Herbst­ses­si­on 2020

Zwar hin­ter Ple­xi­glas­schei­ben, aber wie­der unter der Bun­des­haus­kup­pel hiel­ten die Eid­ge­nös­si­schen Räte vom 7. bis 25. Sep­tem­ber die an Vor­la­gen dicht be­frach­te­te Herbst­ses­si­on ab. Dring­li­che Covid-19-Vor­la­gen präg­ten die De­bat­ten ge­nau­so wie lang­jäh­ri­ge Re­form­pro­jek­te. Für eco­no­mie­su­is­se fällt die Bi­lanz grund­sätz­lich er­freu­lich aus.

Die Ses­si­on im Über­blick

Ver­ab­schie­det hat das Par­la­ment das re­vi­dier­te CO2-Ge­setz. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst das Ziel des Ge­set­zes, in der Um­set­zung geht es in ei­ni­gen Be­rei­chen aber sehr weit. Er­freu­lich ist, dass künf­tig alle Un­ter­neh­men so­ge­nann­te «Ziel­ver­ein­ba­run­gen» ab­schlies­sen kön­nen.

Nach drei­jäh­ri­ger De­bat­te und lan­ger Vor­ar­beit konn­te auch die Da­ten­schutz­re­vi­si­on end­lich ab­ge­schlos­sen wer­den. Zwar hat sich das Par­la­ment für eine wenig prak­ti­ka­ble Re­ge­lung beim Pro­filing aus­ge­spro­chen, bei der die Wirt­schaft auf eine prag­ma­ti­sche Um­set­zung an­ge­wie­sen ist. Ent­schei­dend ist aber, dass die Schweiz nun ein mo­der­nes Da­ten­schutz­ge­setz hat, wel­ches auch gleich­wer­tig mit den Re­geln in der EU ist.

Er­freu­lich und ein wich­ti­ges Si­gnal – spe­zi­ell in der Co­ro­na-Krise – ist der Ent­scheid des Stän­de­rats, auf die Vor­la­ge Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le ein­zu­tre­ten. Als nächs­ter Schritt muss sich nun die Kom­mis­si­on des Stän­de­rats für deren de­fi­ni­ti­ve Ab­schaf­fung aus­spre­chen.

Ge­glückt und unter Dach und Fach ist auch das Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und Gross­bri­tan­ni­en über die Rech­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in­fol­ge des Aus­tritts des Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reichs aus der Eu­ro­päi­schen Union und des Weg­falls des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens: Die­ses Ab­kom­men er­mög­licht in die­sem Be­reich die Fort­set­zung der guten Be­zie­hun­gen der Schweiz mit den Ver­trags­part­nern für die Zeit nach dem Brex­it.

Eben­falls po­si­tiv zu wer­ten ist die klare Ab­sa­ge bei­der Kam­mern, Palm­öl bei den Frei­han­dels­ab­kom­men mit Ma­lay­sia und In­do­ne­si­en aus­zu­klam­mern. Nicht der Zoll­schutz, son­dern eine re­gel­ba­sier­te Li­be­ra­li­sie­rung beim Im­port von nach­hal­tig pro­du­zier­tem Palm­öl in die Schweiz stärkt die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung.

Zu­kunfts­ori­en­tiert zeig­ten sich beide Räte fer­ner bei der sehr deut­li­chen Ver­ab­schie­dung der Block­chain-Vor­la­ge. Sie schafft die Vor­aus­set­zun­gen, damit die Schweiz sich als ein füh­ren­der, in­no­va­ti­ver und nach­hal­ti­ger Stand­ort für Block­chain-/Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT)-Un­ter­neh­men wei­ter­ent­wi­ckeln kann.

Auch das Ge­setz über die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit und Mo­bi­li­tät in der Bil­dung haben die Räte zur Zu­frie­den­heit von eco­no­mie­su­is­se ver­ab­schie­det. Dass künf­tig beim Bil­dungs­aus­tausch neben der As­so­zi­ie­rung an in­ter­na­tio­na­le För­der­pro­gram­me auch Schwei­zer Pro­gram­me gleich­wer­tig um­ge­setzt und ge­för­dert wer­den kön­nen, ist ge­nau­so be­grüs­sens­wert wie der Ver­zicht auf die Schaf­fung neuer För­der­tat­be­stän­de. Auf der Ziel­ge­ra­den be­fin­det sich die BFI-Bot­schaft, die Räte müs­sen al­ler­dings noch we­ni­ge Dif­fe­ren­zen be­rei­ni­gen.

Die Schluss­ab­stim­mun­gen pas­siert haben fer­ner meh­re­re Covid-19-Vor­la­gen. Mit dem Covid-19-Ge­setz selbst sol­len die Co­ro­na-Not­ver­ord­nun­gen – wo not­wen­dig – in or­dent­li­ches Recht über­führt wer­den. Unter po­li­ti­schem Druck hat das Par­la­ment ins­ge­samt sehr um­fang­rei­che Not­hil­fe und weit­ge­hen­de Här­te­fall­re­geln ver­ab­schie­det. eco­no­mie­su­is­se er­war­tet, dass die ver­ant­wort­li­chen Be­hör­den deren Um­set­zung in der Pra­xis re­strik­tiv hand­ha­ben, deren Rich­tig­keit über­prü­fen und auch stich­pro­ben­ar­ti­ge Kon­trol­len durch­füh­ren. Miss­brauch soll keine Chan­ce haben.

Die Re­vi­si­on des Geld­wä­sche­r­ei­ge­set­zes ist noch nicht ab­ge­schlos­sen. Sie geht nach der Be­hand­lung im Stän­de­rat zu­rück an den Na­tio­nal­rat. Hier muss der Fokus im In­ter­es­se des Fi­nanz­stand­orts Schweiz auf dem Ein­tre­ten auf die Vor­la­ge sowie dem Aus­schei­den aus dem so­ge­nann­ten «in­ten­si­vier­ten Fol­ge­pro­zess» der FATF lie­gen.

Statt die Mo­ti­on im ers­ten Schritt zu ver­sen­ken, hat der Stän­de­rat das Be­geh­ren zur Er­rich­tung eines Staats­fonds an die Kom­mis­si­on zur aus­führ­li­chen Be­hand­lung ver­wie­sen. eco­no­mie­su­is­se wird sich gegen das Vor­ha­ben ve­he­ment weh­ren. Denn un­ab­hän­gig davon, wie ein sol­cher ge­äuf­net wird, wäre die Un­ab­hän­gig­keit der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank be­trof­fen. Diese ist für eco­no­mie­su­is­se je­doch un­an­tast­bar.

Rich­ti­ger­wei­se keine Chan­ce hatte im Na­tio­nal­rat schliess­lich die über­aus schäd­li­che 99%- In­itia­ti­ve. Geht es nach der Gros­sen Kam­mer, soll sie Volk und Stän­den ohne Ge­gen­vor­schlag zur Ab­stim­mung vor­ge­legt wer­den. Die­sem kla­ren Votum soll­te sich auch der Stän­de­rat an­schlies­sen. Die Vor­la­ge will Ka­pi­tal­ein­kom­men über einem noch zu be­stim­men­den Schwel­len­wert im Um­fang von 150 Pro­zent be­steu­ern, was ins­be­son­de­re mit­tel­stän­di­sche Un­ter­neh­men vor gra­vie­ren­de Pro­ble­me stel­len und dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz scha­den würde. eco­no­mie­su­is­se wird das Vor­ha­ben mit aller Kraft be­kämp­fen.

Zu Be­ginn der Herbst­ses­si­on keh­ren die eid­ge­nös­si­schen Räte am 7. Sep­tem­ber wie­der unter die Bun­des­haus­kup­pel zu­rück. Pan­de­mie­be­dingt hatte das Par­la­ment wäh­rend zwei­er Ses­sio­nen «extra muros» ge­tagt. Möge diese Rück­kehr Zei­chen dafür sein, dass auch in­halt­lich wie­der etwas Nor­ma­li­tät ein­kehrt. Statt hit­zi­ger Dis­kus­sio­nen um aben­teu­er­li­che Ideen, wie den Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie bei­zu­kom­men sei, braucht es nun die Rück­be­sin­nung auf Prin­zi­pi­en und Grund­re­geln, die das Er­folgs­mo­dell der Schwei­zer Wirt­schafts­po­li­tik aus­ma­chen. Und mit­hin die Vor­aus­set­zung bil­den, dass die Schweiz bis heute im Ver­gleich zu den meis­ten an­de­ren Län­dern bes­ser durch die Krise ge­kom­men ist.

Die wirt­schaft­li­che Er­ho­lung darf nun durch nichts ge­fähr­det wer­den. Die Schweiz darf und kann sich keine Ex­pe­ri­men­te leis­ten: Das gilt mit Blick auf die Be­schlüs­se des Par­la­ments als auch an der Urne – zu den­ken ist hier etwa an die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve oder an die Un­ter­neh­mens-Ver­an­wor­tungs-In­itia­ti­ve, die dem­nächst zur Ab­stim­mung ge­lan­gen.

In der Herbst­ses­si­on gilt es des­halb, weder den Stim­men zu fol­gen, die steu­er­li­che Mass­nah­men zur Fi­nan­zie­rung der Kri­sen­las­ten for­dern, noch jenen, die aus ähn­li­chen Grün­den einen Staats­fonds er­rich­ten wol­len. Bei­des ist keine gute Idee und muss – Letz­te­res vom Stän­de­rat – ab­ge­lehnt wer­den. Die Co­ro­na-Krise darf kein Frei­pass für fi­nanz­po­li­ti­sche Un­ver­nunft sein. Die Covid-19-Pan­de­mie führt zu im­men­sen, prä­ze­denz­lo­sen Her­aus­for­de­run­gen für die öf­fent­li­chen Fi­nan­zen. Des­halb gilt es auch unter allen Um­stän­den, an der Schul­den­brem­se fest­zu­hal­ten.

Die Wei­chen rich­tig stel­len soll­te der Stän­de­rat ins­be­son­de­re bei der Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le. Der Rat muss nun auf die Vor­la­ge ein­tre­ten und sie auch an­neh­men. Im­port­zöl­le ver­teu­ern Be­schaf­fungs­kos­ten künst­lich, sie schüt­zen un­se­re In­dus­trie nicht, son­dern brem­sen Pro­duk­ti­vi­tät, In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit und Wett­be­werbs­fä­hig­keit hie­si­ger Un­ter­neh­men ge­gen­über der aus­län­di­schen Kon­kur­renz. Ge­ra­de in schwie­ri­gen Zei­ten wie heute ist es zen­tral, die Wirt­schaft wie­der auf Tou­ren zu brin­gen.

An­neh­men soll­te der Stän­de­rat aus­ser­dem die Vor­la­ge, mit der die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit im Be­reich der Bil­dung sowie der Be­rufs­bil­dung neu ge­re­gelt wird. Die Re­vi­si­on stellt unter an­de­rem die Be­tei­li­gung an eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men und au­to­no­me Lö­sun­gen der Schweiz gleich. Auch die Mit­tel für die För­de­rung von Bil­dung, For­schung und In­no­va­tio­nen in den Jah­ren 2021 bis 2024 soll­ten ge­mäss Bun­des­rats­vor­schlag ge­spro­chen wer­den. Damit wird der Schwei­zer Bil­dungs- und For­schungs­platz ge­stärkt. Der Bun­des­rat be­an­tragt dafür knapp 28 Mil­li­ar­den Fran­ken.

Die Klei­ne Kam­mer soll­te fer­ner – ent­ge­gen dem Na­tio­nal­rat – auf die Re­vi­si­on des Geld­wä­sche­r­ei­ge­set­zes ein­tre­ten. Will der Fi­nanz­platz in­ter­na­tio­nal an­er­kannt blei­ben, braucht es eine An­pas­sung der hie­si­gen Re­geln an in­ter­na­tio­na­le Stan­dards. In­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­te Lö­sun­gen braucht es auch beim Da­ten­schutz, und zwar ohne einen Swiss Fi­nish. Die Re­vi­si­on be­fin­det sich be­reits in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. Noch offen ist die zen­tra­le Frage nach der Re­ge­lung des so­ge­nann­ten Pro­filing. Der Wirt­schafts-, For­schungs- und In­no­va­ti­ons­stand­ort Schweiz ist hier auf eine prak­ti­ka­ble Lö­sung an­ge­wie­sen, wel­che die Schweiz nicht ins Ab­seits ma­nö­vriert. Des­halb soll­te der Na­tio­nal­rat bei sei­ner ur­sprüng­li­chen Fas­sung blei­ben.

Dif­fe­ren­zen müs­sen auch beim CO2-Ge­setz noch be­rei­nigt wer­den – vor­aus­sicht­lich von bei­den Räten. Das heu­ti­ge Ge­setz wird to­tal­r­e­vi­diert, weil es nur re­gelt, wie die Treib­haus­gas­emis­sio­nen bis zum Jahr 2020 re­du­ziert wer­den sol­len. Für die Zeit nach 2020 hat der Bun­des­rat des­halb Vor­schlä­ge zur wei­te­ren Ver­min­de­rung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen prä­sen­tiert. Die Vor­la­ge wurde von den Räten um ei­ni­ge Punk­te ver­schärft. Umso wich­ti­ger ist es, dass zum Bei­spiel bei der noch of­fe­nen Frage nach dem so­ge­nann­ten In­land­teil eine für die Wirt­schaft trag­ba­re Lö­sung ge­fun­den wird. Wäh­rend der Bun­des­rat vor­schlägt, dass 60 Pro­zent der Treib­haus­gas­emis­sio­nen durch Mass­nah­men im In­land re­du­ziert wer­den sol­len, schlägt der Na­tio­nal­rat 75 Pro­zent vor. Aus Sicht der Wirt­schaft ist be­reits der Bun­des­rats­vor­schlag am­bi­tio­niert.

Ohne Ge­gen­vor­schlag ab­leh­nen soll­te der Na­tio­nal­rat fer­ner die linke 99%-In­itia­ti­ve (Volks­in­itia­ti­ve «Löhne ent­las­ten, Ka­pi­tal ge­recht be­steu­ern»). Sie will, dass Ka­pi­tal­ein­kom­men wie Zin­sen und Di­vi­den­den über einem noch zu be­stim­men­den Schwel­len­be­trag im Um­fang von 150 Pro­zent ver­steu­ert wer­den: also um 50 Pro­zent höher als an­de­re Ein­kom­mens­ar­ten. Die Vor­la­ge ver­stösst gleich gegen meh­re­re Prin­zi­pi­en der Ver­fas­sung. Sie ist nur schon des­we­gen ab­zu­leh­nen. Aus­ser­dem würde sie mit­tel­stän­di­schen Un­ter­neh­men und dem Wirt­schafts­stand­ort gra­vie­rend scha­den, und dies ohne sach­li­che Not­wen­dig­keit.

