Som­mer­ses­si­on 2020

Die Som­mer­ses­si­on 2020 der eid­ge­nös­si­schen Räte ist am 19. Juni zu Ende ge­gan­gen. Na­tio­nal- und Stän­de­rat haben für die Zu­kunft der Schweiz ent­schei­den­de Vor­la­gen (wie­der) auf­ge­nom­men, nach­dem die aus­ser­or­dent­li­che Ses­si­on aus­schliess­lich drin­gen­den fi­nanz­po­li­ti­schen Mass­nah­men zur Be­kämp­fung der Co­ro­na-Krise ge­wid­met war. Die Bi­lanz aus Sicht der Wirt­schaft fällt ge­mischt, in wich­ti­gen Vor­la­gen aber durch­aus po­si­tiv aus. Er­freu­lich ist bei­spiels­wei­se, dass sich das Par­la­ment nach jah­re­lan­gem Seil­zie­hen in der Kon­zern­ver­ant­wor­tung auf einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ei­ni­gen konn­te, der zu­kunfts­fä­hig und in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt ist. 

Die Ses­si­on im Über­blick

Wäh­rend im All­tag all­mäh­lich wie­der Vie­les mög­lich ist, sind die wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie lei­der noch lange nicht aus­ge­stan­den. Im Ge­gen­teil: Die Ar­beits­lo­sen­quo­te wird in die­sem und wohl auch im nächs­ten Jahr an­stei­gen – auch die An­zahl der Kon­kur­se dürf­te zu­neh­men. Im Vor­feld der Som­mer­ses­si­on hat die Wirt­schaft des­halb ein 8-Punk­te-Pro­gramm pu­bli­ziert, wel­ches einen Weg zu­rück auf die Er­folgs­spur skiz­ziert. Darin for­dern Un­ter­neh­men und Wirt­schafts­ver­bän­de die Po­li­tik dazu auf, in der Wirt­schafts­po­li­tik Zu­rück­hal­tung zu zei­gen und sich auf er­prob­te Er­folgs­fak­to­ren wie schlan­ke Re­gu­lie­run­gen, Wirt­schafts­frei­heit oder eine grif­fi­ge Schul­den­brem­se zu fo­kus­sie­ren. Nach der drei­wö­chi­gen Som­mer­ses­si­on gilt es, Bi­lanz zu zie­hen: Ist das Par­la­ment dem Auf­ruf der Wirt­schaft ge­folgt?

Was die Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve (UVI) be­trifft, hat das Par­la­ment tat­säch­lich eine ziel­ge­rich­te­te Al­ter­na­ti­ve ge­fun­den, die von der Wirt­schaft mit­ge­tra­gen wird. Der vom Stän­de­rat er­ar­bei­te­te in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag schafft die für Un­ter­neh­men ge­wünsch­te Ver­bind­lich­keit, ohne die von der In­itia­ti­ve ge­for­der­te Haf­tung mit Be­weis­last­um­kehr ein­zu­füh­ren. Dar­über hin­aus ba­siert er auf einem Mix von in­ter­na­tio­nal er­prob­ten In­stru­men­ten und ist da­durch nicht nur zu­kunfts­ge­rich­tet, son­dern auch auf die tat­säch­li­chen Her­aus­for­de­run­gen in den welt­wei­ten Märk­ten aus­ge­rich­tet. Die In­itia­ti­ve selbst leh­nen beide Räte klar ab.

Ein Be­kennt­nis zur Wirt­schafts­frei­heit hat der Stän­de­rat auch mit sei­ner Ab­leh­nung des Fi­nan­zie­rungs­ver­bo­tes von Kriegs­ma­te­ri­al­pro­du­zen­ten ab­ge­legt. Die­ses An­sin­nen wäre nicht nur wir­kungs­los ge­blie­ben, son­dern hätte zudem zu er­heb­li­chen Ab­gren­zungs­fra­gen bei den be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men ge­führt. 

Auch die Ge­neh­mi­gung des Ab­kom­mens zwi­schen der Schweiz und UK über die Rech­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger durch den Na­tio­nal­rat ist ein – ge­ra­de in Kri­sen­zei­ten – wich­ti­ges Zei­chen für of­fe­ne Gren­zen und den Zu­gang zu aus­län­di­schen Märk­ten. Durch mehr Rechts­si­cher­heit für Un­ter­neh­men stellt das Ab­kom­men wich­ti­ge Wei­chen zur Fort­füh­rung der engen Be­zie­hun­gen zwi­schen der Schweiz und Gross­bri­tan­ni­en nach dem Brex­it.

Eine Ver­bes­se­rung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen brin­gen zudem die vom Na­tio­nal­rat be­schlos­se­nen Ge­set­zes­än­de­run­gen im Rah­men der Block­chain- und Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT). Es wer­den damit wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen, damit sich die Schweiz in die­sem Be­reich als ein füh­ren­der, in­no­va­ti­ver und nach­hal­ti­ger Stand­ort eta­blie­ren kann. Nicht zu­letzt hat auch die Co­ro­na-Pan­de­mie einen Di­gi­ta­li­sie­rungs­schub aus­ge­löst – diese Chan­ce gilt es durch ra­sche An­pas­sun­gen der ent­spre­chen­den In­fra­struk­tur zu nut­zen. 

Er­freu­lich ist aus­ser­dem – nach vie­len Jah­ren zäher Be­ra­tun­gen – der Ab­schluss der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on. Es wurde darin eine Viel­zahl von Neue­run­gen be­schlos­sen, wel­che in ihrer Ge­samt­heit zu be­grüs­sen sind und die Rechts­si­cher­heit für die Un­ter­neh­men er­hö­hen. Po­si­tiv für die Wirt­schaft ist dabei auch, dass die Be­stim­mun­gen der Min­der-In­itia­ti­ve in we­sent­li­chen Punk­ten un­ver­än­dert von der Ver­ord­nung ins Ge­setz über­führt wer­den konn­ten, und die Un­ter­neh­men damit nicht zu er­neu­ten ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wen­dun­gen ge­zwun­gen wer­den. Gleich­wohl ist nicht alles per­fekt – ins­be­son­de­re mit der Re­ge­lung zu den un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­tern hat der Ge­setz­ge­ber die Vor­la­ge lei­der un­nö­tig be­schwert.

Aus Sicht der Wirt­schaft fällt die Zwi­schen­bi­lanz auf­grund der oben be­schrie­be­nen Re­sul­ta­te po­si­tiv aus, zumal das Par­la­ment in wich­ti­gen Dos­siers Ent­schei­de ge­trof­fen hat, die lang­fris­ti­gen Wohl­stand in der Schweiz er­mög­li­chen. Umso er­staun­li­cher ist es, dass die Räte bei ein­zel­nen Vor­la­gen den ord­nungs­po­li­ti­schen Kom­pass in der Ta­sche ge­las­sen haben und dabei den Aus­bau des Staa­tes vor­an­trei­ben, an­statt die Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Be­völ­ke­rung und der Un­ter­neh­men zu stär­ken:

So bei­spiels­wei­se bei der Be­ra­tung des neuen CO2-Ge­set­zes, wo die Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Un­ter­neh­men einem Re­gu­lie­rungs­ei­fer ge­wi­chen ist. Die von der gros­sen Kam­mer ver­ab­schie­de­te Flug­ti­cket­abga­be ist nicht nur schäd­lich für den Wirt­schafts­stand­ort, sie ist auch kli­ma­po­li­tisch nicht ziel­füh­rend. Auch ein In­land­an­teil von 75 Pro­zent des Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziels wirkt sich in die­ser Höhe ne­ga­tiv auf die Wirt­schafts­leis­tung und die Be­schäf­ti­gungs­la­ge in der Schweiz aus. Aus Sicht der Un­ter­neh­men ist im­mer­hin er­freu­lich, dass sie ge­mäss Be­schluss des Na­tio­nal­rats alle eine Ver­min­de­rungs­ver­pflich­tung ein­ge­hen kön­nen und bei Er­fül­lung die CO2-Ab­ga­be rück­erstat­tet er­hal­ten.

Auch bei der uni­la­te­ra­len Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le zeu­gen die Ar­gu­men­te, wel­che die Mehr­heit des Na­tio­nal­ra­tes gegen die Vor­la­ge vor­brach­te, von Kurz­sich­tig­keit. Der Bund könne sich in der ak­tu­el­len Krise weg­fal­len­de Zoll­ein­nah­men von rund 500 Mil­lio­nen Fran­ken nicht leis­ten. Dabei wird ver­ges­sen, dass die Schweiz die­sen Weg­fall in Kom­bi­na­ti­on ver­schie­de­ner Ef­fek­te mehr als kom­pen­sie­ren könn­te. Denn tie­fe­re Prei­se für Vor­leis­tun­gen wür­den die Pro­duk­ti­ons­kos­ten für Un­ter­neh­men sen­ken und damit so­wohl die Im­por­te als auch – durch eine hö­he­re Wett­be­werbs­fä­hig­keit – die Ex­por­te er­hö­hen. 

Bei der To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes hat der Stän­de­rat zwar er­freu­li­cher­wei­se meh­re­re Dif­fe­ren­zen be­rei­ni­gen kön­nen. Beim Kern der Vor­la­ge, dem Pro­filing, hält die klei­ne Kam­mer al­ler­dings an ihrem Son­der­weg fest und er­öff­net damit le­dig­lich neue Fra­gen für Rechtsand­wen­der. Als Kom­pro­miss­lö­sung taugt dies nicht.

In Vor­aus­sicht auf die Herbst­ses­si­on gilt es, sich wie­der stär­ker auf die Er­folgs­fak­to­ren der Schwei­zer Wirt­schafts­po­li­tik zu be­sin­nen. Dazu ge­hört ins­be­son­de­re auch ein vor­aus­schau­en­der Um­gang mit den durch die Co­ro­na-Fi­nanz­hil­fen an­ge­häuf­ten Schul­den. Die Wirt­schaft spricht sich für einen ver­nünf­ti­gen, aber ver­bind­li­chen Me­cha­nis­mus für den Abbau der Co­ro­na-Schul­den aus. Dafür braucht es nicht nur eine län­ge­re Frist zum Schul­den­ab­bau, es sol­len auch ex­pli­zit Kre­dit­res­te aus dem or­dent­li­chen Bud­get, die SNB-Ge­winn­aus­schüt­tung und die aus­ser­or­dent­li­chen Ein­nah­men für den Schul­den­ab­bau re­ser­viert wer­den.

Die Som­mer­ses­si­on 2020 steht im Zei­chen der Co­ro­na-Krise. An­ders als in der aus­ser­or­dent­li­chen Ses­si­on im Mai ste­hen vom 2. bis zum 19. Juni vor allem or­dent­li­che Ge­schäf­te auf der Trak­tan­den­lis­te der Räte – und nur ver­ein­zelt so­ge­nann­te Co­ro­na-Vor­la­gen. Als Ta­gungs­stät­te dient wie­der­um die Bern­Ex­po.

Für die Wirt­schaft geht es um viel. Die Co­ro­na-Krise hat die Schweiz wie ein Tsu­na­mi über­rollt. Die wirt­schaft­li­chen Fol­gen sind dra­ma­tisch. Dank der Not­mass­nah­men von Bund und Kan­to­nen konn­te die Schweiz die Akut­pha­se der Krise meis­tern. Nun geht es darum, dass unser Land mög­lichst rasch zu alter Stär­ke zu­rück­fin­det. Das kann uns ge­lin­gen, denn die wirt­schaft­li­chen, in­sti­tu­tio­nel­len und ge­sell­schaft­li­chen Struk­tu­ren der Schweiz sind wei­ter­hin in­takt.

eco­no­mie­su­is­se hat im Vor­feld der Ses­si­on das Par­la­ment öf­fent­lich dazu auf­ge­for­dert, in der Wirt­schafts­po­li­tik zu­rück­hal­tend zu blei­ben und sich auf das We­sent­li­che zu kon­zen­trie­ren. Auch hat der Dach­ver­band ein 8-Punk­te-Pro­gramm ent­wi­ckelt, damit die Schweiz län­ger­fris­tig mit be­währ­ten Mit­teln zu­rück auf die Er­folgs­spur fin­det.

Die Schweiz braucht nun mehr denn je In­no­va­ti­on, Ei­gen­ver­ant­wor­tung und un­ter­neh­me­ri­sche Frei­hei­ten. Das Par­la­ment soll­te den ver­läss­li­chen Er­folgs­fak­to­ren der Schwei­zer Wirt­schafts­po­li­tik ver­trau­en und den Un­ter­neh­men den nö­ti­gen Frei­raum über­las­sen, um zu alter Stär­ke zu­rück­zu­fin­den. Auf den dau­er­haf­ten Aus­bau des Staa­tes mit De­tail­re­gu­lie­run­gen und Ein­grif­fen in die Frei­heits­rech­te gilt es zu ver­zich­ten. Die Un­ter­neh­men dür­fen nicht zu­sätz­lich be­las­tet wer­den. Sonst würde die wirt­schaft­li­che Er­ho­lung ver­zö­gert und der Wohl­stand in der Schweiz ge­fähr­det. Nur mit schlan­ken und ef­fi­zi­en­ten Re­gu­lie­run­gen kann die Schweiz in­ter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hig blei­ben.

Was unser Land jetzt drin­gend braucht ist weder ein in­ter­na­tio­na­ler Al­lein­gang in Form des fehl­ge­lei­te­ten na­tio­nal­rät­li­chen Ge­gen­vor­schlags zur Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve, der einem Um­set­zungs­ge­setz mit welt­weit strengs­ten Haf­tungs­re­geln gleich­kommt, noch die In­itia­ti­ve selbst. Ziel­füh­ren­der ist viel­mehr der Kom­pro­miss­vor­schlag des Stän­de­rats, den die Wirt­schaft ak­zep­tie­ren kann. Auch beim Da­ten­schutz­ge­setz braucht es kei­nen Swiss Fi­nish, son­dern in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te und in der Pra­xis ein­fach um­setz­ba­re und für Un­ter­neh­men trag­ba­re Lö­sun­gen. Bei der Re­vi­si­on des CO2-Ge­set­zes kann nur mit einer wirt­schafts­freund­li­chen Um­set­zung ver­hin­dert wer­den, dass dem Werk­platz Schweiz Wett­be­werbs­nach­tei­le dro­hen. Bei der Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts (Ent­wurf 1) gilt es auf jeg­li­che ver­schär­fen­de Be­stim­mun­gen zu ver­zich­ten. Auch ab­ge­lehnt wer­den muss die Volks­in­itia­ti­ve «Für ein Ver­bot der Fi­nan­zie­rung von Kriegs­ma­te­ri­al­pro­du­zen­ten». Durch ein solch un­ko­or­di­nier­tes Vor­pre­schen würde die Schweiz Rechts­un­si­cher­heit schaf­fen und der In­dus­trie scha­den. Das Par­la­ment soll­te die Un­ter­neh­men nun best­mög­lich un­ter­stüt­zen und des­halb um­ge­hend die In­dus­trie­z­öl­le ab­schaf­fen. Auch die Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal ge­hört ab­ge­schafft statt sis­tiert. Rich­tig ist fer­ner, dass das Bun­des­recht an die Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter an­ge­passt wird (nötig z.B. für Block­chains). Auch gilt es der Ra­ti­fi­ka­ti­on bzw. dem Ab­schluss von um­sich­tig und sorg­fäl­tig aus­ge­han­del­ten Frei­han­dels­ab­kom­men nicht un­nö­tig Stei­ne in den Weg zu legen. In die­sem Sinne soll­te das Par­la­ment auch das Ab­kom­men mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich und Nord­ir­land ge­neh­mi­gen, wel­ches für Pri­vat­per­so­nen und Un­ter­neh­men nach dem Brex­it Rechts­si­cher­heit bringt.

