So bleibt die Schweiz erfolgreich – die sieben Säulen der Innovationsfähigkeit
- Einleitung Das Wichtigste in Kürze | Position economiesuisse
- Kapitel 1 Einleitung
- Kapitel 2 Säule 1: Hohe Wettbewerbsfähigkeit dank ausgezeichneten Rahmenbedingungen
- Kapitel 3 Säule 2: Exzellentes Bildungssystem mit starker dualer Berufslehre
- Kapitel 4 Säule 3: Förderung von MINT-Fächern und Unternehmertum
- Kapitel 5 Säule 4: Prioritäre Finanzierung von Forschung und Entwicklung
- Kapitel 6 Säule 5: Zugang zu qualifizierten Fachkräften aus aller Welt
- Kapitel 7 Säule 6: Internationale Vernetzung und Kooperation
- Kapitel 8 Säule 7: Lebendige Innovationsökosysteme
- Kapitel 9 Fazit
Säule 2: Exzellentes Bildungssystem mit starker dualer Berufslehre
Bildung ist heutzutage eine der entscheidendsten Bedingungen für technischen Fortschritt und Innovation. Entsprechend sollte sich auch das Bildungsniveau parallel zum technischen Fortschritt entwickeln. Es besteht eine fundamentale Wechselwirkung zwischen Bildung einerseits und Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen andererseits, wenn es darum geht, Forschungskapazitäten zu generieren. Eine unverzichtbare Voraussetzung für den sinnvollen Einsatz öffentlicher und privater Mittel ist das Vorhandensein eines genügenden Angebots an Hochqualifizierten und gut ausgebildeten Fachkräften.
Wenn Bildung im Kontext von Innovation betrachtet wird, kann die Bedeutung von Exzellenz nicht stark genug betont werden. Viele bekannte Innovatorinnen und Innovatoren haben ihr Studium an einer der weltbesten Universitäten absolviert. Hochschulen erfüllen auch die wichtige Aufgabe, kluge Köpfe zusammenzubringen. Gerade die USA mit ihren Elite-Universitäten haben dadurch eine internationale Signalwirkung, die sich auch in der Wirtschaftsleistung niederschlägt. In der Schweiz spielt der ETH-Bereich eine zentrale Rolle. Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Top-Universitäten pro Million Einwohner und der Innovationskraft der Länder, so wird ersichtlich, dass unabhängig von der Kausalität ein Zusammenhang besteht. Länder mit grosser Innovationskraft haben pro Einwohner eine deutlich grössere Dichte an Top-Universitäten. Autonome, stark finanzierte Hochschulen, die international kompetitiv sind, bilden also einen wichtigen Innovationsfaktor.
Das Berufsbildungssystem mit der beruflichen Grundbildung und der höheren Berufsbildung ist ein weiterer Grundpfeiler der schweizerischen Innovationsfähigkeit. Das duale Bildungssystem mit der Möglichkeit, nach einer Berufslehre vereinfacht ein tertiäres Studium zu absolvieren, ermöglicht ein breites, praxisorientiertes Bildungsangebot. Für die höhere Durchlässigkeit der Bildungswege ist entscheidend, dass die Jugendlichen nach einer Berufslehre eine tertiäre Ausbildung absolvieren können, um die in ihrem Berufsfeld relevanten Kompetenzen zu vertiefen. Die Berufsbildung trägt auch dazu bei, dass mit einem breiten «Skill-Mix» in Betrieben eine höhere Innovationsfähigkeit sichergestellt wird. Die Zusammenarbeit von Personen mit Abschlüsssen auf unterschiedlichsten Bildungsstufen hat für Innovation einen wichtigen Mehrwert.
Betrachtet man den heutigen Arbeitsmarkt in der Schweiz, so ist erkennbar, dass Abschlüsse auf Stufe Fachhochschule und Höhere Berufsbildung seitens Wirtschaft sehr gefragt sind. Dies vermutlich deshalb, weil ein berufspraktischer Vorlauf mit einer Berufslehre ein praxisbezogenes Fachwissen vermittelt, das in vielen Berufen Voraussetzung ist, damit akademisches Wissen überhaupt genutzt werden kann. Es zeigt sich also: Nicht nur exzellente Bildung, die vor allem ein vertieftes Wissen abdeckt, ist entscheidend für Innovation. Durchlässigkeit und Praxisbezug sind weitere entscheidende Komponenten, damit Jugendliche ihre Fähigkeiten voll zur Geltung bringen können.
Die Tendenz, dass Schülerinnen und Schüler anstatt einer Berufslehre vermehrt ein Gymnasium absolvieren wollen, ist in der Schweiz offensichtlich und dürfte sich weiter verstärken. Exzellenz in der universitären Ausbildung ist zwar zentral, eine vermehrte Abkehr von der Berufslehre schwächt aber die Innovationskraft der Schweiz deutlich. Das duale Bildungssystem der Schweiz ist in seiner Art und Weise weltweit wohl einzigartig und ein zentraler Erfolgsfaktor. Entscheidend ist aber, dass die Durchlässigkeit der Bildungswege weiter erhöht und die verschiedenen Systeme verstärkt kompatibel gemacht werden.
Nicht zu vergessen ist die immer grösser werdende Bedeutung des lebenslangen Lernens. Der rasche Wandel auf dem Arbeitsmarkt erfordert regelmässige Weiterbildung. Aus- und Weiterbildungen werden in der Zukunft aber nicht mehr so trennscharf voneinander abzugrenzen sein. Das Bildungssystem ist gefordert, flexibler als in der Vergangenheit zu reagieren, um den sich ändernden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden. Wissen und Kompetenzen veralten immer schneller.
Takeaway 2: Gute Bildung ist heutzutage eine der entscheidendsten Bedingungen für Innovation. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei ein exzellentes Bildungssystem mit starker dualer Berufslehre, verbunden mit einer hohen Durchlässigkeit der Bildungswege.