Schweiz EU

Fak­ten­check Bi­la­te­ra­le III

Mit den Bi­la­te­ra­len III sol­len die engen Wirt­schafts­be­zie­hun­gen zwi­schen der Schweiz und der Eu­ro­päi­schen Union (EU) auf eine si­che­re und lang­fris­ti­ge Grund­la­ge ge­stellt und neue Ab­kom­men ab­ge­schlos­sen wer­den. Ak­tu­ell wird das Thema heiss dis­ku­tiert. Mit dem «Fak­ten­check Bi­la­te­ra­le III» be­leuch­ten wir die wich­tigs­ten Hin­ter­grün­de, lie­fern Fak­ten und be­ant­wor­ten ak­tu­el­le Fra­gen.

Nach­fol­gend eine Über­sicht, wel­che Hin­ter­grün­de und Fak­ten zu den Bi­la­te­ra­len III auf­zeigt und ak­tu­el­le Fra­gen in der The­ma­tik be­ant­wor­tet. Eine Ein­ord­nung von eco­no­mie­su­is­se zum drit­ten bi­la­te­ra­len Ver­trags­pa­ket und sei­nen ver­schie­de­nen Ele­men­ten fin­den Sie in un­se­rem auf­da­tier­ten «Bi­la­te­ra­le III: Den Schwei­zer Weg wei­ter­ge­hen» vom Fe­bru­ar 2025. 

 

Bi­la­te­ra­le III: Hin­ter­grün­de und Fak­ten

Frage: Wie denkt die Stimm­be­völ­ke­rung über die Bi­la­te­ra­len III?

Ant­wort: Ge­mäss einer re­prä­sen­ta­ti­ven Um­fra­ge vom gfs.​bern im Auf­trag von In­ter­phar­ma vom Au­gust 2024 sehen 65 Pro­zent der be­frag­ten Per­so­nen haupt­säch­lich Vor­tei­le in den bi­la­te­ra­len Ver­trä­gen. Die Bi­la­te­ra­len III zwi­schen der Schweiz und der EU wer­den von einer kla­ren Mehr­heit (71 Pro­zent) un­ter­stützt. 

Ganz ge­ne­rell hat der bi­la­te­ra­le Weg, der mit den Bi­la­te­ra­len III ge­si­chert und wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den soll, eine star­ke de­mo­kra­ti­sche Le­gi­ti­ma­ti­on. Ins­ge­samt hat die Schwei­zer Stimm­be­völ­ke­rung den bi­la­te­ra­len Er­folgs­weg seit dem Jahr 2000 in ins­ge­samt elf Volks­ab­stim­mun­gen immer wie­der be­stä­tigt.

Frage: Soll­te sich die Schweiz nicht stär­ker auf die Märk­te aus­ser­halb Eu­ro­pas kon­zen­trie­ren?

Ant­wort: Das Kredo lau­tet: Das eine tun und das an­de­re nicht las­sen! Na­tür­lich braucht die Schweiz best­mög­li­che Be­zie­hun­gen zu und Frei­han­dels­ab­kom­men mit asia­ti­schen Län­dern, den USA oder den Mer­co­sur-Staa­ten. Wer aber be­haup­tet, dass die Schweiz mit ver­bes­ser­ten Han­dels­be­zie­hun­gen zu die­sen Staa­ten einen Weg­fall der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men mit der EU kom­pen­sie­ren könn­te, irrt ge­wal­tig. Wir sind nun mal auf­grund un­se­rer geo­gra­phi­schen Lage um­ge­ben von EU-Staa­ten und haben des­halb ein sehr gros­ses Ei­gen­in­ter­es­se, mit der EU in für uns re­le­van­ten Be­rei­chen eng zu­sam­men­zu­ar­bei­ten.

Spe­zi­ell die Re­gio­nen in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zur Schweiz neh­men einen ge­wich­ti­gen Stel­len­wert in un­se­rem Aus­sen­han­del ein. Be­trach­tet man unser Han­dels­vo­lu­men, dann sind Baden-Würt­tem­berg und Bay­ern bei­na­he so wich­tig wie China, un­se­re fran­zö­si­schen Grenz­re­gio­nen wich­ti­ger als Japan und un­se­re ita­lie­ni­schen Grenz­re­gio­nen wich­ti­ger als die In­di­en. Pro Ar­beits­tag wer­den Waren im Wert von über 1 Mil­li­ar­de Schwei­zer Fran­ken zwi­schen der Schweiz und der EU aus­ge­tauscht – das ist so viel wie mit In­do­ne­si­en in einem gan­zen Jahr.

