Früh­jahrs­ses­si­on 2022

Wie­der ohne Ple­xi­glas, je­doch über­schat­tet vom Krieg in der Ukrai­ne, ist heute die Früh­jahrs­ses­si­on der eid­ge­nös­si­schen Räte zu Ende ge­gan­gen. In einer dring­li­chen De­bat­te be­riet der Na­tio­nal­rat die Aus­wir­kun­gen der rus­si­schen In­va­si­on auf die Schweiz. eco­no­mie­su­is­se ver­ur­teilt den An­griffs­krieg aufs Schärfs­te und un­ter­stützt die Sank­ti­ons­mass­nah­men der Schweiz. Zudem haben beide Kam­mern wich­ti­ge wirt­schafts­po­li­ti­sche Wei­chen ge­stellt – ins­be­son­de­re was die In­no­va­ti­ons­kraft der Schwei­zer Wirt­schaft an­geht.

Ses­si­on im Über­blick

Aus Sicht der Wirt­schaft er­freu­lich ist zu­nächst das Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gungs­ver­fah­ren zum Gen­tech­nik­ge­setz ver­lau­fen. Der Stän­de­rat ist dem Na­tio­nal­rat ge­folgt und will neue Züch­tungs­me­tho­den wie Cris­pr / CAS9 vom Gen­tech-Mo­ra­to­ri­um aus­neh­men. Bis Mitte 2024 muss der Bun­des­rat dem Par­la­ment einen ent­spre­chen­den Re­ge­lungs­ent­wurf vor­le­gen. Das Re­sul­tat der Be­ra­tun­gen wer­tet eco­no­mie­su­is­se als gutes und wich­ti­ges Si­gnal für den In­no­va­ti­ons­stand­ort Schweiz. Neue Züch­tungs­me­tho­den un­ter­schei­den sich si­gni­fi­kant von den her­kömm­li­chen Gen­tech-Me­tho­den und müs­sen daher dif­fe­ren­ziert be­trach­tet wer­den. In der Schweiz muss es mög­lich sein, die Her­aus­for­de­run­gen im Um­welt­be­reich und bei der Er­näh­rungs­si­cher­heit mit neuen Tech­no­lo­gi­en an­zu­ge­hen.

Glei­ches gilt für den Kli­ma­schutz. Die Schwei­zer Wirt­schaft kann durch tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt einen wich­ti­gen Bei­trag zur Er­rei­chung des Netto-Null-Ziels bis 2050 leis­ten. Der Stän­de­rat hat in die­ser Ses­si­on grü­nes Licht für die För­de­rung der For­schung an so­ge­nann­ten Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en ge­ge­ben. Sol­che Tech­no­lo­gi­en ent­zie­hen der At­mo­sphä­re CO2 und spei­chern es tem­po­rär oder dau­er­haft. Die Glet­scher-In­itia­ti­ve emp­fiehlt der Na­tio­nal­rat zur Ab­leh­nung – wie zuvor be­reits Stän­de­rat und Bun­des­rat. Die­sen Ent­scheid be­grüsst eco­no­mie­su­is­se. Ein Ver­bot fos­si­ler En­er­gie­trä­ger – wie von der In­itia­ti­ve ge­for­dert – lehnt die Wirt­schaft ab. Gleich­zei­tig er­ar­bei­tet die UREK-NR einen in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur Volks­in­itia­ti­ve, der zu einem spä­te­ren Zeit­punkt im Par­la­ment be­ra­ten wird. eco­no­mie­su­is­se ver­folgt die lau­fen­den Ar­bei­ten der UREK-NR auf­merk­sam. Es ist zen­tral, dass das schwei­ze­ri­sche Vor­ge­hen grund­sätz­lich in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt ist. Die Wirt­schafts­ver­träg­lich­keit der Mass­nah­men ist zu be­rück­sich­ti­gen.

Tech­no­lo­gie­freund­lich zeig­ten sich die Räte in die­ser Ses­si­on auch bei an­de­ren Vor­la­gen: So soll es etwa kein schweiz­wei­tes Mo­ra­to­ri­um für die 5G-Mo­bil­funk­tech­no­lo­gie geben. Nach­dem sich der Stän­de­rat be­reits in der Win­ter­ses­si­on 2021 gegen ein Mo­ra­to­ri­um aus­ge­spro­chen hatte, tat es ihm der Na­tio­nal­rat in die­ser Ses­si­on gleich. Die Gros­se Kam­mer lehn­te drei Stan­des­in­itia­ti­ven ab, die alle ein sol­ches ge­for­dert haben. Die Be­den­ken der Kan­to­ne gilt es den­noch ernst zu neh­men. Des­halb un­ter­stütz­te eco­no­mie­su­is­se auch ein Pos­tu­lat, wel­ches vom Bun­des­rat mehr Klar­heit bei sei­nen Ent­schei­den zur Ein­füh­rung von 5G for­dert.

Im Stän­de­rat wurde eine Mo­ti­on, wel­che die ra­sche As­so­zi­ie­rung der Schweiz am eu­ro­päi­schen Coper­ni­cus-Pro­gramm (ein sa­tel­li­ten­ge­stütz­tes Erd­be­ob­ach­tungs­sys­tem) for­dert, dis­ku­tiert. Der Stän­de­rat nahm die Mo­ti­on als Zweitrat an, womit diese an die Lan­des­re­gie­rung über­wie­sen ist. Ge­lingt die ra­sche As­so­zi­ie­rung, dür­fen Schwei­zer Hoch­schu­len und Schwei­zer Un­ter­neh­men – viele davon üb­ri­gens KMU – wei­ter­hin an mil­li­ar­den­schwe­ren In­ves­ti­ti­ons­pro­gram­men der EU im Welt­raumin­fra­struk­tur­be­reich teil­neh­men. Ein Ab­seits­ste­hen in die­sem Be­reich würde die Schweiz teuer zu ste­hen kom­men. Denn: Viele Schwei­zer Un­ter­neh­men sind in die­sem Be­reich aktiv und haben be­reits In­ves­ti­tio­nen ge­tä­tigt. Das Know-how samt den Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­ten müss­ten ohne Teil­nah­me an Coper­ni­cus ab­ge­ge­ben wer­den.

Damit In­no­va­ti­on auch künf­tig mög­lich ist, braucht es einen grif­fi­gen Pa­tent­schutz. Eine Mo­ti­on for­der­te unter dem Vor­wand, die Trans­pa­renz zu er­hö­hen, die Auf­wei­chung des Pa­tent­schut­zes im Be­reich Pflan­zen­zucht. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Rück­zug die­ser Mo­ti­on. Al­ler­dings ist auch die vom Stän­de­rat in die­ser Ses­si­on an­ge­nom­me­ne Kom­mis­si­ons­mo­ti­on über­flüs­sig. Es braucht für die Ver­bes­se­rung des Pa­tent­ver­ständ­nis­ses von Schwei­zer Züch­tern aus dem KMU-Be­reich keine Ge­set­zes­än­de­rung. Das In­sti­tut für geis­ti­ges Ei­gen­tum IGE un­ter­stützt KMU be­reits bei der Pa­tent­re­cher­che, was den Stand­ort Schweiz für tech­ni­sche In­no­va­tio­nen stärkt – auch im Be­reich Pflan­zen­zucht.

In der ers­ten Woche berät der Na­tio­nal­rat die so­ge­nann­te «Glet­scher-In­itia­ti­ve». Sie will die kli­ma­schäd­li­chen Treib­haus­gas­emis­sio­nen der Schweiz bis 2050 auf Netto-Null sen­ken und ver­langt, dass ab die­sem Zeit­punkt keine fos­si­len Brenn- und Treib­stof­fe mehr in Ver­kehr ge­bracht wer­den dür­fen. Die Wirt­schaft be­kennt sich zum Netto-Null-Ziel, be­vor­zugt zu des­sen Er­rei­chung aber den bun­des­rät­li­chen Ge­gen­ent­wurf. Die­ser be­rück­sich­tigt die wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Ge­ge­ben­hei­ten und schliesst ein Ver­bot fos­si­ler En­er­gie­trä­ger ab 2050 aus. Statt auf Ver­bo­te zu set­zen, soll die Schweiz ihr Netto-Null-Ziel auch mit­hil­fe neuer tech­no­lo­gi­scher Ent­wick­lun­gen er­rei­chen.

eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet des­halb die För­de­rung von For­schung an Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en und emp­fiehlt eine ent­spre­chen­de Mo­ti­on zur An­nah­me. Ge­gen­wär­tig sind sol­che Tech­no­lo­gi­en noch nicht in einem kli­ma­wirk­sa­men Mass­stab ein­satz­be­reit und zu teuer. Dies soll sich mit der Mo­ti­on än­dern. Neben dem po­si­ti­ven Ef­fekt aufs Klima bie­tet die Mo­ti­on auch eine gros­se Chan­ce für den For­schungs- und Wirt­schafts­stand­ort Schweiz.

