Baldachin und das India Gate in Neu-Delhi

Wirt­schafts­ge­sprä­che mit In­di­en: Fünf Grün­de, warum sie als kon­struk­tiv zu be­wer­ten sind

Kommt nach Jah­ren des Still­stands nun end­lich Be­we­gung in die fest­ge­fah­re­nen Ver­hand­lun­gen rund um ein Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­di­en? Die 17. Sit­zung der Ge­misch­ten Wirt­schafts­kom­mis­si­on Schweiz-In­di­en stand diese Woche ganz im Zei­chen eines Frei­han­dels­ab­kom­mens. Trotz­dem ist die Wie­der­auf­nah­me der Ver­hand­lun­gen wei­ter­hin offen. Auch die Frage des In­ves­ti­ti­ons­schut­zes ist an­zu­ge­hen.

Die 17. Sit­zung der Ge­misch­ten Wirt­schafts­kom­mis­si­on mit In­di­en fand ges­tern unter der Lei­tung von Bot­schaf­ter Erwin Bol­lin­ger, Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (Seco), statt. Die De­le­ga­ti­on aus New Dehli wurde von Joint Se­creta­ry Nidhi Mani Tri­pa­thi vom Han­dels­mi­nis­te­ri­um an­ge­führt. Die Ge­sprä­che kön­nen aus fünf Grün­den als kon­struk­tiv ein­ge­stuft wer­den.

  1. Die in­di­sche Seite be­kräf­tig­te mehr­fach die Be­deu­tung des Schut­zes des Geis­ti­gen Ei­gen­tums. Fra­gen des Pa­tent­rechts, Pro­duk­te­fäl­schun­gen als auch Ver­let­zun­gen des Mar­ken­rechts wur­den auf­ge­nom­men. Bis­her tönte es an­ders.
  2. In In­di­en wer­den die Schwei­zer Un­ter­neh­men als wich­ti­ge Di­rekt­in­ves­to­ren an­er­kannt. Rund 250 Schwei­zer Un­ter­neh­men sind in In­di­en nie­der­ge­las­sen. Auch rund 120 in­di­sche Un­ter­neh­men haben Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in der Schweiz. Somit haben beide Sei­ten ein star­kes In­ter­es­se an einem bi­la­te­ra­len In­ves­ti­ti­ons­schutz­ab­kom­men.
  3. Die in­di­sche Re­gie­rung will den ei­ge­nen Pro­duk­ti­ons­stand­ort stär­ken. «Make in India» heisst das Schlag­wort. Das ver­gleichs­wei­se schwa­che Wirt­schafts­wachs­tum mit ge­gen­wär­tig nur fünf Pro­zent zeigt aber in eine an­de­re Rich­tung. Es ist daher im Ei­gen­in­ter­es­se von In­di­en, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der ei­ge­nen In­dus­trie zu ver­bes­sern. Hier­zu braucht es drin­gend Markt­öff­nun­gen.
  4. In den kom­men­den Jah­ren wird In­di­en 1400 Mil­li­ar­den Dol­lar in die ei­ge­ne In­fra­struk­tur in­ves­tie­ren. Schwei­zer Un­ter­neh­men wur­den an der Sit­zung ein­ge­la­den, hier zu in­ves­tie­ren. Ex­pli­zit ge­nannt wur­den Ei­sen­bah­nen, En­er­gie, Flug­hä­fen oder Stadt­ent­wick­lung.
  5. Der kon­struk­ti­ve Ton liegt auch an der De­le­ga­ti­ons­che­fin auf der in­di­schen Seite selbst, Frau Nidhi Mani Tri­pa­thi. Sie lei­tet nicht nur die Ge­sprä­che über ein Frei­han­dels­ab­kom­men mit der Schweiz, son­dern ist für ganz Eu­ro­pa zu­stän­dig. Somit ge­hört sie in­ner­halb des in­di­schen Han­dels­mi­nis­te­ri­ums zu den zen­tra­len Ent­schei­dungs­trä­gern. Die er­fah­re­ne Un­ter­händ­le­rin zeig­te sich sehr an einer Ver­tie­fung der bi­la­te­ra­len Wirt­schafts­be­zie­hun­gen in­ter­es­siert.

Trotz er­folg­rei­cher Ge­sprä­che blei­ben Her­aus­for­de­run­gen be­ste­hen

Die kon­struk­ti­ve Sit­zung ist somit po­si­tiv zu wer­ten. Ob sich das auch po­si­tiv auf spä­te­re Ver­hand­lun­gen aus­wirkt, bleibt ab­zu­war­ten. Denn es wird nicht ein­fach sein, in den sen­si­blen The­men wie Geis­ti­gem Ei­gen­tum, Zu­gang für in­di­sche IT-Ex­per­ten oder der in­ter­na­tio­na­len Streit­schlich­tung bei Ent­eig­nun­gen von In­ves­to­ren Fort­schrit­te aus­zu­han­deln.