Nachbar

Indonesien

Zwar wuch­sen an­de­re Wirt­schafts­räu­me in den letz­ten zwan­zig Jah­ren stär­ker als die EU und auch die Schwei­zer Ex­por­te in diese Märk­te stie­gen pro­zen­tu­al stär­ker an als in die EU (das gilt je­doch nicht für die Zeit von 2020 bis heute). Das ist gut so, weil sich damit die Han­dels­ri­si­ken für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft ver­klei­nern. Das Han­dels­vo­lu­men mit der EU ist aber so gross (2023: 59% aller Wa­ren­ex­por­te und Wa­ren­im­por­te), dass der Han­del mit der EU in ab­so­lu­ten Zah­len noch immer stär­ker zu­nimmt als der Han­del mit den zweit- und dritt­wich­tigs­ten Märk­ten USA und China zu­sam­men. Bei den heu­ti­gen Wachs­tums­zah­len wird die EU auch 2040 noch immer die gröss­te Han­dels­part­ne­rin der Schweiz sein und das Han­dels­vo­lu­men mit den USA und China über­tref­fen. Es ist also il­lu­so­risch, die EU als wich­tigs­ten Ex­port­markt für die Schwei­zer In­dus­trie durch an­de­re Ex­port­märk­te ein­fach er­set­zen zu wol­len. Viel bes­ser ist eine Di­ver­si­fi­zie­rung.

Frage: Muss die Schweiz mit den Bi­la­te­ra­len III bald sämt­li­che Re­gu­lie­run­gen und Ge­set­ze über­neh­men, wel­che die EU be­schliesst?

Ant­wort: Nein. Ins­ge­samt ver­fü­gen die Schweiz und die EU über 140 bi­la­te­ra­le Ab­kom­men. Die Pflicht zur dy­na­mi­schen Rechts­über­nah­me im Rah­men der Bi­la­te­ra­len III be­schränkt sich je­doch auf sechs bi­la­te­ra­le Ab­kom­men mit denen die Schweiz am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt teil­nimmt. Dazu ge­hö­ren vier be­ste­hen­de Bin­nen­markt­ab­kom­men (Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, Luft- und Land­ver­kehr, tech­ni­sche Han­dels­hemm­nis­se) und die zwei neuen Bin­nen­markt­ab­kom­men Strom und Le­bens­mit­tel­si­cher­heit. Alles in allem sind also nur 4,3% un­se­rer Ab­kom­men mit der EU davon be­trof­fen. Das Frei­han­dels­ab­kom­mens Schweiz-EU von 1972 ist nicht Teil der Bi­la­te­ra­len III und un­ter­steht daher auch nicht den in­sti­tu­tio­nel­len Re­geln. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zur dy­na­mi­schen Rechts­über­nah­me fin­den Sie im nach­fol­gen­den Blog.

Paket

Frage: Wird die Schweiz in Zu­kunft von «frem­den Rich­tern» ge­lenkt?

Ant­wort: In den bi­la­te­ra­len Ver­trä­gen sind so­wohl heute als auch künf­tig keine «frem­den Rich­ter» vor­ge­se­hen. Es sind drei Arten von Rechts­fäl­len zu un­ter­schei­den:

  1. Ent­steht ein Rechts­streit in der Schweiz, ist ein Schwei­zer Ge­richt zu­stän­dig.
  2. Ent­steht ein Rechts­streit in einem EU-Land, etwa Deutsch­land, ist ein deut­sches Ge­richt und al­len­falls der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof EuGH zu­stän­dig.
  3. Gibt es Dif­fe­ren­zen zwi­schen der EU-Kom­mis­si­on und dem Bun­des­rat über die Aus­le­gung von Re­geln, zum Bei­spiel im Land­ver­kehr oder bei der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, dann kommt ein pa­ri­tä­ti­sches Schieds­ge­richt zum Zug.

Das pa­ri­tä­ti­sche Schieds­ge­richt (z.B. mit je einem Rich­ter aus der Schweiz und der EU sowie einem un­ab­hän­gi­gen Prä­si­di­um) ent­schei­det künf­tig, wel­ches Recht bei einem Streit­fall zur An­wen­dung kommt – Schwei­zer Recht, Ver­trags­recht oder EU-Bin­nen­markt­recht.

Hat die Schweiz das EU-Bin­nen­markt­recht ver­trag­lich über­nom­men, z.B. tech­ni­sche Nor­men im Med­tech-Be­reich, ent­schei­det der EuGH aus­schliess­lich über die Frage der Aus­le­gung des eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt­rechts. Haben sich die Schweiz und die EU auf spe­zi­el­le Re­geln ver­stän­digt, etwa Spe­zi­al­re­geln und Aus­nah­men wie die flan­kie­ren­den Mass­nah­men (FlaM) zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, gilt die­ses Recht.