Der Um­welt, dem Klima und der Wirt­schaft einen Bä­ren­dienst er­weist hin­ge­gen die be­ab­sich­tig­te Ver­län­ge­rung des Gen­tech­mo­ra­to­ri­ums. Die Gen­tech­no­lo­gie bie­tet gros­se Chan­cen, zum Bei­spiel mit Blick auf eine Re­duk­ti­on des Ein­sat­zes von Pflan­zen­schutz­mit­teln, die nicht un­ge­nutzt blei­ben dür­fen. Zu einem star­ken For­schungs- und In­no­va­ti­ons­stand­ort, wie es die Schweiz ist, pas­sen keine solch pau­scha­len und wis­sen­schaft­lich un­be­grün­de­ten Tech­no­lo­gie­ver­bo­te. Im­mer­hin hat der Stän­de­rat wäh­rend der letz­ten Ses­si­on die Zei­chen der Zeit er­kannt und einen Kom­pro­miss­vor­schlag aus­ge­ar­bei­tet, wo­nach neue Züch­tungs­me­tho­den vom Mo­ra­to­ri­um aus­zu­neh­men sind. Die na­tio­nal­rät­li­che Kom­mis­si­on für Wis­sen­schaft, Bil­dung und Kul­tur hat den Ball auf­ge­nom­men und schlägt ihrem Rat nun vor, neue Züch­tungs­me­tho­den nicht dem Gen­tech-Ge­setz zu un­ter­stel­len. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Vor­schlag sehr.

Kein Ver­ständ­nis hat die Wirt­schaft hin­ge­gen für die Auf­wei­chung des Schut­zes des geis­ti­gen Ei­gen­tums, wie dies eine Mo­ti­on aus gen­tech-feind­li­chen Krei­sen for­dert. Ein star­ker Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums ist ent­schei­dend, um nach­hal­ti­ge und wie­der­keh­ren­de In­ves­ti­tio­nen von Un­ter­neh­men und Uni­ver­si­tä­ten in For­schung und Ent­wick­lung zu ga­ran­tie­ren. In­no­va­ti­on und For­schung darf und soll sich loh­nen und der Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums ist dabei ein wert­vol­les In­stru­ment.

Ein wei­te­res un­nüt­zes Ver­bot droht im Be­reich des Mo­bil­funks: Drei Stan­des­in­itia­ti­ven for­dern ein Mo­ra­to­ri­um für die 5G-Mo­bil­funk­tech­no­lo­gie. Die For­de­run­gen sind un­be­grün­det: 5G ist deut­lich strah­lungs- und en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter als die ak­tu­el­le Mo­bil­funk­tech­no­lo­gie. Dar­über hin­aus trägt die neue Tech­no­lo­gie dem ge­stei­ger­ten Da­ten­nut­zungs­ver­hal­ten der Be­völ­ke­rung Rech­nung und dient der Wirt­schaft in Zu­kunft als wich­ti­ge In­no­va­ti­ons­platt­form für neue An­wen­dun­gen. Aus die­sen Grün­den ist das Mo­ra­to­ri­um ab­zu­leh­nen.

Ge­nau­so wenig Un­ter­stüt­zung ver­dient eine Mo­ti­on, die for­dert, dass es­sen­zi­el­le Güter ver­mehrt im In­land her­ge­stellt wer­den sol­len. Vor dem Hin­ter­grund ge­gen­wär­ti­ger Lie­fer­eng­päs­se die Ver­sor­gungs­si­cher­heit der Schweiz si­cher­stel­len zu wol­len, ist ver­ständ­lich. Eine Ent­kopp­lung der Schwei­zer Wirt­schaft vom in­ter­na­tio­na­len Han­del würde das Pro­blem al­ler­dings nicht lösen, denn auch hie­si­ge Her­stel­ler sind auf Vor­leis­tun­gen aus dem Aus­land an­ge­wie­sen (z.B. Kunst­stof­fe, Garne usw.). Die Ab­hän­gig­keit der Schwei­zer Wirt­schaft würde sich in­ner­halb der Lie­fer­ket­te also le­dig­lich ver­schie­ben. Ziel­füh­ren­der als eine Rück­ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on in die Schweiz sind Mass­nah­men wie der Aus­bau des Markt­zu­gangs oder die bes­se­re Nut­zung von Frei­han­dels­ab­kom­men (vor allem durch KMU). Der glo­ba­le Han­del ist und bleibt für die Schwei­zer Wirt­schaft zen­tral.

Eine star­ke in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung ist nicht nur beim Han­del mit es­sen­zi­el­len Gü­tern an­ge­zeigt, son­dern auch in der For­schung. eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet des­halb eine ra­sche As­so­zi­ie­rung der Schweiz an das eu­ro­päi­sche Coper­ni­cus-Pro­gramm. Der Bei­tritt zu die­sem sa­tel­li­ten­ge­stütz­ten Erd­be­ob­ach­tungs­pro­gramm ist Vor­aus­set­zung für die Teil­nah­me von Schwei­zer Un­ter­neh­men – viele davon KMU – und Hoch­schu­len an künf­ti­gen EU-Pro­gram­men im Welt­raumin­fra­struk­tur­be­reich in Mil­li­ar­den­hö­he. Der Bund soll nun rasch han­deln und sich spä­tes­tens bis 2024 as­so­zi­ie­ren.

Last but not least wür­den KMU auch von der Mo­der­ni­sie­rung des Schwei­zer Mo­bi­li­ar­si­che­rungs­rechts pro­fi­tie­ren. Wird die ent­spre­chen­de Mo­ti­on an­ge­nom­men, wer­den künf­tig ins­be­son­de­re Mo­bi­li­ar­hy­po­the­ken zu­ge­las­sen. Damit kön­nen sich Un­ter­neh­men güns­ti­ger fi­nan­zie­ren, weil sie Ma­schi­nen, Fahr­zeu­ge und an­de­re Güter als Si­cher­heit bei Kre­di­ten hin­ter­le­gen kön­nen. Die Wirt­schaft un­ter­stützt die­ses An­lie­gen.

Beide Räte

PAU­SCHA­LE TECH­NO­LO­GIE­VER­BO­TE HEL­FEN NIE­MAN­DEM – GEN­TECH­NO­LO­GIE BIE­TET GROS­SE CHAN­CE

Seit 2005 be­steht in der Schweiz ein Mo­ra­to­ri­um zum In­ver­kehr­brin­gen von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men (GVO) in der Land- und Wald­wirt­schaft sowie im Gar­ten­bau. Das Mo­ra­to­ri­um wurde auf­grund der im Jahr 2005 an­ge­nom­me­nen Volks­in­itia­ti­ve «für Le­bens­mit­tel aus gen­tech­nik­frei­er Land­wirt­schaft» ein­ge­führt. Seit­her wurde das Mo­ra­to­ri­um drei Mal ver­län­gert, zu­letzt von 2017 bis 2021. Mit der vor­lie­gen­den Än­de­rung des Bun­des­ge­set­zes über die Gen­tech­nik im Aus­ser­hu­man­be­reich (Gen­tech­nik­ge­setz) will der Bun­des­rat das Mo­ra­to­ri­um noch­mals bis zum 31. De­zem­ber 2025 ver­län­gern. Beide Räte wol­len es ihm grund­sätz­lich gleich­tun, hal­ten je­doch Aus­nah­men für neue Me­tho­den der Genom-Edi­tie­rung (CRIS­PR/Cas9) für ge­recht­fer­tigt. Die Räte sind sich al­ler­dings noch un­ei­nig, ob diese neuen Me­tho­den re­gu­la­to­risch dem Gen­tech­nik­ge­setz un­ter­stellt sein sol­len oder nicht. Im Par­la­ment eben­falls de­bat­tiert wird eine Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Waadt, die sich für eine Ver­län­ge­rung des Gen­tech-Mo­ra­to­ri­ums aus­spricht.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, bei der Än­de­rung des Gen­tech­nik­ge­set­zes dem zu­kunfts­ge­rich­te­ten Vor­schlag der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats zu fol­gen: Neue Me­tho­den der Genom-Edi­tie­rung, bei der keine art­frem­de DNA in Or­ga­nis­men ein­ge­bracht wer­den, sind vom Mo­ra­to­ri­um aus­zu­neh­men und rich­ti­ger­wei­se auch aus­ser­halb des Gen­tech­nik­ge­set­zes zu re­geln. Ein ent­spre­chen­der Er­las­sent­wurf soll­te aus der Sicht der Wirt­schaft bis Ende 2023 vor­lie­gen. Die Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Waadt emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se zur Ab­leh­nung.

Ge­rin­ge­rer Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln dank grü­ner Gen­tech­no­lo­gie

Die Fort­schrit­te der grü­nen Gen­tech­no­lo­gie stär­ken die Er­näh­rungs­si­cher­heit und die Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz welt­weit. Die mo­der­nen Züch­tungs­me­tho­den ma­chen Nutz­pflan­zen re­sis­ten­ter gegen Schäd­lin­ge und Pilze sowie gegen ex­tre­me Um­welt­ein­flüs­se wie Hitze, Nässe und Dürre. Ins­be­son­de­re wer we­ni­ger Pflan­zen­schutz­mit­tel ein­set­zen möch­te, kommt nicht um mo­der­ne Züch­tungs­me­tho­den herum. Dabei mes­sen Pflan­zen­züch­ter welt­weit spe­zi­ell der Genom-Edi­tie­rung (CRIS­PR/Cas9) gros­ses Po­ten­zi­al bei. Diese Chan­ce gilt es auch in der Schweiz zu nut­zen.