Eben­so klar eine Ab­sa­ge er­tei­len soll­te der Na­tio­nal­rat den drei Vor­stös­sen, die einen Aus­schluss von Palm­öl aus den Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA) mit In­do­ne­si­en re­spek­ti­ve Ma­lay­sia ver­lan­gen. Diese Frei­han­dels­ab­kom­men wur­den sorg­fäl­tig und mit weit­ge­hen­den Be­stim­mun­gen zur Nach­hal­tig­keit aus­ge­han­delt. Dies stellt einen Ver­hand­lungs­er­folg dar, der durch fal­schen Pro­tek­tio­nis­mus ge­fähr­det würde.

Gut­heis­sen soll­te die Gros­se Kam­mer hin­ge­gen das Ab­kom­men der Schweiz mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich von Gross­bri­tan­ni­en und Nord­ir­land, wel­ches die im Rah­men des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens er­wor­be­nen Rech­te für Schwei­zer sowie UK-Bür­ger für die Zeit nach dem Brex­it si­chert (z.B. Auf­ent­halts­rech­te, Vor­sor­ge­gut­ha­ben usw.). Das Ab­kom­men zielt dar­auf ab, die ge­gen­wär­ti­gen Be­zie­hun­gen zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich auch nach des­sen Aus­tritt aus der EU so­weit als mög­lich zu be­wah­ren oder al­len­falls in ge­wis­sen Be­rei­chen sogar aus­zu­bau­en.

Un­be­strit­te­ner­mas­sen an­zu­neh­men ist auch die so­ge­nann­te Block­chain-Vor­la­ge: Mit dem Bun­des­ge­setz zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter wer­den ver­schie­de­ne be­ste­hen­de Bun­des­ge­set­ze punk­tu­ell an­ge­passt, um die Vor­aus­set­zun­gen wei­ter zu ver­bes­sern, damit die Schweiz sich als ein füh­ren­der, in­no­va­ti­ver und nach­hal­ti­ger Stand­ort für Block­chain-/Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT)-Un­ter­neh­men wei­ter­ent­wi­ckeln kann. Mit der Vor­la­ge wer­den die Rah­men­be­din­gun­gen für Un­ter­neh­men ge­stärkt.

Last but not least un­ter­stützt die Wirt­schaft das Covid-19-Ge­setz, wel­ches in bei­den Räten be­han­delt wird. Die dem Bun­des­rat darin er­teil­ten um­fas­sen­den Kom­pe­ten­zen wer­fen je­doch staats­recht­li­che Fra­gen auf. eco­no­mie­su­is­se er­war­tet des­halb, dass dem Bun­des­rat mit der Vor­la­ge grund­sätz­lich keine über die be­ste­hen­den Not­rechts­be­stim­mun­gen hin­aus­ge­hen­den Ein­grif­fe und Mass­nah­men ein­ge­räumt wer­den sol­len.

De­tail­aus­füh­run­gen zu aus­ge­wähl­ten Vor­la­gen lesen Sie nach­ste­hend.

Beide Räte

WIRT­SCHAFTS­FREUND­LI­CHE UM­SET­ZUNG IST ES­SEN­ZI­ELL

Das gel­ten­de CO2-Ge­setz re­gelt, wie die Treib­haus­gas­emis­sio­nen bis zum Jahr 2020 re­du­ziert wer­den sol­len. Für die Zeit nach 2020 muss der Bun­des­rat des­halb Vor­schlä­ge zur wei­te­ren Ver­min­de­rung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen aus­ar­bei­ten. Mit der Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens von Paris hat sich die Schweiz ver­pflich­tet, dass die Treib­haus­gas­emis­sio­nen bis 2030 um 50 Pro­zent ge­gen­über 1990 ver­min­dert wer­den. Ge­mäss bun­des­rät­li­chem Ent­wurf sol­len min­des­tens drei Fünf­tel der Ein­spa­run­gen im In­land und ma­xi­mal zwei Fünf­tel im Aus­land er­fol­gen.

Der Bun­des­rat er­war­tet, dass mit dem re­vi­dier­ten CO2-Ge­setz min­des­tens 26,9 Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te ge­senkt wer­den kön­nen. Ins­be­son­de­re sol­len die Treib­haus­gas­emis­sio­nen im In­land bis 2030 um 18,5 Mil­lio­nen Ton­nen ge­senkt wer­den. Aus­ser­dem ver­spricht sich der Bun­des­rat vom Über­gang zu einer treib­haus­gas­ar­men Wirt­schaft Wachs­tums­chan­cen und An­rei­ze für In­no­va­ti­ons­tä­tig­kei­ten. Gleich­zei­tig räumt der Bun­des­rat aber ein, dass die Er­hö­hung der CO2-Ab­ga­be einen ne­ga­ti­ven Ef­fekt auf das Brut­to­in­land­pro­dukt haben wird.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit Än­de­run­gen an­zu­neh­men.

Zu hoher In­land­an­teil wi­der­spricht ge­samt­wirt­schaft­li­chem In­ter­es­se

Von den ver­blei­ben­den we­ni­gen Dif­fe­ren­zen ist ins­be­son­de­re der so­ge­nann­te In­land­an­teil zu er­wäh­nen. Wäh­rend der Bun­des­rat ein 60-Pro­zent-In­land­ziel vor­schlägt, möch­te der Na­tio­nal­rat, dass die Ver­min­de­rung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu min­des­tens 75 Pro­zent mit Mass­nah­men im In­land er­folgt. Das In­land­ziel ge­mäss Na­tio­nal­rat ist aus Sicht der Wirt­schaft zu hoch. Der Ein­satz in­ter­na­tio­na­ler Markt­me­cha­nis­men ist ein in­te­gra­ler Be­stand­teil des Über­ein­kom­mens von Paris. Für die Wirt­schaft ist für die Ziel­er­rei­chung Fle­xi­bi­li­tät ent­schei­dend. Daher soll­te das In­land­ziel nicht zu hoch an­ge­setzt wer­den. Ein 60-Pro­zent-In­land­ziel ist am­bi­tio­niert genug. Ein zu hoher In­land­an­teil würde sich ne­ga­tiv auf die Wirt­schafts­leis­tung und die Be­schäf­ti­gungs­la­ge in der Schweiz aus­wir­ken und dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se wi­der­spre­chen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Herbst­ses­si­on 2020 be­ra­ten beide Räte das Ge­schäft er­neut.

Die UREK-SR hat einen gros­sen Teil der Dif­fe­ren­zen zum Na­tio­nal­rat aus­ge­räumt. Es ist daher davon aus­zu­ge­hen, dass die Vor­la­ge in die­ser Ses­si­on fer­tig be­ra­ten wer­den kann (in­klu­si­ve Schluss­ab­stim­mung).

In der Som­mer­ses­si­on 2020 ist der Na­tio­nal­rat in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung den Vor­schlä­gen der Klei­nen Kam­mer wei­test­ge­hend ge­folgt, so­dass nun ein Ge­set­zes­ent­wurf vor­liegt, der noch am­bi­tio­nier­ter ist als der ur­sprüng­li­che Vor­schlag des Bun­des­rats.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach lang­jäh­ri­ger Be­ra­tung hat das Par­la­ment das CO2-Ge­setz für das lau­fen­de Jahr­zehnt ver­ab­schie­det. Den ur­sprüng­li­chen Vor­schlag des Bun­des­rats hat das Par­la­ment zu einem am­bi­tio­nier­ten Ge­setz aus­ge­stal­tet. Für die Schwei­zer Wirt­schaft fällt das Re­sul­tat ge­mischt aus: Ei­ner­seits be­grüsst sie das Ziel, an­de­rer­seits gehen die Be­schlüs­se in meh­re­ren Be­rei­chen sehr weit. Mit dem neu ge­schaf­fe­nen Kli­ma­fonds, der Flug­ti­cket­abga­be und einem hohen In­land­ziel wer­den wirt­schafts­ver­träg­li­che Lö­sun­gen er­schwert. Gleich­zei­tig wur­den aber auch wich­ti­ge An­lie­gen wie die Öff­nung des Mo­dells der Ziel­ver­ein­ba­run­gen auf­ge­nom­men.

Die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me der Wirt­schaft zum CO2-Ge­setz fin­den Sie hier.

WIRT­SCHAFT UN­TER­STÜTZT COVID-19-GE­SETZ IM GRUND­SATZ – UM­FAS­SEN­DE KOM­PE­TEN­ZEN DES BUN­DES­RATS WER­FEN JE­DOCH FRA­GEN AUF

Der Bun­des­rat hat seit dem 13. März 2020 ver­schie­de­ne Ver­ord­nun­gen zur Be­wäl­ti­gung der Covid-19-Epi­de­mie er­las­sen. Damit jene Ver­ord­nun­gen, die er di­rekt auf Ar­ti­kel 185 Ab­satz 3 der Bun­des­ver­fas­sung ab­ge­stützt hat, nach sechs Mo­na­ten nicht au­to­ma­tisch aus­ser Kraft tre­ten, muss der Bun­des­rat dem Par­la­ment recht­zei­tig eine Bot­schaft zu den ge­setz­li­chen Grund­la­gen die­ser Ver­ord­nun­gen un­ter­brei­ten.

Der vor­lie­gen­de Covid-19-Ge­set­zes­ent­wurf schafft nun die recht­li­chen Grund­la­gen (De­le­ga­ti­ons­nor­men), damit der Bun­des­rat die­je­ni­gen not­ver­ord­nungs­recht­lich be­schlos­se­nen Mass­nah­men auf­recht­er­hal­ten kann, die für die Be­wäl­ti­gung der Covid-19-Epi­de­mie wei­ter­hin er­for­der­lich sind. Er schreibt vor, was der Bun­des­rat zur Be­wäl­ti­gung der Covid-19-Epi­de­mie tun darf, um die Aus­wir­kun­gen der Epi­de­mie auf Ge­sell­schaft, Wirt­schaft und Be­hör­den zu be­kämp­fen. Das Ge­setz be­trifft die Ge­sund­heits­ver­sor­gung, den Ar­beit­neh­mer­schutz, den Aus­län­der- und Asyl­be­reich, die Ent­schä­di­gung des Er­werbs­aus­falls und die Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, dem Ge­set­zes­ent­wurf grund­sätz­lich zu­zu­stim­men.

Die Wirt­schaft kann das vor­ge­schla­ge­ne Ge­setz im Lich­te der her­aus­for­dern­den Si­tua­ti­on un­ter­stüt­zen. Al­ler­dings ist dabei dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Kom­pe­ten­zen, die mit dem Ge­setz dem Bun­des­rat ein­ge­räumt wer­den sol­len, um­fas­send sind und aus einer staats­po­li­ti­schen Sicht Fra­gen auf­wer­fen.

Keine über die Not­rechts­be­stim­mun­gen hin­aus­ge­hen­den Ein­grif­fe und Mass­nah­men eco­no­mie­su­is­se hat – im Wis­sen, dass künf­ti­ge Ent­wick­lun­gen nicht ab­seh­bar sind – die klare Er­war­tung, dass mit der vor­lie­gen­den Ge­set­zes­vor­la­ge die bis­her über die COVID-19 Not­ver­ord­nung be­schlos­se­nen Mass­nah­men des Bun­des­ra­tes ge­meint sind und dem Bun­des­rat keine Kom­pe­ten­zen zur Er­grei­fung dar­über­hin­aus­ge­hen­der, neuer oder grund­sätz­lich an­ders­ar­ti­ger Mass­nah­men ein­ge­räumt wer­den sol­len.

Im Be­reich der nicht un­mit­tel­bar aus den Not­rechts­be­stim­mun­gen her­aus­ge­hen­den Kom­pe­ten­zen dür­fen ohne ein­ge­hen­de par­la­men­ta­ri­sche Dis­kus­si­on keine Ein­grif­fe der Exe­ku­ti­ve in die Grund­rech­te, dar­un­ter die Wirt­schafts­frei­heit, er­fol­gen. Aus ge­samt­wirt­schaft­li­cher Sicht schliess­lich, sind un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Mass­nah­men oder sol­che, bei wel­chen sich ihre Zweck­mäs­sig­keit zur Be­kämp­fung der Aus­brei­tung der Epi­de­mie oder der kurz­fris­ti­gen Dämp­fung der wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Fol­gen nicht un­mit­tel­bar er­schliesst, un­be­dingt zu ver­hin­dern.

eco­no­mie­su­is­se geht schliess­lich davon aus, dass mit zu­neh­men­der na­tio­na­ler und in­ter­na­tio­na­ler Er­for­schung und damit Kennt­nis der Be­son­der­hei­ten des SARS-CoV-2-Virus auch ge­ziel­te­re, we­ni­ger um­fas­sen­de und punk­tu­el­le Mass­nah­men mög­lich wer­den und diese Mög­lich­kei­ten vom Bun­des­rat bzw. unter Re­spek­tie­rung einer mög­lichst hohen Ent­scheid­au­to­no­mie der Kan­to­ne kon­se­quent be­rück­sich­tigt wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Ge­set­zes­ent­wurf wird in der Herbst­ses­si­on 2020 von bei­den Räten be­han­delt. Der Na­tio­nal­rat ist als ers­ter an der Reihe.