Am Ende des Ver­fah­rens wird das pa­ri­tä­ti­sche Schieds­ge­richt be­ur­tei­len, ob die Schweiz oder die EU das Recht ver­letzt haben. Dies ent­spricht gän­gi­gen völ­ker­recht­li­chen Prin­zi­pi­en: Die Schweiz hat in vie­len ihrer Ab­kom­men sol­che pa­ri­tä­ti­schen Schieds­ver­fah­ren ab­ge­schlos­sen.

Mit dem in den Bi­la­te­ra­len III vor­ge­se­he­nen Streit­schlich­tungs­me­cha­nis­mus ver­bes­sert sich die Ver­hand­lungs­po­si­ti­on der Schweiz im Streit­fall ge­gen­über heute. Sie er­hält damit ein In­stru­ment, um ihre In­ter­es­sen im Ver­hält­nis zur EU auf dem Rechts­weg wirk­sam durch­zu­set­zen. Heute kann sich die Schweiz nicht vor einem pa­ri­tä­ti­schen Schieds­ge­richt gegen will­kür­li­che Mass­nah­men der EU weh­ren.

Stellt das pa­ri­tä­ti­sche Schieds­ge­richt eine Ver­let­zung eines Ab­kom­mens fest, dür­fen nur im be­trof­fe­nen Ab­kom­men oder einem an­de­ren Bin­nen­markt­ab­kom­men ver­hält­nis­mäs­si­ge Aus­gleichs­mass­nah­men er­grif­fen wer­den. Das schränkt die Mög­lich­kei­ten der EU stark ein. Eine Sus­pen­die­rung gan­zer Ab­kom­men durch die EU dürf­te kaum ver­hält­nis­mäs­sig sein, soll­te die Schweiz ein­zel­ne Rechts­ent­wick­lun­gen ab­leh­nen. Das pa­ri­tä­ti­sche Schieds­ge­richt ent­schei­det selb­stän­dig, ob Aus­gleichs­mass­nah­men ver­hält­nis­mäs­sig sind.

Streitungsmechanismus

 

Frage: Ver­liert die Schweiz mit der «au­to­ma­ti­schen» Rechts­über­nah­me ihre Selbst­be­stim­mung und die di­rek­te De­mo­kra­tie?

Ant­wort: Nein. Die Schweiz bleibt auch in Zu­kunft sou­ve­rän und ei­gen­stän­dig.

  1. Wir neh­men frei­wil­lig am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt teil: Das Schwei­zer Volk hat selb­stän­dig ent­schie­den, bi­la­te­ra­le Bin­nen­markt­ab­kom­men mit der EU ab­zu­schlies­sen. Nie­mand hat uns das auf­ge­zwun­gen.
  2. Die di­rek­te De­mo­kra­tie bleibt un­an­ge­tas­tet. Die di­rekt­de­mo­kra­ti­schen Volks­rech­te wie das In­itia­tiv- und das Re­fe­ren­dums­recht blei­ben selbst­ver­ständ­lich wei­ter­hin be­ste­hen. Es gibt auch kei­nen Au­to­ma­tis­mus bei der Rechts­über­nah­me: Die Schweiz wird über jede ein­zel­ne Über­nah­me von EU-Recht in­ner­halb der sechs Bin­nen­markt­ab­kom­men selb­stän­dig ent­schei­den kön­nen. Für die dy­na­mi­sche Rechts­über­nah­me hat die Schweiz je­weils zwei Jahre Zeit. Soll­te es zu einem Ge­set­zes­re­fe­ren­dum kom­men, wird der Schweiz ein zu­sätz­li­ches Jahr zur Um­set­zung zu­ge­si­chert.
  3. Die Schweiz konn­te zahl­rei­che wich­ti­ge Aus­nah­men aus­han­deln. Diese sind von der dy­na­mi­schen Rechts­über­nah­me aus­ge­nom­men.
  4. Die Pflicht zur dy­na­mi­schen Rechts­über­nah­me ist be­reits heute im Luft­ver­kehrs­ab­kom­men (Bi­la­te­ra­le I) sowie im Schen­gen/Dub­lin-Ab­kom­men (Bi­la­te­ra­le II) ver­an­kert und hat seit deren In­kraft­tre­ten 2002 bzw. 2008 zu kei­ner­lei Pro­ble­men ge­führt. So konn­te sich die Schwei­zer Stimm­be­völ­ke­rung im Mai 2019 bspw. über die Um­set­zung der EU-Waf­fen­richt­li­nie im Schwei­zer Waf­fen­recht in einer Volks­ab­stim­mung äus­sern.

Frage: Han­delt es sich bei den Bi­la­te­ra­len III nicht ein­fach um alten Wein in neuen Schläu­chen? 