Die Hal­tung von eco­no­mie­su­is­se zu die­sen und wei­te­ren aus­ge­wähl­ten Vor­la­gen der Som­mer­ses­si­on lesen Sie nach­ste­hend.

Zum 8-Punk­te-Pro­gramm ge­lan­gen Sie hier:

 

8-Punk­te-Pro­gramm

ZUR NACH­HAL­TIG­KEIT GE­HÖRT DER SCHUL­DEN­AB­BAU

Die Co­ro­na­kri­se hat prä­ze­denz­lo­se Aus­wir­kun­gen für die Ver­schul­dung des Bun­des. Die Grund­la­gen zu schaf­fen, um die Ver­schul­dung wie­der ab­zu­tra­gen, ist Auf­ga­be der Po­li­tik. Die Mit­tel dazu ste­hen zur Ver­fü­gung, auch wenn der Schul­den­ab­bau viele Jahre dau­ern wird. Die Po­li­tik steht in der Ver­ant­wor­tung ge­gen­über der wich­tigs­ten fi­nanz­po­li­ti­schen In­sti­tu­ti­on der Schweiz, der Schul­den­brem­se – und ge­gen­über kom­men­den Ge­ne­ra­tio­nen, die mit neuen Kri­sen kämp­fen wer­den.

Die Co­ro­na­kri­se mag in ver­schie­de­ner Hin­sicht prä­ze­denz­los sein – für die Ver­schul­dung des Bun­des ist sie es ganz be­stimmt. Noch nie hat der Bund in so kur­zer Zeit so hohe Schul­den ge­macht. Die Wirt­schaft hat von An­fang an dafür plä­diert, die Co­ro­na-Aus­ga­ben von be­reits über 30 Mil­li­ar­den Fran­ken ge­son­dert zu be­han­deln, weil sie un­mög­lich im or­dent­li­chen Haus­halt un­ter­zu­brin­gen sind. Aus­ser­or­dent­li­che Aus­ga­ben kann der Bund theo­re­tisch un­be­schränkt tä­ti­gen, die Schul­den­brem­se bie­tet dafür ein Ven­til. Aber auch aus­ser­or­dent­li­che Aus­ga­ben füh­ren zu einer Neu­ver­schul­dung, die ge­mäss den Re­geln der Schul­den­brem­se wie­der ab­ge­tra­gen wer­den muss. Ein zwei­tes Ven­til er­laubt, die nor­ma­le ge­setz­li­che Amor­ti­sa­ti­ons­dau­er von sechs Jah­ren not­falls zu ver­län­gern.

Für die Wirt­schaft steht nicht so sehr die Dauer des Schul­den­ab­baus im Vor­der­grund, son­dern die Ver­bind­lich­keit. Diese kann her­ge­stellt wer­den, indem be­stimm­te Mit­tel für den Schul­den­ab­bau re­ser­viert wer­den: Kre­dit­res­te, Ge­winn­aus­schüt­tun­gen der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB) und aus­ser­or­dent­li­che Ein­nah­men. Kre­dit­res­te flies­sen be­reits heute in den Schul­den­ab­bau; das Par­la­ment kann fest­le­gen, dass sie spe­zi­ell für die Til­gung der aus­ser­or­dent­li­chen Co­ro­na­schul­den ein­ge­setzt wer­den. Auch aus­ser­or­dent­li­che Ein­nah­men, die im letz­ten Jahr zum Bei­spiel aus der Ver­stei­ge­rung der 5G-Li­zen­zen an­fie­len, wer­den heute schon für den Schul­den­ab­bau ge­braucht; auch an die­ser Regel ist fest­zu­hal­ten. Für eben noch ge­wälz­te Ideen, Kre­dit­res­te und Son­der­ein­nah­men für an­de­re Zwe­cke als den Schul­den­ab­bau zu ver­wen­den, be­steht nach Co­ro­na kein Platz mehr.

Der dem Bund zu­ste­hen­de Teil der SNB-Ge­winn­aus­schüt­tun­gen fliesst heute in den all­ge­mei­nen Bun­des­haus­halt. Um die Mit­tel ist jüngst ein Ge­ran­gel ent­stan­den, nach­dem die jähr­li­che Aus­schüt­tung auf bis zu 4 Mil­li­ar­den Fran­ken er­höht wurde (der Bund er­hält ein Drit­tel, das heisst bis zu 1,3 Mil­li­ar­den Fran­ken). Die Mit­tel sind in vol­lem Um­fang für den Schul­den­ab­bau ein­zu­set­zen. Auf ab­seh­ba­re Zeit ist dies die sinn­volls­te Ver­wen­dung dafür.

Die schwan­ken­den SNB-Ge­win­ne stel­len keine sta­bi­le Quel­le für die Fi­nan­zie­rung von Aus­ga­ben des Bun­des dar. Die Ge­winn­aus­schüt­tun­gen be­tru­gen lange le­dig­lich eine Mil­li­ar­de Fran­ken jähr­lich (Bun­des­an­teil 330 Mil­lio­nen). In man­chen Jah­ren fie­len sie ganz aus. Erst seit den Ka­pi­tal­markt­in­ter­ven­tio­nen der SNB gegen die Fran­ken­stär­ke sind sie ge­stie­gen. Die Aus­schüt­tungs­re­ser­ven sind je­doch hoch vo­la­til, wie der SNB-Ver­lust von 38,2 Mil­li­ar­den Fran­ken im ers­ten Quar­tal auf­zeigt. Der Bund soll­te keine Ab­hän­gig­keit von die­sen Gel­dern ent­wi­ckeln und in der län­ger­fris­ti­gen Aus­ga­ben­pla­nung nicht mit ihnen rech­nen. Das gilt selbst für die Grund­tran­che von 330 Mil­lio­nen Fran­ken. Auch diese ist in den Schul­den­ab­bau ein­zu­be­zie­hen. Ein Bud­get von 75 Mil­li­ar­den Fran­ken kann auf die­ses Geld ver­zich­ten, der or­dent­li­che Haus­halt des Bun­des würde da­durch nur mi­ni­mal tan­giert. Der Ein­satz der SNB-Gel­der er­mög­licht es um­ge­kehrt, die Co­ro­na­schul­den zwar noch immer lang­sam, aber im­mer­hin wirk­sam in einem ver­nünf­ti­gen Zeit­ho­ri­zont von un­ge­fähr einer Ge­ne­ra­ti­on ab­zu­bau­en. Die Po­li­tik würde zei­gen, dass sie die Schul­den­brem­se, die sich in der Krise so fle­xi­bel ge­zeigt hat, ernst nimmt. Es geht um den Re­spekt und um die Ver­ant­wor­tung ge­gen­über der wich­tigs­ten fi­nanz­po­li­ti­schen In­sti­tu­ti­on der Schweiz.

Der Abbau der Co­ro­na­schul­den muss sich zwei­fel­los an den fi­nanz(-po­li­ti­schen) Rea­li­tä­ten ori­en­tie­ren, wes­halb im Vor­aus de­fi­nier­te fixe jähr­li­che Ab­bau­vor­ga­ben nicht sinn­voll sind. Er darf aber weder ein­fach «ver­ges­sen gehen», noch sich ins End­lo­se ver­schie­ben. Der Bund mag sich ak­tu­ell leicht ver­schul­den. Blei­ben die Schul­den aber be­ste­hen, wer­den künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen die Las­ten zu tra­gen haben – und dass aus den Schul­den der­einst ef­fek­tiv Las­ten ent­ste­hen, weil die Zin­sen stei­gen, ist wahr­schein­lich. Das Kon­zept der Nach­hal­tig­keit, wird es ernst ge­nom­men, gilt um­fas­send – nicht nur dort, wo der öf­fent­li­che Ap­plaus winkt, son­dern auch, wo der Buch­hal­ter re­giert. Auch in die­sem 21. Jahr­hun­dert fol­gen sich die Kri­sen. Um­sich­tig und ver­ant­wor­tungs­voll zu han­deln heisst, kon­ti­nu­ier­lich an den Grund­la­gen für ihre gute Be­wäl­ti­gung zu ar­bei­ten. Son­der­las­ten mögen nicht zu ver­mei­den sein – «Co­ro­na» hat ge­zeigt, wie schnell sie ent­ste­hen kön­nen –, sie aber auf­zu­tür­men und vor sich her­zu­schie­ben wäre falsch. Unter dem Strich und über die Zeit kommt ein der Nach­hal­tig­keit ver­pflich­te­tes Fi­nanz­ge­ba­ren güns­ti­ger, und dazu ge­hört der Schul­den­ab­bau. Neue Ge­ne­ra­tio­nen, die mit neuen Kri­sen kämp­fen, wer­den es dan­ken.

Wei­te­res zum Thema Schul­den­ab­bau lesen Sie hier.

Beide Räte

WIRT­SCHAFT UN­TER­STÜTZT IN­TER­NA­TIO­NAL AB­GE­STIMM­TEN KOM­PRO­MISS DES STÄN­DE­RATS

Die Volks­in­itia­ti­ve (17.060) «Für ver­ant­wor­tungs­vol­le Un­ter­neh­men – zum Schutz von Mensch und Um­welt» – auch Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve (UVI) ge­nannt – ver­langt vom Bund, ge­setz­li­che Mass­nah­men zu tref­fen, wel­che Un­ter­neh­men zu einer um­fas­sen­den ri­si­ko­ba­sier­ten Sorg­falts­prü­fung im Hin­blick auf die Ein­hal­tung in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Men­schen­rech­te und Um­welt­stan­dards ver­pflich­ten. Diese Pflicht soll für sämt­li­che Ge­schäfts­be­zie­hun­gen der Schwei­zer Un­ter­neh­men gel­ten und wird mit einer ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­gen Haf­tung mit Be­weis­last­um­kehr für vom Un­ter­neh­men recht­lich und wirt­schaft­lich kon­trol­lier­te Drit­te durch­ge­setzt.

Der Ent­wurf 2 der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on (16.077) ent­hält nach den Be­ra­tun­gen in bei­den Räten zwei Kon­zep­te für einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI. Der Vor­schlag des Na­tio­nal­rats ori­en­tiert sich stark an der Me­cha­nik der In­itia­ti­ve, da er ur­sprüng­lich in die Dis­kus­si­on ein­ge­bracht wor­den war, um den In­iti­an­ten den Rück­zug ihrer In­itia­ti­ve zu er­mög­li­chen. Der Na­tio­nal­rat hat be­schlos­sen, die Ge­schäfts­her­ren­haf­tung (Art. 55 OR) um einen Ab­satz 1bis zu er­gän­zen. Un­ter­neh­men sol­len für den Scha­den haf­ten, den durch sie tat­säch­lich kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men in Aus­übung ihrer dienst­li­chen oder ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen durch Ver­let­zung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt im Aus­land ver­ur­sacht haben. Die Haf­tung be­zieht sich auf Schä­den an Leib, Leben und Ei­gen­tum.

Die Haf­tung gilt für Un­ter­neh­men, die nach Art. 716abis (neu) OR zur Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt auch im Aus­land ver­pflich­tet sind. Dazu zäh­len Un­ter­neh­men, die in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren ent­we­der eine Bi­lanz­sum­me von 40 Mil­lio­nen Fran­ken, einen Um­satz­er­lös von 80 Mil­lio­nen Fran­ken oder im Jah­res­durch­schnitt 500 Voll­zeit­stel­len auf­wei­sen. Un­ter­neh­men haf­ten nicht, wenn sie nach­wei­sen, dass sie die ge­for­der­ten Mass­nah­men zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt ge­trof­fen haben, um den Scha­den zu ver­hü­ten. Aus­ser­dem haf­ten Un­ter­neh­men nicht, wenn sie kei­nen Ein­fluss auf das kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men neh­men konn­ten, in des­sen Zu­sam­men­hang die gel­tend ge­mach­ten Rechts­ver­let­zun­gen ste­hen.

Das zwei­te Kon­zept stammt vom Stän­de­rat und wurde in der Win­ter­ses­si­on 2019 auf Basis eines Vor­schlags des Bun­des­rats wei­ter­ent­wi­ckelt. Es ori­en­tiert sich an den Re­gu­lie­rungs­kon­zep­ten im Aus­land, na­ment­lich der Eu­ro­päi­schen Union und setzt auf eine um­fas­sen­de Re­chen­schafts­pflicht der grös­se­ren Un­ter­neh­men. Er­gänzt wird diese Ver­pflich­tung durch spe­zi­fi­sche Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten in den Be­rei­chen Kin­der­ar­beit und Mi­ne­ra­li­en aus Kon­flikt­ge­bie­ten.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, der Mehr­heit der RK-SR zu fol­gen (=Fest­hal­ten) und damit den Ge­gen­vor­schlag des Stän­de­rats zu un­ter­stüt­zen. Hin­ge­gen ist der Ge­gen­vor­schlag des Na­tio­nal­rats – als fak­ti­sches Um­set­zungs­ge­setz zur In­itia­ti­ve – klar ab­zu­leh­nen. Die Volks­in­itia­ti­ve (17.060) emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se in der Schluss­ab­stim­mung eben­falls zur Ab­leh­nung.

Nein zum Ge­gen­vor­schlag Na­tio­nal­rat: fak­ti­sches Um­set­zungs­ge­setz einer ge­fähr­li­chen In­itia­ti­ve

Der Ge­gen­vor­schlag des Na­tio­nal­rats be­trifft je nach Rech­nungs­ba­sis zwi­schen 4000 bis zu 10'000 Un­ter­neh­men in der Schweiz. Die be­deu­tend we­ni­ger weit ge­hen­de Re­gu­lie­rung in Frank­reich be­trifft im Di­rekt­ver­gleich bei­spiels­wei­se ge­ra­de ein­mal 150 bis 200 Un­ter­neh­men. Die sehr weit­ge­hen­den Prüf- und Kon­troll­pflich­ten hät­ten zur Folge, dass die Un­ter­neh­men selbst (!) si­cher­stel­len müs­sen, dass Men­schen­rech­te und die re­le­van­ten Um­welt­stan­dards durch all ihre Kun­den, Zu­lie­fe­rer und Ge­schäfts­part­ner welt­weit ein­ge­hal­ten wer­den. Die dar­aus re­sul­tie­ren­den ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wen­dun­gen wären enorm. Eine An­nah­me würde zwar mög­li­cher­wei­se zum Rück­zug der In­itia­ti­ve füh­ren – aber zu einem viel zu hohen Preis.