Die SGK-NR emp­fiehlt ihrem Rat mit 18 zu 6 Stim­men, die Vor­la­ge an­zu­neh­men, stellt die­sem al­ler­dings ei­ni­ge An­trä­ge, die vom Ent­wurf des Bun­des­ra­tes ab­wei­chen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Unter hohem po­li­ti­schem Druck hat das Par­la­ment in den letz­ten Mo­na­ten ver­schie­de­ne Covid-Vor­la­gen be­ra­ten und sehr um­fang­rei­che Not­hil­fe und Här­te­fall­re­geln be­schlos­sen. Deren Aus­ge­stal­tung ist po­ten­zi­ell sehr weit­ge­hend und die Be­trä­ge sind sub­stan­zi­ell hoch. Mit dem Covid-19-Ge­setz selbst sol­len die Co­ro­na-Not­ver­ord­nun­gen – wo not­wen­dig – in or­dent­li­ches Recht über­führt wer­den.

eco­no­mie­su­is­se er­war­tet, dass die ver­ant­wort­li­chen Be­hör­den (in ers­ter Linie auf kan­to­na­ler Ebene, je­doch un­ter­stützt durch den Bund) die An­spruchs­be­rech­ti­gun­gen für die Aus­zah­lun­gen von Not­hil­fe bzw. die Här­te­fall­hil­fen genau kon­trol­lie­ren. Die Rich­tig­keit der An­ga­ben müs­sen durch Stich­pro­ben über­prüft wer­den. So wie es das Ge­setz ver­langt. An­sons­ten wird Miss­brauch Tür und Tor ge­öff­net. Das gilt es un­be­dingt zu ver­mei­den. Bei den Här­te­fall­hil­fen ist dar­über hin­aus mit Au­gen­mass vor­zu­ge­hen. Die Hilfe ist auf ef­fek­ti­ve Här­te­fäl­le im Sinne des Wor­tes zu be­schrän­ken.

Na­tio­nal­rat

EINE PRAK­TI­KA­BLE LÖ­SUNG BEIM PRO­FILING IST ENT­SCHEI­DEND FÜR DIE SCHWEI­ZER WIRT­SCHAFT

Mit die­ser Vor­la­ge un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes (DSG) und die Än­de­rung wei­te­rer Er­las­se zum Da­ten­schutz. Er ver­folgt dabei haupt­säch­lich zwei Ziel­set­zun­gen. Ers­tens soll der Da­ten­schutz an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen an­ge­passt wer­den und zwei­tens soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

So ist unter an­de­rem seit dem 25. Mai 2018 die Da­ten­schutz-Grund­ver­ord­nung der EU (DSGVO; auch grenz­über­schrei­tend) an­wend­bar. Die EU hat damit fak­tisch einen neuen in­ter­na­tio­na­len Stan­dard für den Da­ten­schutz ge­schaf­fen. Dies be­trifft Län­der welt­weit, die ihre Da­ten­schutz­ge­set­ze im Nach­gang an­ge­passt haben, mit­un­ter auch die Schweiz. Die ge­sam­te Wirt­schaft hat ein In­ter­es­se daran, dass die Schweiz als mit die­sem neuen Da­ten­schutz­stan­dard ver­gleich­bar und als an­ge­mes­sen re­gu­lier­tes Land wahr­ge­nom­men wird, um den Da­ten­aus­tausch mit Per­so­nen und Un­ter­neh­men in der EU zu ge­währ­leis­ten und kei­nen Wett­be­werbs­nach­teil zu er­lei­den. Zwecks Auf­recht­er­hal­tung des EU-An­ge­mes­sen­heits­be­schlus­ses, über den die Schweiz mo­men­tan ver­fügt, ist nicht nur die Mo­der­ni­sie­rung des Da­ten­schutz­ge­set­zes not­wen­dig, son­dern auch der Bei­tritt zur Da­ten­schutz­kon­ven­ti­on SEV 108. Das Par­la­ment hat mit Ab­schluss des Ge­schäfts «19.068 Schutz des Men­schen bei der au­to­ma­ti­sier­ten Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten. Über­ein­kom­men», die not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen für die Ra­ti­fi­ka­ti­on ge­schaf­fen. Das kürz­lich er­gan­ge­ne so­ge­nann­te Schrems-II-Ur­teil des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hofs (EuGH) führt be­tref­fend Äqui­va­lenz der Schweiz zu zu­sätz­li­cher Un­si­cher­heit in der Wirt­schaft, wes­halb ein zeit­na­her Ab­schluss der Vor­la­ge nach wie vor not­wen­dig ist. Ge­mäss die­sem Ur­teil hat der EuGH den EU-US Pri­va­cy Shield mit so­for­ti­ger Wir­kung für nich­tig er­klärt, womit der ein­heit­li­che Daten-raum zwi­schen der EU und der USA nicht mehr ge­wahrt ist und Da­ten­trans­fers er­schwert.

Die Vor­la­ge be­fin­det sich im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung auf der Ziel­ge­ra­den. Die zen­tra­le ver­blei­ben­de Dif­fe­renz be­trifft nach wie vor die Re­ge­lung des Pro­filing. Der Wirt­schafts-, For­schungs- und In­no­va­ti­ons­stand­ort Schweiz ist auf eine prak­ti­ka­ble Lö­sung an­ge­wie­sen, wel­che die Schweiz nicht ins Ab­seits ma­nö­vriert. Pro­filing hat zahl­rei­che po­si­ti­ve An­wen­dungs­for­men, deren Be­deu­tung mit zu­neh­men­der Di­gi­ta­li­sie­rung zu­neh­men: Stei­ge­rung der Ef­fi­zi­enz, Be­kämp­fung von Kre­dit­kar­ten­miss­brauch, per­so­na­li­sier­te An­ge­bo­te sowie Res­sour­cen­ein­spa­run­gen sind bloss we­ni­ge Bei­spie­le dafür.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss der Mehr­heit der SPK-NR an­zu­neh­men.

Für die Un­ter­neh­men zen­tral ist ein ad­mi­nis­tra­tiv trag­ba­res Ge­setz ohne Swiss Fi­nish (im Ver­hält­nis zur EU über­schies­sen­de Be­stim­mun­gen), wel­ches in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt ist. Wie vorne er­wähnt führt das kürz­lich er­gan­ge­ne Schrems-II-Ur­teil des EuGH be­tref­fend Äqui­va­lenz zu zu­sätz­li­cher Ver­un­si­che­rung in der Schwei­zer Wirt­schaft, wes­halb ein zeit­na­her Ab­schluss der Vor­la­ge nach wie vor wich­tig ist.

Im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung haben der Na­tio­nal­rat und die SPK-NR die Vor­la­ge in we­sent­li­chen Punk­ten vor­an­ge­bracht und aus Sicht der Wirt­schaft an­ge­mes­se­ne Lö­sun­gen ge­fun­den. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die we­ni­gen ver­blei­ben­den Dif­fe­ren­zen ge­mäss unten ste­hen­den Aus­füh­run­gen wei­ter zu be­ra­ten. Wich­ti­ger, noch of­fe­ner Punkt ist dabei die Re­ge­lung des Pro­filing. Hier gilt es aus Sicht der di­gi­ta­len Wirt­schaft un­be­dingt, der Fas­sung des Na­tio­nal­rats den Vor­zug zu geben:

Keine un­nö­tig ver­schär­fen­den Be­stim­mun­gen bei der Re­ge­lung des Pro­filing (ent­spricht Mehr­heit SPK-NR in Art. 4 lit. fbis, Art. 5 Abs. 7 und Art. 27 Abs. 2 lit. c Ziff. 1): Die Wirt­schaft emp­fiehlt mit Nach­druck, bei der Re­ge­lung des Pro­filing an der Mehr­heit SPK-NR fest­zu­hal­ten. Fol­gen­de Punk­te spre­chen für diese ur­sprüng­li­che Ver­si­on des Na­tio­nal­rats (keine zu­sätz­li­che De­fi­ni­ti­on von Pro­filing mit hohem Ri­si­ko): 

  • Das ak­tu­ell gel­ten­de Schutz­ni­veau im Da­ten­schutz­ge­setz wird ge­ra­de nicht durch den Be­griff des Per­sön­lich­keits­pro­fils ge­schaf­fen: Das Per­sön­lich­keits­pro­fil nach gel­ten­dem Recht stützt sich auf die be­reits seit Jah­ren be­ste­hen­de, je­doch un­kla­re De­fi­ni­ti­on «we­sent­li­che As­pek­te der Per­sön­lich­keit». Die­ser Be­griff ist weder im Ge­setz noch durch die Rechts­pra­xis klar de­fi­niert und wird in der Bot­schaft auf­grund der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung als «über­holt» be­zeich­net (vgl. Bot­schaft, S. 6971, 7021). Die Be­stim­mun­gen zu den Per­sön­lich­keits­pro­fi­len ge­lan­gen daher be­reits heute kaum zur An­wen­dung und tra­gen dem­entspre­chend wenig zum Schutz der Per­sön­lich­keit bei. Mit dem Pro­filing soll­te das Per­sön­lich­keits­pro­fil des­halb durch ein mo­der­nes, in­ter­na­tio­nal an­er­kann­tes Kon­zept aus der DSGVO er­setzt wer­den. Damit in die­sem Punkt Rechts­si­cher­heit und ent­spre­chend ein an­ge­mes­se­nes Schutz­ni­veau ge­schaf­fen bzw. eta­bliert wer­den kann, muss diese Über­nah­me aber mög­lichst 1:1 er­fol­gen. Ge­mäss Min­der­heit SPK-NR am Kon­zept des aus­ge­dien­ten Per­sön­lich­keits­pro­fils (teil­wei­se) fest­zu­hal­ten, wäre da­ge­gen nicht kon­se­quent und würde wei­ter­hin mit einer gros­sen Rechts­un­si­cher­heit ein­her­ge­hen, ohne dass da­durch der Schutz der Per­sön­lich­keit ge­stärkt würde.
  • Das Kon­zept des Per­sön­lich­keits­pro­fils braucht es nicht, um ein hohes Schutz­ni­veau zu er­rei­chen: Der er­höh­te Schutz von Per­sön­lich­keits­pro­fi­len in der Schweiz unter dem be­ste­hen­den DSG be­ruht auf der Über­le­gung, dass durch die sys­te­ma­ti­sche Zu­sam­men­stel­lung von an sich nicht be­son­ders schüt­zens­wer­ten Daten sen­si­ti­ve Be­rei­che einer Per­son er­schlos­sen wer­den kön­nen und dass die be­trof­fe­nen Per­so­nen vom Be­ste­hen eines sol­chen Pro­fils oft keine Kennt­nis hat­ten und somit des­sen Rich­tig­keit und Ver­wen­dung nicht kon­trol­lie­ren konn­ten. Es be­stand damit eine In­for­ma­ti­ons­asym­me­trie in Bezug auf sol­che Daten, die (in ihrer Ge­samt­heit) als be­son­ders schüt­zens­wert an­ge­se­hen wer­den. Diese In­for­ma­ti­ons­asym­me­trie wird mit der Re­vi­si­on und dem damit über­nom­me­nen Kon­zept der DSGVO aber auf­ge­ho­ben: So wird ei­ner­seits die gel­ten­de In­for­ma­ti­ons­pflicht des Ver­ant­wort­li­chen auf die Be­schaf­fung aller Per­so­nen­da­ten (also auch die Be­schaf­fung «ge­wöhn­li­cher» Per­so­nen­da­ten, nicht wie bis­her nur be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten/Per­sön­lich­keits­pro­fi­le) aus­ge­dehnt. An­de­rer­seits wird das Aus­kunfts­recht der be­trof­fe­nen Per­so­nen ge­gen­über dem Ver­ant­wort­li­chen ge­stärkt. Das Schutz­be­dürf­nis der be­trof­fe­nen Per­so­nen ist mit Blick auf diese Sach­ver­hal­te im neuen Recht also be­deu­tend we­ni­ger gross als unter gel­ten­dem Recht. Mit an­de­ren Wor­ten wird das ak­tu­el­le Schutz­ni­veau durch die Fas­sung Na­tio­nal­rat nicht un­ter­schrit­ten. Schutz­be­dürf­nis und Schutz­ni­veau hal­ten sich die Waage und die Bei­be­hal­tung des Kon­zep­tes des Per­sön­lich­keits­pro­fils aus dem alten Da­ten­schutz­recht führ­te viel­mehr zu er­heb­li­cher Un­klar­heit.

Neues Wi­der­spruchs­recht ge­mäss Min­der­heit Glätt­li sys­te­ma­tisch und in­halt­lich un­ge­eig­net (Art. 5 Abs. 8): Art. 5 E-DSG äus­sert sich zu den all­ge­mei­nen Be­ar­bei­tungs­grund­sät­zen (z.B. Recht­mäs­sig­keit, Treu und Glau­ben). Die Min­der­heit Glätt­li will nun mit einem neuen Abs. 8 ein Wi­der­spruchs­recht gegen das Pro­filing für be­trof­fe­ne Per­so­nen se­pa­rat und ex­pli­zit im Ge­setz ver­an­kern und zu­sätz­lich eine ent­spre­chen­de In­for­ma­ti­ons­pflicht des Ver­ant­wort­li­chen neu ein­füh­ren. Eine neue In­for­ma­ti­ons­pflicht müss­te sys­te­ma­tisch je­doch bei den In­for­ma­ti­ons­pflich­ten ab Art. 17 ff. E-DSG an­ge­sie­delt wer­den, bei wel­chen zwi­schen den Räten je­doch keine Dif­fe­renz mehr be­steht.

Zudem wäre in­halt­lich eine an­de­re Aus­ge­stal­tung not­wen­dig, weil die Be­stim­mung an neue Be­griff­lich­kei­ten wie zum Bei­spiel an «zwin­gend schutz­wür­di­ge Grün­de» an­knüpft und auch in sich nicht kon­sis­tent for­mu­liert ist. Mit der jet­zi­gen For­mu­lie­rung könn­ten schutz­wür­di­ge Grün­de nur (oder ge­ra­de) bei Vor­lie­gen eines er­höh­ten Ri­si­kos vor­ge­bracht wer­den, womit die Be­stim­mung nicht ziel­füh­rend ist. Die DSGVO sieht ein Wi­der­spruchs­recht vor (Art. 21 DSVO), falls die Be­ar­bei­tung auf «be­rech­tig­te In­ter­es­sen» (also ins­be­son­de­re nicht auf einer Ein­wil­li­gung) be­ruht. Die­ses Wi­der­rufs­recht gilt nach der Schwei­zer Da­ten­schutz­ge­setz­ge­bung eben­falls, weil Per­so­nen­da­ten nicht «ent­ge­gen der aus­drück­li­chen Wil­lens­er­klä­rung der be­trof­fe­nen Per­son be­ar­bei­tet wer­den» dür­fen (Art. 26 Abs. 2 lit. b E-DSG).

