist ent­schei­dend für das Er­folgs­mo­dell Schweiz

eco­no­mie­su­is­se ver­tritt die In­ter­es­sen einer viel­fäl­ti­gen, wett­be­werbs­fä­hi­gen Schwei­zer Wirt­schaft. Ein star­ker Fi­nanz­platz, be­ste­hend aus Ban­ken, Ver­si­che­run­gen und Fi­nanz­dienst­leis­tern, un­ter­stützt mass­geb­lich das Er­folgs­mo­dell Schweiz mit sei­ner viel­fäl­ti­gen und wett­be­werbs­fä­hi­gen Wirt­schaft. Die Ret­tungs­ak­ti­on der Credit Su­is­se und die pri­vat­wirt­schaft­li­che Über­nah­me durch die UBS er­folg­ten mit dem Ziel, das Ver­trau­en im Fi­nanz­sys­tem zu stär­ken und eine sta­bi­le Grund­la­ge für das welt­wei­te Fi­nanz­we­sen zu schaf­fen. Dies auch, um den po­ten­zi­ell gra­vie­ren­den Aus­wir­kun­gen auf die Schwei­zer Volks­wirt­schaft ent­ge­gen­zu­wir­ken. Mit der ge­fun­de­nen Lö­sung konn­te die Sta­bi­li­tät des Fi­nanz­plat­zes si­cher­ge­stellt wer­den.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst es, dass die Ex­per­ten­grup­pe die Be­deu­tung eines star­ken Fi­nanz­plat­zes be­tont und punk­tu­el­le An­pas­sun­gen am be­ste­hen­den re­gu­la­to­ri­schen Rah­men als Denk­an­stös­se vor­schlägt. Aus Sicht der Ge­samt­wirt­schaft ist ein an­ge­mes­se­nes und ab­ge­klär­tes Vor­ge­hen grund­le­gend: Eine Schweiz ohne star­ken Fi­nanz­platz be­deu­tet we­ni­ger Wett­be­werbs­fä­hig­keit, keine star­ke Schwei­zer Wäh­rung und stei­gen­de Fi­nan­zie­rungs­kos­ten für alle. eco­no­mie­su­is­se hatte sich daher auch gleich im Nach­gang zur Ret­tungs­ak­ti­on des Bun­des die­sen Früh­ling, für eine aus­führ­li­che Auf­ar­bei­tung als Grund­la­ge für ziel­ge­rich­te­te Lö­sun­gen im In­ter­es­se des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz aus­ge­spro­chen.

Gründ­li­che Auf­ar­bei­tung wei­ter­hin wich­tig

Zu­gleich ist aber auch klar: Die Auf­ar­bei­tung der Er­eig­nis­se muss wei­ter­ge­hen. Es gilt gründ­lich ab­zu­klä­ren, wel­che Ur­sa­chen für den bei­spiel­lo­sen Kol­laps der Credit Su­is­se ver­ant­wort­lich waren. Ent­spre­chend be­grüsst eco­no­mie­su­is­se die Ein­set­zung einer par­la­men­ta­ri­schen Un­ter­su­chungs­kom­mis­si­on und eben­falls, dass nun mit dem Be­richt der Ex­per­ten­grup­pe «Ban­ken­sta­bi­li­tät» eine Un­ter­stüt­zung der Ar­bei­ten der PUK und eine erste Basis für die Dis­kus­si­on zu wei­te­ren Schrit­ten prä­sen­tiert wurde.