Neue Me­tho­den der Genom-Edi­tie­rung sind si­cher

Mit den neuen Me­tho­den der Genom-Edi­tie­rung wie zum Bei­spiel der Gen­sche­re CRIS­PR/Cas9 ist es heute mög­lich, si­che­rer und prä­zi­ser ge­wünsch­te Ei­gen­schaf­ten bei Kul­tur­pflan­zen zu er­zeu­gen. Dank der neuen Züch­tungs­tech­no­lo­gi­en kön­nen ein­zel­ne Ei­gen­schaf­ten, wie etwa Krank­heits­re­sis­tenz, ge­zielt in einer Kul­tur­pflan­ze her­an­ge­züch­tet wer­den, ohne dass die üb­ri­gen er­wünsch­ten Merk­ma­le ver­än­dert wer­den. Neben Ver­bes­se­run­gen bei der Si­cher­heit und der Prä­zi­si­on wird so auch die Ent­wick­lung neuer Sor­ten we­sent­lich be­schleu­nigt. Die Gen­ver­än­de­run­gen in sol­chen Kul­tur­pflan­zen sind nicht von in der Natur auf­tre­ten­den Mu­ta­tio­nen zu un­ter­schei­den. Im End­pro­dukt be­fin­det sich kein art­frem­des Gen, so dass die Ver­än­de­rung auch auf na­tür­li­che Art und Weise, also rein zu­fäl­lig, hätte ge­sche­hen kön­nen. Des­halb sind die neuen Züch­tungs­tech­no­lo­gi­en nicht gleich wie die klas­si­sche Gen­tech­no­lo­gie zu be­han­deln und dür­fen des­halb auch nicht dem Gen­tech­nik­ge­setz un­ter­stellt wer­den.

An­bau­ver­bot schmä­lert Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät

Ein ge­ne­rel­les Ver­bot auf­recht­zu­er­hal­ten, das pau­schal auch alle neuen Züch­tungs­tech­no­lo­gi­en ein­schliesst, leis­tet dem Stand­ort Schweiz einen Bä­ren­dienst, der sich re­gel­mäs­sig des guten Ab­schnei­dens bei In­no­va­ti­ons­ran­kings rühmt. Für den Stand­ort­ent­scheid von Un­ter­neh­men und For­schungs­in­sti­tu­tio­nen spie­len die Tech­no­lo­gie­ak­zep­tanz und die Nähe zu Ab­satz­märk­ten eine we­sent­li­che Rolle. Sie be­güns­ti­gen die Re­kru­tie­rung des wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuch­ses und die an­ge­wand­te For­schung. Ein Tech­no­lo­gie­ver­bot be­wirkt, dass sich in­no­va­ti­ve Un­ter­neh­men gegen die Schweiz als For­schungs­stand­ort ent­schei­den und dass For­schungs­in­ves­ti­tio­nen aus­blei­ben.

Die Auf­recht­er­hal­tung des Mo­ra­to­ri­ums dürf­te sich vor allem nach­tei­lig auf klei­ne­re und mitt­le­re Fir­men aus­wir­ken. Da­durch würde ins­be­son­de­re die In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit von klei­ne­ren Züch­tungs­un­ter­neh­men in der Schweiz, die auf den lo­ka­len Markt aus­ge­rich­tet sind, deut­lich ein­ge­schränkt. Wenn in Zu­kunft gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men zu­ge­las­sen wür­den, dürf­ten die in­ter­na­tio­na­len Gross­fir­men, die be­reits über die ent­spre­chen­den Pro­duk­te ver­fü­gen, den Markt für sich er­obern und die bin­nen­ori­en­tier­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men hät­ten das Nach­se­hen.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 be­ra­ten beide Räte die ver­blei­ben­den Dif­fe­ren­zen bei der Ver­län­ge­rung des Gen­tech-Mo­ra­to­ri­ums. Den An­fang macht der Na­tio­nal­rat. Des­sen vor­be­ra­ten­de WBK-NR emp­fiehlt ihrem Rat, neue Züch­tungs­me­tho­den nicht dem Gen­tech-Ge­setz zu un­ter­stel­len. Damit macht die WBK-NR einen Schritt auf den Stän­de­rat zu, der in der Win­ter­ses­si­on 2021 dafür vo­tiert hat, dass neue Züch­tungs­ver­fah­ren vom Mo­ra­to­ri­um aus­zu­neh­men sind. Noch in der Herbst­ses­si­on 2021 woll­te der Na­tio­nal­rat das Gen­tech-Mo­ra­to­ri­um pau­schal und un­dif­fe­ren­ziert bis 2025 ver­län­gern.

Der Stän­de­rat hat der Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Waadt in der Win­ter­ses­si­on 2021 die Folge ver­wei­gert. Spricht sich auch der Na­tio­nal­rat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 gegen die Stan­des­in­itia­ti­ve aus, ist sie vom Tisch.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Im Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gungs­ver­fah­ren zum Gen­tech­nik­ge­setz hat sich der Stän­de­rat dem Na­tio­nal­rat an­ge­schlos­sen. Der Bun­des­rat ist damit be­auf­tragt, dem Par­la­ment bis Mitte 2024 eine Zu­las­sungs­re­ge­lung für Pflan­zen vor­zu­le­gen, die mit neuen Züch­tungs­ver­fah­ren ent­stan­den sind. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst das Er­geb­nis der Be­ra­tun­gen. Es ist höchs­te Zeit, die ge­setz­li­chen Grund­la­gen dem tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt an­zu­pas­sen. Lesen Sie hier die aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se.

Nach­dem sich der Stän­de­rat in der Win­ter­ses­si­on 2021 be­reits gegen die Stan­des­in­itia­ti­ve des Kan­tons Waadt aus­ge­spro­chen hatte, tat es ihm der Na­tio­nal­rat in die­ser Ses­si­on gleich. Damit ist die In­itia­ti­ve zur aber­ma­li­gen Ver­län­ge­rung des Gen­tech­mo­ra­to­ri­ums vom Tisch.

Na­tio­nal­rat

5G IST EINE WICH­TI­GE IN­NO­VA­TI­ONS­PLATT­FORM FÜR DIE WIRT­SCHAFT

Die Stan­des­in­itia­ti­ven der Kan­to­ne Jura, Neu­en­burg und Genf for­dern ein Mo­ra­to­ri­um für den Auf­bau eines 5G-Mo­bil­funk­net­zes, die Ein­füh­rung eines na­tio­na­len Funk­wel­len-Ka­tas­ters und den Ein­be­zug der Kan­to­ne bei der Pla­nung der Funk­ab­de­ckung sowie bei der Durch­füh­rung einer Prä­ven­ti­ons­kam­pa­gne zur Mo­bil­funk­strah­lung. Nach­dem die zu­stän­di­ge Kom­mis­si­on für Ver­kehr und Fern­mel­de­we­sen (KVF-SR) Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter die­ser Kan­to­ne an­ge­hört hat, hat sie ein Pos­tu­lat ein­ge­reicht (21.3596), wel­ches den Bun­des­rat be­auf­tragt zu prü­fen und Be­richt zu er­stat­ten:

  • wie der Ein­be­zug der Kan­to­ne und der zu­stän­di­gen Par­la­ments­kom­mis­sio­nen in eine künf­ti­ge Nut­zung im so­ge­nann­ten Mil­li­me­ter­wel­len­be­reich ga­ran­tiert wird;
  • wie der früh­zei­ti­ge In­for­ma­ti­ons­fluss zwi­schen Be­hör­den und Be­völ­ke­rung si­cher­ge­stellt wird;
  • wie For­schungs­er­geb­nis­se über die Aus­wir­kun­gen sol­cher Mil­li­me­ter­wel­len auf Um­welt und Ge­sund­heit in einem all­fäl­li­gen Ent­scheid des Bun­des­rats über die Nut­zung die­ser Fre­quenz­bän­der mit­ein­be­zo­gen wer­den. 

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, den Stan­des­in­itia­ti­ven keine Folge zu geben.