Nut­zungs­frist bei der Bo­ni­täts­prü­fung min­des­tens auf 10 Jahre ver­län­gern (Art. 27 Abs. 2 lit. c Ziff. 3): Für die Länge der Nut­zungs­frist von Per­so­nen­da­ten bei der Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung möch­ten der Na­tio­nal­rat und die ak­tu­el­le Mehr­heit SPK-NR die Frist von 5 Jah­ren (= Ent­wurf des Bun­des­rats, bis anhin der Stän­de­rat und die ak­tu­el­le Min­der­heit SPK-NR) auf 10 Jahre er­hö­hen. Die Be­ar­bei­tung von Daten zwecks Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fung muss aus prak­ti­schen Grün­den wei­ter­hin zu­läs­sig sein, auch wenn diese älter als 5 Jahre sind. Zudem hat der Kunde selbst ein In­ter­es­se daran, auf Rech­nung be­zah­len zu kön­nen. Selbst eine Be­trei­bungs­aus­kunft um­fasst einen län­ge­ren Zeit­raum als 5 Jahre, da alle noch of­fe­nen und nicht ver­jähr­ten Ver­lust­schei­ne an­ge­zeigt wer­den (auch wenn diese älter als 5 Jahre sind). Ver­lust­schei­ne ver­jäh­ren erst nach 20 Jah­ren. Des­halb ist die Min­der­heit SPK-NR ab­zu­leh­nen und bei der Mehr­heit zu blei­ben.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Herbst­ses­si­on 2020 berät der Na­tio­nal­rat die Vor­la­ge in der drit­ten Runde der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung.

Die zen­tra­le ver­blei­ben­de Dif­fe­renz zwi­schen Na­tio­nal- und Stän­de­rat be­trifft das Pro­filing. Die SPK-NR be­an­tragt ihrem Rat mit 13 zu 12 Stim­men, an sei­ner ur­sprüng­li­chen Lö­sung fest­zu­hal­ten. Da­nach ist auf zu­sätz­lich ver­schär­fen­de Vor­aus­set­zun­gen für das Pro­filing zu ver­zich­ten, na­ment­lich auf die aus­drück­li­che Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­son. Die Ver­si­on des Stän­de­rats lehnt die Kom­mis­si­on ab. Die Ein­füh­rung des Be­griffs «Pro­filing mit hohem Ri­si­ko» hält sie nicht für über­zeu­gend und be­fürch­tet bei einem ent­spre­chen­den Swiss Fi­nish ne­ga­ti­ve Fol­gen für die Schwei­zer Wirt­schaft. Eine Kom­mis­si­ons­min­der­heit hin­ge­gen fin­det die Lö­sung des Stän­de­rats zu­frie­den­stel­lend.

Des Wei­te­ren hat die SPK-NR mit 15 zu 10 Stim­men einen An­trag auf Ein­füh­rung eines Wi­der­spruchs­rechts gegen das Pro­filing ab­ge­lehnt. Bei der Frage, wie lange die Daten zur Prü­fung der Kre­dit­wür­dig­keit zu­rück­ver­folgt wer­den dür­fen, hält die SPK-NR mit 15 zu 10 Stim­men an der Dif­fe­renz zur Klei­nen Kam­mer fest. Eine Min­der­heit be­an­tragt, auch hier dem Stän­de­rat zu fol­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach über drei Jah­ren in­ten­si­ver De­bat­te in den Räten konn­te die To­tal­re­vi­si­on des Da­ten­schutz­ge­set­zes end­lich ab­ge­schlos­sen wer­den. Auf­grund glo­ba­ler Ent­wick­lun­gen war eine Mo­der­ni­sie­rung not­wen­dig ge­wor­den, damit auch wei­ter­hin der un­ein­ge­schränk­te Da­ten­aus­tausch mit un­se­ren wich­tigs­ten Han­dels­part­nern ge­währ­leis­tet ist und die Schwei­zer Un­ter­neh­men kei­nen Wett­be­werbs­nach­teil er­hal­ten. Dass Na­tio­nal- und Stän­de­rat die To­tal­re­vi­si­on be­rei­ni­gen konn­ten, ist ein Er­folg. Gleich­wohl ist die in der Ei­ni­gungs­kon­fe­renz ver­ab­schie­de­te Lö­sung zur Re­ge­lung des Pro­filing un­nö­tig um­ständ­lich aus­ge­fal­len.

VER­HAND­LUNGS­ER­FOL­GE FÜR HAN­DEL UND NACH­HAL­TIG­KEIT NICHT DURCH FAL­SCHEN PRO­TEK­TIO­NIS­MUS GE­FÄHR­DEN

Die In­itia­ti­ven der Kan­to­ne Frei­burg (18.320) und Bern (18.317) ver­lan­gen, dass Palm­öl aus einem all­fäl­li­gen Frei­han­dels­ab­kom­men mit Ma­lay­sia aus­ge­schlos­sen wird. Die In­itia­ti­ve des Kan­tons Jura (18.325) for­dert zudem einen Palm­öl­aus­schluss vom Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die drei Stan­des­in­itia­ti­ven ab­zu­leh­nen.

Weit­ge­hen­de Nach­hal­tig­keits­be­stim­mun­gen für Palm­öl vor­han­den

Der Schweiz ist es ge­lun­gen, mit In­do­ne­si­en ein um­fas­sen­des Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA) aus­zu­han­deln, wel­ches gros­ses Po­ten­zi­al für ge­gen­sei­ti­ge Han­dels­ge­win­ne birgt. Neben dem Markt­zu­gang ist das FHA auch auf­grund der weit­ge­hen­den Be­stim­mun­gen zur Nach­hal­tig­keit ein be­acht­li­cher Ver­hand­lungs­er­folg – ins­be­son­de­re be­züg­lich des An­baus von pflanz­li­chen Ölen. Aus­ser ge­gen­über der Schweiz hat sich In­do­ne­si­en bis­her ge­gen­über kei­nem an­de­ren Part­ner zu sol­chen Ver­pflich­tun­gen be­reit er­klärt. Auch im Rah­men der lau­fen­den Ver­hand­lun­gen für ein FHA mit Ma­lay­sia wur­den Be­stim­mun­gen zur För­de­rung eines nach­hal­ti­gen Han­dels zwi­schen den Par­tei­en vor­ge­schla­gen. Der nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­on von Palm­öl wird somit in bei­den Fäl­len Rech­nung ge­tra­gen.

Zudem stam­men die Palm­ö­l­ein­fuh­ren der Schwei­zer Im­por­teu­re be­reits heute na­he­zu aus­schliess­lich aus zer­ti­fi­zier­tem Anbau. Das macht die Schweiz zu einem in­ter­es­san­ten Markt für Pro­du­zen­ten von nach­hal­ti­gem Palm­öl. Gleich­zei­tig ist aber auch fest­zu­hal­ten, dass die Schweiz glo­bal be­trach­tet mar­gi­na­le Men­gen ein­führt. 2019 waren es ge­samt­haft 31'307 Ton­nen, davon 34 Ton­nen aus In­do­ne­si­en und 5'353 Ton­nen aus Ma­lay­sia. Das ent­spricht 0,03 Pro­zent der welt­wei­ten Pro­duk­ti­on.

Die Schweiz han­delt keine Ab­kom­men aus, wel­che die hie­si­ge Land­wirt­schaft un­ver­hält­nis­mäs­sig stark be­las­ten oder den Nach­hal­tig­keits­zie­len in an­de­ren Be­rei­chen ent­ge­gen­lau­fen. Dies wird auch aus dem Text des FHA mit In­do­ne­si­en deut­lich. Ent­spre­chend sind die Vor­stös­se 18.317, 18.320 sowie 18.325 nicht er­for­der­lich. Hin­ge­gen rau­ben die star­ren Vor­ga­ben und pro­tek­tio­nis­ti­schen For­de­run­gen der Stan­des­in­itia­ti­ven der Schweiz die Mög­lich­keit, auch in Zu­kunft gute und um­fas­sen­de FHA mit wich­ti­gen Part­nern wie Ma­lay­sia aus­zu­han­deln, wel­ches nicht zu­letzt auf Im­por­te von Ma­schi­nen, Pa­pier­pro­duk­ten, Farb­stof­fen und di­ver­sen ver­ar­bei­te­ten Land­wirt­schafts­pro­duk­ten hohe bis sehr hohe Zölle er­hebt.

Pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­te Mass­nah­men scha­den dem hie­si­gen Wohl­stand

Eine kon­struk­ti­ve Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik ist für die Schwei­zer Un­ter­neh­men von her­aus­ra­gen­der Be­deu­tung, da rund 40 Pro­zent der hie­si­gen Wert­schöp­fung im Aus­land nach­ge­fragt wer­den. Da der in­ter­na­tio­na­le Han­del hoch dy­na­misch ist, müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen für Schwei­zer Ex­por­teu­re kon­ti­nu­ier­lich ver­bes­sert wer­den kön­nen. Des­halb ist der Scha­den für den Wohl­stand – und damit letzt­lich auch für die Um­welt – in un­se­rem Land be­trächt­lich, wenn der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik mit rein in­nen­po­li­tisch und pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­ten Vor­stös­sen un­nö­tig Ver­hand­lungs­spiel­raum ge­nom­men würde. Viel­mehr er­zie­len Schwei­zer Un­ter­neh­men mit ihren ver­gleichs­wei­se hohen Nach­hal­tig­keits­stan­dards den grösst­mög­li­chen po­si­ti­ven Ein­fluss auf die glo­ba­le nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung, indem sie ex­por­tie­ren, im­por­tie­ren und im Aus­land in­ves­tie­ren.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät die drei Stan­des­in­itia­ti­ven in der Herbst­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die APK-NR hat mit den nach­fol­gen­den Stim­men­ver­hält­nis­sen be­schlos­sen, den Stan­des­in­itia­ti­ven keine Folge zu geben: der In­itia­ti­ve des Kan­tons Jura (18.325) mit 15 zu 4 Stim­men bei 5 Ent­hal­tun­gen, der In­itia­ti­ve des Kan­tons Frei­burg (18.320) mit 15 zu 9 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung und jener des Kan­tons Bern (18.317) mit 15 zu 8 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen.

In der Win­ter­ses­si­on 2019 hat der Stän­de­rat alle drei Stan­des­in­itia­ti­ven klar ver­wor­fen – jene des Kan­tons Jura mit 33 zu 8 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen, die des Kan­tons Frei­burg mit 28 zu 13 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen und jene des Kan­tons Bern mit 33 zu 8 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach dem Stän­de­rat hat nun auch der Na­tio­nal­rat einer Aus­klam­me­rung von Palm­öl bei den Frei­han­dels­ab­kom­men mit Ma­lay­sia und In­do­ne­si­en eine klare Ab­sa­ge er­teilt. Nicht der Zoll­schutz, son­dern eine re­gel­ba­sier­te Li­be­ra­li­sie­rung beim Im­port von nach­hal­tig pro­du­zier­tem Palm­öl in die Schweiz stärkt die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung. Das heu­ti­ge Re­sul­tat der Gros­sen Kam­mer ist im Sinne der Wirt­schaft.

Die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me der Wirt­schaft fin­den Sie hier.

JA ZU EINER DY­NA­MI­SCHE­REN FÖR­DER­PO­LI­TIK DES BUN­DES

Das Bun­des­ge­setz vom 8. Ok­to­ber 1999 über die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit im Be­reich der Bil­dung, der Be­rufs­bil­dung, der Ju­gend und der Mo­bi­li­täts­för­de­rung soll to­tal­r­e­vi­diert wer­den. Es ist 20-jäh­rig und bil­det noch heute die Grund­la­ge des Bun­des für die För­de­rung der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit in der Bil­dung. Über die letz­ten zwei Jahr­zehn­te wurde das Ge­setz punk­tu­ell und un­ein­heit­lich wei­ter­ent­wi­ckelt. Ein Grund hier­für war der wech­seln­de Be­tei­li­gungs­sta­tus der Schweiz an den sich dy­na­misch ver­än­dern­den eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men.

Die ak­tu­el­le För­der­pra­xis zeigt die Gren­zen des heu­ti­gen ge­setz­li­chen Rah­mens auf: Die Kop­pe­lung der Haupt­för­der­instru­men­te an eine Be­tei­li­gung an den eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men steht nicht mehr im Ein­klang mit der In­ter­na­tio­na­li­sie­rung der Bil­dung. Ge­setz­lich fehlt ins­be­son­de­re eine gleich­wer­ti­ge Ver­an­ke­rung der zwei al­ter­na­ti­ven In­stru­men­te (die As­so­zi­ie­rung an in­ter­na­tio­na­le För­der­pro­gram­me und die Um­set­zung von ei­ge­nen Schwei­zer Pro­gram­men). Auch die Mög­lich­keit, eine na­tio­na­le Agen­tur mit we­sent­li­chen Um­set­zungs­auf­ga­ben zu be­auf­tra­gen, ist ge­gen­wär­tig an eine Be­tei­li­gung an den eu­ro­päi­schen Pro­gram­men ge­knüpft. In­halt­lich feh­len zudem grund­le­gen­de An­ga­ben über den Zweck und die Grund­sät­ze der För­der­po­li­tik. Aus die­sen Grün­den hält der Bun­des­rat eine To­tal­re­vi­si­on für nötig.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss der Mehr­heit der WBK-NR an­zu­neh­men.

Gleich­wer­ti­ge Ver­an­ke­rung von Be­tei­li­gun­gen an Bil­dungs­pro­gram­men und Ei­gen­lö­sun­gen

Die Re­vi­si­on stellt die Be­tei­li­gung an eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gram­men und au­to­no­me Ei­gen­lö­sun­gen der Schweiz ge­setz­lich gleich. Sie ent­kop­pelt die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit und Mo­bi­li­tät in der Bil­dung von der Be­tei­li­gung an einem eu­ro­päi­schen Bil­dungs­pro­gramm. Aus Sicht der Wirt­schaft ist diese Ent­kop­pe­lung ziel­füh­rend. Da­durch wird eine ge­setz­li­che Grund­la­ge ge­schaf­fen, um den Stu­die­ren­den in der Schweiz un­ab­hän­gig von einer all­fäl­li­gen Be­tei­li­gung an Eras­mus den in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch zu er­mög­li­chen.