Ant­wort: Nein. Es gibt er­heb­li­che Un­ter­schie­de und Ver­bes­se­run­gen im Ver­gleich zum da­ma­li­gen Rah­men­ab­kom­men. Mit dem Pa­ket­an­satz der Bi­la­te­ra­len III wer­den die in­sti­tu­tio­nel­len Fra­gen (dy­na­mi­sche Rechts­über­nah­me, Streit­schlich­tung) neu in jedem Bin­nen­markt­ab­kom­men ein­zeln ge­löst (ver­ti­ka­ler, sek­tor­be­zo­ge­ner An­satz). Das ist ein ge­wich­ti­ger Un­ter­schied zum in­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­men (InstA), wo über ein Rah­men­ver­trag für alle Bin­nen­markt­ab­kom­men dis­ku­tiert wurde (ho­ri­zon­ta­ler An­satz).

Die Bi­la­te­ra­len III sind eine deut­li­che Ver­bes­se­rung im Ver­gleich zum Rah­men­ab­kom­men, das heute nicht mehr zur Dis­kus­si­on steht. Wir haben nun ein Paket mit neuen Ab­kom­men und Ko­ope­ra­tio­nen. Und be­son­ders wich­tig: Alle heik­len, Fra­gen wur­den ge­klärt und zahl­rei­che Aus­nah­men für die Schweiz er­wirkt, wel­che un­se­re In­ter­es­sen schüt­zen.

Ver­bes­se­run­gen zei­gen sich kon­kret unter an­de­rem bei fol­gen­den Punk­ten:

  • die Super-Guil­lo­ti­ne-Klau­sel ist weg
  • die flan­kie­ren­den Mass­nah­men konn­ten ab­ge­si­chert wer­den. Beim Lohn­schutz ist die Non-Re­gres­si­on-Klau­sel drin.
  • die staat­li­chen Bei­hil­fen be­zie­hen sich nur auf die Strom-, Luft­ver­kehrs- und Land­ver­kehrs­ab­kom­men
  • bei der Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie (UBRL) gibt es Aus­nah­men, die eine Ein­wan­de­rung in die So­zi­al­sys­te­me der Schweiz ver­hin­dern.
  • die Schutz­klau­sel bei der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit konn­te kon­kre­ti­siert wer­den. Die Schweiz kann sie ei­gen­stän­dig ak­ti­vie­ren und den Aus­lö­se­me­cha­nis­mus sowie all­fäl­li­ge Schutz­mass­nah­men im Aus­län­der- und In­te­gra­ti­ons­ge­setz (AIG) selbst be­stim­men.
  • Dazu kom­men un­zäh­li­ge Aus­nah­men und Ga­ran­ti­en, z.B. im Land­wirt­schafts-, Land­ver­kehrs- und Strom­ab­kom­men. Alle Aus­nah­men sind von der dy­na­mi­schen Rechts­über­nah­me aus­ge­nom­men.

Das alles sind ele­men­ta­re Ver­bes­se­run­gen, die die Schwei­zer Di­plo­ma­ten der EU ab­ge­run­gen haben.

Frage: Ist der Lohn­schutz in der Schweiz mit den Bi­la­te­ra­len III ge­si­chert?

Ant­wort: Ja – der Lohn­schutz ist ge­si­chert. Die wich­tigs­ten Fra­gen beim Lohn­schutz für ent­sand­te Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer konn­te ge­mäss Bun­des­rat zu­frie­den­stel­lend ge­klärt wer­den. Mit der Ak­tua­li­sie­rung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens an­er­kennt die EU erst­mals of­fi­zi­ell die Not­wen­dig­keit eines Lohn­schut­zes in der Schweiz sowie der dafür not­wen­di­gen flan­kie­ren­den Mass­nah­men (FlaM). So wird das be­ste­hen­de duale Kon­troll­sys­tem in­klu­si­ve Über­wa­chungs- und Sank­tio­nie­rungs­kom­pe­ten­zen der pa­ri­tä­ti­schen Kom­mis­sio­nen (Ge­werk­schaf­ten und Ar­beit­ge­ber) und Kan­to­ne von der EU ak­zep­tiert. Zudem hat die EU der Schweiz unter an­de­rem die nach­fol­gen­den Aus­nah­men vom Ent­sen­de­recht zu­ge­stan­den:

  • eine Nicht-Re­gres­si­ons-Klau­sel (soll­te die EU den Lohn­schutz im Ent­sen­de­recht re­du­zie­ren, müss­te die Schweiz diese Re­geln nicht dy­na­misch über­neh­men),
  • eine Vor­an­mel­de­frist (für aus­län­di­sche Fir­men, die in der Schweiz Dienst­leis­tun­gen er­brin­gen wol­len) von vier Ar­beits­ta­gen auf­grund einer ob­jek­ti­ven und bran­chen­spe­zi­fi­schen Ri­si­ko­ana­ly­se,
  • die Kau­ti­ons­pflicht für Un­ter­neh­men, die in der Ver­gan­gen­heit den fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen nicht nach­ge­kom­men sind und
  • eine Do­ku­men­ta­ti­ons­pflicht für selbst­stän­di­ge Dienst­leis­tungs­er­brin­ger als Mass­nah­me zur Be­kämp­fung der Schein­selbst­stän­dig­keit.