For­de­run­gen der Stan­des­in­itia­ti­ven be­reits er­füllt

Wie die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on fest­stell­te, sind die For­de­run­gen der Stan­des­in­itia­ti­ven weit­ge­hend er­füllt. Der Auf­bau eines Mo­ni­to­ring-Sys­tems wurde im Rah­men der letz­ten Re­vi­si­on des Fern­mel­de­ge­set­zes be­schlos­sen, die Um­set­zung ist im Gange. Auch hat der Bun­des­rat be­reits im April 2020 im Kon­text der Ar­beits­grup­pe «Mo­bil­funk und Strah­lung» eine In­for­ma­ti­ons­kam­pa­gne be­schlos­sen. Die Ge­mein­den wer­den seit 2009 durch das «Dia­log­mo­dell» in die Netz­pla­nung ein­be­zo­gen. Dabei han­delt es sich um frei­wil­li­ge Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Ge­mein­den und Mo­bil­funk­be­trei­be­rin­nen in zehn Kan­to­nen, wel­che eine früh­zei­ti­ge In­for­ma­ti­on und Mit­spra­che si­cher­stel­len. Letzt­lich ist die tech­ni­sche Ent­wick­lung auch noch nicht so weit, dass Mil­li­me­ter­wel­len in ab­seh­ba­rer Zu­kunft eine prak­ti­sche Re­le­vanz haben. So­bald dies der Fall ist, grei­fen sämt­li­che üb­li­chen Vor­sichts­mass­nah­men, ins­be­son­de­re das Vor­sor­ge­prin­zip im Um­welt­schutz­ge­setz. Die For­de­rung nach Mo­ra­to­ri­en ist somit un­ge­recht­fer­tigt.

An­ge­nom­me­nes Pos­tu­lat schafft Pla­nungs­si­cher­heit und stärkt Ver­trau­en

Die rund um die 5G-Tech­no­lo­gie auf­ge­tre­te­nen Un­si­cher­hei­ten sind zum Teil auf die sehr späte Ver­öf­fent­li­chung der über­ar­bei­te­ten Voll­zug­s­in­stru­men­te durch den Bund zu­rück­zu­füh­ren. Die Markt­ein­füh­rung von 5G und ad­ap­ti­ven An­ten­nen war min­des­tens ab­seh­bar, seit die Markt­auf­sichts­be­hör­de Com­Com im Jahr 2017 den Pro­zess für die 2019 er­folg­te Fre­quenz­auk­ti­on ge­star­tet hatte. Den­noch wurde die Voll­zugs­hil­fe des Bun­des für den Um­gang mit ad­ap­ti­ven An­ten­nen in Kan­to­nen und Ge­mein­den erst im Fe­bru­ar 2021 ver­öf­fent­licht. Mit­tels Er­fül­lung des an­ge­nom­me­nen Pos­tu­lats 21.3596 wird ge­klärt, wie bei einer künf­ti­gen Fre­quenz­ver­ga­be früh­zei­tig alle nö­ti­gen Rechts­grund­la­gen und Voll­zug­s­in­stru­men­te be­reit­ge­stellt wer­den kön­nen. Damit wird den Be­den­ken der Kan­to­ne Genf, Neu­en­burg und Jura ge­nü­gend Rech­nung ge­tra­gen.

5G ist eine wich­ti­ge In­no­va­ti­ons­platt­form für die Wirt­schaft

Mo­bil­funk­net­ze der fünf­ten Ge­ne­ra­ti­on die­nen der Wirt­schaft in Zu­kunft als wich­ti­ge In­no­va­ti­ons­platt­form. Diese Platt­form muss in­nert nütz­li­cher Frist in der Schweiz be­reit­ge­stellt wer­den, damit neue Pro­duk­te, Dienst­leis­tun­gen und letzt­lich Ar­beits­plät­ze und Wert­schöp­fung ent­ste­hen kön­nen. Die breit ab­ge­stütz­te Ex­per­ten­grup­pe «Mo­bil­funk & Strah­lung» des Bun­des hat be­reits Ende 2019 in ihrem Be­richt den Hand­lungs­be­darf auf­ge­zeigt. Bei gleich­blei­ben­den Rah­men­be­din­gun­gen würde der voll­wer­ti­ge 5G-Aus­bau in der Schweiz rund 7,7 Mil­li­ar­den Fran­ken kos­ten und zwi­schen 20 und 30 Jahre in An­spruch neh­men. Mit ge­ring­fü­gi­gen An­pas­sun­gen an den Rah­men­be­din­gun­gen lies­se sich die­ser Be­trag auf rund 3,2 Mil­li­ar­den Fran­ken in­nert 10 bis 20 Jah­ren hal­bie­ren, ohne dass ein ge­rin­ge­rer Ge­sund­heits­schutz zu be­fürch­ten ist.

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt seit Be­ginn die Sen­si­bi­li­sie­rungs­kam­pa­gne CHan­ce 5G, wel­che Fak­ten ver­mit­telt und über ak­tu­el­le Ent­wick­lun­gen in­for­miert. Im Rah­men die­ser Kam­pa­gne haben sich be­reits weit über 100 Per­sön­lich­kei­ten aus Po­li­tik, Wirt­schaft und Zi­vil­ge­sell­schaft als Bot­schaf­te­rin­nen und Un­ter­stüt­zer ex­po­niert. Das Netz­werk wächst täg­lich und mit­ma­chen lohnt sich!

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 berät der Na­tio­nal­rat die Stan­des­in­itia­ti­ven als Zweitrat. Des­sen vor­be­ra­ten­de KVF-NR emp­fiehlt ihrem Rat mit 21 zu 3 Stim­men und einer Ent­hal­tung, den In­itia­ti­ven keine Folge zu geben. Die Kom­mis­si­on ist der An­sicht, dass den Be­den­ken der Kan­to­ne mit dem vom Stän­de­rat an­ge­nom­me­nen Pos­tu­lat 21.3596 ge­nü­gend Rech­nung ge­tra­gen wird

In der Win­ter­ses­si­on 2021 hat der Stän­de­rat die Stan­des­in­itia­ti­ven als Er­strat be­ra­ten und diese ab­ge­lehnt. Gleich­zei­tig über­wies die Klei­ne Kam­mer das Pos­tu­lat der KVF-SR 21.3596 op­po­si­ti­ons­los an den Bun­des­rat.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Das 5G-Mo­ra­to­ri­um ist vor­erst vom Tisch. Die Gros­se Kam­mer folg­te in ihrem Ab­leh­nungs­ent­scheid op­po­si­ti­ons­los ihrer vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on und dem Stän­de­rat. Der klare Ent­scheid dürf­te auch mit dem vom Stän­de­rat über­wie­se­nen Pos­tu­lat 21.3596 zu­sam­men­hän­gen: Die Klei­ne Kam­mer hatte den Bun­des­rat in der Win­ter­ses­si­on 2021 be­auf­tragt, in einem Be­richt dar­zu­le­gen, wie die­ser eine brei­te Ab­stüt­zung von Ent­schei­den zum Thema 5G si­cher­stel­len will. Damit wird den Be­den­ken der Kan­to­ne Genf, Neu­en­burg und Jura ge­nü­gend Rech­nung ge­tra­gen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den deut­li­chen Ent­scheid der Räte. Die 5G-Tech­no­lo­gie ist als In­no­va­ti­ons­platt­form für die Schwei­zer Wirt­schaft von zen­tra­ler Be­deu­tung. Sie ist eine Chan­ce, die es zu nut­zen gilt.

TROTZ LIE­FER­ENG­PÄS­SEN: GLO­BA­LER HAN­DEL BLEIBT FÜR SCHWEI­ZER WIRT­SCHAFT ZEN­TRAL

Der Bun­des­rat soll be­auf­tragt wer­den, Mass­nah­men zu er­grei­fen, um die Ab­hän­gig­keit von in­ter­na­tio­na­len Lie­fer­ket­ten für es­sen­zi­el­le Güter zu ver­rin­gern. So soll die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in zu­künf­ti­gen Kri­sen bes­ser ge­währ­leis­tet und die nach­hal­ti­ge Wirt­schaft der Schweiz ge­stärkt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen.

Es­sen­zi­el­le Güter sol­len ver­mehrt im In­land her­ge­stellt wer­den, um deren Ver­füg­bar­keit zu si­chern – so die For­de­rung der Mo­ti­on. Eine der­ar­ti­ge Ent­kopp­lung von in­ter­na­tio­na­len Lie­fer­ket­ten kann die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in der Schweiz je­doch kei­nes­wegs stär­ken. Im Ge­gen­teil, sie ver­schiebt die Ab­hän­gig­keit le­dig­lich um ein, zwei Glie­der in der Kette. Grund­la­ge einer sta­bi­len Gü­ter­ver­sor­gung bleibt daher auch wei­ter­hin der glo­ba­le Han­del.

Fehl­dia­gno­se Rück­ver­la­ge­rung

Ers­tens blen­det die Vor­stel­lung einer aut­ar­ken Gü­ter­pro­duk­ti­on die Kom­ple­xi­tät heu­ti­ger Lie­fer­ket­ten aus. Auch ein Schwei­zer Her­stel­ler ist meist auf Vor­leis­tun­gen aus dem Aus­land an­ge­wie­sen (z. B. che­mi­sche Grund­stof­fe, Garne oder Kunst­stof­fe). Es ist des­halb viel­mehr die geo­gra­fi­sche Ver­tei­lung, wel­che es der Wirt­schaft er­mög­licht, Kri­sen in be­stimm­ten Re­gio­nen durch die Ver­sor­gung aus an­de­ren Märk­ten zu kom­pen­sie­ren. Durch eine Fo­kus­sie­rung auf die End­pro­duk­ti­on wird ein Eng­pass nicht be­ho­ben, son­dern le­dig­lich ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te ver­scho­ben.

