Verlässlichkeit

Von Leis­tungs­ab­bau keine Spur: die Schweiz und ihre erst­klas­si­ge In­fra­struk­tur

Vie­len Fe­ri­en­rück­keh­rern wird ge­ra­de wie­der be­wusst: Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer pro­fi­tie­ren von einer erst­klas­si­gen öf­fent­li­chen In­fra­struk­tur, die der­je­ni­gen an­de­rer Län­der in nichts nach­steht. Im Ge­gen­teil su­chen Qua­li­tät und Ver­läss­lich­keit des Ser­vice pu­blic hier­zu­lan­de ih­res­glei­chen. Gra­tis ist dies de­fi­ni­tiv nicht, die Steu­er­be­las­tung für Mit­tel­stand und Kon­su­men­ten ist aber den­noch mo­derat. Die Fi­nan­zie­rung einer hoch­wer­ti­gen In­fra­struk­tur ba­siert damit nicht zu­letzt auf einer aus­ser­or­dent­lich er­folg­rei­chen und ein­träg­li­chen Fir­men­steu­er­po­li­tik.

Die Be­haup­tung, dass ein at­trak­ti­ver Steu­er­stand­ort in Spar­pro­gram­men und Leis­tungs­ab­bau mün­det, reiht sich ein in die Schar un­be­leg­ter lin­ker Steu­er­my­then. Das linke Nar­ra­tiv pro­pa­giert ve­he­ment einen Leis­tungs­ab­bau im Ser­vice pu­blic (siehe hier­zu den of­fe­nen Brief an den VR der SBB und den Mas­ter­plan Post der SP Schweiz), ohne dafür jeg­li­che Be­le­ge mit­zu­lie­fern. Ein Blick in die Daten zeigt viel­mehr: Die Schwei­zer In­fra­struk­tur, von Bahn- und Stras­sen­ver­kehr, über Elek­tri­zi­täts- und Da­ten­netz­wer­ke hin zur Schwei­zer Post, steht im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich in nichts nach.

Die Grund­ver­sor­gung in den Be­rei­chen öf­fent­li­cher Ver­kehr, Post und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on haben in der Schweiz einen be­son­de­ren Stel­len­wert. Sie wird zum Gross­teil von bun­des- und kan­tons­na­hen Un­ter­neh­men wie SBB, Swiss­com, Post und Swiss­grid er­bracht oder durch Steu­ern und Ab­ga­ben fi­nan­ziert. Die Swiss­com, die SBB, die Post und Swiss­grid sind Un­ter­neh­men, die vom Bund und Kan­to­nen ka­pi­tal- und stim­men­mäs­sig be­herrscht wer­den. Sie sind also Be­sitz­tum des Bun­des und der Kan­to­ne und somit der Schwei­zer Steu­er­zah­len­den.

Die Schwei­zer In­fra­struk­tur sucht in­ter­na­tio­nal ih­res­glei­chen

Im Rah­men des Glo­bal Com­pe­ti­tiven­ess Index (GCI) er­mit­telt das World Eco­no­mic Forum (WEF) jähr­lich die Wett­be­werbs­fä­hig­keit von rund 140 Na­tio­nen. Be­stand­teil der Wett­be­werbs­fä­hig­keit ist die In­fra­struk­tur. Im ent­spre­chen­den Su­bin­dex weist die Schweiz wie im Ge­sam­t­ran­king eine her­vor­ra­gen­de Per­for­mance aus, le­dig­lich die Nie­der­lan­de und Japan er­reich­ten 2018 eine hö­he­re Punkt­zahl. Seit 2008 ran­giert die Schwei­zer In­fra­struk­tur kon­stant unter den ers­ten drei – deren Qua­li­tät liegt damit deut­lich über dem OECD-Durch­schnitt. Keine Spur eines ge­ne­rel­len Leis­tungs­ab­baus.