Wich­tig sind dabei auch die fol­gen­den Punk­te:

  • Die Kon­troll­dich­te wird auch künf­tig au­to­nom durch die Schweiz be­stimmt.
  • Bei Nicht­leis­tung der Kau­ti­on kann eine Sank­ti­on bis hin zu einer Dienst­leis­tungs­sper­re ver­hängt wer­den.
  • Die be­ste­hen­de Mel­de­pflicht wird auf selbst­stän­dig Er­werbs­tä­ti­ge aus­ge­dehnt.
  • In den Ver­hand­lun­gen si­cher­te die Schweiz ihre Rolle als Be­ob­ach­te­rin bei der Eu­ro­päi­schen Ar­beits­be­hör­de (ELA) ab.

Frage: Hat die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit in der Schweiz zu einem tie­fe­ren Lohn­ni­veau ge­führt?

Ant­wort: Nein. Bis­her haben alle em­pi­ri­schen Stu­di­en und die Ob­ser­va­to­ri­ums­be­rich­te des Seco be­stä­tigt, dass die Ein­füh­rung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit weder sys­te­ma­ti­sche Ver­drän­gungs­ef­fek­te zur Folge hatte noch zu einem tie­fe­ren Lohn­ni­veau führ­te. Ganz im Ge­gen­teil: Zwi­schen 2000 und 2023 sind die Re­al­löh­ne in der Schweiz im Schnitt um 0.5% pro Jahr ge­stie­gen. In der Zeit vor der Covid-Krise (zwi­schen 2000 und 2020) waren es sogar 0.76% Re­al­lohn­wachs­tum pro Jahr. Da­hin­ge­gen gab es vor der Ein­füh­rung der Bi­la­te­ra­len zwi­schen 1994 und 1999 prak­tisch über­haupt kein Re­al­lohn­wachs­tum. Aus­ser­dem sind seit In­kraft­tre­ten der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit in der Schweiz auch die tiefs­ten Löhne ge­stie­gen.

Lohnwachstum

 

Frage: Füh­ren ent­sand­te Ar­beit­neh­mer zu Lohn­dum­ping in der Schweiz und ge­fähr­den so den Lohn­schutz?

Ant­wort: : Nein. Die volks­wirt­schaft­li­che Be­deu­tung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men (FlaM) muss kor­rekt ein­ge­ord­net wer­den. Ge­mäss Be­rech­nun­gen von Ave­nir Su­is­se aus dem Jahr 2022 leis­ten ent­sand­te Ar­beit­neh­men­de in der Schweiz ein Ar­beits­vo­lu­men, wel­ches ge­ra­de ein­mal 0,2 Pro­zent der Ge­samt­be­schäf­ti­gung ent­spricht. Des­halb ist mit der Über­nah­me des EU-Ent­sen­de­rechts und dank den FlaM auch künf­tig nicht mit sys­te­ma­tisch ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf das Lohn­ni­veau in der Schweiz zu rech­nen.

Lohnniveau

 

Frage: Droht auf­grund der Über­nah­me der Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie (UBRL) eine Ein­wan­de­rung in die Schwei­zer So­zi­al­sys­te­me?

Ant­wort: Nein. Es droht keine Ein­wan­de­rung in die So­zi­al­sys­te­me der Schweiz.

In den Ver­hand­lun­gen ist es dem Bun­des­rat ge­lun­gen, die Ri­si­ken für das Schwei­zer So­zi­al­hil­fe­sys­tem zu mi­ni­mie­ren. Die UBRL wird le­dig­lich mass­ge­schnei­dert auf die Schweiz aus­ge­dehnt und mit einem wirk­sa­men Schutz­dis­po­si­tiv ver­knüpft, wel­ches Aus­nah­men und Ab­si­che­run­gen um­fasst. Die Frei­zü­gig­keit gilt wei­ter­hin nur für den Ar­beits­markt und Per­so­nen mit aus­rei­chen­den Mit­teln für ihren Le­bens­un­ter­halt.