Zwei­tens wäre eine Rück­ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on in die Schweiz mit mas­si­ven staat­li­chen Ein­grif­fen weder volks- noch be­triebs­wirt­schaft­lich sinn­voll. Ex­em­pla­risch hier­für steht der ge­schei­ter­te Ver­such, eine ei­ge­ne Mas­ken­pro­duk­ti­on in der Schweiz zu eta­blie­ren: Da der Welt­markt­preis für Schutz­mas­ken nach einem zwi­schen­zeit­li­chen An­stieg rasch ge­sun­ken ist, muss­ten viele Schwei­zer Her­stel­ler ihre Pro­duk­ti­on auf­grund feh­len­der Nach­fra­ge nach kur­zer Zeit wie­der ein­stel­len.

Ver­sor­gungs­si­cher­heit rich­tig stär­ken

Ziel­füh­ren­der und ef­fek­ti­ver sind hin­ge­gen an­de­re Mass­nah­men. Dazu ge­hö­ren der wei­te­re Aus­bau un­se­res Markt­zu­gangs, eine bes­se­re Nut­zung von Frei­han­dels­ab­kom­men (vor allem durch KMU) oder die grenz­über­schrei­ten­de Har­mo­ni­sie­rung von Kon­for­mi­täts­be­stim­mun­gen.

Bei der Nach­be­ar­bei­tung der Pan­de­mie darf sich die Schweiz indes nicht aus­schliess­lich auf den As­pekt der Gü­ter­ver­sor­gung fo­kus­sie­ren. Denn die nächs­te Krise muss kei­nes­wegs epi­de­mio­lo­gi­scher Natur sein. Auch die En­er­gie­knapp­heit, Cy­ber­at­ta­cken oder Na­tur­ka­ta­stro­phen sind po­ten­zi­el­le Ri­si­ken. Ge­fragt sind daher Mass­nah­men, wel­che die sys­te­mi­sche Resi­li­enz der Schweiz stär­ken – also die Fä­hig­keit, auf Kri­sen jeg­li­cher Art bes­ser zu re­agie­ren. Dazu ge­hört bei­spiels­wei­se die In­ten­si­vie­rung der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit in For­schung und Ent­wick­lung. Ge­ra­de die mRNA-Tech­no­lo­gie zeigt, wie In­no­va­ti­on zur Resi­li­enz in künf­ti­gen Kri­sen bei­tra­gen kann.

Gerne ver­wei­sen wir auf unser dos­sier­po­li­tik zum Thema.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Mo­ti­on vor­aus­sicht­lich in der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 als Er­strat.

Der Bun­des­rat be­an­tragt die Ab­leh­nung der Mo­ti­on.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Mo­ti­on wurde aus Zeit­grün­den in die­ser Ses­si­on nicht be­han­delt.

JA ZU NETTO-NULL – NEIN ZUM VER­BOT VON FOS­SI­LEN EN­ER­GIE­TRÄ­GERN

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für ein ge­sun­des Klima (Glet­scher-In­itia­ti­ve)» will die kli­ma­schäd­li­chen Treib­haus­gas­emis­sio­nen der Schweiz bis 2050 auf Netto-Null sen­ken und ver­langt, dass ab die­sem Zeit­punkt grund­sätz­lich keine fos­si­len Brenn- und Treib­stof­fe mehr in Ver­kehr ge­bracht wer­den dür­fen.

Der di­rek­te Ge­gen­ent­wurf zur Volks­in­itia­ti­ve des Bun­des­rats (auf Ver­fas­sungs­stu­fe) ver­folgt im Grund­satz das glei­che Ziel wie die In­itia­ti­ve. Er trägt den Be­dürf­nis­sen der Si­cher­heit des Lan­des Rech­nung und be­rück­sich­tigt die wirt­schaft­li­che und so­zia­le Trag­bar­keit sowie die spe­zi­el­le Si­tua­ti­on in den Berg- und Rand­ge­bie­ten. Ein Ver­bot fos­si­ler En­er­gie­trä­ger ab 2050 schliesst er hin­ge­gen aus.

Die UREK-NR hat zudem be­schlos­sen, einen in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf (auf Ge­set­zes­stu­fe) aus­zu­ar­bei­ten (21.501). Des­sen Aus­ar­bei­tung ist noch im Gang.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Volks­in­itia­ti­ve Volk und Stän­den zur Ab­leh­nung und den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf des Bun­des­rats zur An­nah­me zu emp­feh­len.

Di­rek­ter Ge­gen­ent­wurf ist ziel­füh­ren­der als die Volks­in­itia­ti­ve

Das An­lie­gen der Glet­scher-In­itia­ti­ve, dass die Schweiz bis 2050 Netto-Null Treib­haus­gas­emis­sio­nen aus­stösst, wird von der Wirt­schaft ge­teilt. Die be­ab­sich­tig­te Um­set­zung ist je­doch zu ra­di­kal aus­ge­stal­tet. Dies hat auch der Bun­des­rat er­kannt, wes­halb er einen di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf vor­ge­legt hat, der ziel­füh­ren­der ist. Die nach­ste­hen­den Punk­te sind aus Sicht der Wirt­schaft bei der Be­ur­tei­lung der In­itia­ti­ve wie auch des Bun­des­rats­vor­schlags zen­tral:

Kein Ver­bot für fos­si­le En­er­gie­trä­ger

Wäh­rend die Glet­scher-In­itia­ti­ve ein Ver­bot für fos­si­le En­er­gie­trä­ger for­dert, sieht der Vor­schlag des Bun­des­rats Aus­nah­men vor für den Fall, dass al­ter­na­ti­ve En­er­gie­trä­ger wirt­schaft­lich und so­zi­al nicht trag­bar oder nur in un­ge­nü­gen­dem Aus­mass vor­han­den sind. Für die Wirt­schaft ist zen­tral, dass auf dem Weg hin zu einem Netto-Null-Ziel auch die Kos­ten be­rück­sich­tigt wer­den. Bei zu hohen Kos­ten oder falls die CO2-freie Al­ter­na­ti­ve nicht in ge­nü­gend gros­sen Men­gen vor­han­den ist, sol­len fos­si­le An­wen­dun­gen wei­ter­hin mög­lich sein. In die­sen Fäl­len sol­len aus Sicht der Wirt­schaft Ver­min­de­rungs­pro­jek­te oder Ne­ga­ti­ve­mis­sio­nen zum Zug kom­men dür­fen. Daher un­ter­stützt eco­no­mie­su­is­se die Mo­ti­on 21.4333 «For­schung und Ent­wick­lung von Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en för­dern», die eben­falls in die­ser Ses­si­on be­ra­ten wird.

An­rech­nung aus­län­di­scher Mass­nah­men

Die An­rech­nung aus­län­di­scher Mass­nah­men (Ver­min­de­run­gen wie auch ne­ga­ti­ve Emis­sio­nen) soll als Op­ti­on of­fen­ge­hal­ten wer­den. Dabei ist klar, dass für an­re­chen­ba­re Mass­nah­men im In­land und im Aus­land die­sel­ben Qua­li­täts­stan­dards gel­ten sol­len. Bei den na­tür­li­chen Sen­ken ist das Po­ten­zi­al im In­land be­grenzt, da Wald­mass­nah­men in der Schweiz nur be­dingt Sinn ma­chen und gross­flä­chi­ge Mög­lich­kei­ten feh­len. Hin­ge­gen sind im Aus­land die Po­ten­zia­le un­be­grenzt. In­so­fern spricht nichts da­ge­gen, die An­rech­nung aus­län­di­scher Mass­nah­men, re­spek­ti­ve Sen­ken, be­reits auf Ver­fas­sungs­stu­fe fest­zu­le­gen. Mit einer ex­pli­zi­ten Fest­le­gung der An­re­chen­bar­keit von Sen­ken im Aus­land wird eine wei­te­re be­nö­tig­te Fle­xi­bi­li­tät ge­schaf­fen, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 wirt­schafts­ver­träg­lich zu er­rei­chen.

In­ter­na­tio­na­le Ab­stim­mung

Es ist zen­tral, dass das schwei­ze­ri­sche Vor­ge­hen grund­sätz­lich in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimmt ist. Die Wirt­schafts­ver­träg­lich­keit der Mass­nah­men ist zu be­rück­sich­ti­gen. Im Ide­al­fall wer­den Mass­nah­men glo­bal ein­ge­führt, aber zu­min­dest müs­sen sich alle Län­der auf einem glei­chen oder ähn­li­chen Ab­senk­pfad be­fin­den. Es gilt die re­la­ti­ve Wett­be­werbs­fä­hig­keit zu be­rück­sich­ti­gen. Die­ser Punkt wurde weder von der Glet­scher-In­itia­ti­ve noch vom bun­des­rät­li­chen Ge­gen­ent­wurf auf­ge­nom­men.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 berät der Na­tio­nal­rat die Volks­in­itia­ti­ve und den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf des Bun­des­rats als Er­strat. Des­sen vor­be­ra­ten­de UREK-NR emp­fiehlt ihrem Rat mit 14 zu 9 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen, die Volks­in­itia­ti­ve zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len. Den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf emp­fiehlt die Kom­mis­si­on zur An­nah­me (14 zu 11 Stim­men).