Man­da­tie­rung der SFAM als na­tio­na­le För­der­agen­tur

Für die Um­set­zung soll eine na­tio­na­le För­der­agen­tur man­da­tiert wer­den. Ge­mäss dem Er­läu­te­rungs­text zur Ge­set­zes­re­vi­si­on gilt die Schwei­ze­ri­sche Stif­tung für Aus­tausch und Mo­bi­li­tät (SFAM/Mo­ve­tia), die vom Bund und den Kan­to­nen ge­tra­gen wird, als ein­zi­ge Or­ga­ni­sa­ti­on, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen zur Über­nah­me der Auf­ga­ben einer na­tio­na­len För­der­agen­tur er­füllt. Sie ist ge­gen­wär­tig als pri­vat­recht­li­che Stif­tung or­ga­ni­siert und soll in eine öf­fent­lich-recht­li­che An­stalt über­führt wer­den. Die als na­tio­na­le För­der­agen­tur man­da­tier­te In­sti­tu­ti­on muss neben Fach­ex­per­ti­se und Ka­pa­zi­tä­ten auch mög­lichst kos­ten­ef­fi­zi­ent ar­bei­ten. Daher ist zu prü­fen, ob eine öf­fent­li­che Aus­schrei­bung mög­lich und ziel­füh­rend wäre. In die­sem Zu­sam­men­hang ist auch die Über­füh­rung der SFAM von einer pri­vat­recht­li­chen zu einer öf­fent­lich-recht­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on gründ­lich zu prü­fen und nur falls sinn­voll durch­zu­füh­ren. Diese Frage ist al­ler­dings nicht Ge­gen­stand der vor­lie­gen­den To­tal­re­vi­si­on, son­dern soll in einer ge­son­der­ten Vor­la­ge fest­ge­hal­ten wer­den.

Für die Wirt­schaft ist es wich­tig, dass mit der Re­vi­si­on keine neuen För­der­tat­be­stän­de ge­schaf­fen wer­den. Auch er­ach­ten wir es als es­sen­zi­ell, dass die Kom­pe­ten­zen für die stra­te­gi­schen und fi­nan­zi­el­len Ent­schei­de über die Aus­rich­tung der För­der­po­li­tik wei­ter­hin bei der Bun­des­ver­samm­lung blei­ben.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die WBK-NR be­an­tragt ihrem Rat ein­stim­mig, die Vor­la­ge mit einer ein­zi­gen Än­de­rung ge­gen­über dem Stän­de­rat an­zu­neh­men. So hat die Kom­mis­si­on mit Stich­ent­scheid des Prä­si­den­ten be­schlos­sen, dem Zweck­ar­ti­kel ein­zu­schrei­ben, dass die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit dazu bei­tra­gen soll, dass der Bil­dungs­raum Schweiz an in­ter­na­tio­na­len Pro­gram­men teil­neh­men kann.

In der Som­mer­ses­si­on 2020 hat der Stän­de­rat die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen Ge­set­zes­än­de­run­gen gut­ge­heis­sen. Nach neuer Re­ge­lung soll die Re­gie­rung einer pri­vat­recht­li­chen oder öf­fent­lich-recht­li­chen In­sti­tu­ti­on Auf­ga­ben über­tra­gen kön­nen. Die Klei­ne Kam­mer hat dazu im Ge­setz er­gänzt, dass das zu­stän­di­ge Staats­se­kre­ta­ri­at die­ser Agen­tur auch die Ver­ga­be von Bei­trä­gen über­tra­gen kann. Zudem sol­len die Struk­tur und Rechts­form der Agen­tur ge­nannt wer­den.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Das Ge­setz über die in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit und Mo­bi­li­tät konn­te von den Räten be­rei­nigt wer­den. Die ge­setz­li­che Ver­an­ke­rung, dass neben der As­so­zi­ie­rung an in­ter­na­tio­na­le För­der­pro­gram­me gleich­wer­tig auch Schwei­zer Pro­gram­me um­ge­setzt und ge­för­dert wer­den kön­nen, be­grüsst die Wirt­schaft. Dass dabei auf die Schaf­fung neuer För­der­tat­be­stän­de ver­zich­tet wurde, ist eben­falls rich­tig und wich­tig.

BFI-BOT­SCHAFT DES BUN­DES­RATS STÄRKT DEN SCHWEI­ZER BIL­DUNGS- UND FOR­SCHUNGS­PLATZ

Mit der vor­lie­gen­den Bot­schaft be­an­tragt der Bun­des­rat 27,9 Mil­li­ar­den Fran­ken für die För­de­rung von Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on (BFI) in den Jah­ren 2021 bis 2024. Die Schweiz soll in die­sem für die Wohl­fahrt des Lan­des fun­da­men­ta­len Be­reich eine füh­ren­de Stel­lung be­hal­ten und ak­tu­el­le Her­aus­for­de­run­gen, wie die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on von Wirt­schaft und Ge­sell­schaft, meis­tern. Nebst den fi­nan­zi­el­len Mit­teln für die nächs­ten vier Jahre be­an­tragt der Bun­des­rat schliess­lich auch punk­tu­el­le An­pas­sun­gen in den ge­setz­li­chen Grund­la­gen.

Mit knapp 28 Mil­li­ar­den Fran­ken be­an­tragt der Bun­des­rat rund 2 Mil­li­ar­den mehr als in der vor­an­ge­hen­den BFI-Pe­ri­ode (2017 bis 2020). Dies ent­spricht bei den heu­ti­gen Teue­rungs­an­nah­men einem durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Wachs­tum von 2,2 Pro­zent (no­mi­nal) be­zie­hungs­wei­se einem rea­len Wachs­tum von durch­schnitt­lich jähr­lich 1,5 Pro­zent. Darin nicht ent­hal­ten sind die Mit­tel für eine all­fäl­li­ge Be­tei­li­gung an den EU-Pro­gram­men, da dafür zur­zeit weder der Um­fang noch die Teil­nah­me­mög­lich­kei­ten be­kannt sind.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge grund­sätz­lich ge­mäss dem bun­des­rät­li­chen Ent­wurf an­zu­neh­men, wenn, dann nur sehr se­lek­tiv davon ab­zu­wei­chen und daher einen gros­sen Teil der An­trä­ge der WBK-NR ab­zu­leh­nen.

Die Qua­li­tät des Bil­dungs­sys­tems ist ein ent­schei­den­der Stand­ort­fak­tor. Dies gilt für Bil­dung und For­schung. Zudem sind Hoch­schu­len und Wirt­schaft auf­ein­an­der an­ge­wie­sen und hoch­ste­hen­de öf­fent­li­che For­schung ist eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für hoch­ste­hen­de For­schung in der Pri­vat­wirt­schaft. Ins­be­son­de­re dem MINT-Be­reich kommt eine hohe Be­deu­tung zu.

Die BFI-Bot­schaft des Bun­des­rats stärkt den Schwei­zer Bil­dungs- und For­schungs­platz. Sie ist gut be­grün­det und aus­ge­wo­gen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die BFI-Mit­tel wei­ter­hin prio­ri­siert wer­den und dass über alle Be­rei­che hin­weg mo­dera­te Wachs­tums­ra­ten ge­plant sind. Auch dass Ef­fi­zi­enz- und Ef­fek­ti­vi­täts­stei­ge­run­gen ex­pli­zit an­ge­spro­chen wer­den und trans­ver­sa­le The­men im Rah­men der be­ste­hen­den För­der­instru­men­te be­han­delt wer­den, ist im Sinne der Wirt­schaft.

Der Stän­de­rat hat mehr Mit­tel ins­be­son­de­re für den Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­fonds (SNF) und die In­no­suis­se be­schlos­sen, was grund­sätz­lich im Sinne der Wirt­schaft ist, ist doch die wett­be­werb­li­che For­schungs­för­de­rung auf na­tio­na­ler Ebene ein we­sent­li­cher Trei­ber für die Qua­li­tät der For­schung. Wei­te­re Bud­get­erhö­hun­gen hin­ge­gen, wie sie die WBK-NR vor­schlägt, lehnt eco­no­mie­su­is­se mit einer Aus­nah­me ab. Diese be­trifft den ETH-Be­reich, wel­cher durch die Kre­dit­sper­re stär­ker als an­de­re Be­rei­che be­las­tet wird. Wenn der Na­tio­nal­rat nun, wie vom Bun­des­rat vor­ge­schla­gen, die Kre­dit­sper­re gut­heisst, sind zu­sätz­li­che Mit­tel in der Höhe von 15 Mil­lio­nen Fran­ken für den ETH-Be­reich zweck­mäs­sig. Lehnt er aber die Kre­dit­sper­re ab, sind die zu­sätz­li­chen Mit­tel in der Höhe von 15 Mil­lio­nen Fran­ken (wie alle an­de­ren Er­hö­hungs­an­trä­ge auch) ab­zu­leh­nen.

Grund­sätz­lich gilt es zudem, mit­tel­fris­tig zwei Pro­ble­me des BFI-Be­reichs zu lösen: 

  • Ers­tens muss der gros­se An­teil an ge­bun­de­nen Aus­ga­ben re­du­ziert wer­den. Im BFI-Be­reich sind die Aus­ga­ben für die Be­rufs­bil­dung, für die Fach­hoch­schu­len und für die Uni­ver­si­tä­ten ge­setz­lich ge­bun­den. All­fäl­li­ge Bud­get­kür­zun­gen be­tref­fen daher die ETHs, den SNF und die In­no­suis­se über­pro­por­tio­nal. Dies ist je­doch pro­ble­ma­tisch, denn ge­ra­de diese Bun­des­in­sti­tu­tio­nen sind für die Qua­li­tät des hie­si­gen For­schungs­plat­zes von gros­ser Be­deu­tung. 
  • Zwei­tens müs­sen die In­sti­tu­tio­nen der wett­be­werb­li­chen For­schung mehr fi­nan­zi­el­le Fle­xi­bi­li­tät er­hal­ten. Et­li­che Pro­jek­te des SNF oder der In­no­suis­se lau­fen mehr­jäh­rig. Star­re Re­geln ver­hin­dern, dass die bei­den In­sti­tu­tio­nen das Geld fle­xi­bler ein­set­zen kön­nen. Oft blei­ben am Ende des Jah­res daher nicht aus­ge­nutz­te Kre­dit­res­te übrig. Diese Pro­ble­ma­tik muss künf­tig im Rah­men des For­schungs- und In­no­va­ti­ons­ge­set­zes ge­löst wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat berät die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die WBK-NR emp­fiehlt ihrem Rat, in den nächs­ten vier Jah­ren 28,2 Mil­li­ar­den Fran­ken in die Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on zu in­ves­tie­ren. Dies ent­spricht einer Er­hö­hung von 58,4 Mil­lio­nen Fran­ken im Ver­gleich zum vom Stän­de­rat in der Som­mer­ses­si­on 2020 be­schlos­se­nen Be­trag von knapp 28,1 Mil­li­ar­den Fran­ken. Die Klei­ne Kam­mer hat den Be­trag ge­gen­über dem bun­des­rät­li­chen Ent­wurf um 188,2 Mil­lio­nen Fran­ken auf­ge­stockt. Die WBK-NR hat dar­über hin­aus ver­schie­de­ne An­trä­ge und Min­der­heits­be­schlüs­se ein­ge­reicht.

Die FK-NR be­an­tragt ihrem Rat, sich beim Fi­nanz­vo­lu­men den Be­schlüs­sen des Stän­de­rats an­zu­schlies­sen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Be­ra­tun­gen zur BFI-Bot­schaft 2021–2024 be­fin­den sich auf der Ziel­ge­ra­den. Die Dif­fe­ren­zen zwi­schen den Räten sind re­la­tiv klein. Grund­sätz­lich ist die Stän­de­rats­vor­la­ge ziel­füh­rend, ste­hen doch auch ohne wei­te­re Er­hö­hun­gen um­fang­rei­che Mit­tel zur Ver­fü­gung.

Be­reits die Schluss­ab­stim­mung pas­siert haben das Hoch­schul­för­de­rungs- und -ko­or­di­na­ti­ons­ge­setz (HFKG), das Bun­des­ge­setz über die För­de­rung der For­schung und der In­no­va­ti­on (FIFG) und das Bun­des­ge­setz über die Mel­de­pflicht und die Nach­prü­fung der Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen von Dienst­leis­tungs­er­brin­ge­rin­nen und -er­brin­gern in re­gle­men­tier­ten Be­ru­fen (BGMD).

WILL­KÜR­LI­CHE IN­ITIA­TI­VE OHNE SACH­LI­CHE NOT­WEN­DIG­KEIT UND MIT GRA­VIE­REN­DEN SCHÄ­DEN FÜR MIT­TEL­STÄN­DI­SCHE UN­TER­NEH­MEN

Die Volks­in­itia­ti­ve «Löhne ent­las­ten, Ka­pi­tal ge­recht be­steu­ern» (in­of­fi­zi­ell «99%-In­itia­ti­ve») for­dert, dass Ka­pi­tal­ein­kom­men (Zin­sen, Di­vi­den­den usw.) über einem vom Ge­setz­ge­ber zu be­stim­men­den Schwel­len­be­trag im Um­fang von 150 Pro­zent zu ver­steu­ern sind – also um 50 Pro­zent höher als an­de­re Ein­kom­mens­ar­ten. Der sich dar­aus er­ge­ben­de Mehr­er­trag ist für die Er­mäs­si­gung der Be­steue­rung von Per­so­nen mit tie­fen oder mitt­le­ren Ar­beits­ein­kom­men oder für Trans­fer­zah­lun­gen zu­guns­ten der so­zia­len Wohl­fahrt ein­zu­set­zen.

Der In­itia­tiv­text lässt in Bezug auf eine all­fäl­li­ge Aus­füh­rungs­ge­setz­ge­bung einen In­ter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum offen. Dies be­trifft ins­be­son­de­re den Be­griff des Ka­pi­tal­ein­kom­mens, die Höhe des zu be­stim­men­den Be­trags, ab dem die hö­he­re Be­steue­rung zum Tra­gen kommt, und die Aus­ge­stal­tung der Rück­ver­tei­lung der re­sul­tie­ren­den Mehr­er­trä­ge.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Volks­in­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf ab­zu­leh­nen.

Ex­tre­me Un­be­stimmt­heit ver­un­mög­licht freie Wil­lens­bil­dung

Die Stimm­be­rech­tig­ten müs­sen wis­sen, wor­über sie ab­stim­men. Die freie Wil­lens­bil­dung und un­ver­fälsch­te Stimm­ab­ga­be sind ver­fas­sungs­mäs­sig ga­ran­tier­te, po­li­ti­sche Rech­te (Art. 34 Abs. 2 BV). Be­son­ders po­ten­zi­ell be­trof­fe­ne Krei­se haben das Recht zu er­fah­ren, was auf sie zu­kommt. Die Juso-In­itia­ti­ve ist je­doch in allen we­sent­li­chen Punk­ten un­be­stimmt. Dies be­trifft die De­fi­ni­ti­on von Ka­pi­tal­ein­kom­men, die Höhe des Schwel­len­be­trags, die Steu­er­fol­gen un­ter­halb die­ses Schwel­len­be­trags, die Höhe des Mehr­er­trags und die Art der Rück­ver­tei­lung über So­zi­al­trans­fers. Der vor­ge­schla­ge­ne Ver­fas­sungs­text er­laubt un­zäh­li­ge In­ter­pre­ta­tio­nen, und die Um­ver­tei­lungs­wir­kung (die ei­gent­li­che ma­te­ri­el­le Klam­mer der In­itia­ti­ve) bleibt damit wei­test­ge­hend un­klar.