Aus Be­für­worter­krei­sen des Ge­gen­vor­schlags «Ver­si­on Na­tio­nal­rat» ist re­gel­mäs­sig zu hören, dass sie diese er­heb­li­chen Be­den­ken tei­len. Sie un­ter­stüt­zen folg­lich den Vor­schlag des Na­tio­nal­rats nicht etwa des­halb, weil sie über­zeugt sind, dass die­ser einen guten und trag­fä­hi­gen Lö­sungs­an­satz dar­stellt. Viel­mehr er­hof­fen sie sich, damit zu ver­hin­dern, dass Volk und Stän­de über die In­itia­ti­ve ab­stim­men müs­sen. Der Re­spekt vor einer her­aus­for­dern­den Ab­stim­mung darf aber nicht der Grund für neue, über­has­te­te und of­fen­sicht­lich fehl­ge­lei­te­te Ge­set­ze sein. Der Ge­gen­vor­schlag des Na­tio­nal­rats über­nimmt die schäd­li­che Me­cha­nik der In­itia­ti­ve. Auch wer­den damit mas­si­ve Rechts­ri­si­ken und Wett­be­werbs­nach­tei­le für die hie­si­gen Un­ter­neh­men ge­schaf­fen. In einer sol­chen grund­sätz­li­chen Frage muss das Volk das letz­te Wort haben. Es soll die Frage be­ant­wor­ten, ob die Schweiz es sich ge­ra­de in Kri­sen­zei­ten leis­ten kann, in­ter­na­tio­nal ein­zig­ar­ti­ge, ex­pe­ri­men­tel­le und weit­ge­hen­de For­de­run­gen in ihre Ver­fas­sung auf­zu­neh­men.

Keine schäd­li­chen Re­gu­lie­run­gen und Rechts­ri­si­ken in Kri­sen­zei­ten

Die Schwei­zer Wirt­schaft steht wegen der Ent­wick­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit der welt­wei­ten Covid-19-Krise vor einer schwe­ren Re­zes­si­on. Diese Wirt­schafts­kri­se ist im mit­tel- bis lang­fris­ti­gen his­to­ri­schen Ver­gleich ein­zig­ar­tig und wird auch die Fol­ge­ge­ne­ra­tio­nen be­las­ten. Zahl­rei­che Un­ter­neh­men haben be­reits heute Kurz­ar­beit be­an­tragt, die Ar­beits­lo­sig­keit wird stark zu­neh­men und viele Un­ter­neh­men ste­hen be­reits jetzt vor exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen. Es ist vor die­sem Hin­ter­grund umso schwer­wie­gen­der, wenn die hie­si­gen Un­ter­neh­men in die­ser schwie­ri­gen Si­tua­ti­on mit einer schäd­li­chen, un­aus­ge­reif­ten Re­gu­lie­rung, wie es der Ge­gen­vor­schlag des Na­tio­nal­rats dar­stellt, vor neue Rechts­ri­si­ken und hohe ad­mi­nis­tra­ti­ve Be­las­tun­gen ge­stellt wür­den.

Die Schwei­zer Wirt­schaft mit ihren zahl­rei­chen Un­ter­neh­men blickt stolz auf die po­si­ti­ven Ef­fek­te ihrer in­ter­na­tio­na­len Tä­tig­keit, dar­un­ter die Schaf­fung von Ar­beits­plät­zen, die För­de­rung von Bil­dung und der Aus­bau von In­fra­struk­tu­ren – ge­ra­de auch in wirt­schaft­lich wenig ent­wi­ckel­ten Län­dern. Die Schwei­zer Un­ter­neh­men haben nichts zu ver­ber­gen. Sie sind be­reit, im Ab­stim­mungs­kampf auf­zu­zei­gen, wel­che Be­deu­tung eine funk­tio­nie­ren­de Wirt­schaft für alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger hat, dass sie Ver­ant­wor­tung leben und dass die In­itia­ti­ve ver­fehlt ist.

Ja zum Ge­gen­vor­schlag des Stän­de­rats: in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­ter und trag­fä­hi­ger Kom­pro­miss

So­weit der Ge­setz­ge­ber der In­itia­ti­ve ein Ge­setz ge­gen­über­stel­len will, braucht es in die­ser wich­ti­gen Frage der Re­gu­lie­rung der welt­wei­ten Un­ter­neh­mens­tä­tig­keit einen kon­struk­ti­ven und prä­zi­sen An­satz, der für un­se­re Rechts­ord­nung und un­se­re Un­ter­neh­men trag­bar ist. Der Ge­gen­vor­schlag «Ver­si­on Stän­de­rat» ist in­ter­na­tio­nal er­probt und stützt sich auf be­währ­te An­sät­ze in mit der Schweiz ver­gleich­ba­ren Rechts­ord­nun­gen. Der Vor­schlag schafft über die neuen Of­fen­le­gungs- und Trans­pa­renz­pflich­ten sowie die Ein­füh­rung spe­zi­fi­scher Sorg­falts­pflich­ten zu Kin­der­ar­beit und Kon­flikt­mi­ne­ra­li­en die Basis für eine in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te und sach­ge­rech­te Re­gu­lie­rung. Zudem er­mög­licht er auch eine Wei­ter­ent­wick­lung ent­lang der in­ter­na­tio­na­len Trends.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat berät das Ge­schäft in der Som­mer­ses­si­on 2020 ein letz­tes Mal. Bleibt die­ser bei sei­ner Ver­si­on für den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag, muss eine Ei­ni­gungs­kon­fe­renz bei­den Räten einen Ei­ni­gungs­an­trag un­ter­brei­ten.

Die Mehr­heit der RK-SR emp­fiehlt ihrem Rat, an sei­nem in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag fest­zu­hal­ten.

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2020 konn­ten sich die bei­den Räte nicht ei­ni­gen, wie weit der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag zur UVI gehen soll – der Na­tio­nal­rat hält an einer Lö­sung, die sehr nahe bei der UVI ist, und damit an neuen Haf­tungs­re­geln mit Be­weis­last­um­kehr für Un­ter­neh­men für Vor­gän­ge im Aus­land fest, wäh­rend der Stän­de­rat diese ab­lehnt, dafür je­doch neue Sorg­falts­prü­fungs­pflich­ten und um­fas­sen­de Re­chen­schafts­pflich­ten ver­langt. Die In­itia­ti­ve selbst emp­feh­len indes beide Räte zur Ab­leh­nung.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach dem Bun­des­rat und dem Stän­de­rat emp­fiehlt auch der Na­tio­nal­rat die ex­tre­me Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung. Gleich­zei­tig hat das Par­la­ment einem grif­fi­gen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zu­ge­stimmt. Die­ser schafft stren­ge­re Vor­ga­ben für Un­ter­neh­men zur Re­spek­tie­rung von Men­schen­rech­ten und Um­welt in der Lie­fer­ket­te, schützt die Un­ter­neh­men aber vor miss­bräuch­li­chen und er­pres­se­ri­schen Kla­gen. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die­sen Kom­pro­miss, weil die­ser auf in­ter­na­tio­nal be­währ­te Lö­sun­gen setzt und nicht zu einem Schwei­zer Al­lein­gang führt.

Die Me­di­en­mit­tei­lung zum Ent­scheid des Par­la­ments fin­den Sie hier.

Na­tio­nal­rat

ANA­CHRO­NIS­TI­SCHE UND IN­VES­TI­TI­ONS­HEM­MEN­DE EM­MIS­SI­ONS­AB­GA­BE AUF EI­GEN­KA­PI­TAL MUSS AB­GE­SCHAFFT WER­DEN

Die Pa.​Iv. will die Stem­pel­steu­er stu­fen­wei­se ab­schaf­fen. Mit dem vor­lie­gen­den Ent­wurf 1 wird der erste Teil der Pa.​Iv. um­ge­setzt. Sie hat die Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be zum Ge­gen­stand. Der Bun­des­rat hatte deren Ab­schaf­fung be­reits im Rah­men der ge­schei­ter­ten Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form III (USR III) vor­ge­schla­gen. Die Emis­si­ons­ab­ga­be wird auf in­län­di­schen Be­tei­li­gungs­rech­ten er­ho­ben. Sie be­trägt 1,0 Pro­zent und er­fasst die Aus­ga­be und Er­hö­hung des Nenn­werts von Be­tei­li­gungs­rech­ten (z.B. in Form von Ak­ti­en in­län­di­scher Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten), und zwar völ­lig un­ab­hän­gig davon, ob ent­spre­chen­de In­ves­ti­tio­nen einen Ge­winn ab­wer­fen.

Die Vor­ent­wür­fe 2 und 3 bil­den zu­sam­men den zwei­ten Teil der Um­set­zung. Sie sehen die Ab­schaf­fung der Um­satz- und der Ver­si­che­rungs­ab­ga­be vor. Die WAK-NR hat die Vor­ent­wür­fe dazu be­reits er­ar­bei­tet und in die Ver­nehm­las­sung ge­schickt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, ge­mäss der Min­der­heit der WAK-NR eine Sis­tie­rung ab­zu­leh­nen. In der Folge soll­te auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten und diese dann an­ge­nom­men wer­den.

Schwin­den­de Ei­gen­ka­pi­tal­pols­ter auf­grund der Co­ro­na-Krise

Das lang­jäh­ri­ge An­lie­gen der Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal er­fährt in der ak­tu­el­len Aus­nah­me­si­tua­ti­on eine drin­gen­de Be­deu­tung und soll­te nun um­ge­hend an­ge­gan­gen wer­den. Hohe Ver­lus­te las­sen die vor­han­de­nen Ei­gen­ka­pi­tal­pols­ter vie­ler Fir­men rasch zu­sam­men­schmel­zen. Vom Bun­des­rat be­schlos­se­ne So­fort­mass­nah­men für neue Fremd­ka­pi­tal­kre­di­te kön­nen Li­qui­di­täts­eng­päs­se über­brü­cken – was zwei­fel­los wich­tig und rich­tig ist –, sie hel­fen je­doch nicht hin­sicht­lich der Ab­sor­bie­rung von Ver­lus­ten. Diese gehen zu­nächst immer zu­las­ten des Ei­gen­ka­pi­tals. Zahl­rei­che Un­ter­neh­men wer­den daher, um einen Kon­kurs durch Über­schul­dung zu ver­mei­den, neues Ei­gen­ka­pi­tal auf­neh­men müs­sen.

Emis­si­ons­ab­ga­be in Kri­sen­zei­ten klar kon­tra­pro­duk­tiv

Ri­si­ko­tra­gen­des Ei­gen­ka­pi­tal ist als Si­cher­heits­ka­pi­tal not­wen­dig zur Ab­sor­bie­rung von Ver­lus­ten, dient damit der Resi­li­enz der Un­ter­neh­men und letzt­lich der Si­che­rung von Ar­beits­plät­zen. Eine Ab­ga­be auf der Emis­si­on von Ei­gen­ka­pi­tal ist volks­wirt­schaft­lich ge­ne­rell schäd­lich, aber ins­be­son­de­re in Wirt­schafts­kri­sen klar kon­tra­pro­duk­tiv. Diese Ab­ga­be be­las­tet die Fir­men genau dann am stärks­ten, wenn die Wirt­schaft in einer Re­zes­si­on steckt und die Un­ter­neh­men, um zu über­le­ben, auf neues Ei­gen­ka­pi­tal an­ge­wie­sen sind. Dies wird an­hand der Ent­wick­lung der Ein­künf­te deut­lich. Be­son­ders hohe Ein­künf­te ver­buch­te die Emis­si­ons­ab­ga­be aus­ge­rech­net in den Kri­sen­jah­ren 2001 (375 Mio.) und 2008 (365 Mio.). Auch 2020 wird ver­mut­lich ein sol­ches Re­kord­jahr sein. In wirt­schaft­lich guten Zei­ten sind die Ein­nah­men aus der Ab­ga­be hin­ge­gen deut­lich tie­fer (2019: 173 Mil­lio­nen Fran­ken).

Zu­min­dest tem­po­rä­re Aus­nah­me auf­grund der aus­ser­or­dent­li­chen Si­tua­ti­on

So­fern aus fi­nanz­po­li­ti­schen Grün­den auf eine voll­stän­di­ge Ab­schaf­fung ver­zich­tet wer­den soll, ist in der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on zu­min­dest eine tem­po­rä­re Aus­nah­me­re­gel vor­zu­se­hen. Kon­kret soll auf die Er­he­bung der Emis­si­ons­ab­ga­be ver­zich­tet wer­den, wenn Fir­men neues Ei­gen­ka­pi­tal auf­neh­men, um Ver­lus­te auf­grund der Co­ro­na-Pan­de­mie zu kom­pen­sie­ren. Die be­ste­hen­de Ge­set­zes­grund­la­ge sieht eine Aus­nah­me­re­ge­lung vor, sie ist je­doch für die Viel­zahl der ak­tu­ell be­trof­fe­nen Fälle zu eng, da sie erst im Fall einer Sa­nie­rung greift. Das Ein­tre­ten eines Sa­nie­rungs­falls gilt es je­doch eben ge­ra­de durch die Zu­füh­rung von neuem Ei­gen­ka­pi­tal zu ver­mei­den. Eine tem­po­rä­re Aus­nah­me­re­gel ist eine wirt­schafts­po­li­ti­sche So­fort­mass­nah­me, die ge­zielt und ef­fek­tiv wirkt. Eine Sis­tie­rung die­ses Ge­schäfts ist in der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on nicht län­ger halt­bar. Wir emp­feh­len statt­des­sen dar­auf ein­zu­tre­ten und im Rah­men der De­tail­be­ra­tung im Min­des­ten eine So­fort­mass­nah­me zu be­schlies­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hatte den Ent­wurf 1 (09.503) be­reits an­läss­lich der Früh­jahrs­ses­si­on 2013 ohne Än­de­rung gut­ge­heis­sen und damit der Ab­schaf­fung der Emis­si­ons­ab­ga­be auf Ei­gen­ka­pi­tal zu­ge­stimmt. Der Stän­de­rat hin­ge­gen hält die ent­spre­chen­de Vor­la­ge seit 2014 sis­tiert – was er in der Früh­jahrs­ses­si­on 2020 noch­mals be­stä­tigt hat. Bevor sich die Klei­ne Kam­mer mit dem Ent­wurf 1 be­fasst, will sie das Ver­nehm­las­sungs­re­sul­tat der Vor­ent­wür­fe 2 und 3 (Ab­schaf­fung der Um­satz- und der Ver­si­che­rungs­ab­ga­be) ab­war­ten.

In der Som­mer­ses­si­on 2020 ent­schei­det der Na­tio­nal­rat nun er­neut über die Sis­tie­rung oder das Ein­tre­ten auf den Ent­wurf 1 zu 09.503. Die WAK-NR be­an­tragt ihrem Rat mit 13 zu 10 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung, der vom Stän­de­rat be­schlos­se­nen Sis­tie­rung zu­zu­stim­men. Eine star­ke Min­der­heit ist al­ler­dings der Auf­fas­sung, dass die Ab­schaf­fung der Stem­pel­steu­er den Un­ter­neh­men er­mög­li­chen würde, ihre Ei­gen­ka­pi­tal­ba­sis zu stär­ken, was ge­ra­de an­ge­sichts der sich ab­zeich­nen­den Wirt­schafts­kri­se eine will­kom­me­ne Mass­nah­me sei.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge ist kurz­fris­tig aus dem Ses­si­ons­pro­gramm ge­stri­chen wor­den und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt be­ra­ten.