Der Bun­des­rat be­an­tragt, die Volks­in­itia­ti­ve Volk und Stän­den zur Ab­leh­nung zu emp­feh­len und den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur An­nah­me.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat lehnt die Glet­scher-In­itia­ti­ve mit 99 zu 89 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen ab und emp­fiehlt Volk und Stän­den, den di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf des Bun­des­rats zur An­nah­me (104 zu 67 Stim­men bei 21 Ent­hal­tun­gen). Damit ver­län­gert sich die Frist zur Be­ra­tung der In­itia­ti­ve um ein Jahr. Der fe­der­füh­ren­den UREK-NR wird somit die nö­ti­ge Zeit ge­ge­ben, um einen in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf (auf Ge­set­zes­stu­fe) aus­zu­ar­bei­ten. Die Ar­bei­ten an der Ge­set­zes­vor­la­ge sind im Gange und wer­den vor­aus­sicht­lich in der Som­mer­ses­si­on 2022 be­ra­ten.

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Ent­scheid des Na­tio­nal­rats und wird die Ar­bei­ten am in­di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf auf­merk­sam ver­fol­gen. Wich­tig für die Wirt­schaft sind ins­be­son­de­re der Ver­zicht auf ein Ver­bot fos­si­ler En­er­gie­trä­ger, Kom­pen­sa­ti­ons­mög­lich­kei­ten im Aus­land, ein nicht-li­nea­rer Ab­senk­pfad sowie die in­ter­na­tio­na­le Ab­stim­mung des schwei­ze­ri­schen Vor­ge­hens.

Stän­de­rat

SCHWEI­ZER SPIT­ZEN­TECH­NO­LO­GIE IM WELT­RAUM

Die Mo­ti­on for­dert den Bun­des­rat dazu auf, die nö­ti­gen Schrit­te für die Teil­nah­me der Schweiz am Coper­ni­cus-Pro­gramm zu un­ter­neh­men. Coper­ni­cus ist ein ge­mein­sa­mes, sa­tel­li­ten­ge­stütz­tes Erd­be­ob­ach­tungs­pro­gramm der Eu­ro­päi­schen Welt­raum­or­ga­ni­sa­ti­on (ESA) und der Eu­ro­päi­schen Union (EU). Der Bei­tritt zum Coper­ni­cus-Pro­gramm ist Vor­aus­set­zung für die Teil­nah­me von Schwei­zer Un­ter­neh­men und Hoch­schu­len an künf­ti­gen EU-Pro­gram­men im Welt­raumin­fra­struk­tur­be­reich in Mil­li­ar­den­hö­he.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

Die Wirt­schaft un­ter­stützt einen schnellst­mög­li­chen Bei­tritt der Schweiz zum EU-Pro­gramm­teil von Coper­ni­cus. Nur so kön­nen sich Schwei­zer Fir­men wei­ter­hin an Ent­wick­lung und Bau der Sa­tel­li­ten be­tei­li­gen und Dienst­leis­ter und Nut­zer je­der­zeit auf die Daten zu­grei­fen. eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on an­zu­neh­men.

Teil­nah­me an Coper­ni­cus ist un­er­läss­lich für Schwei­zer Raum­fahrt­in­dus­trie

Über die Eu­ro­pean Space Agen­cy (ESA) hat die Schwei­zer Raum­fahrt­in­dus­trie bis­her Auf­trä­ge für die Pro­to­ty­pen­fer­ti­gung der Sa­tel­li­ten des Coper­ni­cus-Pro­gramms er­hal­ten. So­bald die Pro­to­ty­pen in etwa zwei Jah­ren ge­baut sind, wird die neu ge­grün­de­te EUSPA (Agen­tur der Eu­ro­päi­schen Union für das Welt­raum­pro­gramm) das Sa­tel­li­ten­ge­schäft in der Nut­zungs­pha­se aus­schliess­lich an Fir­men aus der EU oder am EU-Coper­ni­cus-Pro­gramm teil­neh­men­de Staa­ten ver­ge­ben. Künf­ti­ge eu­ro­päi­sche Welt­raumin­fra­struk­tur­pro­jek­te (dar­un­ter auch Coper­ni­cus) wer­den in EU-Pro­gram­men in Mil­li­ar­den­hö­he fi­nan­ziert. Für die Teil­nah­me reicht dann eine ESA-Mit­glied­schaft al­lein nicht mehr.

Die Zeit drängt – Schweiz muss sich bis spä­tes­tens 2024 as­so­zi­ie­ren

Wenn die Schweiz nicht bis spä­tes­tens 2024 mit dem Coper­ni­cus-Pro­gramm as­so­zi­iert ist oder zu­min­dest eine klare Ab­sicht ge­äus­sert hat, sich as­so­zi­ie­ren zu wol­len, wer­den die bis­he­ri­gen, von Bund, Uni­ver­si­tä­ten (Uni Zu­̈rich ist welt­weit Nr. 12, ETHZ Nr. 13 im Ran­king für Erd­be­ob­ach­tung) und Un­ter­neh­men ge­mach­ten In­ves­ti­tio­nen ver­lo­ren gehen. Schwei­zer Fir­men, wel­che in der Pro­to­ty­pen­pha­se durch die ESA be­rück­sich­tigt wur­den, wür­den näm­lich durch die Coper­ni­cus-Pro­gramm­kri­te­ri­en zur Ab­ga­be ihres Know-hows samt Im­ma­te­ri­al­gü­tern im mitt­le­ren zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­reich an die zur wei­te­ren Teil­nah­me be­rech­tig­ten aus­län­di­schen Fir­men ge­zwun­gen und müss­ten aus den Kon­sor­ti­en aus­tre­ten.

Brei­ter Nut­zen für die ganze Schwei­zer Volks­wirt­schaft

Der aus­ge­wie­se­ne Nut­zen ist breit, von Be­hör­den über Si­cher­heit bis Ver­kehrs­ma­nage­ment, Land­wirt­schaft und For­schung. Denn Daten sind in der di­gi­ta­len Welt die Basis für In­no­va­ti­on und Ef­fi­zi­enz. Viele KMU im Spit­zen­be­reich pro­fi­tie­ren di­rekt von Coper­ni­cus. Der volks­wirt­schaft­li­che Nut­zen ist ein Mehr­fa­ches der rund 40 Mil­lio­nen Fran­ken an jähr­li­chen Aus­ga­ben. Hier den Zug zu ver­pas­sen wäre ein Ar­muts­zei­chen. Zudem würde eine spä­te­re Teil­nah­me der Schweiz teu­rer, weil wir uns an den in der Zwi­schen­zeit ge­tä­tig­ten In­ves­ti­tio­nen an­de­rer Staa­ten be­tei­li­gen müss­ten.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 berät der Stän­de­rat die Mo­ti­on als Zweitrat. Des­sen vor­be­ra­ten­de WBK SR emp­fiehlt ihrem Rat ein­stim­mig, die Mo­ti­on an­zu­neh­men.

Der Na­tio­nal­rat hat die Mo­ti­on in der Win­ter­ses­si­on 2020 als Er­strat be­ra­ten und die Mo­ti­on mit 140 zu 47 Stim­men und 3 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Die Schweiz strebt die Teil­nah­me an Coper­ni­cus im Rah­men des EU-Welt­raum­pro­gramms 2021 bis 2027 an. Nach dem Na­tio­nal­rat hat auch der Stän­de­rat die Mo­ti­on an­ge­nom­men, womit diese an den Bun­des­rat über­wie­sen ist. Die Lan­des­re­gie­rung sprach sich im Fe­bru­ar die­ses Jah­res für die Teil­nah­me der Schweiz an Coper­ni­cus aus. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid. Es gilt nun, den As­so­zi­ie­rungs­pro­zess im In­ter­es­se der hie­si­gen Wirt­schaft und des For­schungs­stand­orts Schweiz rasch vor­an­zu­trei­ben.

GEIS­TI­GES EI­GEN­TUM SCHÜT­ZEN – IN­NO­VA­TI­ON UND FOR­SCHUNG ER­MÖG­LI­CHEN

Zwei Mo­tio­nen wol­len den Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums in der Schweiz – unter dem Deck­man­tel er­höh­ter Trans­pa­renz – auf­wei­chen. Dazu soll das Pa­tent­schutz­ge­setz (PatG) und das Sor­ten­schutz­ge­setz an­ge­passt wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, beide Mo­tio­nen ab­zu­leh­nen.

Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums för­dert For­schung, Ent­wick­lung (F&E) und Wett­be­werbs­fä­hig­keit

Ein star­ker und aus­ge­wo­ge­ner Rah­men für geis­ti­ges Ei­gen­tum ist ent­schei­dend, um nach­hal­ti­ge und wie­der­keh­ren­de F&E-In­ves­ti­tio­nen von Un­ter­neh­men und Uni­ver­si­tä­ten in der Schweiz zu ge­ne­rie­ren und damit In­no­va­ti­on zu för­dern. Geis­ti­ge Ei­gen­tums­rech­te schaf­fen einen An­reiz und eine faire Ren­di­te für die In­ves­ti­tio­nen des In­no­va­tors. Drit­te pro­fi­tie­ren über Li­zenz­ver­ein­ba­run­gen von den In­no­va­tio­nen. Auf diese Weise stellt das geis­ti­ge Ei­gen­tum ein In­stru­ment dar, um die Ver­brei­tung, In­te­gra­ti­on und Über­nah­me neuer Tech­no­lo­gi­en zu för­dern.

Trans­pa­renz und Rechts­si­cher­heit sind auch in der Pflan­zen­zucht ge­ge­ben

Wie der Bun­des­rat in sei­ner Ant­wort zur Mo­ti­on Graf (20.3674) aus­führt, sind so­wohl Sor­ten­schutz­rech­te als auch Pa­ten­te Re­gis­ter­rech­te und dem­entspre­chend leicht auf­find­bar. Alle Pa­ten­te mit Wir­kung in der Schweiz, auch jene mit Bezug auf Pflan­zen­ei­gen­schaf­ten, wer­den im schwei­ze­ri­schen Pa­tent­re­gis­ter pu­bli­ziert und sind frei (auch on­line) zu­gäng­lich. Zu­sätz­lich be­ste­hen im Be­reich der Pflan­zen­zucht – an­ders als in an­de­ren In­dus­trie­be­rei­chen – Bran­chen­lö­sun­gen, dank wel­cher ein­schlä­gi­ge Pa­ten­te für die Züch­ten­den über die Schweiz hin­aus leicht auf­find­bar sind. Das In­sti­tut für Geis­ti­ges Ei­gen­tum (IGE) un­ter­stützt zudem Fir­men bei der Pa­tent-Re­cher­che, stärkt damit deren Wis­sen und damit wie­der­um ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit.

Mo­ti­on würde Sinn und Zweck des Pa­tent­sys­tems in der Schweiz ohne Not un­ter­lau­fen

Zu­sätz­lich zu den Bran­chen­platt­for­men – die in an­de­ren In­dus­tri­en nicht exis­tie­ren – gibt es ein spe­zi­el­les Pri­vi­leg für Züch­ten­de: Sie dür­fen das ge­schütz­te bio­lo­gi­sche Ma­te­ri­al un­ge­hin­dert für die Ent­wick­lung neuer Sor­ten ver­wen­den. So­wohl das Pa­tent­ge­setz (Art. 9 Abs. 1 Bst. e PatG) als auch das Sor­ten­schutz­ge­setz (Art. 6 Bst. c Sor­ten­schutz­ge­setz) ken­nen ein sol­ches Züch­ter­pri­vi­leg. Ob­wohl das Züch­ter­pri­vi­leg im Pa­tent­ge­setz we­ni­ger weit geht als im Sor­ten­schutz­ge­setz, sind keine Fälle be­kannt, bei denen die Ver­mark­tung neuer Pflan­zen­sor­ten in der Schweiz auf­grund von pa­ten­tier­ten Ei­gen­schaf­ten ver­un­mög­licht wor­den wäre. Mit den von bei­den Mo­tio­nen ge­for­der­ten Ein­grif­fen ins Pa­tent- und/oder Sor­ten­schutz­recht wür­den le­dig­lich Prä­ju­di­zi­en für an­de­re tech­ni­sche Be­rei­che ge­schaf­fen, ohne ein kon­kre­tes Pro­blem zu lösen. Die von den aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Un­ter­stüt­zern der Mo­ti­on ge­äus­ser­ten Ab­sich­ten zie­len denn auch klar nicht auf eine Er­hö­hung der Trans­pa­renz, son­dern auf eine Aus­höh­lung des Pa­tent­schut­zes mit be­ab­sich­tig­ter zu­sätz­li­cher Wir­kung aus­ser­halb der Schweiz. Es ist kein Zu­fall, dass hin­ter der Mo­ti­on Graf (20.3674) die glei­chen Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, die mit der Al­li­anz «No pa­tents on seeds» auch gegen die Gen­tech­nik in Pflan­zen mo­bi­li­sie­ren.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Mo­ti­on 20.3674 in der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 als Er­strat. Des­sen vor­be­ra­ten­de WBK-SR emp­fiehlt ihrem Rat mit 5 zu 4 Stim­men bei 4 Ent­hal­tun­gen, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen. Auch der Bun­des­rat be­an­tragt die Ab­leh­nung der Mo­ti­on.

Gleich­zei­tig hat die Kom­mis­si­on eine ei­ge­ne Mo­ti­on 22.3014 mit 9 zu 4 Stim­men be­schlos­sen. Eine Min­der­heit lehnt die Kom­mis­si­ons­mo­ti­on ab.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on 22.3014 der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on mit 28 zu 10 Stim­men an­ge­nom­men. Dar­auf­hin wurde die Mo­ti­on Graf 20.3674, wie von der Mo­tio­nä­rin dies­falls an­ge­kün­digt, zu­rück­ge­zo­gen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Rück­zug. Al­ler­dings ist auch die an­ge­nom­me­ne Kom­mis­si­ons­mo­ti­on über­flüs­sig und daher vom nächst­be­ra­ten­den Na­tio­nal­rat ab­zu­leh­nen: Ers­tens be­trifft eine sol­che In­for­ma­ti­ons­pflicht nur die Schweiz; die gros­se Mehr­heit der Pa­tent- und Sor­ten­in­ha­ber be­fin­det sich aber im Aus­land. Zwei­tens braucht es für die Ver­bes­se­rung des Pa­tent­ver­ständ­nis­ses von Schwei­zer KMU-Züch­tern keine Ge­set­zes­än­de­rung. Aus­bil­dung und Un­ter­stüt­zung bei der Pa­tent­re­cher­che durch das In­sti­tut für geis­ti­ges Ei­gen­tum IGE stär­ken auch deren Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Dies wie­der­um stärkt die Schweiz als Stand­ort für tech­ni­sche In­no­va­tio­nen, auch im Be­reich der Pflan­zen­zucht.

KLI­MA­ZIEL ER­REI­CHEN – FOR­SCHUNG VON NE­GA­TI­VE­MIS­SI­ONS­TECH­NO­LO­GI­EN FÖR­DERN

Mit die­ser Mo­ti­on soll der Bun­des­rat auf­ge­for­dert wer­den, For­schungs- und Ent­wick­lungs­pro­jek­te zur CO2-Ab­schei­dung und CO2-Se­que­strie­rung zu för­dern, damit mög­lichst zeit­nah ne­ga­ti­ve Emis­sio­nen im in­dus­tri­el­len Mass­stab durch­ge­führt wer­den kön­nen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on an­zu­neh­men.

Ne­ga­ti­ve­mis­sio­nen als Teil der Lö­sung für Netto-Null 2050

Zur Er­rei­chung des Netto-Null-Ziels 2050 sind auch Ne­ga­ti­ve­mis­sio­nen in die Be­rech­nun­gen mit­ein­zu­be­zie­hen, das heisst na­tür­li­che Spei­cher oder tech­ni­sche Ver­fah­ren (Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en) zur Ent­nah­me von CO2 aus der At­mo­sphä­re und des­sen dau­er­haf­ter oder tem­po­rä­rer Spei­che­rung. Unter Ne­ga­ti­ve­mis­sio­nen sind na­tür­li­che Sen­ken (z. B. Wäl­der) ge­meint sowie Emis­si­ons­tech­no­lo­gi­en, mit deren Hilfe CO2 aus der Um­ge­bungs­luft oder Ab­luft ein­ge­fan­gen und da­nach dau­er­haft geo­lo­gisch ge­spei­chert wird.

Bei den na­tür­li­chen Sen­ken ist das Po­ten­zi­al im In­land be­grenzt, da Wald­mass­nah­men in der Schweiz nur be­dingt Sinn ma­chen und gross­flä­chi­ge Mög­lich­kei­ten feh­len. Hin­ge­gen ist im Aus­land enor­mes Po­ten­zi­al dafür vor­han­den. Wird CO2 auf na­tür­li­che Art und Weise ge­spei­chert, gilt es aber zu be­ach­ten, dass diese Pro­zes­se re­ver­si­bel sind (z. B. durch einen Wald­brand) und das CO2 schnell wie­der frei­ge­setzt wer­den kann. Im In­land be­steht das Po­ten­zi­al vor allem im Holz­bau. Damit kann CO2 für Jahr­zehn­te si­cher ge­bun­den wer­den. Gleich­zei­tig kön­nen da­durch die Ver­wen­dung ein­hei­mi­scher Roh­stof­fe und die Kreis­lauf­wirt­schaft ge­för­dert wer­den.