Zudem räumt die EU der Schweiz meh­re­re Aus­nah­men ein, wel­che sie vor einer künf­ti­gen Än­de­rung des EU-Rechts schüt­zen:

  1. Das in der UBRL vor­ge­se­he­ne Dau­er­auf­ent­halts­recht, wel­ches EU-Staats­an­ge­hö­ri­gen nach fünf­jäh­ri­gem Auf­ent­halt zu­steht, steht in der Schweiz nur Er­werbs­tä­ti­gen offen.
  2. Die zu­sätz­lich an­wend­ba­ren In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en für eine Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung gel­ten wei­ter­hin (wie z.B. Kennt­nis­se einer Lan­des­spra­che, Be­ach­tung der öf­fent­li­chen Ord­nung und Si­cher­heit, keine Ab­hän­gig­keit von der So­zi­al­hil­fe etc.).
  3. Die Schweiz kann den Auf­ent­halt von er­werbs­lo­sen Per­so­nen be­en­den, wenn diese sich nicht um ihre Er­werbs­in­te­gra­ti­on be­mü­hen und nicht mit der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung (RAV) ko­ope­rie­ren, um eine Stel­le zu fin­den

Frage: Er­hal­ten wegen der Über­nah­me der Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie (UBRL) künf­tig viel mehr Men­schen ein Dau­er­auf­ent­halts­recht in der Schweiz?

Ant­wort: Nein. Be­reits heute haben An­ge­hö­ri­ge von 15 EU- und EFTA-Staa­ten auf­grund des Aus­län­der- und In­te­gra­ti­ons­ge­set­zes (AIG) und von bi­la­te­ra­len Ver­ein­ba­run­gen einen An­spruch auf eine Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung nach fünf Jah­ren Auf­ent­halt in der Schweiz. Mit der Über­nah­me von Tei­len der UBRL wird die­ser An­spruch auf alle üb­ri­gen EU-Mit­glied­staa­ten aus­ge­dehnt. Die Fol­gen die­ser Aus­wei­tung dürf­ten sich al­ler­dings in Gren­zen hal­ten, da An­ge­hö­ri­ge der Nach­bar­staa­ten mit den gröss­ten Ein­wan­de­rungs­kon­tin­gen­ten (Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en und Ös­ter­reich) schon heute ein An­recht auf Dau­er­auf­ent­halt nach fünf Jah­ren haben.

Frage: Kön­nen kri­mi­nel­le EU-Staats­an­ge­hö­ri­ge künf­tig nicht mehr aus­ge­wie­sen wer­den?

Ant­wort:  Nein. Kri­mi­nel­le EU-Staats­an­ge­hö­ri­ge kön­nen auch künf­tig aus­ge­wie­sen wer­den. Der Schweiz wurde eine Aus­nah­me ge­währt, wo­nach der in der UBRL gel­ten­de, ver­stärk­te Schutz von kri­mi­nel­len EU-Staats­an­ge­hö­ri­gen vor Aus­wei­sung nicht gilt. Somit kön­nen wir bei un­se­rer bis­he­ri­gen Aus­schaf­fungs­pra­xis blei­ben. Al­ler­dings waren 2023 fast 70 Pro­zent aller Per­so­nen, die einen Lan­des­ver­weis er­hiel­ten, An­ge­hö­ri­ge aus Staa­ten aus­ser­halb des EU-/EFTA-Raums.

Frage: Droht wegen dem Strom­ab­kom­men als Teil der Bi­la­te­ra­len III der Schweiz eine voll­um­fäng­li­che Strom­markt­li­be­ra­li­sie­rung? Ist der Ser­vice Pu­blic beim Strom ge­fähr­det?

Ant­wort: Nein. Der Ser­vice Pu­blic wird nicht ge­fähr­det. Heute sind wir (an­ders als bei einem Handy- oder Kran­ken­kas­sen­ver­trag) bei einem Strom­an­bie­ter ge­fan­gen. Wir haben keine freie Wahl. Mit dem Ab­schluss eines Strom­ab­kom­mens soll in der Schweiz neu ein Wahl­mo­dell ein­ge­führt wer­den. Mit die­sem Mo­dell haben Haus­hal­te und Un­ter­neh­men unter einer ge­wis­sen Ver­brauchs­schwel­le in der Schweiz künf­tig die Wahl, ob sie im Sys­tem der so­ge­nann­ten Grund­ver­sor­gung (in wel­chem sie den Strom bei ihrem lo­ka­len Netz­be­trei­ber zu vor­de­fi­nier­ten Prei­sen be­zie­hen) ver­blei­ben oder ihren Strom neu am frei­en Markt ein­kau­fen möch­ten. Wir könn­ten künf­tig also selbst wäh­len, ob wir bspw. zu einem güns­ti­ge­ren Strom­an­bie­ter wech­seln oder einen Fokus auf Nach­hal­tig­keit set­zen möch­ten. Zudem wird es (unter Be­rück­sich­ti­gung von Fris­ten und al­len­falls un­ter­jäh­ri­gen Wech­sel­ge­büh­ren) auch mög­lich sein, in die Grund­ver­sor­gung mit re­gu­lier­ten Prei­sen zu­rück­zu­keh­ren.