Gra­nu­la­re Daten lie­fert der GCI auch zur Elek­tri­zi­täts- und Te­le­fo­ni­ein­fra­struk­tur sowie zur Trans­port­in­fra­struk­tur der eva­lu­ier­ten Län­der. Durch einen Klick auf die blaue Be­schrif­tung ge­langt man zu den Sub­kom­po­nen­ten der In­fra­struk­tur­punkt­zahl für das Jahr 2016. Die Daten be­stä­ti­gen das ag­gre­gier­te Bild – mit Punkt­zah­len von 6 für die Elek­tri­zi­täts- und Te­le­fo­ni­en­etz­wer­ke und 7 (dem Ma­xi­mum) für die Trans­port­in­fra­struk­tur lag die Schweiz an vor­ders­ter Stel­le.

 

 

Trans­port­in­fra­struk­tur

Die Er­kennt­nis­se des GCI zur Trans­port­in­fra­struk­tur wi­der­spie­geln sich in der glo­ba­len und kon­ti­nen­ta­len Er­reich­bar­keit der Schweiz. Die Er­reich­bar­keit ist wich­tig für die At­trak­ti­vi­tät des Stand­orts und be­stimmt die Teil­nah­me der hie­si­gen Volks­wirt­schaft am glo­ba­len Wachs­tum (ge­mäss dem Be­richt zur glo­ba­len und kon­ti­nen­ta­len Er­reich­bar­keit 2018 von BAK Eco­no­mics). BAK Eco­no­mics quan­ti­fi­ziert mit Rei­se­zeit und Rei­se­fre­quenz die Er­reich­bar­keit Schwei­zer Re­gio­nen in­ner­halb Eu­ro­pas (kon­ti­nen­tal) sowie von aus­ser­halb des Kon­ti­nents (glo­bal).

Be­züg­lich der kon­ti­nen­ta­len Er­reich­bar­keit schnei­den die Schwei­zer Kan­tons­haupt­or­te im eu­ro­päi­schen Ver­gleich gut ab. So lag 2018 ein­zig Sion unter dem ge­samt­eu­ro­päi­schen Mit­tel­wert des Er­reich­bar­keits­in­dex. Zu den am bes­ten er­reich­ba­ren Haupt­or­ten ge­hör­ten Zü­rich, ge­folgt von Genf und Basel. Für die kon­ti­nen­ta­le Lage sind Stras­sen-, Bahn- und Flug­ver­bin­dun­gen, aber auch die geo­gra­fi­sche Lage in­ner­halb Eu­ro­pas re­le­vant. Dass die Schweiz nicht nur auf­grund ihrer geo­gra­fi­schen Lage gut er­reich­bar ist, zeigt sich darin, dass das Land eine über­durch­schnitt­lich hohe glo­ba­le Er­reich­bar­keit aus­weist. So er­reich­ten 2018 sämt­li­che Haupt­or­te einen In­dex­wert im oder über dem Durch­schnitt von 100. Eine Ana­ly­se ver­gleich­ba­rer eu­ro­päi­scher Me­tro­po­len un­ter­streicht die vor­züg­li­che Er­reich­bar­keit Zü­richs.

 

 

Klar ist, die gute Er­reich­bar­keit ist nicht gra­tis. Sie ist das Re­sul­tat gross­zü­gi­ger In­ves­ti­tio­nen in die Ver­kehrs­in­fra­struk­tur. Ein Ver­gleich mit um­lie­gen­den Län­dern zeigt: Die Schweiz in­ves­tier­te hier etwa 2019 mit 1.18 Pro­zent des Brut­to­in­land­pro­dukts deut­lich mehr als ihre Nach­barn Deutsch­land (0.81 Pro­zent), Frank­reich (0.87 Pro­zent) und Ös­ter­reich (0.58 Pro­zent). Mit mehr als 10.8 Mil­li­ar­den Fran­ken stell­te der Ver­kehr 2021 wie be­reits in den Vor­jah­ren den dritt­gröss­ten Aus­ga­be­pos­ten des Bun­des­haus­halts dar (siehe hier­zu den Bun­des­haus­halt im Über­blick der EFV). Ein sub­stan­zi­el­ler Teil, ge­ra­de im re­gio­na­len Per­so­nen­ver­kehr (RPV) (siehe hier­zu Fi­nan­zie­rung des BAV), wird aus dem all­ge­mei­nen Bun­des­haus­halt fi­nan­ziert. Die Aus­ga­ben hier­für be­tra­gen rund 1 Mil­li­ar­de Fran­ken jähr­lich – bei einem Kos­ten­de­ckungs­grad von durch­schnitt­lich 38 Pro­zent (ge­mäss Daten des BAV (2021)) – und wer­den mass­geb­lich von den stei­gen­den Ein­nah­men aus der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung ge­tra­gen.