VER­SCHÄR­FUNG DER VEGÜV UND STIMM­GE­HEIM­NIS FÜR UN­AB­HÄN­GI­GE STIMM­RECHTS­VER­TRE­TER SCHWÄ­CHEN SCHWEI­ZER UN­TER­NEH­MENS­STAND­ORT

Der Bun­des­rat ver­folgt mit der Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts (Ent­wurf 1) das Ziel, Letz­te­res zu mo­der­ni­sie­ren und den wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­sen der nächs­ten Jahre an­zu­pas­sen. Der Ge­set­zes­ent­wurf schliesst in­halt­lich an die Re­vi­si­on aus dem Jahr 2013 an, wel­che da­mals auf­grund der Dis­kus­sio­nen um die Min­der-In­itia­ti­ve ab­ge­bro­chen wor­den war. Vor­ge­se­hen sind im Ent­wurf eine Ver­ein­fa­chung der Grün­dungs- und Ka­pi­tal­be­stim­mun­gen. Nebst wei­te­ren An­pas­sun­gen soll auch der Min­dest­nenn­wert von Ak­ti­en fle­xi­bler ge­wählt wer­den kön­nen.

Als neues Ele­ment soll die Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen bei bör­sen­ko­tier­ten Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten (VegüV) ins Ge­setz über­führt wer­den. Die VegüV setzt die Min­der-In­itia­ti­ve um, die von Volk und Stän­den am 3. März 2013 an­ge­nom­men wor­den war. Der Bun­des­rat hatte die er­for­der­li­chen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen in­ner­halb eines Jah­res nach An­nah­me der In­itia­ti­ve (Art. 95 Abs. 3 der Bun­des­ver­fas­sung) auf Ver­ord­nungs­stu­fe er­las­sen müs­sen.

Mit der Re­vi­si­on sol­len auch die Be­stim­mun­gen über Un­ter­neh­mens­sa­nie­run­gen bes­ser mit dem Nach­lass­ver­fah­ren ko­or­di­niert wer­den. Eine Sa­nie­rung soll künf­tig mög­lichst schon vor der Er­öff­nung eines for­mel­len Nach­lass­ver­fah­rens in An­griff ge­nom­men wer­den. Auch schlägt der Bun­des­rat vor, ak­ti­en­recht­li­che Strei­tig­kei­ten als schieds­fä­hig zu er­klä­ren. Vor­ge­se­hen sind aus­ser­dem Be­stim­mun­gen über die Re­ge­lung der Trans­pa­renz bei wirt­schaft­lich be­deu­ten­den, in der Roh­stoff­för­de­rung tä­ti­gen Un­ter­neh­men. Sie sol­len Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len of­fen­le­gen müs­sen. Damit soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

Der Bun­des­rat schlägt zudem Ge­schlech­ter­richt­wer­te für gros­se, bör­sen­ko­tier­te Un­ter­neh­men vor. Dem­ge­mäss müss­ten in Ver­wal­tungs­rä­ten künf­tig min­des­tes je 30 Pro­zent Frau­en und Män­ner sit­zen, in Ge­schäfts­lei­tun­gen je min­des­tens 20 Pro­zent. Un­ter­neh­men, die diese Richt­wer­te nicht ein­hal­ten, sol­len sich im Ver­gü­tungs­be­richt recht­fer­ti­gen und die Mass­nah­men zur För­de­rung des we­ni­ger stark ver­tre­te­nen Ge­schlechts an­ge­ben müs­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit nach­ste­hen­den Än­de­run­gen an­zu­neh­men.

Eine Re­vi­si­on des Ak­ti­en­rechts ist an­ge­zeigt. Ein­zel­ne der noch of­fe­nen Punk­te sind für die Wirt­schaft von grund­le­gen­der Be­deu­tung. So lie­gen un­nö­ti­ge Ver­schär­fun­gen der Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen (VegüV) vor. Dar­über hin­aus be­ein­träch­tigt die Ein­füh­rung eines Stimm­ge­heim­nis­ses des un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­ters die Aus­ge­wo­gen­heit der Vor­la­ge er­heb­lich.

Keine Ver­schär­fun­gen der VegüV (Be­schlüs­se zu Art. 735a Abs. 2 und Art. 735c Ziff. 2bis und 2ter)

Bei In­kraft­tre­ten der VegüV haben die Un­ter­neh­men ihre Sta­tu­ten an deren Re­geln an­ge­passt, was mit et­li­chen Kos­ten und in­ter­na­tio­na­ler Ver­un­si­che­rung ver­bun­den war. Pla­nungs­si­cher­heit ist für die Un­ter­neh­men zen­tral und es darf nicht mit ge­än­der­ten Re­ge­lun­gen neue Ver­un­si­che­rung her­bei­ge­führt wer­den. Wenn sie sich und ihre Sta­tu­ten nun, rund fünf Jahre nach In­kraft­tre­ten der Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen, be­reits er­neut an eine noch stren­ge­re Re­gu­lie­rung an­pas­sen müs­sen, ist dies also be­son­ders pro­ble­ma­tisch.

Für die Wirt­schaft ist ab­so­lut zen­tral, dass eine wei­te­re Ver­schär­fung der VegüV ver­mie­den wird, zumal dies die Pla­nungs­si­cher­heit der Un­ter­neh­men er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen und den Un­ter­neh­mens­stand­ort Schweiz wei­ter schwä­chen würde. Be­reits heute hat die Schweiz eines der welt­weit am stärks­ten re­gu­lier­tes­ten Sys­te­me bei Ent­löh­nun­gen des Ver­wal­tungs­rats und der Ge­schäfts­lei­tung. Es ist nicht ziel­füh­rend, auf die­ser Basis nun noch wei­te­re und über die VegüV hin­aus­ge­hen­de Ver­schär­fun­gen vor­zu­neh­men.

Kein Stimm­ge­heim­nis des un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­ters (Art. 689c Abs. 4bis OR)

Dar­über hin­aus hat der Stän­de­rat eine aus Sicht der Wirt­schaft sehr pro­ble­ma­ti­sche Be­stim­mung in die Vor­la­ge auf­ge­nom­men (Art. 689c Abs. 4bis OR). Ein Stimm­ge­heim­nis des un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­ters würde einen ge­fähr­li­chen Pa­ra­dig­men­wech­sel be­deu­ten und hätte er­heb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Art und Weise, wie Ge­ne­ral­ver­samm­lun­gen heute ab­ge­hal­ten wer­den kön­nen. Die vor­ge­se­he­ne Be­stim­mung ist nicht ziel­füh­rend und sogar kon­tra­pro­duk­tiv, da sie einer ef­fi­zi­en­ten Ab­hal­tung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung im Wege steht. Ge­ra­de der Um­gang mit ak­ti­vis­ti­schen Ak­tio­nä­ren würde da­durch fun­da­men­tal und zum Nach­teil des Schwei­zer Un­ter­neh­mens ver­än­dert. Dar­über hin­aus be­stün­de das Ri­si­ko von un­be­re­chen­ba­ren und für Un­ter­neh­men und Ak­tio­nä­re schäd­li­chen Er­geb­nis­sen an den Ge­ne­ral­ver­samm­lun­gen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2020 in der drit­ten Be­ra­tungs­run­de. Es ist vor­ge­se­hen, dass die letz­ten Dif­fe­ren­zen noch in die­ser Ses­si­on aus­ge­räumt wer­den und dass das Ge­schäft zur Schluss­ab­stim­mung ge­bracht wird. Je nach Dis­kus­si­ons­er­geb­nis muss sich davor auch der Stän­de­rat noch­mals dar­über beu­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach vie­len Jah­ren der Be­ra­tung ist die Wirt­schaft nun er­freut über den Ab­schluss der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on. Es wurde darin eine Viel­zahl von Neue­run­gen be­schlos­sen, wel­che in ihrer Ge­samt­heit zu be­grüs­sen sind und die Rechts­si­cher­heit für die Un­ter­neh­men er­hö­hen. Po­si­tiv für die Wirt­schaft ist dabei auch, dass die Be­stim­mun­gen der Min­der-In­itia­ti­ve in we­sent­li­chen Punk­ten un­ver­än­dert von der Ver­ord­nung ins Ge­setz über­führt wer­den konn­ten, und die Un­ter­neh­men damit nicht zu er­neu­ten ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wen­dun­gen ge­zwun­gen wer­den. Gleich­wohl ist nicht alles per­fekt – ins­be­son­de­re mit der Re­ge­lung zu den un­ab­hän­gi­gen Stimm­rechts­ver­tre­tern hat der Ge­setz­ge­ber die Vor­la­ge lei­der un­nö­tig be­schwert.

WIRT­SCHAFTS­FREUND­LI­CHE UM­SET­ZUNG IST ES­SEN­ZI­ELL

Das gel­ten­de CO2-Ge­setz re­gelt, wie die Treib­haus­gas­emis­sio­nen bis zum Jahr 2020 re­du­ziert wer­den sol­len. Für die Zeit nach 2020 muss der Bun­des­rat des­halb Vor­schlä­ge zur wei­te­ren Ver­min­de­rung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen aus­ar­bei­ten. Mit der Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens von Paris hat sich die Schweiz ver­pflich­tet, dass die Treib­haus­gas­emis­sio­nen bis 2030 um 50 Pro­zent ge­gen­über 1990 ver­min­dert wer­den. Ge­mäss bun­des­rät­li­chem Ent­wurf sol­len min­des­tens drei Fünf­tel der Ein­spa­run­gen im In­land und ma­xi­mal zwei Fünf­tel im Aus­land er­fol­gen.

Am Mass­nah­men­mix des gel­ten­den CO2-Ge­set­zes will der Bun­des­rat in der To­tal­re­vi­si­on grund­sätz­lich fest­hal­ten bzw. die­sen ver­stär­ken. Kern­stück der Schwei­zer Kli­ma­po­li­tik soll wei­ter­hin die CO2-Ab­ga­be bil­den. Sie ist als Len­kungs­ab­ga­be auf fos­si­le Brenn­stof­fe sek­tor­über­grei­fend an­wend­bar. Im Ge­bäu­de­be­reich schlägt der Bun­des­rat den Abbau von För­der­mass­nah­men (Ge­bäu­de­pro­gramm) und die Ab­lö­sung durch sub­si­diä­re CO2-Grenz­wer­te vor. Im Ver­kehrs­be­reich sol­len die Emis­si­ons­vor­schrif­ten für neue Fahr­zeu­ge und eine Kom­pen­sa­ti­ons­pflicht für Treib­stof­f­im­por­teu­re ver­schärft wer­den. Im In­dus­trie­be­reich wer­den mit dem Emis­si­ons­han­dels­sys­tem (EHS) und mit der Rück­erstat­tung der CO2-Ab­ga­be auch für Un­ter­neh­men, die nicht am EHS teil­neh­men, eta­blier­te Sys­te­me wei­ter­ge­führt. Mass­nah­men wie der Tech­no­lo­gie­fonds, die För­de­rung von Kom­mu­ni­ka­ti­on und Bil­dung im Kli­ma­be­reich und frei­wil­li­ge Mass­nah­men im Fi­nanz­markt­be­reich kom­ple­men­tie­ren das In­stru­men­ta­ri­um im In­land.

Der Bun­des­rat er­war­tet, dass mit dem re­vi­dier­ten CO2-Ge­setz min­des­tens 26,9 Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te ge­senkt wer­den kön­nen. Ins­be­son­de­re sol­len die Treib­haus­gas­emis­sio­nen im In­land bis 2030 um 18,5 Mil­lio­nen Ton­nen ge­senkt wer­den. Aus­ser­dem ver­spricht sich der Bun­des­rat vom Über­gang zu einer treib­haus­gas­ar­men Wirt­schaft Wachs­tums­chan­cen und An­rei­ze für In­no­va­ti­ons­tä­tig­kei­ten. Gleich­zei­tig räumt der Bun­des­rat aber ein, dass die Er­hö­hung der CO2-Ab­ga­be einen ne­ga­ti­ven Ef­fekt auf das Brut­to­in­land­pro­dukt haben wird.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit ei­ni­gen wich­ti­gen Än­de­run­gen an­zu­neh­men. Nur mit einer wirt­schafts­freund­li­chen Um­set­zung kann ver­hin­dert wer­den, dass dem Werk­platz Schweiz Wett­be­werbs­nach­tei­le dro­hen.

Mo­dera­tes und rea­lis­ti­sches In­land­ziel

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das CO2-Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziel in Höhe von 50 Pro­zent bis 2030. Für die Ziel­er­rei­chung ist Fle­xi­bi­li­tät ent­schei­dend. Mit einem 50-Pro­zent-In­land­ziel (der Hälf­te des Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziels) kann diese Fle­xi­bi­li­tät ge­währt wer­den. Der Ein­satz in­ter­na­tio­na­ler Markt­me­cha­nis­men ist ein in­te­gra­ler Be­stand­teil des Über­ein­kom­mens von Paris. In­ter­na­tio­na­le Ko­ope­ra­ti­on ver­bin­det die Re­duk­ti­on von Treib­haus­ga­sen mit der Mög­lich­keit von ge­ziel­ten Pro­dukt- und Tech­no­lo­gie­ex­por­ten. Eine Be­schrän­kung des In­land­an­teils auf 50 Pro­zent wird un­ter­stützt, ein hö­he­rer In­land­an­teil hin­ge­gen nicht. Die­ser würde sich ne­ga­tiv auf die Wirt­schafts­leis­tung und die Be­schäf­ti­gungs­la­ge in der Schweiz aus­wir­ken und dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se wi­der­spre­chen.

Be­gren­zung der CO2-Ab­ga­be auf heu­ti­gem Ni­veau

Ak­tu­ell ist die CO2-Ab­ga­be auf ma­xi­mal 120 Fran­ken pro Tonne emit­tier­tes CO2 be­grenzt. Die Schweiz hat damit schon heute eine der höchs­ten CO2-Ab­ga­ben der Welt. Der Bun­des­rat schlägt nun eine Er­hö­hung auf ma­xi­mal 210 Fran­ken pro Tonne emit­tier­tes CO2 vor. Da­durch würde der Werk­platz Schweiz im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich ge­schwächt. Die Folge wird die Ver­la­ge­rung der In­dus­trie ins Aus­land sein. Um dies zu ver­hin­dern, ist die ma­xi­ma­le Höhe der CO2-Ab­ga­be auf 120 Fran­ken pro Tonne emit­tier­tes CO2 zu be­las­sen. Damit blei­ben die Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb kon­kur­renz­fä­hig.

Zu­gang zu Ziel­ver­ein­ba­run­gen öff­nen

Der Zu­gang zum Sys­tem der Ziel­ver­ein­ba­run­gen soll­te allen Un­ter­neh­men un­ein­ge­schränkt of­fen­ste­hen. Die Kom­bi­na­ti­on einer mo­dera­ten CO2-Ab­ga­be mit der Mög­lich­keit, Ziel­ver­ein­ba­run­gen mit Ver­min­de­rungs­ver­pflich­tun­gen ab­zu­schlies­sen, be­wirkt die gröss­ten Emis­si­ons­re­duk­tio­nen zu ge­rings­ten Wett­be­werbs­nach­tei­len für die Un­ter­neh­men. Ein­schrän­ken­de Kri­te­ri­en sind darum er­satz­los zu strei­chen, da sie wert­vol­le Ein­spa­run­gen der Un­ter­neh­men ver­un­mög­li­chen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Der Na­tio­nal­rat berät das Ge­schäft in der Som­mer­ses­si­on 2020 er­neut.

