Export Container

Bun­des­rat Par­me­lin und die Ex­port­wirt­schaft im Ge­spräch: Im Zei­chen gros­ser Her­aus­for­de­run­gen

Der sechs­te Runde Tisch be­fass­te sich mit den Aus­wir­kun­gen des Ukrai­ne­kriegs und der Lie­fer­eng­päs­se. Am 10. Mai haben hoch­ran­gi­ge Wirt­schafts­ver­tre­ten­de mit Bun­des­rat Par­me­lin über die ak­tu­el­le Ent­wick­lung der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft dis­ku­tiert. Als Folge des An­griffs Russ­lands auf die Ukrai­ne haben sich die Un­si­cher­hei­ten über die wirt­schaft­li­chen Aus­sich­ten stark er­höht.

Die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft hat sich resi­li­ent ge­zeigt und im ers­ten Quar­tal 2022 zum sieb­ten Mal in Folge ein Wachs­tum er­reicht. Gleich­zei­tig haben sich die Aus­sich­ten als Folge des An­griffs­kriegs Russ­lands auf die Ukrai­ne ver­schlech­tert. Das kam am sechs­ten Run­den Tisch mit Bun­des­rat Guy Par­me­lin zum Aus­druck. Ver­tre­ten­de der Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie haben bran­chen­spe­zi­fi­sche Per­spek­ti­ven und An­lie­gen ein­ge­bracht. Dabei wurde be­son­ders deut­lich, dass die Ex­port­dy­na­mik von Lie­fer­eng­päs­sen stark ge­bremst wird. Die Lie­fer­schwie­rig­kei­ten tref­fen die ge­sam­te Wirt­schaft. Dies zeigt eine in­ter­ne Um­fra­ge von eco­no­mie­su­is­se. Die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft er­war­tet eine Zu­nah­me der Lie­fer­schwie­rig­kei­ten und wei­te­re Preis­stei­ge­run­gen. Be­son­ders be­trof­fen davon sind die Nah­rungs­mit­tel-, Tex­til- und MEM-In­dus­trie.

Ver­gli­chen mit der Zeit vor der Pan­de­mie haben sich die Prei­se von Roh­stof­fen und für den Trans­port enorm er­höht. Un­ter­neh­men re­agie­ren nun mit einer Di­ver­si­fi­zie­rung ihrer Be­zugs­quel­len oder der Er­hö­hung der La­ger­be­stän­de. Am Run­den Tisch wurde die Be­deu­tung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit bei der En­er­gie zudem mehr­fach her­vor­ge­ho­ben.

Der Trend zum «Recht des Stär­ke­ren» ver­stärkt sich

Das Re­gel­ba­sier­te Welt­han­dels­sys­tem ist unter gros­sen Druck ge­ra­ten. Seit über 15 Jah­ren hat der Pro­tek­tio­nis­mus schlei­chend zu­ge­nom­men. Gleich­zei­tig konn­ten die Re­geln der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on nicht wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den – und die Rechts­durch­set­zung wurde ge­schwächt. Jüngs­tes Bei­spiel ist die Dis­kus­si­on über den Schutz Geis­ti­gen Ei­gen­tums. Statt dass die Durch­set­zung ge­stärkt wird, lau­fen Dis­kus­si­on über zu­sätz­li­che Aus­nah­men. Auf­grund des Ukrai­ne­kriegs droht zudem eine Auf­spal­tung der Welt­wirt­schaft in Blö­cke. An­stel­le des heu­ti­gen mul­ti­la­te­ra­len Sys­tems mit Rechts­si­cher­heit wür­den re­gio­na­le He­mi­sphä­ren do­mi­nan­ter Staa­ten mit dem «Recht des Stär­ke­ren» ent­ste­hen. Eine Zu­nah­me der Han­dels­kon­flik­te wäre zu er­war­ten. Eine sol­che Ent­wick­lung stellt eine gros­se Her­aus­for­de­rung für die Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik dar.

Keine An­zei­chen für eine Lö­sung mit der EU bei den tech­ni­schen Han­dels­hemm­nis­sen

Die blo­ckier­te Eu­ro­pa­po­li­tik wurde von den Teil­neh­men­den di­rekt an­ge­spro­chen. Die Bun­des­ver­wal­tung hat über den Stand der Dinge kurz ori­en­tiert: Die EU-Kom­mis­si­on ver­wei­gert wei­ter­hin die An­wen­dung des Ab­kom­mens über tech­ni­sche Han­dels­hemm­nis­se. Neben der Med­tech-In­dus­trie wer­den in den kom­men­den drei Jah­ren wei­te­re Pro­duk­te­ka­te­go­ri­en be­trof­fen sein. Dies würde die Ent­wick­lung der bi­la­te­ra­len Wirt­schafts­be­zie­hun­gen brem­sen.

Wei­ter­ent­wick­lung statt Er­schwe­rung der Rah­men­be­din­gun­gen für die Ex­port­wirt­schaft

Die glo­ba­len Gü­ter­strö­me wer­den sich ver­än­dern. So sind die USA zum ers­ten Mal zur wich­tigs­ten Ex­port­des­ti­na­ti­on der Schweiz auf­ge­stie­gen. Das Po­ten­zi­al ist sehr gross. Auch die Mer­co­sur-Staa­ten wur­den als Zu­kunfts­märk­te ge­nannt. Ent­spre­chend wird es sehr wich­tig sein, dass der Markt­zu­gang zu sol­chen wach­sen­den Märk­ten mit Frei­han­dels­ab­kom­men ge­si­chert und ver­bes­sert wer­den kann.

Wei­te­re In­stru­men­te sind die Mass­nah­men der Ex­port­för­de­rung, deren stra­te­gi­sche Aus­rich­tung für die Jahre 2024 – 2027 kurz prä­sen­tiert wur­den. Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Pro­duk­ti­vi­tät der Bin­nen­wirt­schaft wur­den eben­so be­tont. Was hin­ge­gen ab­ge­lehnt wurde, ist der Trend zur Po­li­ti­sie­rung der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik. Vor­stös­se, wel­che po­li­ti­sche Vor­be­din­gun­gen zur Auf­nah­me von Ver­hand­lun­gen über Wirt­schafts­ab­kom­men oder eine iso­lier­te Sank­ti­ons­po­li­tik der Schweiz ver­lan­gen, wer­den kei­nen Bei­trag zur Be­wäl­ti­gung der an­ste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schaft leis­ten – im Ge­gen­teil.