Irrgarten

Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on bringt Ge­fah­ren für Wirt­schafts­stand­ort

Der Bun­des­rat er­öff­ne­te heute die Ver­nehm­las­sung zur Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts. Be­reits jetzt muss je­doch fest­ge­stellt wer­den, dass der Bun­des­rat in die fal­sche Rich­tung zielt. Statt die At­trak­ti­vi­tät der Schweiz als Wirt­schafts­stand­ort zu stär­ken, sieht er zahl­rei­che Ver­schär­fun­gen am be­ste­hen­den Recht vor. Diese sind weder not­wen­dig noch an­ge­mes­sen.

Bis zur An­nah­me der Min­der-In­itia­ti­ve zeich­ne­te sich das Ak­ti­en­recht in der Schweiz durch hohe Fle­xi­bi­li­tät und staat­li­che Zu­rück­hal­tung aus. Das Grund­prin­zip, dass das Ge­setz le­dig­lich den für das not­wen­di­ge Funk­tio­nie­ren der Un­ter­neh­men er­for­der­li­chen Rah­men re­gelt, be­güns­tig­te das Un­ter­neh­mer­tum und schuf dar­über hin­aus Raum für eine fle­xi­ble und an­ge­mes­se­ne Selbst­re­gu­lie­rung (z.B. im «Swiss Code of Best Prac­tice for Cor­po­ra­te Go­ver­nan­ce»). Die­ses frei­heit­li­che Ak­ti­en­recht bil­det das Rück­grat der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät der Schweiz. Die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät wird je­doch im sich ver­schär­fen­den in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb immer wich­ti­ger.

Ver­schär­fung der Go­ver­nan­ce-Be­stim­mun­gen und Sam­mel­kla­gen
Die meis­ten der neuen Vor­schlä­ge be­wir­ken aber keine At­trak­ti­vi­täts­stei­ge­rung, son­dern ge­ra­de das Ge­gen­teil: Sie schwä­chen den Wirt­schafts­stand­ort. Stren­ge Go­ver­nan­ce-Vor­schrif­ten, d.h. de­tail­lier­te Vor­ga­ben, wie sich die Un­ter­neh­men or­ga­ni­sie­ren müs­sen, sehr weit­ge­hen­de Min­der­hei­ten­rech­te wie Kla­gen auf Kos­ten der Ge­sell­schaft, wel­che die Un­ter­neh­men dem Ri­si­ko von er­pres­se­ri­schen Kla­gen aus­set­zen, schre­cken In­ves­to­ren ab und engen die Un­ter­neh­men ein. Sogar die erst neu ein­ge­führ­ten Be­stim­mun­gen der Min­der-In­itia­ti­ve sol­len be­reits wei­ter ver­schärft wer­den. 

Kein in­ter­na­tio­na­ler Druck
Beim Un­ter­neh­mens­recht ist die Schweiz in der Recht­set­zung frei. Sie muss sich kei­nen aus­län­di­schen Stan­dards an­pas­sen. Darum kann und soll sie be­wusst einen Kon­tra­punkt zu den Re­gu­lie­run­gen im Aus­land set­zen. eco­no­mie­su­is­se wünscht, dass sich der Bun­des­rat auf die Grund­idee des Un­ter­neh­mens­rechts in der Schweiz zu­rück­be­sinnt und An­pas­sun­gen am be­ste­hen­den Sys­tem nur dann vor­schlägt, wenn sie wirk­lich not­wen­dig sind oder sie eine klare Ver­bes­se­rung mit sich brin­gen. Der Trend, sich über­all im Aus­land in­spi­rie­ren zu las­sen, wie und wo man noch wei­ter re­gu­lie­ren könn­te und für jedes me­di­en­wirk­sa­me Er­eig­nis gleich eine über­schies­sen­de Re­ge­lung vor­zu­schla­gen, scha­det un­se­rer Wett­be­werbs­fä­hig­keit und der Rechts­si­cher­heit.

eco­no­mie­su­is­se ist ein­ge­la­den, sich zu den Vor­schlä­gen des Bun­des­rats bis zum 15. März 2015 zu äus­sern. Wir wer­den uns in den nächs­ten Mo­na­ten kri­tisch mit den Vor­schlä­gen aus­ein­an­der­set­zen und un­se­re Stel­lung­nah­me er­ar­bei­ten.