Die UREK-NR hat die Vor­la­ge in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 18 zu 7 Stim­men an­ge­nom­men. Die Kom­mis­si­on trägt die Haupt­ele­men­te der stän­de­rät­li­chen Vor­la­ge mit, ins­be­son­de­re die Re­duk­ti­ons­zie­le, die CO2-Grenz­wer­te im Ge­bäu­de­be­reich, die Vor­ga­ben für Fahr­zeu­ge, den Kli­ma­fonds und die Flug­ti­cket­abga­be.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt das CO2-Ge­samt­re­duk­ti­ons­ziel in Höhe von 50 Pro­zent bis 2030. Je­doch ist es die fle­xi­ble Ver­bin­dung von Kli­maak­tio­nen im In- und Aus­land, wel­che zur best­mög­li­chen und ef­fi­zi­en­tes­ten Re­duk­ti­on von Treib­haus­gas­emis­sio­nen führt. Ein In­land­an­teil von 75 Pro­zent – wie vom Na­tio­nal­rat be­schlos­sen – er­ach­tet die Wirt­schaft vor die­sem Hin­ter­grund als zu hoch. Ein der­art hoher In­land­an­teil wirkt sich ne­ga­tiv auf die Wirt­schafts­leis­tung und die Be­schäf­ti­gungs­la­ge in der Schweiz aus und wi­der­spricht dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se.

Des Wei­te­ren lehnt die Wirt­schaft die vom Na­tio­nal­rat ver­ab­schie­de­te Flug­ti­cket­abga­be wei­ter­hin ab. Sie ist kli­ma­po­li­tisch nicht ziel­füh­rend und scha­det dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz. Eben­so kri­tisch steht die Wirt­schaft der Schaf­fung eines un­be­fris­te­ten Kli­ma­fonds – einem ei­gent­li­chen Sub­ven­ti­ons­topf – ge­gen­über. Die Ver­tei­lung sol­cher Sub­ven­ti­ons­gel­der ent­spricht einer Zweck­ent­frem­dung und ist zu un­klar de­fi­niert.

Aus Sicht der Un­ter­neh­men er­freu­lich ist hin­ge­gen, dass sie ge­mäss Be­schluss des Na­tio­nal­rats alle eine Ver­min­de­rungs­ver­pflich­tung ein­ge­hen kön­nen und bei Er­fül­lung die CO2-Ab­ga­be rück­erstat­tet er­hal­ten. Mit der Mög­lich­keit, Ziel­ver­ein­ba­run­gen mit Ver­min­de­rungs­ver­pflich­tun­gen ab­zu­schlies­sen, wer­den die gröss­ten Emis­si­ons­re­duk­tio­nen zu ge­rings­ten Wett­be­werbs­nach­tei­len für die Un­ter­neh­men er­wirkt.

AUS­GE­WO­GE­NES FREI­HAN­DELS­AB­KOM­MEN NICHT DURCH PRO­TEK­TIO­NIS­MUS GE­FÄHR­DEN

Die In­itia­ti­ven der Kan­to­ne Frei­burg (18.320) und Bern (18.317) ver­lan­gen, dass Palm­öl aus einem all­fäl­li­gen Frei­han­dels­ab­kom­men mit Ma­lay­sia aus­ge­schlos­sen wird. Die In­itia­ti­ve des Kan­tons Jura (18.325) for­dert zudem einen Palm­öl­aus­schluss vom Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die drei Stan­des­in­itia­ti­ven ab­zu­leh­nen.

Weit­ge­hen­de Nach­hal­tig­keits­be­stim­mun­gen für Palm­öl vor­han­den

Der Schweiz ist es ge­lun­gen, mit In­do­ne­si­en ein um­fas­sen­des Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA) aus­zu­han­deln, das gros­ses Po­ten­zi­al für ge­gen­sei­ti­ge Han­dels­ge­win­ne birgt. Neben dem Markt­zu­gang ist das FHA aber ins­be­son­de­re auf­grund der weit­ge­hen­den Be­stim­mun­gen zur Nach­hal­tig­keit ein be­acht­li­cher Ver­hand­lungs­er­folg – ins­be­son­de­re be­züg­lich des An­baus von pflanz­li­chen Ölen. Aus­ser ge­gen­über der Schweiz hat sich In­do­ne­si­en bis­her ge­gen­über kei­nem an­de­ren Part­ner zu sol­chen Ver­pflich­tun­gen be­reit er­klärt. Auch im Rah­men der lau­fen­den Ver­hand­lun­gen für ein FHA mit Ma­lay­sia wur­den Be­stim­mun­gen zur För­de­rung eines nach­hal­ti­gen Han­dels zwi­schen den Par­tei­en vor­ge­schla­gen. Der nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­on von Palm­öl wird somit in bei­den Fäl­len Rech­nung ge­tra­gen.

Zudem stam­men die Palm­ö­l­ein­fuh­ren der Schwei­zer Im­por­teu­re be­reits heute na­he­zu aus­schliess­lich aus zer­ti­fi­zier­tem Anbau. Das macht die Schweiz zu einem in­ter­es­san­ten Markt für Pro­du­zen­ten von nach­hal­ti­gem Palm­öl. Gleich­zei­tig ist aber auch fest­zu­hal­ten, dass die Schweiz glo­bal be­trach­tet mar­gi­na­le Men­gen ein­führt. 2019 waren es ge­samt­haft 31'307 Ton­nen, davon 34 Ton­nen aus In­do­ne­si­en und 5353 Ton­nen aus Ma­lay­sia. Das ent­spricht 0.03 Pro­zent der welt­wei­ten Pro­duk­ti­on.

Die Schweiz han­delt keine Ab­kom­men aus, wel­che die hie­si­ge Land­wirt­schaft un­ver­hält­nis­mäs­sig stark be­las­ten oder den Nach­hal­tig­keits­zie­len in an­de­ren Be­rei­chen ent­ge­gen­lau­fen. Dies wird auch aus dem Text des FHA mit In­do­ne­si­en deut­lich. Ent­spre­chend sind die Vor­stös­se 18.317, 18.320 sowie 18.325 nicht er­for­der­lich. Hin­ge­gen rau­ben die star­ren Vor­ga­ben und pro­tek­tio­nis­ti­schen For­de­run­gen der Stan­des­in­itia­ti­ven der Schweiz die Mög­lich­keit, auch in Zu­kunft gute und um­fas­sen­de FHA mit wich­ti­gen Part­nern wie Ma­lay­sia aus­zu­han­deln, wel­ches nicht zu­letzt auf Im­por­te von Ma­schi­nen, Pa­pier­pro­duk­ten, Farb­stof­fen und di­ver­sen ver­ar­bei­te­ten Land­wirt­schafts­pro­duk­ten hohe bis sehr hohe Zölle er­hebt.

Pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­te Mass­nah­men scha­den dem hie­si­gen Wohl­stand

Eine kon­struk­ti­ve Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik ist für die Schwei­zer Un­ter­neh­men von her­aus­ra­gen­der Be­deu­tung, da rund 40 Pro­zent der hie­si­gen Wert­schöp­fung im Aus­land nach­ge­fragt wer­den. Da der in­ter­na­tio­na­le Han­del hoch dy­na­misch ist, müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen für Schwei­zer Ex­por­teu­re stets ver­bes­sert wer­den kön­nen. Des­halb ist der Scha­den für den Wohl­stand – und damit letzt­lich auch für die Um­welt – in un­se­rem Land be­trächt­lich, wenn der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik mit rein in­nen­po­li­tisch und pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­ten Vor­stös­sen un­nö­tig Ver­hand­lungs­spiel­raum ge­nom­men würde. Viel­mehr er­zie­len Schwei­zer Un­ter­neh­men mit ihren ver­gleichs­wei­se hohen Nach­hal­tig­keits­stan­dards den grösst­mög­li­chen po­si­ti­ven Ein­fluss auf die glo­ba­le nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung, indem sie ex­por­tie­ren, im­por­tie­ren und im Aus­land in­ves­tie­ren.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät die drei Stan­des­in­itia­ti­ven in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die APK-NR hat mit den nach­fol­gen­den Stim­men­ver­hält­nis­sen be­schlos­sen, den Stan­des­in­itia­ti­ven keine Folge zu geben: der In­itia­ti­ve des Kan­tons Jura (18.325) mit 15 zu 4 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen, der In­itia­ti­ve des Kan­tons Frei­burg (18.320) mit 15 zu 9 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung und jener des Kan­tons Bern (18.317) mit 15 zu 8 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen.

In der Win­ter­ses­si­on 2019 hat der Stän­de­rat alle drei Stan­des­in­itia­ti­ven klar ver­wor­fen – jene des Kan­tons Jura mit 33 zu 8 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen, die des Kan­tons Frei­burg mit 28 zu 13 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen und jene des Kan­tons Bern mit 33 zu 8 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge ist kurz­fris­tig aus dem Ses­si­ons­pro­gramm ge­stri­chen wor­den und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt be­ra­ten.

AB­KOM­MEN MIT UK SCHAFFT RECHTS­SI­CHER­HEIT FÜR PRI­VAT­PER­SO­NEN UND UN­TER­NEH­MEN NACH BREX­IT

Das Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich (UK) über die Rech­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger schützt die unter dem Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men (FZA) er­wor­be­nen An­sprü­che und An­wart­schaf­ten von bri­ti­schen und schwei­ze­ri­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen nach dem Aus­tritt des UK aus der EU. Es han­delt sich um rund 34'500 Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich und etwa 43'000 bri­ti­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge in der Schweiz, die sich im Rah­men des FZA je­weils im an­de­ren Land auf­hal­ten.

Das Ab­kom­men wurde am 25. Fe­bru­ar 2019 un­ter­zeich­net und deckt die er­wor­be­nen Rech­te im Be­reich der Frei­zü­gig­keit (An­hang I FZA), der Ko­or­di­nie­rung der Sys­te­me der so­zia­len Si­cher­heit (An­hang II FZA) und der ge­gen­sei­ti­gen An­er­ken­nung von Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen (An­hang III FZA) ab.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, dem Ent­wurf zu­zu­stim­men und damit das Ab­kom­men zu ge­neh­mi­gen.

Das vor­lie­gen­de Ab­kom­men ist im Kon­text der «Mind the Gap»-Stra­te­gie zu sehen. Diese zielt dar­auf ab, dass die ge­gen­wär­ti­gen Be­zie­hun­gen zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich auch nach des­sen Aus­tritt aus der EU so­weit als mög­lich be­wahrt oder al­len­falls in ge­wis­sen Be­rei­chen sogar aus­ge­baut wer­den kön­nen. In die­sem Zu­sam­men­hang hat der Bun­des­rat auch fünf wei­te­re bi­la­te­ra­le Ab­kom­men in den Be­rei­chen Han­del, Land-, Luft­ver­kehr, Ver­si­che­run­gen und Ar­beits­markt aus­ge­han­delt.

Vor die­sem Hin­ter­grund will das vor­lie­gen­de Ab­kom­men ins­be­son­de­re Rechts­si­cher­heit für die be­trof­fe­nen Per­so­nen bzw. ihre Un­ter­neh­men schaf­fen, was die Wirt­schaft aus­drück­lich be­grüsst. eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet mit Nach­druck, dass mit einem mög­lichst hür­den­frei­en Markt­zu­gang und der Bei­be­hal­tung der heu­ti­gen Vor­tei­le aus dem FZA die enge wirt­schaft­li­che und so­zia­le Bin­dung mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich wei­ter­ge­führt wer­den soll.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Die APK-NR emp­fiehlt ihrem Rat ein­stim­mig, dem Ent­wurf zu­zu­stim­men und das Ab­kom­men zu ge­neh­mi­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Wirt­schaft be­grüsst, dass der Na­tio­nal­rat das Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und Gross­bri­tan­ni­en ohne Ge­gen­stim­me gut­ge­heis­sen hat. Es schafft Rechts­si­cher­heit so­wohl für Un­ter­neh­men wie auch für rund 34'500 Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer sowie rund 43'000 Bri­tin­nen und Bri­ten, die im Rah­men des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens je­weils im an­de­ren Land ar­bei­ten. Stimmt auch der Stän­de­rat dem Ab­kom­men zu, sind wich­ti­ge Wei­chen zur Fort­füh­rung der engen und guten Be­zie­hun­gen mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich ge­stellt.

AUS­GE­WO­GE­NE DLT-RAH­MEN­BE­DIN­GUN­GEN STÄR­KEN DAS IN­NO­VA­TI­ONS­PO­TEN­ZI­AL FÜR SCHWEI­ZE­RI­SCHE UN­TER­NEH­MEN

Mit dem Bun­des­ge­setz zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter wer­den ver­schie­de­ne be­ste­hen­de Bun­des­ge­set­ze punk­tu­ell an­ge­passt, um die Vor­aus­set­zun­gen wei­ter zu ver­bes­sern, damit die Schweiz sich als ein füh­ren­der, in­no­va­ti­ver und nach­hal­ti­ger Stand­ort für Block­chain-/Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT)-Un­ter­neh­men wei­ter­ent­wi­ckeln kann.

Um den Han­del von Rech­ten mit­tels ma­ni­pu­la­ti­ons­re­sis­ten­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter auf eine si­che­re recht­li­che Basis zu stel­len, wird eine An­pas­sung des Wert­pa­pier­rechts vor­ge­schla­gen. In der Folge ist im Bu­chef­fek­ten­recht die Schnitt­stel­le zur neuen Wert­pa­pier­ka­te­go­rie durch punk­tu­el­le An­pas­sun­gen zu re­geln. Zudem wird die Aus­son­de­rung kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te im Fall eines Kon­kur­ses aus der Kon­kurs­mas­se ge­setz­lich ge­klärt. Die bank­in­sol­venz­recht­li­chen Be­stim­mun­gen im Ban­ken­recht wer­den mit den An­pas­sun­gen im all­ge­mei­nen In­sol­venz­recht ab­ge­stimmt. Im Fi­nanz­markt­in­fra­struk­tur­recht wird schliess­lich eine neue Be­wil­li­gungs­ka­te­go­rie für DLT-Han­dels­sys­te­me ge­schaf­fen. Damit soll ein an­ge­mes­se­ner, tech­no­lo­gie­neu­tra­ler und fle­xi­bler Rechts­rah­men für die auf­grund der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen neu mög­li­chen For­men von Fi­nanz­markt­in­fra­struk­tu­ren ge­schaf­fen wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge samt den bei­den von der WAK-NR neu an­ge­pass­ten Punk­ten an­zu­neh­men (Da­ten­zu­gang, Om­buds­stel­le).