Ein Strom­ab­kom­men mit der EU ist ein wich­ti­ges Ele­ment für die Ver­bes­se­rung der Netz­sta­bi­li­tät, die Stär­kung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit sowie die Schaf­fung von neuen Han­delsop­por­tu­ni­tä­ten für Schwei­zer Strom­un­ter­neh­men, z.B. im Be­reich der Was­ser­kraft. Zudem ist das Spar­po­ten­zi­al enorm: Laut einer ETH-Stu­die im Auf­trag von eco­no­mie­su­is­se könn­te die Schweiz mit einem Strom­ab­kom­men bis 2050 rund 50 Mil­li­ar­den Fran­ken ein­spa­ren – das sind 2 Mil­li­ar­den Fran­ken Jahr. Wir spa­ren so viel, weil wir mit einer Ein­bin­dung in Eu­ro­pa viele Sys­te­me nicht dop­pelt auf­bau­en müs­sen. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie im nach­fol­gen­den Blog.

Stromabkommen

 

Frage: Wird beim Land­ver­kehrs­ab­kom­men der Ser­vice Pu­blic in der Schweiz ge­fähr­det?

Ant­wort: Nein. Es ist keine Li­be­ra­li­sie­rung des na­tio­na­len Ver­kehrs vor­ge­se­hen. Im Rah­men des Land­ver­kehrs­ab­kom­mens for­dert die EU ein­zig, wie im Ver­trag ur­sprüng­lich vor­ge­se­hen, dass die Schweiz den in­ter­na­tio­na­len Schie­nen­per­so­nen­ver­kehr für eu­ro­päi­sche Kon­kur­ren­ten öff­net. Für Schwei­zer Bahn­rei­sen­de ist damit ein Aus­bau des An­ge­bots in­ter­na­tio­na­ler Zug­ver­bin­dun­gen zu er­war­ten. Aus­län­di­sche An­bie­ter müs­sen je­doch zwin­gend den Schwei­zer Takt­fahr­plan be­rück­sich­ti­gen, die Ta­rif­in­te­gra­ti­on mit Halb­tax und GA re­spek­tie­ren und die Schwei­zer Ar­beits­be­din­gun­gen auf Schwei­zer Stre­cken­ab­schnit­ten ein­hal­ten. Der Ser­vice Pu­blic in­ner­halb der Schweiz ist nicht be­trof­fen: Aus­wir­kun­gen auf die Bahn­in­fra­struk­tur sind aus­ge­schlos­sen und nicht Teil des Ab­kom­mens. Das Ver­hand­lungs­er­geb­nis der Schweiz zum Land­ver­kehrs­ab­kom­men ist so über­zeu­gend, dass sich sogar die zuvor kri­ti­sche Schwei­zer Bahn­ge­werk­schaft (SEV) vor­stel­len kann, die Ak­tua­li­sie­rung des Ab­kom­mens zu un­ter­stüt­zen. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie im nach­fol­gen­den Blog.

Frage: Kann die Schweiz nicht auf das Ab­kom­men zum Abbau tech­ni­scher Han­dels­hemm­nis­se (MRA) ver­zich­ten?

Ant­wort: Nein. Das MRA um­fasst die ge­gen­sei­ti­ge Nor­mena­n­er­ken­nung in 20 Pro­dukt­sek­to­ren. Im Jahr 2023 deck­ten diese rund zwei Drit­tel des Han­dels mit In­dus­trie­pro­duk­ten zwi­schen der Schweiz und der EU ab. Das ent­spricht einem Ex­port­vo­lu­men von über 96 Mil­li­ar­den Fran­ken, das sind 72 Pro­zent aller In­dus­trie­ex­por­te in die EU. Ohne Ak­tua­li­sie­rung des MRA wird der bar­rie­re­frei Zu­gang für Schwei­zer Ex­port­un­ter­neh­men zum eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt nach 2027 ste­tig ab­neh­men. Nach der Med­tech-Bran­che fol­gen als nächs­tes die Ma­schi­nen-, Bau- und Phar­ma­in­dus­trie. Auf­grund der hohen Be­deu­tung die­ser Bran­chen für den In­dus­trie­stand­ort Schweiz dürf­ten die be­triebs­wirt­schaft­li­chen An­pas­sungs­kos­ten die Mil­li­ar­den­schwel­le über­stei­gen (siehe auch Ero­si­ons­mo­ni­tor von Ave­nir Su­is­se). Das ist Geld, wel­ches für In­ves­ti­tio­nen in in­no­va­ti­ve Pro­duk­te und den Stand­ort Schweiz fehlt.

