Bahn­in­fra­struk­tur: Keine Ze­men­tie­rung der Quer­fi­nan­zie­rung

Der Bun­des­rat hat heute die Bot­schaft zur Fi­nan­zie­rung und zum Aus­bau der Bahn­in­fra­struk­tur (FABI) ver­ab­schie­det. eco­no­mie­su­is­se lehnt Steu­er­er­hö­hun­gen und Quer­fi­nan­zie­run­gen ab und for­dert eine stär­ke­re Nut­zer­fi­nan­zie­rung. Neue In­fra­struk­tur­pro­jek­te müs­sen strikt nach Ren­ta­bi­li­täts­kri­te­ri­en be­ur­teilt wer­den.
​Die FABI-Vor­la­ge dient als Ge­gen­ent­wurf zur VCS-In­itia­ti­ve «Für den öf­fent­li­chen Ver­kehr», die wei­te­re Stras­sen­gel­der in die Schie­nen­in­fra­struk­tur um­lei­ten will. eco­no­mie­su­is­se lehnt die In­itia­ti­ve ab. Die FABI-Vor­la­ge schlägt eine neue Fi­nan­zie­rungs­lö­sung für den Schie­nen­ver­kehr vor. Ein neuer Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF) soll Aus­bau, Be­trieb und Un­ter­halt der Schie­nen­in­fra­struk­tur aus einem Ge­fäss fi­nan­zie­ren. Er löst den Fonds für Ei­sen­bahn­gross­pro­jek­te (FinöV) ab.

eco­no­mie­su­is­se hat eine neue Fonds­lö­sung kri­tisch be­ur­teilt und kann einer sol­chen nur unter den strik­ten Be­din­gun­gen zu­stim­men, die der Bun­des­rat in Aus­sicht stellt: keine Ver­schul­dung, Rück­zah­lung und Ver­zin­sung der FinöV-Schul­den und An­wen­dung der Schul­den­brem­se. Die heu­ti­gen Fi­nanz­mit­tel des FinöV sol­len in den neuen Fonds über­tra­gen wer­den. Dies be­trifft die LSVA-Ein­nah­men und das Mehr­wert­steu­er­pro­mil­le, die an­ders als im FinöV neu un­be­fris­tet als Fi­nan­zie­rungs­quel­len die­nen sol­len. eco­no­mie­su­is­se lehnt sol­che un­be­fris­te­ten Lö­sun­gen ab. Fer­ner ist ge­plant, die heu­ti­ge Quer­fi­nan­zie­rung durch die Mi­ne­ral­öl­steu­er (NEAT-Vier­tel) fort­zu­set­zen, je­doch be­fris­tet bis 2030. Wäh­rend eco­no­mie­su­is­se die Be­fris­tung be­grüsst, stel­len sich grund­sätz­li­che Vor­be­hal­te ge­gen­über einer fort­ge­setz­ten Quer­fi­nan­zie­rung von der Stras­se zur Schie­ne.

Nut­zer müs­sen stär­ker an Kos­ten be­tei­ligt wer­den
Die Pau­scha­lie­rung des Fahr­kos­ten­ab­zugs bei der di­rek­ten Bun­des­steu­er, an der der Bun­des­rat fest­hal­ten will, lehnt eco­no­mie­su­is­se auch in der über­ar­bei­te­ten Ver­si­on ab (neu ma­xi­mal 3000 Fran­ken ab­zugs­fä­hi­ge Fahr­kos­ten für Auto- und Bahn­fah­rer). Es han­delt sich um eine Steu­er­er­hö­hung und dar­über hin­aus um eine wei­te­re un­er­wünsch­te steu­er­li­che Zweck­bin­dung. Die vom Bun­des­rat für 2017 an­ge­kün­dig­te Er­hö­hung der Tras­sen­prei­se um 100 Mil­lio­nen Fran­ken fällt für eco­no­mie­su­is­se hin­ge­gen zu nied­rig aus. Die Fi­nan­zie­rung der Bahn­in­fra­struk­tur durch die Nut­zer ist deut­lich stär­ker zu for­cie­ren. So­fern neue Fi­nan­zie­run­gen er­for­der­lich sind, müs­sen diese in ers­ter Linie von den Nut­zern der In­fra­struk­tu­ren ge­leis­tet wer­den. Auch schei­nen Po­ten­zia­le für Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen na­ment­lich durch die Be­trei­ber nach wie vor noch zu wenig aus­ge­nutzt.

Ein ko­hä­ren­ter An­satz für die Schwei­zer Bahn­in­fra­struk­tur, in dem die Fi­nan­zie­rung ein zen­tra­les Ele­ment dar­stellt, ist rich­tig. Eben­so der An­satz, ein­ma­li­ge und lau­fen­de Kos­ten aus einem Ge­fäss zu be­zah­len. Es ist wich­tig, dass die lau­fen­den Kos­ten – not­falls auf Kos­ten von neuen Aus­bau­ten –ge­deckt sind. Neue Pro­jek­te müs­sen zudem streng nach volks- und be­triebs­wirt­schaft­li­chen Ren­ta­bi­li­täts­kri­te­ri­en prio­ri­siert wer­den. Im Zu­sam­men­hang mit dem Stra­te­gi­schen Ent­wick­lungs­pro­gramm Bahn­in­fra­struk­tur (STEP), das eben­falls Teil der Vor­la­ge ist, sind für eco­no­mie­su­is­se in die­sem Be­reich noch Fra­gen offen.