So bleibt die Schweiz erfolgreich – die sieben Säulen der Innovationsfähigkeit
- Einleitung Das Wichtigste in Kürze | Position economiesuisse
- Kapitel 1 Einleitung
- Kapitel 2 Säule 1: Hohe Wettbewerbsfähigkeit dank ausgezeichneten Rahmenbedingungen
- Kapitel 3 Säule 2: Exzellentes Bildungssystem mit starker dualer Berufslehre
- Kapitel 4 Säule 3: Förderung von MINT-Fächern und Unternehmertum
- Kapitel 5 Säule 4: Prioritäre Finanzierung von Forschung und Entwicklung
- Kapitel 6 Säule 5: Zugang zu qualifizierten Fachkräften aus aller Welt
- Kapitel 7 Säule 6: Internationale Vernetzung und Kooperation
- Kapitel 8 Säule 7: Lebendige Innovationsökosysteme
- Kapitel 9 Fazit
Säule 5: Zugang zu qualifizierten Fachkräften aus aller Welt
Ohne qualifiziertes Personal lässt sich Innovation nicht realisieren. In den vorangegangenen Kapiteln wurde die Bedeutung von Bildung und insbesondere von technischem Wissen und Anwendbarkeit unterstrichen. Bereits seit den 1990er Jahren spricht man vom «War for Talents». Intelligente Personen mit einem hohen Verständnis für Technologie und operationeller Agilität gelten als äusserst wertvoll und werden in zahlreichen Ländern heiss umworben. Durch den fortschreitenden demografischen Wandel und zunehmende Digitalisierung hat sich der Wettbewerb um diese hoch qualifizierten Spezialisten nochmals verschärft. Das gilt auch für die Schweiz, die bezüglich Innovationskraft von Ausländerinnen und Ausländern sowie ausländischen Unternehmen eine lange Tradition vorweisen kann.
Eine Vielzahl von Studien unterstreicht den positiven Einfluss von ausländischen Fachkräften auf die Innovationsfähigkeit und die Dynamik einer Volkswirtschaft. So zeigen zum Beispiel Untersuchungen aus den USAklar auf, dass junge, gut ausgebildete Immigranten, die als Studierende oder als hochqualifizierte Arbeitnehmende ins Land kommen, in einer Volkswirtschaft einen grossen Mehrwert schaffen können. Sie haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, mittelfristig besser als Einheimische zu verdienen. Auch sind sie aktiver bei Firmengründungen. Solche Immigranten patentieren (in den USA) in etwa doppelt so oft wie Einheimische. Berücksichtigt ist dabei bereits die Tatsache, dass sie überproportional Bildungsabschlüsse in den Bereichen Wissenschaft und Technik halten. Eine Studie aus Norwegenhat anhand der Daten von 500 norwegischen Unternehmen den Zusammenhang zwischen der Anstellung hochqualifizierter Ausländerinnen und Ausländer und der Innovationsfähigkeit dieser Unternehmen untersucht. Die Ergebnisse sprechen für sich: Ausländische Fachkräfte erhöhen die Kollaboration mit internationalen Partnern und somit auch die Wahrscheinlichkeit von Produktinnovationen.
Seit Mitte 1990er Jahre hat sich die Zuwanderung in die Schweiz auf Hochqualifizierte konzentriert. Hochtalentierte internationale Spitzenkräfte aber auch Arbeitskräfte im Dienstleistungsbereich haben seither entscheidend zur Linderung des Fachkräftemangels beigetragen. Sie konnten den Folgen der demographischen Alterung entgegenwirken, förderten den Wissensaustausch und haben zur Steigerung der Produktivität und mehr Steuereinnahmen beigetragen.
Die Bedeutung der ausländischen Arbeits- und Fachkräfte wird künftig noch grösser werden. Denn der demographische Wandel akzentuiert sich. Je nachdem, wie stark das inländische Arbeitskräftepotenzial aktiviert werden kann, dürften hierzulande bis 2030 etwa eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen. Nicht nur das inländische Arbeitskräfteangebot wird sich verkleinern. Auch in Ländern wie Deutschland oder Frankreich wird sich die demographische Situation verschärfen. Diese Länder dienten bisher als grosse Pools für qualifizierte Arbeitskräfte, die in die Schweiz gekommen sind. Die Schweiz wird daher künftig weniger auf europäische Fachkräfte zurückgreifen können. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass der globale Wettbewerb um Fachkräfte zunimmt. Gemäss einem Bericht von Deloitte und der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer kann die Schweiz bei den Rahmenbedingungen für die Mobilität von internationalen Spitzenkräften nicht mit anderen Standorten mithalten. Dies stellt eine grosse Gefahr für den Innovationsstandort Schweiz dar.
Es braucht verschiedenste Bemühungen, um die Attraktivität der Schweiz für ausländische Fachkräfte zu erhöhen und die Hürden für Unternehmen möglichst abzubauen. Dazu gehört die bessere Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials aus Drittstaaten, ein vereinfachter Verbleib von ausländischen Studierenden nach Abschluss, weniger Hindernisse bei der grenzüberschreitenden firmeninternen Mobilität oder eine stärkere Digitalisierung von Bewilligungsprozessen. Die Schweiz tut gut daran, sich bereits heute für die Zukunft zu rüsten und den strukturellen Fach- und Arbeitskräftemangel mit frühzeitigen Massnahmen zu lindern.
Takeaway 5: Innovation geht nicht ohne qualifiziertes Personal. Einfache Bewilligungsverfahren und der offene Zugang zu globalen Fachkräften ist eine wichtige Voraussetzung für die Stärkung der Innovationskraft.