Der Bund zahlt mit …

Wer be­zahlt ei­gent­lich die AHV-Re­form? Vie­len ist klar, dass Ar­beit­neh­mer, Fir­men und Kon­su­men­ten für den teu­ren Ren­ten­aus­bau zur Kasse ge­be­ten wer­den. Was je­doch nicht so of­fen­sicht­lich ist: Auch der Bund zahlt mit – und zwar zünf­tig. Per 2030 be­trägt die fi­nan­zi­el­le Mehr­be­las­tung des Bun­des be­reits 700 Mil­lio­nen Fran­ken. Das wird Fol­gen haben.

Die Re­form der Al­ters­vor­sor­ge, über die wir am 24. Sep­tem­ber ab­stim­men, wird über ver­schie­de­ne Ein­nah­me­quel­len fi­nan­ziert. Stark ins Ge­wicht fällt die Er­hö­hung der Mehr­wert­steu­er, wel­che die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten zu be­rap­pen haben. Durch die Er­hö­hung der Lohn­bei­trä­ge an die AHV leis­ten die Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber eben­falls einen Bei­trag an die Re­form – und zwar di­rekt an den Ren­ten­aus­bau von 70 Fran­ken pro Monat. Zur Kom­pen­sa­ti­on des tie­fe­ren Min­destum­wand­lungs­sat­zes wer­den aus­ser­dem die BVG-Lohn­ab­zü­ge er­höht. 

Dass auf den Bund durch die AHV-Vor­la­ge eben­falls er­heb­li­che Mehr­aus­ga­ben zu­kom­men, wird in der Dis­kus­si­on und Be­ur­tei­lung der Re­form oft weg­ge­las­sen. Dabei sind die fi­nan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen der Re­form auf den Bun­des­haus­halt enorm, wie eco­no­mie­su­is­se im neus­ten dos­sier­po­li­tik auf­zeigt. 

Durch die Ver­flech­tung mit der AHV ist der Bund di­rekt von der Re­form be­trof­fen. Rund ein Fünf­tel der AHV-Aus­ga­ben wer­den schon heute durch den Bund, sprich durch die Steu­er­zah­le­rin­nen und Steu­er­zah­ler, ge­deckt. Mit dem Leis­tungs­aus­bau in der AHV stei­gen die Kos­ten für die Ren­ten und somit auch für den Bund. Aus­ser­dem wer­den dem Bund Mehr­wert­steu­er­ein­nah­men ge­stri­chen, die er bis­her zur Fi­nan­zie­rung sei­nes AHV-Bei­trags zu Ver­fü­gung hatte. 

Be­reits 2018, also nächs­tes Jahr, muss der Bund auf­grund der Be­schlüs­se im Rah­men der Al­ters­vor­sor­ge 2020 rund eine halbe Mil­li­ar­de Fran­ken mehr an die AHV be­zah­len. Mit der Pen­sio­nie­rungs­wel­le der Ba­by­boo­mer stei­gen die Mehr­aus­ga­ben des Bun­des für die AHV ab 2020 mar­kant und kon­ti­nu­ier­lich an. 2030 wird die Bun­des­kas­se mit 700 Mil­lio­nen Fran­ken, 2039 be­reits mit einer Mil­li­ar­de zu­sätz­lich be­las­tet. Das ist Geld, wel­ches an an­de­ren Orten fehlt.

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Der AHV-Aus­bau und die Kom­pen­sa­ti­on des De­mo­gra­fie­pro­zents füh­ren dazu, dass der Bund be­reits 2018 rund eine halbe Mil­li­ar­de Fran­ken zu­sätz­lich in die AHV ein­schies­sen muss.

Weil die ge­bun­de­nen Aus­ga­ben für die AHV jedes Jahr zu­neh­men, be­an­spru­chen diese immer mehr all­ge­mei­ne Bun­des­mit­tel. Ihr An­teil an den Ge­samt­aus­ga­ben des Bun­des nimmt zu. In der Folge ste­hen immer we­ni­ger Mit­tel für die üb­ri­gen, we­ni­ger stark ge­bun­de­nen Auf­ga­ben­ge­bie­te wie Bil­dung und For­schung oder Land­wirt­schaft zur Ver­fü­gung. Die Re­form ver­stärkt somit den be­reits be­kann­ten Ef­fekt, dass ge­bun­de­ne Auf­ga­ben un­ge­bun­de­ne ver­drän­gen. Sie ver­rin­gert also den fi­nanz­po­li­ti­schen Hand­lungs­spiel­raum zu­sätz­lich. 

Und damit sind wir beim Kern des Pro­blems: Auf die ent­schei­den­de Frage, wie die über­durch­schnitt­lich wach­sen­den Kos­ten nach­hal­tig fi­nan­ziert und das noch grös­ser wer­den­de struk­tu­rel­le Pro­blem der Al­ters­vor­sor­ge ge­löst wer­den soll, gibt die Re­form keine Ant­wort. Statt die AHV auf ge­sun­de Beine zu stel­len, wer­den die Aus­ga­ben er­höht. Des­halb sagt die Wirt­schaft am 24. Sep­tem­ber zu­sam­men mit einer brei­ten Al­li­anz Nein. Lesen Sie dazu unser ak­tu­el­les dos­sier­po­li­tik mit den wich­tigs­ten Facts und Fi­gu­res zur Al­ters­vor­sor­ge 2020 und deren fi­nan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen auf den Bun­des­haus­halt.