Will­kür­li­che Be­steue­rungs­re­geln wi­der­spre­chen Grund­nor­men der Bun­des­ver­fas­sung

Die von der In­itia­ti­ve ge­for­der­te, hö­he­re Be­steue­rung von Ka­pi­tal- ge­gen­über Lohn­ein­kom­men ist per se will­kür­lich. So ist einem Fran­ken Ka­pi­tal­ein­kom­men die­sel­be Leis­tungs­fä­hig­keit bei­zu­mes­sen wie einem Fran­ken Ar­beits­ein­kom­men. Zudem be­grenzt die Ver­fas­sung die Be­steue­rung der Ein­kom­men na­tür­li­cher Per­so­nen beim Bund. Die von der Volks­in­itia­ti­ve ver­lang­te über­höh­te Steu­er­bar­keit von Ka­pi­tal­ein­kom­men hätte im Er­geb­nis die Über­schrei­tung und damit die Miss­ach­tung die­ser Be­gren­zung zur Folge.

Brei­te Be­trof­fen­heit; ir­re­füh­ren­des «1 Pro­zent»-Ar­gu­ment

Nach Dar­stel­lung der In­iti­an­tin­nen und In­iti­an­ten be­trifft die Volks­in­itia­ti­ve un­ge­fähr ein Pro­zent der Steu­er­pflich­ti­gen – näm­lich jene mit einem Ver­mö­gen von über drei Mil­lio­nen Fran­ken. Diese Aus­sa­ge ist ir­re­füh­rend. Ers­tens muss davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass auch Ver­äus­se­rungs­ge­win­ne im Pri­vat­ver­mö­gen unter die Re­ge­lung fal­len, wobei der Schwel­len­be­trag auch im Mit­tel­stand oft über­schrit­ten würde. Zwei­tens hat der Schwel­len­be­trag in der Aus­le­gung der In­iti­an­tin­nen und In­iti­an­ten gar nicht die vor­ge­ge­be­ne li­mi­tie­ren­de Wir­kung. So wären Di­vi­den­den und pri­va­te Ver­äus­se­rungs­ge­win­ne ge­ne­rell, das heisst auch un­ter­halb des Schwel­len­be­trags, voll­um­fäng­lich im Um­fang von 100 Pro­zent zu be­steu­ern. Be­trof­fen sind damit Fa­mi­li­en­be­trie­be und Start-up-Grün­der, KMU und Ge­wer­be, Klein­an­le­ger sowie Wohn­ei­gen­tü­mer und Land­wir­te.

Gra­vie­ren­de Schä­den für mit­tel­stän­di­sche Un­ter­neh­men und den Wirt­schafts­stand­ort

Die über­höh­te Ka­pi­tal­ein­kom­mens­be­steue­rung wirkt ins­be­son­de­re gra­vie­rend auf­grund der Ku­mu­la­ti­on mit der Ver­mö­gens­steu­er. Fir­men droh­ten da­durch, be­reits im lau­fen­den Be­trieb ka­pi­tal­mäs­sig «ent­leert» zu wer­den, ihre Mög­lich­kei­ten zu in­ves­tie­ren wür­den deut­lich ge­schwächt, bei schma­le­ren Ka­pi­tal­pols­ter sänke zudem die Wi­der­stands­fä­hig­keit in Kri­sen.

Gar exis­ten­zi­el­le Fra­gen stel­len sich bei der Un­ter­neh­mens­nach­fol­ge. Vier Fünf­tel der Schwei­zer Fir­men sind Fa­mi­li­en­ge­sell­schaf­ten, und bei der Hälf­te davon er­folgt die Un­ter­neh­mens­nach­fol­ge im Kreis der Fa­mi­lie. Bei der Über­ga­be wird dabei ein Schwel­len­wert von 100'000 Fran­ken selbst in klei­ne­ren Ver­hält­nis­sen über­schrit­ten. Der Ka­pi­tal­ge­winn müss­te ge­mäss In­itia­ti­ve in er­heb­li­chem Um­fang als Steu­er­zah­lung ab­ge­führt wer­den. Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men wür­den damit in einer oh­ne­hin kri­ti­schen Phase mas­siv zu­sätz­lich be­las­tet und Nach­fol­ge­lö­sun­gen ge­fähr­det.

Auch Start-up-Un­ter­neh­men wären von der In­itia­ti­ve be­son­ders be­trof­fen. Jung­fir­men ver­fü­gen in aller Regel nicht über die Mit­tel, hohe Löhne aus­zu­zah­len. Ihre At­trak­ti­vi­tät für den Grün­der­kreis sowie an­ge­stell­te Spe­zia­lis­ten be­ruht auf Mit­ar­bei­ter­be­tei­li­gun­gen, die sich bei Ge­dei­hen des Un­ter­neh­mens zu einem spä­te­ren Zeit­punkt aus­zah­len. Wür­den pri­va­te Ka­pi­tal­ge­win­ne in der Schweiz einer ex­zes­si­ven Be­steue­rung von 150 Pro­zent un­ter­wor­fen, würde den Start-ups die be­triebs­wirt­schaft­li­che Basis ent­zo­gen und die Schweiz als Start-up-Stand­ort un­in­ter­es­sant.

Über­durch­schnitt­lich hohe Ver­mö­gens­be­steue­rung

Die In­itia­ti­ve geht von der Be­haup­tung aus, dass Ka­pi­tal­ein­kom­men in der Schweiz steu­er­lich pri­vi­le­giert seien. Diese Be­haup­tung ist falsch. Die Teil­be­steue­rung von KMU-Di­vi­den­den (über 10 Pro­zent Ka­pi­tal­an­teil) trägt der Tat­sa­che Rech­nung, dass Ge­win­ne auf Stufe Un­ter­neh­men durch die Ge­winn­steu­er er­fasst wer­den, bevor sie als Di­vi­den­den aus­ge­schüt­tet und im Rah­men der Ein­kom­mens­steu­er ein zwei­tes Mal be­steu­ert wer­den. Die Be­steue­rung von Ver­mö­gen ist in der Schweiz im Ver­gleich der OECD-Staa­ten gar über­durch­schnitt­lich hoch (über 6 Mil­li­ar­den Fran­ken). Die Ver­mö­gens­steu­er er­fasst dabei als Soll­er­trags­steu­er ein «Stan­dard­ka­pi­tal­ein­kom­men» und er­setzt so die Be­steue­rung pri­va­ter Ka­pi­tal­ge­win­ne.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Volks­in­itia­ti­ve in der Herbst­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Die WAK-NR emp­fiehlt ihrem Rat mit 17 zu 8 Stim­men, die In­itia­ti­ve ohne Ge­gen­ent­wurf ab­zu­leh­nen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Mit 123 zu 62 Stim­men hat der Na­tio­nal­rat die In­itia­ti­ve der Juso Volk und Stän­den ohne Ge­gen­ent­wurf zur Ab­leh­nung emp­foh­len. Die Wirt­schaft be­grüsst die­ses klare Ver­dikt, zumal die von der In­itia­ti­ve ge­for­der­te, hö­he­re Be­steue­rung von Ka­pi­tal- ge­gen­über Lohn­ein­kom­men ab­so­lut will­kür­lich und für die Fir­men schäd­lich ist. So wären bei einer An­nah­me ge­ra­de Fa­mi­li­en­un­ter­neh­mer und Start-up-Grün­der mass­geb­lich ne­ga­tiv be­trof­fen – fern­ab der ver­mö­gends­ten ein Pro­zent, wie die In­itia­ti­ve fälsch­li­cher­wei­se sug­ge­riert.

Stän­de­rat

EIN­TRE­TEN ER­FOR­DER­LICH ZWECKS ER­HALT EINES IN­TER­NA­TIO­NAL AN­ER­KANN­TEN FI­NANZ­PLAT­ZES SCHWEIZ

Die Fi­nan­ci­al Ac­tion Task Force (FATF) (fran­zö­sisch Grou­pe d’ac­tion fi­nan­cière, GAFI) hat Emp­feh­lun­gen aus­ge­ar­bei­tet, die den in­ter­na­tio­na­len Stan­dard zur Be­kämp­fung der Geld­wä­sche­rei, der Ter­ro­ris­mus- und der Pro­li­fe­ra­ti­ons­fi­nan­zie­rung bil­den.

Am 7. De­zem­ber 2016 hat die FATF den vier­ten Län­der­be­richt zur Schweiz ver­öf­fent­licht. Darin er­kennt sie die ins­ge­samt gute Qua­li­tät des schwei­ze­ri­schen Dis­po­si­tivs zur Be­kämp­fung der Geld­wä­sche­rei und der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung. In ge­wis­sen Be­rei­chen hat sie je­doch auch Schwach­stel­len in der Ge­setz­ge­bung und der Wirk­sam­keit der Vor­ga­ben iden­ti­fi­ziert und ent­spre­chen­de Emp­feh­lun­gen ab­ge­ge­ben.

Ziel die­ser Vor­la­ge ist es, ei­ni­ge der wich­tigs­ten Emp­feh­lun­gen aus dem Län­der­be­richt um­zu­set­zen.

Der Ge­set­zes­ent­wurf schlägt zu­nächst die Ein­füh­rung von Pflich­ten für Per­so­nen vor, die be­stimm­te Dienst­leis­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit Ge­sell­schaf­ten oder Trusts er­brin­gen (Be­ra­te­rin­nen und Be­ra­ter). Des Wei­te­ren soll die Schwel­le für sorg­falts­pflich­ti­ge Bar­zah­lun­gen im Be­reich des Edel­me­tall- und Edel­stein­han­dels ge­senkt wer­den. Auch die Über­prü­fung der Iden­ti­tät der wirt­schaft­lich be­rech­tig­ten Per­son soll neu aus­drück­lich im Ge­setz fest­ge­hal­ten wer­den und es wird eine ge­ne­rel­le Pflicht vor­ge­se­hen, Kun­den­da­ten zu ak­tua­li­sie­ren.

Aus­ser­dem wer­den di­ver­se An­pas­sun­gen im Be­reich des Mel­de­sys­tems für Ver­dachts­mel­dun­gen an die Mel­de­stel­le für Geld­wä­sche­rei (MROS) vor­ge­schla­gen. Ver­bes­sert wer­den soll auch die Trans­pa­renz von Ver­ei­nen mit einem er­höh­ten Ri­si­ko der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung. Dar­über hin­aus wird vor­ge­schla­gen, einen Kon­troll­me­cha­nis­mus für den ge­werbs­mäs­si­gen An­kauf von Al­te­del­me­tal­len ein­zu­füh­ren. Schliess­lich soll das Zen­tral­amt für Edel­me­tall­kontrol­le die Auf­ga­be einer Geld­wä­sche­rei­auf­sichts­be­hör­de über­neh­men.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten.

Die Wirt­schaft be­grüsst die An­pas­sung des Geld­wä­sche­r­ei­ge­set­zes (GwG) an die FATF-Stan­dards. Mit den vor­ge­schla­ge­nen Neue­run­gen wird das be­reits gute Geld­wä­sche­rei-Ab­wehr­dis­po­si­tiv der Schweiz wei­ter ge­stärkt. Die vor­ge­schla­ge­nen Än­de­run­gen des GwG sind ein wei­te­rer wich­ti­ger Schritt zur in­ter­na­tio­na­len Ab­stim­mung und tra­gen dazu bei, dass die Schweiz aus dem in­ten­si­vier­ten Fol­ge­pro­zess der FATF aus­schei­den kann. Sie be­rück­sich­ti­gen in an­ge­mes­se­ner Weise so­wohl die Um­set­zung als auch den be­währ­ten ri­si­ko­ba­sier­ten An­satz.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die RK-SR emp­fiehlt ihrem Rat, auf den bun­des­rät­li­chen Ent­wurf ein­zu­tre­ten und die Be­stim­mun­gen zu den Be­ra­te­rin­nen und Be­ra­tern zu strei­chen (8 zu 5 Stim­men). Die Kom­mis­si­on sieht im Ge­gen­satz zum Na­tio­nal­rat Hand­lungs­be­darf und er­ach­tet es zur bes­se­ren Be­kämp­fung der Geld­wä­sche­rei für not­wen­dig, die Emp­feh­lun­gen der GAFI um­zu­set­zen.

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2020 hat der Na­tio­nal­rat mit 107 zu 89 Stim­men knapp ent­schie­den, nicht auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Schweiz hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gros­se Schrit­te in der Be­kämp­fung der Geld­wä­sche­rei und der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung ge­macht. Dies wird auch in­ter­na­tio­nal an­er­kannt. Um wei­te­re Ver­bes­se­run­gen um­zu­set­zen, wurde ges­tern im Stän­de­rat die wich­ti­ge Re­vi­si­on des Geld­wä­sche­r­ei­ge­set­zes an­ge­stos­sen. Das Par­la­ment will An­wäl­te und Treu­hän­der aber nicht stär­ker dem Geld­wä­sche­r­ei­ge­setz un­ter­stel­len und hat der um­strit­te­nen «Be­ra­ter­klau­sel» eine Ab­fuhr er­teilt.

AB­KOM­MEN MIT UK SCHAFFT RECHTS­SI­CHER­HEIT FÜR PRI­VAT­PER­SO­NEN UND UN­TER­NEH­MEN NACH BREX­IT

Das Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich (UK) über die Rech­te der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger schützt die unter dem Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men (FZA) er­wor­be­nen An­sprü­che und An­wart­schaf­ten von bri­ti­schen und schwei­ze­ri­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen nach dem Aus­tritt des UK aus der EU. Es han­delt sich um rund 34'500 Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer im UK und rund 43'000 bri­ti­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge in der Schweiz, die sich im Rah­men des FZA je­weils im an­de­ren Land auf­hal­ten.