Chan­ce für den For­schungs- und Wirt­schafts­stand­ort Schweiz

Da die na­tür­li­chen Sen­ken im In­land be­grenzt sind, spielt der Ein­satz von Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en einen umso wich­ti­ge­ren Fak­tor bei der Er­rei­chung des Kli­ma­ziels (Netto-Null). Heute sind diese Tech­no­lo­gi­en aber noch nicht in einem kli­ma­wirk­sa­men Mass­stab ein­satz­be­reit und die Kos­ten sind noch zu hoch. Aus die­sen Grün­den be­nö­tigt es wei­te­re For­schungs- und Ent­wick­lungs­pro­jek­te zur CO2-Ab­schei­dung und CO2-Se­que­strie­rung, damit diese Tech­no­lo­gi­en im in­dus­tri­el­len Mass­stab ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Diese Tech­no­lo­gi­en wer­den im In­land wie im Aus­land ein­setz­bar sein. Des­we­gen sind die Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en nicht nur ein wich­ti­ges Ele­ment zur Er­rei­chung des Netto-Null-Zie­les, son­dern bie­ten auch eine gros­se Chan­ce für den For­schungs- und Wirt­schafts­stand­ort Schweiz. Die Mo­ti­on wird von der Wirt­schaft sehr be­grüsst.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 be­han­delt der Stän­de­rat die Mo­ti­on als Zweitrat. Des­sen vor­be­ra­ten­de UREK-SR emp­fiehlt ihrem Rat ohne Ge­gen­stim­men, die Mo­ti­on an­zu­neh­men. Der Na­tio­nal­rat hat die Mo­ti­on in der Win­ter­ses­si­on 2021 an­ge­nom­men.

Der Bun­des­rat be­an­tragt eben­falls deren An­nah­me.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Nach­dem der Na­tio­nal­rat die Mo­ti­on zuvor in der Win­ter­ses­si­on 2021 an­ge­nom­men hatte, be­für­wor­tet auch der Stän­de­rat die Mo­ti­on. Die Lan­des­re­gie­rung wird somit auf­ge­for­dert, Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en (z. B. di­rek­te CO2-Luft­fil­ter) zu för­dern, damit diese im in­dus­tri­el­len Mass­stab im In- und Aus­land ein­ge­setzt wer­den kön­nen. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid: Ne­ga­ti­ve­mis­si­ons­tech­no­lo­gi­en haben das Po­ten­zi­al, einen we­sent­li­chen Bei­trag zur Er­rei­chung des Netto-Null-Ziels bis 2050 zu leis­ten und sind dar­über hin­aus eine echte Chan­ce für den For­schungs- und Wirt­schafts­stand­ort Schweiz, die es zu nut­zen gilt.

FI­NAN­ZIE­RUNG VON KMU ER­LEICH­TERN

Mit der Mo­ti­on soll der Bun­des­rat be­auf­tragt wer­den, eine Bot­schaft zur Mo­der­ni­sie­rung des Mo­bi­li­ar­si­che­rungs­rechts aus­zu­ar­bei­ten und dem Par­la­ment zu un­ter­brei­ten. Die Zu­las­sung einer Mo­bi­li­ar­hy­po­thek mit Re­gis­ter­pu­bli­zi­tät, die Mo­der­ni­sie­rung des Ei­gen­tums­vor­be­halts und des Ab­tre­tungs­rechts sowie die Mo­der­ni­sie­rung in Bezug auf im­ma­te­ri­el­le Rech­te bzw. Ver­mö­gens­wer­te sol­len Schwei­zer KMU den Zu­gang zu einer ge­si­cher­ten Fremd­fi­nan­zie­rung er­leich­tern. Heute ist die­ser Zu­gang be­schränkt, weil Si­cher­hei­ten an mo­bi­len Gü­tern (wie z. B. Fahr­zeu­ge, Ma­schi­nen usw.) grund­sätz­lich nur durch Be­sitz­über­tra­gung des Guts vom Schuld­ner auf den Gläu­bi­ger be­stellt wer­den kön­nen (sog. Faust­pfand­prin­zip) und das In­sti­tut des Ei­gen­tums­vor­be­halts unter an­de­rem auf­grund der Viel­zahl an Re­gis­ter­be­hör­den pra­xis­un­taug­lich ist.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on an­zu­neh­men.

Ef­fi­zi­en­te Ka­pi­tal­nut­zung und In­no­va­ti­ons­för­de­rung

Nach dem gel­ten­den Mo­bi­li­ar­si­che­rungs­recht kön­nen Si­cher­hei­ten an Sa­chen grund­sätz­lich nur durch Be­sitz­über­tra­gung vom Pfand­schuld­ner auf den Pfand­gläu­bi­ger be­stellt wer­den (sog. Faust­pfand­prin­zip). Es kann also kein Pfand an einer Sache be­grün­det wer­den, wenn der Pfand­schuld­ner bzw. Ver­pfän­der die aus­schliess­li­che Ge­walt über die be­tref­fen­de Sache be­hält. Dies hat zur Folge, dass Un­ter­neh­men ihre Ak­ti­ven in der Bi­lanz wie zum Bei­spiel Ma­schi­nen, Fahr­zeu­ge, Vor­rä­te usw., die sie zur Auf­recht­er­hal­tung ihres Be­triebs be­nö­ti­gen, nicht zu Si­che­rungs­zwe­cken an Gläu­bi­ger über­tra­gen und so (güns­ti­ger) Kre­di­te auf­neh­men kön­nen. Mit der Mo­der­ni­sie­rung des Mo­bi­li­ar­si­che­rungs­rechts, na­ment­lich mit der Zu­las­sung einer Mo­bi­li­ar­hy­po­thek, wür­den Kre­di­te, die durch Sa­chen im Ei­gen­tum und Be­sitz des Schuld­ners ge­si­chert sind, und damit eine – im Ver­gleich zu un­ge­si­cher­ten Kre­di­ten (= ohne Pfand) – güns­ti­ge­re Kre­dit­auf­nah­me für Un­ter­neh­men er­mög­licht. Die da­durch be­wirk­te Li­qui­di­täts­stei­ge­rung schafft Raum für Zu­satz­in­ves­ti­tio­nen, ins­be­son­de­re in For­schung und Ent­wick­lung, und trägt damit zur In­no­va­ti­on bei.

För­de­rung von nut­zen­ba­sier­ten Ge­schäfts­mo­del­len

Viele neu­ar­ti­ge Ge­schäfts­mo­del­le sehen von der Über­tra­gung von Ei­gen­tum an Ge­gen­stän­den ab und ten­die­ren zur zeit­wei­sen Ge­brauchs­über­las­sung (sog. nut­zen­ba­sier­te Ge­schäfts­mo­del­le oder «NBG»). Als Bei­spiel kön­nen Abo-Mo­del­le oder Mo­del­le der Kreis­lauf­wirt­schaft ge­nannt wer­den. Damit wird einem wach­sen­den Be­dürf­nis nach Fle­xi­bi­li­tät und Nach­hal­tig­keit ent­spro­chen (z. B. sharing eco­no­my, Mie­ten statt Kau­fen). Die­ser Trend ist nicht zu­letzt mit Blick auf die Kli­ma­zie­le zu be­grüs­sen und zu för­dern. NGB wer­den re­gel­mäs­sig durch Lea­sing fi­nan­ziert. Al­ler­dings er­schwert das Faust­pfand­prin­zip sol­che Ge­schäfts­mo­del­le, wenn das Ei­gen­tum am Ge­gen­stand vom Lea­sing­neh­mer auf die Lea­sing­ge­be­rin über­tra­gen wer­den soll (sog. Sale-and-Lease-Back). Ge­stützt auf das Faust­pfand­prin­zip darf das Lea­sing­ob­jekt dies­falls nicht im Be­sitz des Lea­sing­neh­mers blei­ben und auch nicht in sei­nen Be­sitz zu­rück­kom­men. Die rechts­si­che­re Um­set­zung be­dingt eine äus­serst kom­ple­xe und damit kos­ten­in­ten­si­ve Ver­trags­struk­tu­rie­rung. Diese ver­meid­ba­ren Kos­ten wer­den auf die Kun­din­nen und Kun­den über­wälzt. Nach­hal­ti­ge Ge­schäfts­mo­del­le sind für die Kun­din­nen und Kun­den damit we­ni­ger at­trak­tiv als her­kömm­li­che («li­nea­re») Ge­schäfts­mo­del­le. Mit der Mo­der­ni­sie­rung des Mo­bi­li­ar­si­che­rungs­rechts, na­ment­lich mit der Zu­las­sung der Mo­bi­li­ar­hy­po­thek, soll dies ge­än­dert wer­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

In der Früh­jahrs­ses­si­on 2022 berät der Stän­de­rat die Mo­ti­on als Er­strat.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat hat die Mo­ti­on an die zu­stän­di­ge Kom­mis­si­on zur Vor­prü­fung zu­ge­wie­sen.