Ge­lun­ge­ner Ent­wurf des Bun­des­rats stärkt die Rah­men­be­din­gun­gen für Un­ter­neh­men

Die Wirt­schaft be­grüsst die ge­lun­ge­ne Vor­la­ge bzw. den Ent­wurf für einen zi­vil­recht­li­chen Rah­men für Token und an­de­re DLT-An­wen­dun­gen. Durch die Schaf­fung der neuen Form der Über­tra­gung von Ver­mö­gens­wer­ten wird den An­sprü­chen nach Tech­no­lo­gie­neu­tra­li­tät Rech­nung ge­tra­gen. Zudem wird durch die Mi­ni­mie­rung tech­ni­scher Hin­der­nis­se die Rechts­si­cher­heit er­höht und gleich­zei­tig das In­no­va­ti­ons­po­ten­zi­al am Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ge­för­dert. Die durch die Vor­la­ge ge­setz­ten Schwer­punk­te wur­den gut ge­wählt und er­mög­li­chen, die Rah­men­be­din­gun­gen zur Ent­wick­lung von In­no­va­tio­nen in die­sem Be­reich für die Schweiz zu ver­bes­sern. Ins­be­son­de­re die i) Ver­wen­dung einer tech­no­lo­gie­neu­tra­len Ter­mi­no­lo­gie, ii) der Ver­zicht auf die Re­ge­lung tech­ni­scher Ein­zel­hei­ten, iii) die In­te­gra­ti­on der neuen Ge­set­zes­be­stim­mun­gen zwecks Über­tra­gung di­gi­ta­ler Ver­mö­gens­wer­te in den be­reits exis­tie­ren­den Rechts­rah­men sowie iv) die Aus­son­de­rungs­mög­lich­keit kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te im Kon­kurs­fall über­zeu­gen.

Als eben­so po­si­tiv ist zu wer­ten, dass die Block­chain-The­ma­tik im Rah­men der be­ste­hen­den Ge­set­zes­tex­te in­te­griert und nicht ei­gens ein DLT-Ge­setz ge­schaf­fen wer­den soll.

Durch die WAK-NR ein­ge­füg­te Neue­run­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst auch ex­pli­zit die bei­den durch die WAK-NR neu ein­ge­füg­ten Be­stim­mun­gen (Da­ten­zu­gang ge­mäss Art. 242b SchKG, Om­buds­stel­le ge­mäss Art. 77 FID­LEG). Ins­be­son­de­re die Ab­sicht, die DLT-Han­dels­sys­te­me ad­mi­nis­tra­tiv zu ent­las­ten und rein pro­fes­sio­nell Han­deln­de von der An­schluss­pflicht an die Ban­ken-Om­buds­stel­le (Art. 77 FID­LEG) aus­zu­neh­men, liegt zu­gleich im In­ter­es­se der DLT-Han­dels­sys­te­me, der Om­buds­stel­le sowie der Bank­kun­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Die WAK-NR hat die Vor­la­ge in der Schluss­ab­stim­mung ihrem Rat ein­stim­mig zur An­nah­me emp­foh­len. Den Ent­wurf des Bun­des­rats hat sie le­dig­lich in zwei Punk­ten leicht an­ge­passt: 

  • Da­ten­zu­gang: Die Kom­mis­si­on hat ein­stim­mig einen An­trag auf eine neue Be­stim­mung im Bun­des­ge­setz über Schuld­be­trei­bung und Kon­kurs (SchKG) an­ge­nom­men, ge­mäss wel­cher jeder Drit­te, der eine ent­spre­chen­de ge­setz­li­che oder ver­trag­li­che Be­rech­ti­gung an den Daten nach­weist, den Zu­gang zu die­sen Daten oder deren Her­aus­ga­be ver­lan­gen kann (Art. 242b SchKG). 
  • Om­buds­stel­le: Die WAK-NR hat sich mit 18 zu 5 Stim­men dafür ent­schie­den, das Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­setz (FID­LEG) so an­zu­pas­sen, dass sich Fi­nanz­dienst­leis­ter, die aus­schliess­lich in­sti­tu­tio­nel­len oder pro­fes­sio­nel­len Kun­din­nen und Kun­den Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen er­brin­gen, kei­ner Om­buds­stel­le an­schlies­sen müs­sen (Art. 77 FID­LEG).

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Er­freu­li­cher­wei­se hat der Na­tio­nal­rat die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen Ge­set­zes­än­de­run­gen ein­stim­mig an­ge­nom­men. Er schafft die nö­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen, damit sich die Schweiz im Be­reich der Block­chain- und Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT) als ein füh­ren­der, in­no­va­ti­ver und nach­hal­ti­ger Stand­ort eta­blie­ren kann. Auch die von der Gros­sen Kam­mer ein­ge­führ­ten Neue­run­gen be­tref­fend Da­ten­zu­gang und Om­buds­stel­len be­grüsst die Wirt­schaft ex­pli­zit.

Nun soll die Klei­ne Kam­mer frü­hes­tens im Herbst nach­zie­hen und diese für den In­no­va­ti­ons­platz Schweiz wich­ti­ge Vor­la­ge unter Dach und Fach brin­gen.

FAL­SCHE WEI­CHEN­STEL­LUNG DER KOM­MIS­SI­ON MUSS VOM NA­TIO­NAL­RAT UN­BE­DINGT KOR­RI­GIERT WER­DEN

Die Vor­la­ge will die Im­port­zöl­le für sämt­li­che In­dus­trie­pro­duk­te per 1. Ja­nu­ar 2022 auf null set­zen. Der Be­griff der In­dus­trie­pro­duk­te er­fasst alle Güter mit Aus­nah­me der Agrar­pro­duk­te (inkl. Fut­ter­mit­tel) und der Fi­sche­rei­er­zeug­nis­se. Neben der uni­la­te­ra­len Auf­he­bung der Zölle soll auch die Zoll­ta­rif­struk­tur für In­dus­trie­pro­duk­te ver­ein­facht wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se hält den Abbau der In­dus­trie­z­öl­le für wich­tig und drin­gend. Die Wirt­schaft emp­fiehlt mit Nach­druck, der Min­der­heit der WAK-NR zu fol­gen, auf den Ge­set­zes­ent­wurf ein­zu­tre­ten und die­sen an­zu­neh­men.

Die Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le wie auch die Ver­ein­fa­chung der Zoll­ta­rif­struk­tur sind von gros­ser Be­deu­tung. Ins­be­son­de­re im Lich­te der enor­men Her­aus­for­de­run­gen, wel­che die Co­ro­na-Krise für Schwei­zer Un­ter­neh­men mit sich bringt, ist deren Ab­schaf­fung drin­gend und dul­det kei­nen zeit­li­chen Auf­schub. Jetzt gilt es, die Er­ho­lung der Wirt­schaft mit ein­fa­chen, nach­weis­lich und breit wirk­sa­men In­stru­men­ten zu un­ter­stüt­zen. Der In­dus­trie­zoll­ab­bau er­füllt diese Vor­aus­set­zun­gen, er zei­tigt rasch einen po­si­ti­ven ge­samt­wirt­schaft­li­chen Wachs­tums­ef­fekt und kann von der Po­li­tik ei­gen­stän­dig und in­nert kur­zer Frist um­ge­setzt wer­den.

Die ab­leh­nen­de Hal­tung der WAK-NR setzt ein fal­sches Zei­chen für die Be­ra­tung im Ple­num. Ist die Gros­se Kam­mer ernst­haft an einer fi­nan­zi­el­len und ad­mi­nis­tra­ti­ven Ent­las­tung von Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten sowie Un­ter­neh­men in­ter­es­siert, wird sie auf die Vor­la­ge ein­tre­ten und diese auch an­neh­men.

Be­frei­ung der Un­ter­neh­men von un­nö­ti­gen Mehr­kos­ten

Schwei­zer Fir­men be­zah­len heute jähr­lich rund 500 Mil­lio­nen Fran­ken Zoll­ab­ga­ben auf Im­por­te von In­dus­trie­gü­tern. Dies, ob­wohl 75 Pro­zent die­ser Ab­ga­ben im Prin­zip be­reits ab­ge­schafft wor­den sind – im Rah­men von bi­la­te­ra­len Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA). Diese Zol­ler­spar­nis­se kön­nen je­doch aus ver­schie­de­nen Grün­den bis­her nicht voll­um­fäng­lich ge­nutzt wer­den (z.B. sind die Pro­zes­se teil­wei­se sehr auf­wen­dig und die Kos­ten­er­spar­nis dafür zu ge­ring). Ins­ge­samt ist die Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le an­ge­sichts pro­tek­tio­nis­ti­scher Mass­nah­men vie­ler Län­der eine wert­vol­le Mass­nah­me zur Ver­bes­se­rung der in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit un­se­res Wirt­schafts­stand­orts.

Ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung von über 100 Mil­lio­nen Fran­ken

Nebst weg­fal­len­den Zoll­ab­ga­ben steht die ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung von über 100 Mil­lio­nen Fran­ken im Zen­trum – fir­men- und ver­wal­tungs­sei­tig. Davon pro­fi­tie­ren 35 Pro­zent aller In­dus­trie­gü­ter­im­por­te. Dies be­deu­tet kon­kret: we­ni­ger Zoll­for­ma­li­tä­ten, Bu­chun­gen oder Be­wil­li­gun­gen und weg­fal­len­de auf­wen­di­ge Zoll­spe­zi­al­ver­fah­ren (z.B. Ver­ede­lungs­ver­kehr).

Sin­ken­des Preis­ni­veau und hö­he­re Ein­kom­men für Kon­su­men­ten

Der In­dus­trie­zoll­ab­bau ist ein wirk­sa­mes Mit­tel im Kampf gegen die Hoch­preis­in­sel Schweiz und bringt Vor­tei­le für Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten. An­ge­sichts des enor­men Wett­be­werbs­drucks ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Un­ter­neh­men ent­spre­chen­de Kos­ten­ein­spa­run­gen an die End­kun­den wei­ter­ge­ben (z.B. Klei­der, Schu­he, Autos oder Kos­me­ti­ka). Da­durch sinkt das Preis­ni­veau ge­mes­sen an den Haus­halts­aus­ga­ben schweiz­weit um 350 Mil­lio­nen Fran­ken. Gleich­zei­tig führt der In­dus­trie­zoll­ab­bau durch die ge­stei­ger­te Wirt­schafts­leis­tung zu hö­he­ren Ein­kom­men. Für eine vier­köp­fi­ge Fa­mi­lie re­sul­tiert ge­mäss Schät­zun­gen ein Plus von rund 170 Fran­ken pro Jahr. Das Ge­schäft würde auch eine Un­gleich­be­hand­lung unter Kon­su­men­ten be­en­den: Bau­ern pro­fi­tie­ren be­reits seit Jah­ren vom zoll­frei­en Im­port für sie wich­ti­ger In­dus­trie­pro­duk­te wie Trak­to­ren oder Ern­te­ma­schi­nen.

Über­fäl­li­ge Ver­ein­fa­chung des welt­weit kom­pli­zier­tes­ten Zoll­ta­rif­sys­tems

Die Schweiz ver­fügt im WEF-Ver­gleich über das welt­weit kom­pli­zier­tes­te Zoll­ta­rif­sys­tem. Darum un­ter­stützt die Wirt­schaft eine ent­spre­chen­de Ver­ein­fa­chung der Ta­rif­struk­tur im Rah­men der Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le. Aber: Die Um­stel­lung geht mit fir­men­sei­ti­gen Kos­ten ein­her. Um diese mög­lichst tief zu hal­ten, muss die Än­de­rung der Ta­rif­struk­tur des­halb gleich­zei­tig mit der Re­vi­si­on des har­mo­ni­sier­ten Sys­tems und der An­wen­dung des Pro­jekts zur um­fas­sen­den Di­gi­ta­li­sie­rung des Schwei­zer Zoll­we­sens (DaziT) er­fol­gen. Des­halb sind die In­dus­trie­z­öl­le ohne Ver­zö­ge­rung per 1. Ja­nu­ar 2022 ab­zu­schaf­fen.

Für er­gän­zen­de In­for­ma­tio­nen ver­wei­sen wir gerne auf unser dos­sier­po­li­tik (09/2019; Die Schweiz ohne In­dus­trie­z­öl­le: alle pro­fi­tie­ren).

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt den Ge­set­zes­ent­wurf in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Eine äus­serst knap­pe Mehr­heit der WAK-NR (12 zu 11 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung) emp­fiehlt ihrem Rat, nicht auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten. Aus Sicht die­ser Mehr­heit sind die mit der Vor­la­ge ver­bun­de­nen Ri­si­ken zu gross und der Nut­zen für die Wirt­schaft und die Kon­su­men­ten zu klein – dies ganz im Ge­gen­satz zu den Stim­men aus der Wirt­schaft und aus Kon­su­men­ten­krei­sen.

Eine star­ke Kom­mis­si­ons­min­der­heit be­an­tragt al­ler­dings Ein­tre­ten auf die Vor­la­ge. Sie ist über­zeugt, dass die Auf­he­bung der In­dus­trie­z­öl­le den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schwei­zer Un­ter­neh­men stär­ken würde. Die Vor­la­ge ent­las­tet in ihren Augen viele Un­ter­neh­men, ins­be­son­de­re auch KMU, nicht nur fi­nan­zi­ell, son­dern auch in ad­mi­nis­tra­ti­ver Hin­sicht. Aus­ser­dem wer­den Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten auf­grund des zu er­war­ten­den Preis­rück­gangs von Ein­spa­run­gen pro­fi­tie­ren kön­nen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Mit sei­ner ab­leh­nen­den Hal­tung zum In­dus­trie­zoll­ab­bau (108 zu 83 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen) setzt der Na­tio­nal­rat in Kri­sen­zei­ten das ab­so­lut fal­sche Si­gnal für den hie­si­gen Wirt­schafts­stand­ort. An­ge­sichts der schwie­ri­gen Wirt­schafts­la­ge wären po­si­ti­ve, ein­fach und breit an­wend­ba­re Im­pul­se sei­tens der Po­li­tik es­sen­zi­ell ge­we­sen. Es liegt nun am Stän­de­rat, dies zu kor­ri­gie­ren – im In­ter­es­se von Wirt­schaft und Kon­su­mie­ren­den.

Eine aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me der Wirt­schaft zum Ent­scheid des Na­tio­nal­rats fin­den Sie hier.

Stän­de­rat

IN­TER­NA­TIO­NAL AB­GE­STIMM­TES UND AD­MI­NIS­TRA­TIV TRAG­BA­RES GE­SETZ SOWIE EINE PRAK­TI­KA­BLE LÖ­SUNG BEIM PRO­FILING SIND ENT­SCHEI­DEND FÜR SCHWEI­ZER WIRT­SCHAFT

Mit die­ser Vor­la­ge un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes (DSG) und die Än­de­rung wei­te­rer Er­las­se zum Da­ten­schutz. Er ver­folgt dabei haupt­säch­lich zwei Ziel­set­zun­gen. Ers­tens soll der Da­ten­schutz an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen an­ge­passt wer­den und zwei­tens soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

So ist unter an­de­rem seit dem 25. Mai 2018 die Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung der EU (DSGVO) (auch grenz­über­schrei­tend) an­wend­bar. Die EU hat damit fak­tisch einen neuen in­ter­na­tio­na­len Stan­dard für den Da­ten­schutz ge­schaf­fen. Dies be­trifft Län­der welt­weit, die ihre Da­ten­schutz­ge­set­ze im Nach­gang an­ge­passt haben, mit­un­ter auch die Schweiz. Die ge­sam­te Wirt­schaft hat ein In­ter­es­se daran, dass die Schweiz als mit die­sem neuen Da­ten­schutz­stan­dard ver­gleich­bar und als an­ge­mes­sen re­gu­lier­tes Land wahr­ge­nom­men wird, um kei­nen Wett­be­werbs­nach­teil zu er­lei­den. Zwecks Auf­recht­er­hal­tung des EU-An­ge­mes­sen­heits­be­schlus­ses, über den die Schweiz mo­men­tan ver­fügt, ist nicht nur die Mo­der­ni­sie­rung des Da­ten­schutz­ge­set­zes not­wen­dig, son­dern auch der Bei­tritt zur Da­ten­schutz­kon­ven­ti­on SEV 108.