Strom- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz­wer­ke

Die Schweiz pro­fi­tiert auch von einer sehr guten Elek­tri­zi­täts- und Te­le­fo­ni­ein­fra­struk­tur, wie die ent­spre­chen­den Sub­kom­po­nen­ten des In­fra­struk­tur­index auf­zei­gen (siehe Schalt­flä­che Gra­fik 1). So po­si­tio­nier­te sich das Schwei­zer Strom­netz­werk 2016 im En­er­gy Ar­chi­tec­tu­re Per­for­mance Index (EAPI) des WEF noch an ers­ter Stel­le unter 126 Län­dern (siehe hier­zu das ak­tu­ells­te Ran­king). Und auch die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz­wer­ke in der Schweiz sind qua­li­ta­tiv her­vor­ra­gend. Einen Beleg der Qua­li­tät, aber vor allem auch der Reich­wei­te die­ser In­fra­struk­tur lie­fert der Fakt, dass im Jahr 2019 rund 98 Pro­zent der Schwei­zer Be­völ­ke­rung Zu­gang zu einem Fest­netz­an­schluss mit min­des­tens 100 MB Down­load Ge­schwin­dig­keit hat­ten (ge­mäss Ab­bil­dung 19: Qua­li­tät der Fest­netz­an­schlüs­se im In­fra­struk­tur­be­richt 2019). Le­dig­lich die Mal­te­ser und Nie­der­län­der ver­füg­ten zu die­sem Zeit­punkt über eine bes­se­re Breit­band­ab­de­ckung in Eu­ro­pa.

Die Schwei­zer Post: in­ter­na­tio­na­les Non­plus­ul­tra mit Po­ten­zi­al nach oben

Schliess­lich ist auch die Grund­ver­sor­gung durch die Schwei­zer Post von her­vor­ra­gen­der Qua­li­tät. Die Schwei­zer Post führt den in­te­grier­ten Index für pos­ta­li­sche Ent­wick­lung (2IPD) des Welt­post­ver­eins seit meh­re­ren Jah­ren an. Auf einer Skala von 0 bis 100 plat­ziert sich die Schweiz seit 2017 mit der ma­xi­mal er­reich­ba­ren Punkt­zahl von 100 durch­ge­hend auf dem ers­ten Platz, deut­lich vor den zweit- und dritt­plat­zier­ten Deutsch­land (92.28) und Ös­ter­reich (91.04) (siehe Gra­fik 3).

 

 

Top In­fra­struk­tur dank Top Steu­er­stand­ort

Die Schwei­zer In­fra­struk­tur ist auf Top­ni­veau. Sämt­li­che Teil­seg­men­te fin­den sich an den Spit­zen in­ter­na­tio­na­ler Ran­kings. Gleich­zei­tig ist die Be­las­tung des Mit­tel­stands und der Kon­su­men­ten sehr mo­derat. Kon­sum­ba­sier­te Steu­ern sta­gnie­ren auf in­ter­na­tio­nal ein­zig­ar­tig tie­fem Ni­veau (wie be­reits hier be­legt) und die Ein­kom­mens­be­steue­rung der Mit­tel­klas­se ist seit 1995 ge­sun­ken (wie be­reits hier be­legt). Staat­li­che Bei­trä­ge zu den ste­tig stei­gen­den In­ves­ti­tio­nen in die In­fra­struk­tur wer­den auch durch stei­gen­de Er­trä­ge aus der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung ge­deckt. Zu­sätz­lich tra­gen die vie­len an­säs­si­gen Un­ter­neh­men, die ent­spre­chen­de Leis­tun­gen nach­fra­gen, via Nut­zungs­ge­büh­ren und Ab­ga­ben zur Fi­nan­zie­rung der Fix­kos­ten bei. Davon pro­fi­tie­ren auch Herr und Frau Schwei­zer, wann immer sie die In­fra­struk­tur nut­zen.

 

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