Besuch des tschechischen Staatspräsidenten: Ein wichtiger Handelspartner
Das Wichtigste in Kürze:
- Die ausgezeichneten Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und der Schweiz gehen über die Teilnahme am gemeinsamen Binnenmarkt hinaus.
- Gerade im Pharma- und Biotech-Bereich besteht grosses Potenzial für eine engere Zusammenarbeit der Unternehmen
Dass der tschechische Präsident Petr Pavel am 5. November 2024 zu einem zweitägigen Besuch in die Schweiz kommt, ist kein Zufall. Beide Länder verbindet Vieles: Tschechien und die Schweiz gehören mit 10,6 respektive 9 Millionen Einwohnern zu den mittelgrossen Ländern Europas. Sowohl in der Tschechischen Republik als auch in der Schweiz spielt die Industrie mit über 25% BIP-Anteil eine wichtige Rolle. Beide Länder sind wirtschaftlich eng mit ihrem grossen Nachbarn Deutschland verbunden. Insofern gehören beide Länder zum industriellen Rückgrat Europas. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass sich der Handel mit Tschechien – abgesehen von den beiden Corona-Jahren, nur in eine Richtung bewegt: nach oben. Tschechien hat bereits 2002 Polen als unseren bedeutendsten Handelspartner in Zentraleuropa abgelöst und wurde knapp hinter Polen der zweitwichtigste Absatzmarkt für Schweizer Produkte in Zentraleuropa. Heute liegt das Handelsvolumen zwischen unseren beiden Ländern bei über 4 Milliarden Schweizer Franken.
Beidseitiges Interesse an verstärkter Zusammenarbeit im Pharma- und Biotech-Bereich
Dass der tschechische Präsident mit einer Wirtschaftsdelegation bestehend aus Unternehmen der Pharma- und Biotech-Branche in die Schweiz kommt, ist ebenfalls kein Zufall. Die Pharma- und Biotechbranche der Schweiz gehört zu den innovativsten Europas und bietet sich als Partner der tschechischen Industrie geradezu an. So gab SOTIO, ein Biotechnologieunternehmen im Besitz der tschechischen PPF-Gruppe, im Januar 2020 die Eröffnung von Büros der SOTIO Biotech AG im Technologiepark Basel bekannt, um die Entwicklung seiner in der Pipeline befindlichen Produkte für Immunonkologie zu beschleunigen. Das Interesse an einer engeren Zusammenarbeit ist auf beiden Seiten gross. Dies zeigte sich anhand des Wirtschaftsforums für Pharma und Biotechnologie an der ETH Zürich am 5. November, an welchem neben dem tschechischen Präsidenten Pavel und der Schweizer Bundespräsidentin Amherd über 90 Personen teilnahmen. Christoph Mäder, Präsident von economiesuisse, betonte am Wirtschaftsforum bezüglich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit aber auch, dass die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Ländern noch weiter vertieft werden können.
Schweizer Unternehmen investieren in Tschechien und umgekehrt
Neben grossen Schweizer Unternehmen wie ABB, Alpiq, Ammann, Bühler, Laufen, Nestlé, Novartis, Rieter, Schindler und Vetropack haben sich in den letzten Jahren auch zahlreiche KMU, vor allem aus dem Maschinenbau, in der Tschechischen Republik niedergelassen. Insgesamt sind heute rund 140 Schweizer Unternehmen in der Tschechischen Republik tätig, von denen etwa zwei Drittel einen Produktionsstandort und die übrigen eine Vertretung haben. Ausserdem entdecken Schweizer Unternehmen die Tschechische Republik zunehmend als Standort für Forschung und Entwicklung (F&E). So hat ABB über 45 Millionen Schweizer Franken in Produktions-, Entwicklungs- und Testanlagen in Brno und Trutnov investiert. Rieter verfügt über ein Forschungszentrum, das noch weiter ausgebaut wird. Umgekehrt haben im letzten Jahrzehnt die Investitionen von tschechischen Unternehmen in der Schweiz zugenommen. So übernahm beispielsweise 2020 der tschechische Krankenhausbettenhersteller LINET Group das Schweizer Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen Bigla Care AG. Wenn Sie in der Schweiz ein Spitalbett benötigen, wird es höchstwahrscheinlich das tschechische Linet sein. Auch tschechische Technologieunternehmen wie Unicorn haben die Schweiz als interessanten Markt entdeckt.
Quellen: Seco, Botschaft der Tschechischen Republik in Bern
Bild: Nicola Pitaro / ETH Zürich