Die Vor­la­ge be­fin­det sich im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung auf der Ziel­ge­ra­den. Die zen­tra­le Dif­fe­renz be­trifft noch das Pro­filing. Der For­schungs- und In­no­va­ti­ons­stand­ort Schweiz ist auf eine prak­ti­ka­ble Lö­sung an­ge­wie­sen, wel­che die Schweiz nicht ins Ab­seits ma­nö­vriert. Pro­filing hat zahl­rei­che po­si­ti­ve An­wen­dungs­for­men, deren Be­deu­tung mit zu­neh­men­der Di­gi­ta­li­sie­rung zu­neh­men: Stei­ge­rung der Ef­fi­zi­enz, Be­kämp­fung von Kre­dit­kar­ten­miss­brauch, per­so­na­li­sier­te An­ge­bo­te sowie Res­sour­cen­ein­spa­run­gen sind bloss we­ni­ge Bei­spie­le dafür.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

Für die Un­ter­neh­men zen­tral ist ein ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res Ge­setz ohne Swiss Fi­nish (im Ver­hält­nis zur EU über­schies­sen­de Be­stim­mun­gen), wel­ches in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt ist. Aus­ser­dem ist ein mög­lichst zeit­na­her Ab­schluss der Vor­la­ge nötig, da der Äqui­va­lenz­be­richt der EU (ein­schliess­lich einer Be­ur­tei­lung der Schweiz) An­fang Juni 2020 er­war­tet wird.

Der Na­tio­nal­rat hat im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung die Vor­la­ge in we­sent­li­chen Punk­ten vor­an­ge­bracht und aus Sicht der Wirt­schaft an­ge­mes­se­ne Lö­sun­gen ge­fun­den. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, sich dem ak­tu­el­len Be­schluss des Na­tio­nal­rats an­zu­schlies­sen und ins­be­son­de­re die nach­fol­gend ge­nann­ten ver­blei­ben­den Dif­fe­ren­zen ge­mäss unten ste­hen­den Aus­füh­run­gen wei­ter zu be­ra­ten: 

  • Fas­sung Na­tio­nal­rat als «echte» Kom­pro­miss­ba­sis für die Re­ge­lung des Pro­filing (Art. 4 lit. fbis): Der Stän­de­rat hatte in den vor­an­ge­hen­den Be­ra­tun­gen – in Ab­wei­chung von den eu­ro­päi­schen Re­geln und vom Ent­wurf des Bun­des­rats – den Be­griff des «Pro­filings mit hohem Ri­si­ko» neu vor­ge­schla­gen. Damit wurde nicht nur ein Swiss Fi­nish, son­dern eine un­nö­ti­ge Ver­schär­fung ein­ge­führt. In der da­ma­li­gen For­mu­lie­rung des Stän­de­rats waren prak­tisch alle For­men von Pro­filing der De­fi­ni­ti­on des hohen Ri­si­kos zu­zu­ord­nen.

Ge­ra­de der For­schungs- und In­no­va­ti­ons­stand­ort ist auf eine prak­ti­ka­ble Lö­sung beim Pro­filing an­ge­wie­sen. Der Na­tio­nal­rat hatte auch des­halb ver­sucht, beim Pro­filing einen Kom­pro­miss zu fin­den, um die Dif­fe­renz zwi­schen den Räten zu be­rei­ni­gen. So soll­te ge­mäss Na­tio­nal­rat ein Pro­filing mit hohem Ri­si­ko vor­lie­gen, wenn ein sol­ches zu be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten führt. Auch diese Fas­sung ist ein Swiss Fi­nish und würde in der Rechts­an­wen­dung zu zu­sätz­li­chen Fra­gen füh­ren. Die Wirt­schaft hätte aber den­noch mit die­sem Kom­pro­miss leben kön­nen.

Die SPK-SR hat sich nun für eine an­de­re Re­ge­lung des Pro­filings aus­ge­spro­chen. Bei die­ser wird das hohe Ri­si­ko da­hin­ge­hend prä­zi­siert, dass es sich an der De­fi­ni­ti­on des Per­sön­lich­keits­pro­fils im gel­ten­den Recht ori­en­tiert. Sie be­ti­telt ihren Ent­scheid als Kom­pro­miss­lö­sung. Dies ist ir­re­füh­rend, da der Stän­de­rat an dem von ihm ein­ge­schla­ge­nen Son­der­weg fest­hält und nur kos­me­ti­sche An­pas­sun­gen vor­nimmt. Dabei öff­net er neue Fra­gen für die Rechts­an­wen­der und im Ver­gleich zur Fas­sung des Na­tio­nal­rats er­ge­ben sich kei­ner­lei Vor­tei­le. Es ist in die­sem Punkt des­halb dem Be­schluss Na­tio­nal­rat vom 5. März 2020 zu fol­gen. 

  • Nut­zungs­frist bei der Bo­ni­täts­prü­fung min­des­tens auf zehn Jahre ver­län­gern und Per­so­nen­da­ten aus öf­fent­lich zu­gäng­li­chen staat­li­chen Re­gis­tern aus­neh­men (Art. 27 Abs. 2 lit. c Ziff. 3): Für die Länge der Nut­zungs­frist von Per­so­nen­da­ten bei der Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung möch­te der Na­tio­nal­rat die Frist von fünf Jah­ren (= Ent­wurf des Bun­des­rats) auf zehn Jahre er­hö­hen. Ver­lust­schei­ne ver­jäh­ren erst nach 20 Jah­ren. Die Nut­zung die­ser Daten zwecks Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung muss aus prak­ti­schen Grün­den wei­ter­hin zu­läs­sig sein, auch wenn diese älter als fünf Jahre sind.

Zudem muss ge­mäss Min­der­heit Mül­ler die Mög­lich­keit ge­schaf­fen wer­den, dass Per­so­nen­da­ten aus öf­fent­lich zu­gäng­li­chen staat­li­chen Re­gis­tern (z.B. kan­to­na­le Han­dels­re­gis­ter, Zen­tra­ler Fir­men­in­dex Zefix, Schwei­ze­ri­sches Han­delsamts­blatt SHAB, kan­to­na­le Amts­blät­ter) aus­ge­nom­men wer­den. An­dern­falls wird ver­hin­dert, dass diese Per­so­nen­da­ten bei der Prü­fung der Kre­dit­fä­hig­keit ein­be­zo­gen wer­den kön­nen, was zur­zeit eine not­wen­di­ge Pra­xis dar­stellt.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Som­mer­ses­si­on 2020 berät der Stän­de­rat die Vor­la­ge im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung er­neut.

Die SPK-SR be­an­tragt ihrem Rat, sich in meh­re­ren Punk­ten dem Na­tio­nal­rat an­zu­schlies­sen und somit meh­re­re Dif­fe­ren­zen bei­zu­le­gen. Beim Pro­filing hält die SPK-SR je­doch mit nur ru­di­men­tä­ren An­pas­sun­gen an ihrem pro­ble­ma­ti­schen Kon­zept fest. Auch bei den fol­gen­den Punk­ten weicht die Kom­mis­si­on von der Gros­sen Kam­mer ab: So soll die Nut­zungs­dau­er von Daten zwecks Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung pra­xis­fremd auf nur fünf Jahre be­schränkt wer­den. Fer­ner wird auf die not­wen­di­ge Prä­zi­sie­rung bei der De­fi­ni­ti­on der ge­ne­ti­schen Daten ver­zich­tet.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Wirt­schaft be­grüsst, dass der Stän­de­rat meh­re­re Dif­fe­ren­zen bei­ge­legt hat.

Beim Pro­filing hat sich die Klei­ne Kam­mer al­ler­dings für eine an­de­re Re­ge­lung aus­ge­spro­chen als der Na­tio­nal­rat. Bei die­ser wird das hohe Ri­si­ko da­hin­ge­hend prä­zi­siert, dass es sich an der De­fi­ni­ti­on des Per­sön­lich­keits­pro­fils im gel­ten­den Recht ori­en­tiert. Von einer Kom­pro­miss­lö­sung kann je­den­falls keine Rede sein, da der Stän­de­rat an sei­nem ein­ge­schla­ge­nen Son­der­weg fest­hält und nur kos­me­ti­sche An­pas­sun­gen vor­ge­nom­men hat: Es wer­den neue Fra­gen für die Rechts­an­wen­der er­öff­net und im Ver­gleich zur Fas­sung des Na­tio­nal­rats er­ge­ben sich kei­ner­lei Vor­tei­le. Der echte Kom­pro­miss beim Pro­filing liegt im Be­schluss des Na­tio­nal­rats.

Dar­über hin­aus hat es der Stän­de­rat ver­passt, die Frist für die Länge der Nut­zungs­frist von Per­so­nen­da­ten bei der Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung von fünf auf zehn Jahre zu er­hö­hen. Ver­lust­schei­ne ver­jäh­ren erst nach 20 Jah­ren. Die Nut­zung die­ser Daten zwecks Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung muss aus prak­ti­schen Grün­den wei­ter­hin zu­läs­sig sein, auch wenn diese älter als fünf Jahre sind.

UN­KO­OR­DI­NIER­TES VOR­PRE­SCHEN DER SCHWEIZ BE­WIRKT RECHTS­UN­SI­CHER­HEIT UND SCHA­DET DER IN­DUS­TRIE

Die Volks­in­itia­ti­ve ver­langt, dass der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB), Stif­tun­gen sowie Ein­rich­tun­gen der staat­li­chen und be­ruf­li­chen Vor­sor­ge die Fi­nan­zie­rung von Un­ter­neh­men un­ter­sagt wer­den soll, die mehr als fünf Pro­zent ihres Jah­res­um­sat­zes mit der Her­stel­lung von Kriegs­ma­te­ri­al er­wirt­schaf­ten.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, der Emp­feh­lung des Bun­des­rats und der Kom­mis­si­on zu fol­gen und die Volks­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­vor­schlag ab­zu­leh­nen.

Das An­lie­gen der In­itia­ti­ve, zu einer fried­li­che­ren Welt bei­zu­tra­gen, ver­dient Un­ter­stüt­zung. Aus Sicht der Wirt­schaft ver­folgt die In­itia­ti­ve aber den fal­schen An­satz und setzt auf In­stru­men­te und Mass­nah­men, die weder in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt noch ziel­füh­rend sind. Viel­mehr hätte eine An­nah­me der Vor­la­ge zahl­rei­che ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz.

Schwie­ri­ge Ab­gren­zungs­fra­gen füh­ren zu er­heb­li­cher Rechts­un­si­cher­heit ge­ra­de für KMU

Un­ter­neh­men, die mehr als fünf Pro­zent ihres Jah­res­um­sat­zes mit der Her­stel­lung von Kriegs­ma­te­ri­al er­wirt­schaf­ten, sol­len als «Kriegs­ma­te­ri­al­pro­du­zen­ten» gel­ten. Die­ser An­wen­dungs­be­reich ist sehr weit, und es stel­len sich zahl­rei­che Ab­gren­zungs­fra­gen. Un­mit­tel­bar be­trof­fen sind welt­weit tä­ti­ge Gross­un­ter­neh­men, die auch im zi­vi­len Be­reich wich­ti­ge Ak­ti­vi­tä­ten haben, dar­un­ter Un­ter­neh­men aus dem Ge­biet der Raum- und Luft­fahrt. Tan­giert wer­den wohl aber auch zahl­rei­che mit­tel­gros­se Un­ter­neh­men, die als Zu­lie­fer­be­trie­be von Gross­un­ter­neh­men fun­gie­ren. Dies würde ins­be­son­de­re die Schwei­zer MEM-KMU und An­bie­ter zahl­rei­cher wich­ti­ger Ar­beits­plät­ze stark be­tref­fen. Offen ist auch, wie Güter, die so­wohl für mi­li­tä­ri­sche wie auch zi­vi­le Zwe­cke ge­nutzt wer­den kön­nen (so­ge­nann­te «Dual Use Güter»), ab­ge­grenzt wer­den sol­len, ge­ra­de auch bei dy­na­mi­schen Ver­än­de­run­gen, die in den Schwel­len­wer­ten wi­der­spie­gelt wer­den müss­ten.

Ge­fähr­dung der Un­ab­hän­gig­keit der SNB

Das von der In­itia­ti­ve ge­for­der­te Ver­bot der Fi­nan­zie­rung von als «Kriegs­ma­te­ri­al­pro­du­zen­ten» pos­tu­lier­ten Un­ter­neh­men be­schnei­det die Un­ab­hän­gig­keit der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB). Bei Ak­ti­en und Fonds könn­te die SNB nicht mehr auf die be­währ­te An­la­ge­stra­te­gie bauen, die nach Ri­si­ko und Ren­di­te di­ver­si­fi­ziert. Eine Ein­schrän­kung ihrer An­la­ge­po­li­tik schwächt die SNB folg­lich in der Aus­übung ihres Man­dats für Preis­sta­bi­li­tät. Dies würde so­wohl dem Wirt­schafts­stand­ort wie auch dem Schwei­zer Wohl­stand ins­ge­samt scha­den.

Un­nö­ti­ge Schwä­chung der Vor­sor­ge­wer­ke und in­sti­tu­tio­nel­ler An­le­ger durch mas­si­ven Ver­wal­tungs­auf­wand

Die In­itia­ti­ve hätte dar­über hin­aus einen ne­ga­ti­ven Ein­fluss auf die Er­trä­ge in­sti­tu­tio­nel­ler An­le­ger wie die AHV/IV, Pen­si­ons­kas­sen und Stif­tun­gen. Zahl­rei­che in­di­rek­te oder di­rek­te Be­tei­li­gungs­for­men an den oben ge­nann­ten Un­ter­neh­men, bei­spiels­wei­se über Ak­ti­en oder Fonds, wären ver­bo­ten. Die Vor­ga­ben der In­itia­ti­ve ver­klei­nern so das An­la­ge­uni­ver­sum, was in­sti­tu­tio­nel­len An­le­gern hö­he­re Kos­ten in der Ver­wal­tung ihrer Port­fo­li­os be­schert. Der bü­ro­kra­ti­sche Auf­wand für Schwei­zer Fi­nanz­dienst­leis­ter zur Über­prü­fung und lau­fen­den An­pas­sung der Port­fo­li­os wäre im­mens. Die An­le­ger wären da­durch ge­zwun­gen, zu Zeit­punk­ten Des­in­ves­ti­tio­nen zu tä­ti­gen, die nicht ihren lang­fris­ti­gen und nach­hal­ti­gen An­la­ge­stra­te­gi­en ent­spre­chen. Diese un­nö­ti­gen Zu­satz­kos­ten füh­ren zu Min­der­ein­nah­men bei staat­li­chen wie pri­va­ten Vor­sor­ge­wer­ken und be­ein­träch­ti­gen so ne­ga­tiv deren Fi­nan­zie­rungs­la­ge. Auch be­steht wei­ter das Ri­si­ko, dass Un­ter­neh­men, ge­ra­de auch KMU, nur noch unter er­schwer­ten Be­din­gun­gen Kre­di­te auf­neh­men könn­ten.