Schwei­zer Fir­men sind zwar sehr an­pas­sungs­fä­hig und er­fin­de­risch. Auf­grund der ak­tu­el­len Blo­cka­de sind sie aber ge­zwun­gen, Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, die für den Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ne­ga­tiv sind. Das Med­tech-Un­ter­neh­men Yp­so­med muss­te bspw. 400 Pro­duk­te in Deutsch­land neu zer­ti­fi­zie­ren las­sen, was über 20 Mio. CHF kos­te­te und wäh­rend 2 Jah­ren fast 40 Mit­ar­bei­ten­de in An­spruch nahm. Für KMU ist es noch schwie­ri­ger: Wenn eine klei­ne Schwei­zer Med­tech-Firma (wie z.B. Bürki In­no­med) einen Haf­tungs­be­voll­mäch­tig­ten in der EU be­stim­men muss, la­gert sie sehr oft auch an­de­re Fir­men­ak­ti­vi­tä­ten wie z.B. die Pro­dukt­ent­wick­lung nach Deutsch­land aus, weil das ins­ge­samt güns­ti­ger kommt. Das Nach­se­hen hat dann der Fir­men­stand­ort Schweiz, weil die In­no­va­ti­on nicht mehr hier statt­fin­det. In der Summe schwächt dies nicht nur das Wachs­tums­po­ten­zi­al des Wirt­schafts­stand­or­tes Schweiz, son­dern auch un­se­ren Wohl­stand.

Frage: Ist das Frei­han­dels­ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU von 1972 für die Wirt­schaft nicht aus­rei­chend? Braucht es die Bi­la­te­ra­len über­haupt?

Ant­wort: Geg­ner des bi­la­te­ra­len Wegs mo­nie­ren immer wie­der, dass eine um­fas­sen­de Ak­tua­li­sie­rung des 53-jäh­ri­gen EU-Frei­han­dels­ab­kom­mens von 1972 ein Weg­fall der bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge kom­pen­sie­ren könn­te. Sie las­sen dabei Fol­gen­des aus­ser Acht: Der bi­la­te­ra­le Weg ent­spricht den Be­dürf­nis­sen der Schweiz und wurde für sie mass­ge­schnei­dert, nach­dem sie den EWR-Bei­tritt 1992 ab­ge­lehnt hatte. Man hat sich da­mals auf die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge ge­ei­nigt, weil ein Frei­han­dels­ab­kom­men al­lein den Be­dürf­nis­sen der Schwei­zer Wirt­schaft und Be­völ­ke­rung bei wei­tem nicht ge­nü­gend Rech­nung ge­tra­gen hätte.

Fal­len die Bi­la­te­ra­len I weg, wür­den zum Bei­spiel keine tech­ni­schen Han­dels­hemm­nis­se für In­dus­trie­pro­duk­te mehr ab­ge­baut, Luft­ver­kehrs­rech­te wären nicht ab­ge­deckt, Schwei­zer Früch­te und Ge­mü­se bräuch­ten eine zu­sätz­li­che Zer­ti­fi­zie­rung für den Ex­port in den EU-Raum, Schwei­zer Spe­di­teu­re könn­ten nicht von zu­sätz­li­chen Auf­trä­gen aus der EU pro­fi­tie­ren, Schwei­zer Fir­men könn­ten nicht mehr gleich­be­rech­tigt an öf­fent­li­chen Aus­schrei­bun­gen in Städ­ten und Re­gio­nen in der EU teil­neh­men und es wäre viel bü­ro­kra­ti­scher, Ar­beits­kräf­te aus der EU zu re­kru­tie­ren. Zudem ver­liert die Schwei­zer Be­völ­ke­rung das Recht, über­all im EU-Raum zu leben, zu ar­bei­ten und zu stu­die­ren. Das ist nur eine klei­ne Aus­wahl an Bei­spie­len.

Der bi­la­te­ra­le Weg ist auch mit einem noch so um­fas­sen­den Frei­han­dels­ab­kom­men in kei­ner Weise ver­gleich­bar. Die EU hat zudem aus­ge­schlos­sen, dass sie mit wirt­schaft­lich eng ver­bun­de­nen, geo­gra­fisch nahen Dritt­staa­ten wie der Schweiz ähn­li­che Frei­han­dels­ab­kom­men ab­schlies­sen würde wie bei­spiels­wei­se mit Ka­na­da.

Mit dem Ko­ope­ra­ti­ons­ab­kom­men UK-EU (TCA) gibt es je­doch eine Vor­la­ge, wie ein um­fas­sen­des Frei­han­dels­ab­kom­men CH-EU aus­se­hen könn­te. Das Bei­spiel Gross­bri­tan­ni­ens zeigt, dass es eine Mo­der­ni­sie­rung des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit der EU für die Schweiz nicht zum Null­ta­rif geben wird. Es ist an­zu­neh­men, dass wir un­se­ren Land­wirt­schafts­sek­tor öff­nen und wohl auch EU-Bei­hil­fe­re­geln sowie in­sti­tu­tio­nel­le Ele­men­te über­neh­men müss­ten. Es ist also il­lu­so­risch zu mei­nen, dass man mit einem um­fas­sen­den Frei­han­dels­ab­kom­men mit der EU bes­ser fährt als mit dem be­währ­ten bi­la­te­ra­len Weg.