Das Ab­kom­men wurde am 25. Fe­bru­ar 2019 un­ter­zeich­net und deckt die er­wor­be­nen Rech­te im Be­reich der Frei­zü­gig­keit (An­hang I FZA), der Ko­or­di­nie­rung der Sys­te­me der so­zia­len Si­cher­heit (An­hang II FZA) und der ge­gen­sei­ti­gen An­er­ken­nung von Be­rufs­qua­li­fi­ka­tio­nen (An­hang III FZA) ab.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, dem Ent­wurf zu­zu­stim­men und damit das Ab­kom­men zu ge­neh­mi­gen.

Das vor­lie­gen­de Ab­kom­men ist im Kon­text der «Mind the Gap»-Stra­te­gie zu sehen. Diese zielt dar­auf ab, dass die ge­gen­wär­ti­gen Be­zie­hun­gen zwi­schen der Schweiz und dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich auch nach des­sen Aus­tritt aus der EU so­weit als mög­lich be­wahrt oder al­len­falls in ge­wis­sen Be­rei­chen sogar aus­ge­baut wer­den kön­nen. In die­sem Zu­sam­men­hang hat der Bun­des­rat auch fünf wei­te­re bi­la­te­ra­le Ab­kom­men in den Be­rei­chen Han­del, Land-, Luft­ver­kehr, Ver­si­che­run­gen und Ar­beits­markt aus­ge­han­delt.

Vor die­sem Hin­ter­grund will das vor­lie­gen­de Ab­kom­men ins­be­son­de­re Rechts­si­cher­heit für die be­trof­fe­nen Per­so­nen bzw. ihre Un­ter­neh­men schaf­fen, was die Wirt­schaft aus­drück­lich be­grüsst. eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet mit Nach­druck, dass mit einem mög­lichst hür­den­frei­en Markt­zu­gang und der Bei­be­hal­tung der heu­ti­gen Vor­tei­le aus dem FZA die enge wirt­schaft­li­che und so­zia­le Bin­dung mit dem Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich wei­ter­ge­führt wer­den soll.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Herbst­ses­si­on 2020 berät der Stän­de­rat die Vor­la­ge als Zweitrat.

Die APK-SR emp­fiehlt ihrem Rat ein­stim­mig, die Vor­la­ge an­zu­neh­men und damit das Ab­kom­men zu ge­neh­mi­gen.

Der Na­tio­nal­rat ist in der Som­mer­ses­si­on 2020 sei­ner Kom­mis­si­on ge­folgt und hat das Ab­kom­men ohne Ge­gen­stim­me gut­ge­heis­sen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Wirt­schaft be­grüsst den ein­stim­mi­gen Ent­scheid des Stän­de­rats, das Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und Gross­bri­tan­ni­en zu ge­neh­mi­gen. Es si­chert die im Rah­men des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens er­wor­be­nen Rech­te und Pflich­ten über den Brex­it hin­aus und schafft für Schwei­zer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wich­ti­ge Rechts­si­cher­heit.

AUS­GE­WO­GE­NE DLT-RAH­MEN­BE­DIN­GUN­GEN STÄR­KEN DAS IN­NO­VA­TI­ONS­PO­TEN­ZI­AL FÜR SCHWEI­ZE­RI­SCHE UN­TER­NEH­MEN

Mit dem Bun­des­ge­setz zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter wer­den ver­schie­de­ne be­ste­hen­de Bun­des­ge­set­ze punk­tu­ell an­ge­passt, um die Vor­aus­set­zun­gen wei­ter zu ver­bes­sern, damit die Schweiz sich als ein füh­ren­der, in­no­va­ti­ver und nach­hal­ti­ger Stand­ort für Block­chain-/Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT)-Un­ter­neh­men wei­ter­ent­wi­ckeln kann.

Um den Han­del von Rech­ten mit­tels ma­ni­pu­la­ti­ons­re­sis­ten­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter auf eine si­che­re recht­li­che Basis zu stel­len, wird eine An­pas­sung des Wert­pa­pier­rechts vor­ge­schla­gen. In der Folge ist im Bu­chef­fek­ten­recht die Schnitt­stel­le zur neuen Wert­pa­pier­ka­te­go­rie durch punk­tu­el­le An­pas­sun­gen zu re­geln. Zudem wird die Aus­son­de­rung kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te im Fall eines Kon­kur­ses aus der Kon­kurs­mas­se ge­setz­lich ge­klärt. Die bank­in­sol­venz­recht­li­chen Be­stim­mun­gen im Ban­ken­recht wer­den mit den An­pas­sun­gen im all­ge­mei­nen In­sol­venz­recht ab­ge­stimmt. Im Fi­nanz­markt­in­fra­struk­tur­recht wird schliess­lich eine neue Be­wil­li­gungs­ka­te­go­rie für DLT-Han­dels­sys­te­me ge­schaf­fen. Damit soll ein an­ge­mes­se­ner, tech­no­lo­gie­neu­tra­ler und fle­xi­bler Rechts­rah­men für die auf­grund der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen neu mög­li­chen For­men von Fi­nanz­markt­in­fra­struk­tu­ren ge­schaf­fen wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss der Mehr­heit der WAK-SR an­zu­neh­men und damit dem Be­schluss des Na­tio­nal­rats zu fol­gen.

Ge­lun­ge­ner Ent­wurf des Bun­des­rats stärkt die Rah­men­be­din­gun­gen für Un­ter­neh­men

Die Wirt­schaft be­grüsst die ge­lun­ge­ne Vor­la­ge bzw. den Ent­wurf für einen zi­vil­recht­li­chen Rah­men für Token und an­de­re DLT-An­wen­dun­gen. Durch die Schaf­fung der neuen Form der Über­tra­gung von Ver­mö­gens­wer­ten, wird den An­sprü­chen nach Tech­no­lo­gie­neu­tra­li­tät Rech­nung ge­tra­gen. Zudem wird durch die Mi­ni­mie­rung tech­ni­scher Hin­der­nis­se die Rechts­si­cher­heit er­höht und gleich­zei­tig das In­no­va­ti­ons­po­ten­zi­al am Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ge­för­dert. Die durch die Vor­la­ge ge­setz­ten Schwer­punk­te wur­den gut ge­wählt und er­mög­li­chen, die Rah­men­be­din­gun­gen zur Ent­wick­lung von In­no­va­tio­nen in die­sem Be­reich für die Schweiz zu ver­bes­sern. Ins­be­son­de­re die i) Ver­wen­dung einer tech­no­lo­gie­neu­tra­len Ter­mi­no­lo­gie, ii) der Ver­zicht auf die Re­ge­lung tech­ni­scher Ein­zel­hei­ten, iii) die In­te­gra­ti­on der neuen Ge­set­zes­be­stim­mun­gen zwecks Über­tra­gung di­gi­ta­ler Ver­mö­gens­wer­te in den be­reits exis­tie­ren­den Rechts­rah­men sowie iv) die Aus­son­de­rungs­mög­lich­keit kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te im Kon­kurs­fall, über­zeu­gen.

Als eben­so po­si­tiv ist zu wer­ten, dass die Block­chain-The­ma­tik im Rah­men der be­ste­hen­den Ge­set­zes­tex­te in­te­griert und nicht ei­gens ein DLT-Ge­setz ge­schaf­fen wer­den soll.

Durch den Na­tio­nal­rat be­schlos­se­ne Neue­run­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst auch ex­pli­zit die bei­den durch den Na­tio­nal­rat be­schlos­se­nen Be­stim­mun­gen (Da­ten­zu­gang ge­mäss Art. 242b SchKG, Om­buds­stel­le ge­mäss Art. 77 FID­LEG). Ins­be­son­de­re die Ab­sicht, die DLT-Han­dels­sys­te­me ad­mi­nis­tra­tiv zu ent­las­ten und rein pro­fes­sio­nell Han­deln­de von der An­schluss­pflicht an die Ban­ken-Om­buds­stel­le (Art. 77 FID­LEG) aus­zu­neh­men, liegt zu­gleich im In­ter­es­se der DLT-Han­dels­sys­te­me, der Om­buds­stel­le sowie der Bank­kun­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die WAK-SR emp­fiehlt ihrem Rat, sich allen Än­de­run­gen des Na­tio­nal­rats an­zu­schlies­sen. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat sich die Kom­mis­si­on ein­stim­mig dafür aus­ge­spro­chen, das Ge­setz in die­ser ge­än­der­ten Fas­sung an­zu­neh­men.

Der Na­tio­nal­rat hat in der Som­mer­ses­si­on 2020 die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen Ge­set­zes­än­de­run­gen an­ge­nom­men und ist dabei durch­ge­hend sei­ner vor­be­ra­ten­den Wirt­schafts­kom­mis­si­on ge­folgt. Ge­än­dert hat die Gros­se Kam­mer die Vor­la­ge be­tref­fend Da­ten­zu­gang und Om­buds­stel­len.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach dem Na­tio­nal­rat hat auch die Klei­ne Kam­mer den Ge­set­zes­än­de­run­gen zu­ge­stimmt, wel­che die Rah­men­be­din­gun­gen für die Block­chain- und Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT) ver­bes­sern sol­len. Die Wirt­schaft be­grüsst die­sen ein­stim­mi­gen Ent­scheid aus­drück­lich, zumal die Vor­la­ge durch die Mi­ni­mie­rung tech­ni­scher Hin­der­nis­se die Rechts­si­cher­heit er­höht und gleich­zei­tig das In­no­va­ti­ons­po­ten­zi­al am Wirt­schafts­stand­ort Schweiz för­dert.

ABBAU DER IN­DUS­TRIE­Z­ÖL­LE IST FÜR DIE WIRT­SCHAFT WICH­TIG – STÄN­DE­RAT MUSS WEI­CHEN NUN RICH­TIG STEL­LEN

Die Vor­la­ge will die Im­port­zöl­le für sämt­li­che In­dus­trie­pro­duk­te per 1. Ja­nu­ar 2022 auf null set­zen. Der Be­griff der In­dus­trie­pro­duk­te er­fasst alle Güter mit Aus­nah­me der Agrar­pro­duk­te (inkl. Fut­ter­mit­tel) und der Fi­sche­rei­er­zeug­nis­se. Neben der uni­la­te­ra­len Auf­he­bung der Zölle soll auch die Zoll­ta­rif­struk­tur für In­dus­trie­pro­duk­te ver­ein­facht wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se hält den Abbau der In­dus­trie­z­öl­le für wich­tig und drin­gend. Die Wirt­schaft emp­fiehlt mit Nach­druck, der Min­der­heit Noser zu fol­gen, auf den Ge­set­zes­ent­wurf ein­zu­tre­ten und die­sen an­zu­neh­men.

Die Schwei­zer Wirt­schaft ist eine der glo­bal in­te­grier­tes­ten Volks­wirt­schaf­ten. Ihre In­dus­trie ist stark in grenz­über­schrei­ten­de Pro­duk­ti­ons­netz­wer­ke ein­ge­bun­den – rund 50 Pro­zent der Gü­ter­im­por­te und -ex­por­te sind Zwi­schen­pro­duk­te. Die In­dus­trie ist des­halb auf güns­ti­ge aus­län­di­sche Vor­leis­tun­gen an­ge­wie­sen, und zwar un­ab­hän­gig davon, ob sie für den Schwei­zer Markt oder Ex­port­pro­duk­te pro­du­ziert. Künst­lich durch Im­port­zöl­le ver­teu­er­te Be­schaf­fungs­kos­ten schüt­zen nicht un­se­re In­dus­trie, son­dern sie brem­sen Pro­duk­ti­vi­tät, In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit und Wett­be­werbs­fä­hig­keit hie­si­ger Un­ter­neh­men ge­gen­über der aus­län­di­schen Kon­kur­renz. Ge­ra­de in den auf­grund der Co­ro­na-Krise ak­tu­ell schwie­ri­gen Zei­ten ist es umso wich­ti­ger, die Wirt­schaft wie­der auf Tou­ren zu brin­gen.

Unser Land steht als Folge der Co­ro­na-Pan­de­mie – und wird es auch in den kom­men­den Jah­ren tun – vor gros­sen Her­aus­for­de­run­gen. Der his­to­ri­sche Rück­gang des Schwei­zer Aus­sen­han­dels im zwei­ten Quar­tal 2020 zeigt zum Bei­spiel die im­men­sen Fol­ge­schä­den der Co­ro­na-Pan­de­mie für die Ex­port­wirt­schaft. Die Schwei­zer Wirt­schaft ist an­ge­sichts der gros­sen Un­si­cher­heit auf ge­ziel­te Mass­nah­men zur struk­tu­rel­len Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen an­ge­wie­sen. Der Abbau der In­dus­trie­z­öl­le leis­tet einen ent­schei­den­den Bei­trag dazu.

Be­frei­ung der Un­ter­neh­men von un­nö­ti­gen Mehr­kos­ten

Mit der Ab­schaf­fung der Im­port­zöl­le für In­dus­trie­pro­duk­te sin­ken für die Wirt­schaft die Be-schaf­fungs­kos­ten jähr­lich um über 500 Mil­lio­nen Fran­ken, so­wohl für Vor­leis­tungs­gü­ter der Ex­port­in­dus­trie als auch für Kon­sum­gü­ter für den Schwei­zer Markt. Die Mass­nah­me ent­las­tet hie­si­ge Un­ter­neh­men und auch die Ver­wal­tung sehr, und zwar so­wohl in ad­mi­nis­tra­ti­ver als auch fi­nan­zi­el­ler Hin­sicht. Davon pro­fi­tie­ren ins­be­son­de­re KMU.

Schwei­zer Fir­men be­zah­len heute noch Zoll­ab­ga­ben auf Im­por­te von In­dus­trie­gü­tern, ob­wohl 75 Pro­zent die­ser Ab­ga­ben im Prin­zip be­reits ab­ge­schafft wor­den sind – im Rah­men von bi­la­te­ra­len Frei­han­dels­ab­kom­men (FHA). Diese Zol­ler­spar­nis­se kön­nen je­doch aus ver­schie­de­nen Grün­den nicht voll­um­fäng­lich ge­nutzt wer­den. Die Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le stellt des­halb eine wert­vol­le – und drin­gend nö­ti­ge – Er­gän­zung bei der Um­set­zung von FHA dar.

Ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung und Wohl­fahrts­ge­win­ne – Aus­fäl­le wer­den gröss­ten­teils ge­gen­fi­nan­ziert

Nebst weg­fal­len­den Zoll­ab­ga­ben steht die ad­mi­nis­tra­ti­ve Ent­las­tung von über 100 Mil­lio­nen Fran­ken im Zen­trum – fir­men- und ver­wal­tungs­sei­tig. Davon pro­fi­tie­ren 35 Pro­zent aller In­dus­trie­gü­ter­im­por­te. Dies be­deu­tet kon­kret: we­ni­ger Zoll­for­ma­li­tä­ten, Bu­chun­gen oder Be­wil­li­gun­gen und weg­fal­len­de auf­wen­di­ge Zoll­spe­zi­al­ver­fah­ren (z.B. im Ver­ede­lungs­ver­kehr).

Die feh­len­den Zoll­ein­nah­men wer­den durch Wohl­fahrts­ge­win­ne von jähr­lich 860 Mil­lio­nen Fran­ken mehr als auf­ge­wo­gen. So kann der Staat durch den mit dem In­dus­trie­zoll­ab­bau ver­bun­de­nen Wachs­tums­ef­fekt bei gleich­blei­ben­den Steu­er­sät­zen und Pro-Kopf-Ein­kom­men mehr Steu­ern ein­neh­men. Somit sind in der dy­na­mi­schen Be­trach­tung die ge­rin­ge­ren Ein­nah­men (etwa 300 Mil­lio­nen Fran­ken ge­mäss einer Stu­die von Eco­plan) durch ad­mi­nis­tra­ti­ve Ein­spa­run­gen und die po­si­ti­ven ge­samt­wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen des Zoll­ab­baus zu einem gros­sen Teil ge­gen­fi­nan­ziert.

Sin­ken­des Preis­ni­veau und hö­he­re Ein­kom­men für Kon­su­men­ten

An­ge­sichts des hohen Wett­be­werbs­drucks ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Un­ter­neh­men ent­spre­chen­de Kos­ten­ein­spa­run­gen an die End­kun­den wei­ter­ge­ben (z.B. Klei­der, Schu­he, Autos oder Kos­me­ti­ka). Zudem sieht das Ge­schäft ein ver­wal­tungs­sei­ti­ges Mo­ni­to­ring zur Eva­lua­ti­on der Wei­ter­ga­be von Preis­ef­fek­ten auf die nach­ge­la­ger­ten Stu­fen bzw. die Kon­su­men­ten vor. Zu­sätz­lich zum sin­ken­den Preis­ni­veau in der Höhe von 350 Mil­lio­nen Fran­ken führt der In­dus­trie­zoll­ab­bau durch die ge­stei­ger­te Wirt­schafts­leis­tung zu hö­he­ren Ein­kom­men. Für eine vier­köp­fi­ge Fa­mi­lie re­sul­tiert ge­mäss Schät­zun­gen ein Plus von rund 170 Fran­ken pro Jahr.

Un­be­grün­de­te Sorge um ver­meint­lich ge­schwäch­te Po­si­ti­on bei Frei­han­dels­ver­hand­lun­gen

Die Sorge um die ver­meint­lich ge­schwäch­te Po­si­ti­on der Schweiz bei künf­ti­gen Frei­han­dels­ver­hand­lun­gen ist un­be­grün­det. Der Zoll­ab­bau spielt bei mo­der­nen FHA im Ge­gen­satz zum Abbau tech­ni­scher Han­dels­hemm­nis­se und dem Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle. Die Vor­tei­le für beide Ver­trags­par­tei­en durch ein um­fas­sen­des FHA gehen weit über eine Li­be­ra­li­sie­rung des Gü­ter­ver­kehrs hin­aus. Aus­ser­dem zei­gen Län­der wie Ka­na­da, Nor­we­gen oder Sin­ga­pur, dass auch ohne In­dus­trie­z­öl­le sub­stan­zi­el­le FHA ab­ge­schlos­sen wer­den kön­nen.

Über­fäl­li­ge Ver­ein­fa­chung des welt­weit kom­pli­zier­tes­ten Zoll­ta­rif­sys­tems

Die Schweiz ver­fügt im WEF-Ver­gleich über das welt­weit kom­pli­zier­tes­te Zoll­ta­rif­sys­tem. Darum un­ter­stützt die Wirt­schaft eine ent­spre­chen­de Ver­ein­fa­chung der Ta­rif­struk­tur. Dies bringt ge­ra­de KMU Vor­tei­le. Die Um­stel­lung geht je­doch mit fir­men­sei­ti­gen Kos­ten ein­her. Des­halb muss die Än­de­rung der Ta­rif­struk­tur gleich­zei­tig mit der Re­vi­si­on des har­mo­ni­sier­ten Sys­tems der Welt­zoll­or­ga­ni­sa­ti­on (WZO) er­fol­gen.

Für er­gän­zen­de In­for­ma­tio­nen ver­wei­sen wir gerne auf unser dos­sier­po­li­tik (09/2019; Die Schweiz ohne In­dus­trie­z­öl­le: alle pro­fi­tie­ren).

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Herbst­ses­si­on 2020 als Zweitrat.

Die WAK-SR emp­fiehlt ihrem Rat denk­bar knapp mit 6 zu 6 Stim­men und Stich­ent­scheid des Prä­si­den­ten, nicht auf die Vor­la­ge ein­zu­tre­ten. Die Min­der­heit sieht dies in allen zur Be­grün­dung an­ge­führ­ten Punk­ten genau um­ge­kehrt: Die Ab­schaf­fung der In­dus­trie­z­öl­le sei vor dem Hin­ter­grund der ak­tu­el­len wirt­schaft­li­chen Krise drin­gend und stel­le eine sehr ziel­ge­rich­te­te Un­ter­stüt­zungs­mass­nah­me für die Un­ter­neh­men dar. Weil die In­dus­trie­z­öl­le auch ein we­sent­li­cher Grund für die hohen Prei­se in der Schweiz seien, pro­fi­tier­ten die Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten eben­so.

In der Som­mer­ses­si­on 2020 ist der Na­tio­nal­rat mit 108 zu 83 Stim­men knapp nicht auf die Vor­la­ge ein­ge­tre­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Mit 29 zu 14 Stim­men ist der Stän­de­rat klar auf die In­dus­trie­zoll­auf­he­bung ein­ge­tre­ten. Die Klei­ne Kam­mer folgt damit dem Vor­schlag des Bun­des­rats und be­für­wor­tet den Abbau von Han­dels­hemm­nis­sen in der Schweiz. Für die Schwei­zer Wirt­schaft ist dies ein not­wen­di­ger und rich­tungs­wei­sen­der Ent­scheid, auch an­ge­sichts der im­men­sen wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen mit­ten in der Co­ro­na-Krise.

Es ist nun zu hof­fen, dass sich die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on des Stän­de­rats in der De­tail­be­ra­tung für die Auf­he­bung der In­dus­trie­z­öl­le ent­schei­det.

Die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me der Wirt­schaft fin­den Sie hier.

FI­NANZ­PO­LI­TISCH UN­VER­NÜNF­TI­GER STAATS­FONDS UN­TER­LÄUFT DIE SCHUL­DEN­BREM­SE UND BE­FEU­ERT PO­LI­TI­SCHE PAR­TI­KU­LAR­IN­TER­ES­SEN

Die Mo­ti­on will den Bun­des­rat be­auf­tra­gen, einen Staats­fonds ein­zu­rich­ten. Die­ser soll fol­gen­de Auf­ga­ben er­fül­len: 

  • Be­tei­li­gun­gen von sys­tem­re­le­van­ten Un­ter­neh­men in der Schweiz über­neh­men, die auf­grund der Co­ro­na-Krise trotz er­folg­rei­chem Ge­schäfts­mo­dell nicht in der Lage sind, ohne fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung zu über­le­ben und Ge­fahr lau­fen, von einem aus­län­di­schen Staats­un­ter­neh­men über­nom­men zu wer­den; 
  • Dar­le­hen für Un­ter­neh­men be­reit­stel­len, die für die ge­sund­heit­li­che und wirt­schaft­li­che Be­wäl­ti­gung der Co­ro­na-Krise einen ele­men­ta­ren Bei­trag leis­ten und un­ver­schul­det in fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten ge­ra­ten sind; 
  • den Er­halt und die Funk­ti­ons­fä­hig­keit von un­ver­zicht­ba­ren und nach­weis­lich er­folg­rei­chen Wirt­schafts­zwei­gen si­cher­stel­len mit­tels Über­nah­me von stra­te­gi­schen Sach­wer­ten, ins­be­son­de­re auch von In­fra­struk­tu­ren, Im­mo­bi­li­en, Pa­ten­ten oder spe­zi­fi­schen Mo­bi­li­en; 
  • Fi­nan­zie­rung von In­ves­ti­ti­ons­pro­gram­men zur Wie­der­be­le­bung der Kon­junk­tur und zur Si­cher­stel­lung der Stand­ort­vor­tei­le der Schweiz, ins­be­son­de­re der In­fra­struk­tu­ren in den Be­rei­chen Ver­kehr, Da­ten­net­ze, Ge­sund­heits­we­sen, Pro­duk­ti­on und Tou­ris­mus sowie Bil­dung und For­schung.

Der Fonds soll sich über den Ka­pi­tal­markt fi­nan­zie­ren und Kre­di­te von der Na­tio­nal­bank be­zie­hen kön­nen. Er soll durch den Bun­des­rat be­auf­sich­tigt wer­den, wobei die­ser eine Ma­xi­mal­grös­se fest­setzt. Grund­sätz­lich sol­len keine Mehr­heits­be­tei­li­gun­gen an­ge­strebt wer­den. Leis­tungs­auf­trag und stra­te­gi­sche Ziele be­stimmt der Bun­des­rat. Zudem soll der Bun­des­rat den eid­ge­nös­si­schen Räten jähr­lich über die Ak­ti­vi­tä­ten des Fonds Be­richt er­stat­ten.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen.

Die Co­ro­na-Krise darf kein Frei­pass für fi­nanz­po­li­ti­sche Un­ver­nunft sein

Die Schweiz gilt welt­weit als fi­nanz­po­li­ti­scher Mus­ter­schü­ler. Be­son­ders dank des viel be­ach­te­ten und oft ko­pier­ten In­stru­ments der Schul­den­brem­se ist die Staats­ver­schul­dung im Ge­gen­satz zu den meis­ten an­de­ren In­dus­trie­staa­ten in den letz­ten Jah­ren mar­kant ge­sun­ken. Ak­tu­ell be­trägt die Schul­den­quo­te der Schweiz mo­dera­te rund 30 Pro­zent des BIP. Die­ser Wert dürf­te im Zuge der Co­ro­na-Krise deut­lich nach oben schnel­len. Die grund­sätz­lich gute Ver­schul­dungs­quo­te ist ein Grund für die hohe Bo­ni­tät eid­ge­nös­si­scher Schuld­ver­schrei­bun­gen.

Der vom Mo­tio­när vor­ge­se­he­ne Bun­des-Staats­fonds soll sich über den Ka­pi­tal­markt sowie Kre­di­te von der Na­tio­nal­bank fi­nan­zie­ren. Die­ser Staats­fonds würde daher dazu füh­ren, dass der staat­li­che Fuss­ab­druck in der Schweiz stark an­stie­ge. Ein Staats­fonds hätte auch dra­ma­ti­sche Kon­se­quen­zen für die Schul­den­brem­se: Jede zu­sätz­li­che Mit­tel­auf­nah­me am Ka­pi­tal­markt stellt neue Schul­den des Bun­des dar. Ein schul­den­fi­nan­zier­ter Staats­fonds ist daher nicht mit der Schul­den­brem­se ver­ein­bar.

Der Staats­fonds wäre Ge­gen­stand po­li­ti­schen Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen

Der Staats­fonds könn­te für po­li­ti­sche Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen miss­braucht wer­den. Wel­che Un­ter­neh­men sind sys­tem­re­le­vant? Wer hat einen ele­men­ta­ren Bei­trag an der ge­sund­heit­li­chen und wirt­schaft­li­chen Be­wäl­ti­gung der Co­ro­na-Krise ge­leis­tet? Diese und wei­te­re Fra­gen sind nicht ob­jek­tiv wis­sen­schaft­lich zu be­ant­wor­ten und daher Ge­gen­stand po­li­ti­scher Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen. Auch der po­li­ti­sche Druck auf die Na­tio­nal­bank dürf­te mas­siv stei­gen, dem Fonds güns­ti­ge Kre­di­te zur Ver­fü­gung zu stel­len, damit auch das al­ler­letz­te Pro­jekt noch fi­nan­ziert wer­den kann. Dies hätte fa­ta­le Kon­se­quen­zen, denn die ver­fas­sungs­mäs­sig ga­ran­tier­te Un­ab­hän­gig­keit der Na­tio­nal­bank wäre ge­fähr­det.

Fin­ger weg von einem Staats­fonds

Ein Staats­fonds wird ver­ständ­li­cher­wei­se rasch zur Pro­jek­ti­ons­flä­che po­li­ti­scher An­lie­gen und Wunsch­vor­stel­lun­gen, be­son­ders wenn die Il­lu­si­on be­steht, dass die­ser fast un­be­grenzt mit Mit­teln aus­ge­stat­tet wer­den könn­te. Bei nüch­ter­ner Be­trach­tung blei­ben die Er­folgs­re­zep­te der schwei­ze­ri­schen Wirt­schafts­po­li­tik aber un­ver­än­dert. Dazu ge­hö­ren eine un­ab­hän­gi­ge, der Preis­sta­bi­li­tät ver­pflich­te­te Na­tio­nal­bank und eine aus­ge­gli­che­ne Fis­kal­po­li­tik unter dem Schutz der Schul­den­brem­se.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Mo­ti­on in der Herbst­ses­si­on 2020 als Er­strat.

Der Bun­des­rat be­an­tragt die Ab­leh­nung der Mo­ti­on.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Statt die Mo­ti­on im ers­ten Schritt zu ver­sen­ken, hat der Stän­de­rat das Be­geh­ren zur Er­rich­tung eines Staats­fonds an die Kom­mis­si­on zur aus­führ­li­chen Be­hand­lung ver­wie­sen. eco­no­mie­su­is­se wird sich ent­schie­den gegen das Vor­ha­ben zur Wehr set­zen. Denn un­ab­hän­gig davon, wie ein sol­cher ge­äuf­net wird, würde damit die Un­ab­hän­gig­keit der Schwei­ze­ri­schen Na­tio­nal­bank tan­giert. Für eco­no­mie­su­is­se ist diese Un­ab­hän­gig­keit un­an­tast­bar.