Un­ko­or­di­nier­ter Schwei­zer Al­lein­gang ohne Wir­kung

Neben die­sen zahl­rei­chen Un­zu­läng­lich­kei­ten wäre die In­itia­ti­ve auch wir­kungs­los. Ein un­ko­or­di­nier­tes Vor­pre­schen der Schweiz im Be­reich der Fi­nan­zie­rung der Rüs­tungs­in­dus­trie wäre glo­bal be­trach­tet völ­lig un­be­deu­tend. Ein welt­wei­tes Fi­nan­zie­rungs­ver­bot für In­ves­ti­tio­nen in die Rüs­tungs­in­dus­trie, wie von der In­itia­ti­ve ge­for­dert, steht nicht zur Dis­kus­si­on, dies weder im Rah­men der Ver­ein­ten Na­tio­nen noch in an­de­ren in­ter­na­tio­na­len Gre­mi­en. Die Schweiz würde sich ein­fach aus der in­ter­na­tio­na­len Dis­kus­si­on ver­ab­schie­den und müss­te mit den selbst­ver­schul­de­ten ne­ga­ti­ven Kon­se­quen­zen leben, ohne dass die­sen mas­si­ven Fol­gen ein po­si­ti­ver Ef­fekt ent­ge­gen­ste­hen würde.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Volks­in­itia­ti­ve in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die SiK-SR emp­fiehlt ihrem Rat mit 10 zu 1 Stim­me bei 2 Ent­hal­tun­gen, die Volks­in­itia­ti­ve Volk und Stän­den zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. Auch einen An­trag auf Rück­wei­sung – ver­bun­den mit der Emp­feh­lung, mit­tels Kom­mis­si­ons­in­itia­ti­ve einen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag aus­zu­ar­bei­ten –, lehn­te die Kom­mis­si­ons­mehr­heit mit 10 zu 3 Stim­men ab.

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2020 sprach sich der Na­tio­nal­rat mit 120 zu 71 bei 2 Ent­hal­tun­gen gegen die In­itia­ti­ve aus. Die Gros­se Kam­mer will auch kei­nen in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag und hat einen ent­spre­chen­den Vor­schlag mit 105 zu 87 Stim­men ab­ge­lehnt.

Auch die Lan­des­re­gie­rung emp­fiehlt, die In­itia­ti­ve Volk und Stän­den ohne di­rek­ten oder in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Ab­stim­mung vor­zu­le­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Wirt­schaft be­grüsst, dass nach der Gros­sen Kam­mer nun auch der Stän­de­rat so­wohl die In­itia­ti­ve (mit 32 zu 13 Stim­men) als auch den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag (mit 31 zu 14 Stim­men) zur Ab­leh­nung emp­fiehlt. Beide Be­geh­ren wären im Falle einer An­nah­me nicht nur wir­kungs­los ge­blie­ben, son­dern hät­ten auch zu er­heb­li­chen Ab­gren­zungs­fra­gen bei den be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men ge­führt, die in­sti­tu­tio­nel­len An­le­ger un­nö­tig ge­schwächt und die Un­ab­hän­gig­keit der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank (SNB) ge­fähr­det.

JA ZU EINER DY­NA­MI­SCHE­REN FÖR­DER­PO­LI­TIK DES BUN­DES

Das Bun­des­ge­setz vom 8. Ok­to­ber 1999 über die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit im Be­reich der Bil­dung, der Be­rufs­bil­dung, der Ju­gend und der Mo­bi­li­täts­för­de­rung soll to­tal­r­e­vi­diert wer­den. Es ist 20-jäh­rig und bil­det noch heute die Grund­la­ge des Bun­des für die För­de­rung der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit in der Bil­dung. Über die letz­ten zwei Jahr­zehn­te wurde das Ge­setz punk­tu­ell und un­ein­heit­lich wei­ter­ent­wi­ckelt. Ein Grund hier­für war der wech­seln­de Be­tei­li­gungs­sta­tus der Schweiz an den sich dy­na­misch ver­än­dern­den eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men.

Die ak­tu­el­le För­der­pra­xis zeigt die Gren­zen des heu­ti­gen ge­setz­li­chen Rah­mens auf: Die Kop­pe­lung der Haupt­för­der­instru­men­te an eine Be­tei­li­gung an den eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men steht nicht mehr im Ein­klang mit der In­ter­na­tio­na­li­sie­rung der Bil­dung. Ge­setz­lich fehlt ins­be­son­de­re eine gleich­wer­ti­ge Ver­an­ke­rung der zwei al­ter­na­ti­ven In­stru­men­te (die As­so­zi­ie­rung an in­ter­na­tio­na­le För­der­pro­gram­me und die Um­set­zung von ei­ge­nen Schwei­zer Pro­gram­men). Auch die Mög­lich­keit, eine na­tio­na­le Agen­tur mit we­sent­li­chen Um­set­zungs­auf­ga­ben zu be­auf­tra­gen, ist ge­gen­wär­tig an eine Be­tei­li­gung an den eu­ro­päi­schen Pro­gram­men ge­knüpft. In­halt­lich feh­len zudem grund­le­gen­de An­ga­ben über den Zweck und die Grund­sät­ze der För­der­po­li­tik. Aus die­sen Grün­den hält der Bun­des­rat eine To­tal­re­vi­si­on für nötig.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge an­zu­neh­men.

Gleich­wer­ti­ge Ver­an­ke­rung von Be­tei­li­gun­gen an Bil­dungs­pro­gram­men und Ei­gen­lö­sun­gen

Die Re­vi­si­on stellt die Be­tei­li­gung an eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men und au­to­no­me Ei­gen­lö­sun­gen der Schweiz ge­setz­lich gleich. Sie ent­kop­pelt die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit und Mo­bi­li­tät in der Bil­dung von der Be­tei­li­gung an einem eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gramm. Aus Sicht der Wirt­schaft ist diese Ent­kop­pe­lung ziel­füh­rend. Da­durch wird eine ge­setz­li­che Grund­la­ge ge­schaf­fen, um den Stu­die­ren­den in der Schweiz un­ab­hän­gig von einer all­fäl­li­gen Be­tei­li­gung an Eras­mus den in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch zu er­mög­li­chen.

Man­da­tie­rung der SFAM als na­tio­na­le För­der­agen­tur

Für die Um­set­zung soll eine na­tio­na­le För­der­agen­tur man­da­tiert wer­den. Ge­mäss dem Er­läu­te­rungs­text zur Ge­set­zes­re­vi­si­on gilt die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Aus­tausch und Mo­bi­li­tät (SFAM/Mo­ve­tia), die vom Bund und den Kan­to­nen ge­tra­gen wird, als ein­zi­ge Or­ga­ni­sa­ti­on, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen zur Über­nah­me der Auf­ga­ben einer na­tio­na­len För­der­agen­tur er­füllt. Sie ist ge­gen­wär­tig als pri­vat­recht­li­che Stif­tung or­ga­ni­siert und soll in eine öf­fent­lich-recht­li­che An­stalt über­führt wer­den. Die als na­tio­na­le För­der­agen­tur man­da­tier­te In­sti­tu­ti­on muss neben Fach­ex­per­ti­se und Ka­pa­zi­tä­ten auch mög­lichst kos­ten­ef­fi­zi­ent ar­bei­ten. Daher ist zu prü­fen, ob eine öf­fent­li­che Aus­schrei­bung mög­lich und ziel­füh­rend wäre. In die­sem Zu­sam­men­hang ist auch die Über­füh­rung der SFAM von einer pri­vat­recht­li­chen zu einer öf­fent­lich-recht­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on gründ­lich zu prü­fen und nur falls sinn­voll durch­zu­füh­ren. Diese Frage ist al­ler­dings nicht Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den To­tal­re­vi­si­on, son­dern soll in einer ge­son­der­ten Vor­la­ge fest­ge­hal­ten wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Die WBK-SR be­an­tragt ihrem Rat ein­stim­mig, die Vor­la­ge an­zu­neh­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Wirt­schaft be­grüsst die ein­stim­mi­ge An­nah­me der Vor­la­ge durch den Stän­de­rat. Mit der ge­setz­li­chen Gleich­stel­lung von Be­tei­li­gun­gen an eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men und au­to­no­men Ei­gen­lö­sun­gen der Schweiz hat die Klei­ne Kam­mer die Grund­la­ge ge­schaf­fen, um den Aus­tausch in der Bil­dung in Zu­kunft wirk­sam zu för­dern. Der Na­tio­nal­rat soll­te nun dem kla­ren Be­kennt­nis sei­nes Schwes­ter­rats fol­gen.

BFI-BOT­SCHAFT DES BUN­DES­RATS STÄRKT DEN SCHWEI­ZER BIL­DUNGS- UND FOR­SCHUNGS­PLATZ

Mit der vor­lie­gen­den Bot­schaft be­an­tragt der Bun­des­rat 27’899 Mil­lio­nen Fran­ken für die För­de­rung von Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on (BFI) in den Jah­ren 2021–2024. Die Schweiz soll in die­sem für die Wohl­fahrt des Lan­des fun­da­men­ta­len Be­reich eine füh­ren­de Stel­lung be­hal­ten und ak­tu­el­le Her­aus­for­de­run­gen wie die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on von Wirt­schaft und Ge­sell­schaft meis­tern. Nebst den fi­nan­zi­el­len Mit­teln für die nächs­ten vier Jahre be­an­tragt der Bun­des­rat schliess­lich auch punk­tu­el­le An­pas­sun­gen in den ge­setz­li­chen Grund­la­gen.

Mit knapp 28 Mil­li­ar­den be­an­tragt der Bun­des­rat rund 2 Mil­li­ar­den mehr als in der vor­an­ge­hen­den BFI-Pe­ri­ode (2017–2020). Dies ent­spricht bei den heu­ti­gen Teue­rungs­an­nah­men einem durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Wachs­tum von 2,2 Pro­zent (no­mi­nal) be­zie­hungs­wei­se einem rea­len Wachs­tum von durch­schnitt­lich jähr­lich 1,5 Pro­zent. Darin nicht ent­hal­ten sind die Mit­tel für eine all­fäl­li­ge Be­tei­li­gung an den EU-Pro­gram­men, da dafür zur­zeit weder der Um­fang noch die Teil­nah­me­mög­lich­kei­ten be­kannt sind.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss dem bun­des­rät­li­chen Ent­wurf an­zu­neh­men, nur sehr se­lek­tiv davon ab­zu­wei­chen und daher einen gros­sen Teil der An­trä­ge der WBK-SR ab­zu­leh­nen.

Die Qua­li­tät des Bil­dungs­sys­tems ist ein ent­schei­den­der Stand­ort­fak­tor. Dies gilt für Bil­dung und For­schung. Zudem sind Hoch­schu­len und Wirt­schaft auf­ein­an­der an­ge­wie­sen und hoch­ste­hen­de öf­fent­li­che For­schung ist eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für hoch­ste­hen­de For­schung in der Pri­vat­wirt­schaft. Ins­be­son­de­re dem MINT-Be­reich kommt eine hohe Be­deu­tung zu.

Die BFI-Bot­schaft des Bun­des­rats stärkt den Schwei­zer Bil­dungs- und For­schungs­platz. Sie ist gut be­grün­det und aus­ge­wo­gen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die BFI-Mit­tel wei­ter­hin prio­ri­siert wer­den und dass über alle Be­rei­che hin­weg mo­dera­te Wachs­tums­ra­ten ge­plant sind. Auch dass Ef­fi­zi­enz- und Ef­fek­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen ex­pli­zit an­ge­spro­chen und trans­ver­sa­le The­men im Rah­men der be­ste­hen­den För­der­instru­men­te be­han­delt wer­den, ist im Sinne der Wirt­schaft.

Die An­nah­me des Kom­mis­si­ons­pos­tu­lats, wel­ches den Bun­des­rat be­auf­tragt dar­zu­le­gen, über wel­che Ka­nä­le und ba­sie­rend auf wel­cher Ge­set­zes­grund­la­ge er ab 2025 die bis­her ge­spro­che­nen Bun­des­bei­trä­ge an na­tio­na­le For­schungs­ein­rich­tun­gen leis­ten wird (20.3462), be­grüsst eco­no­mie­su­is­se.

Grund­sätz­lich gilt es zudem mit­tel­fris­tig zwei Pro­ble­me des BFI-Be­reichs zu lösen: 

  • Ers­tens muss der gros­se An­teil an ge­bun­de­nen Aus­ga­ben re­du­ziert wer­den. Im BFI-Be­reich sind die Aus­ga­ben für die Be­rufs­bil­dung, für die Fach­hoch­schu­len und für die Uni­ver­si­tä­ten ge­setz­lich ge­bun­den. All­fäl­li­ge Bud­get­kür­zun­gen be­tref­fen daher die ETH, den SNF und die In­no­suis­se über­pro­por­tio­nal. Dies ist je­doch pro­ble­ma­tisch, denn ge­ra­de diese Bun­des­in­sti­tu­tio­nen sind für die Qua­li­tät des hie­si­gen For­schungs­plat­zes von gros­ser Be­deu­tung. 
  • Zwei­tens müs­sen die In­sti­tu­tio­nen der wett­be­werb­li­chen For­schung mehr fi­nan­zi­el­le Fle­xi­bi­li­tät er­hal­ten. Et­li­che Pro­jek­te des SNF oder der In­no­suis­se lau­fen mehr­jäh­rig. Star­re Re­geln ver­hin­dern, dass die bei­den In­sti­tu­tio­nen das Geld fle­xi­bler ein­set­zen kön­nen. Oft blei­ben am Ende des Jah­res daher nicht aus­ge­nutz­te Kre­dit­res­te übrig. Diese Pro­ble­ma­tik muss künf­tig im Rah­men des For­schungs- und In­no­va­ti­ons­ge­set­zes ge­löst wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat berät die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Die WBK-SR emp­fiehlt ihrem Rat, in den nächs­ten vier Jah­ren 28,1 Mil­li­ar­den Fran­ken in die Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on zu in­ves­tie­ren. Dies ent­spricht einer Er­hö­hung um 200 Mil­lio­nen im Ver­gleich zu den vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen 27,9 Mil­li­ar­den.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Wirt­schaft un­ter­stützt die Be­schlüs­se des Stän­de­rats be­züg­lich wei­te­rer Mit­tel für die In­no­suis­se und den Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­fonds (SNF). Es ist rich­tig, dass die Min­der­heits­an­trä­ge der WBK-SR im Ple­num ab­ge­lehnt wur­den und bei­spiels­wei­se kein neuer Son­der­topf für das Quer­schnitts­the­ma der Nach­hal­tig­keit ge­spro­chen wor­den ist.

Nicht ein­ver­stan­den ist die Wirt­schaft hin­ge­gen damit, dass die Kre­dit­sper­re auf­ge­ho­ben wer­den soll. Der Bun­des­rat braucht in den Ver­hand­lun­gen mit der EU einen ge­wis­sen Spiel­raum, sind doch die Bei­tritts­vor­aus­set­zun­gen zum Ho­ri­zon-Eu­ro­pe-Pro­gramm für die Schweiz noch un­klar.