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Linke Steu­er­my­then ent­kräf­tet

Eine Ana­ly­se der Ein­kom­mens­be­steue­rung macht deut­lich, dass der Mit­tel­stand seit 1995 von kla­ren Steu­er­ent­las­tun­gen pro­fi­tiert. Die an­geb­lich zu­neh­men­de Be­las­tung der Bür­ger auf­grund von Un­ter­neh­mens­steu­er­re­for­men ist ein My­thos. Von einer ge­ne­rell at­trak­ti­ven Steu­er­po­li­tik pro­fi­tie­ren alle: Mit­tel­stand, Pen­sio­nier­te und Fa­mi­li­en.

Ent­ge­gen den Be­haup­tun­gen lin­ker Krei­se gibt es keine An­zei­chen, dass in der Schweiz nur noch Lohn, Rente und Kon­sum be­steu­ert wer­den sol­len. Dies zeigt eine Ana­ly­se zur Ent­wick­lung der Ein­kom­mens­steu­er­be­las­tung. Da­ten­grund­la­ge sind von der Eid­ge­nös­si­schen Steu­er­ver­wal­tung pu­bli­zier­te Zeit­rei­hen, die von den Öko­no­mie­pro­fes­so­ren Raphaël Par­chet (USI Lu­ga­no) und Kurt Schmid­hei­ny (Uni­ver­si­tät Basel) di­gi­ta­li­siert und er­gänzt wur­den. Die «NZZ» hat die Daten wei­ter auf­be­rei­tet und auf Kan­tons­ebe­ne ag­gre­giert. eco­no­mie­su­is­se hat die­sen Da­ten­schatz ge­nau­er an­ge­schaut. Die Ana­ly­se bringt ans Licht, dass die Steu­er­zah­len­den der Mit­tel­klas­se seit 1995 steu­er­lich deut­lich ent­las­tet wur­den.

Um­fas­sen­der Da­ten­satz zur Ana­ly­se

Die dar­ge­stell­te Steu­er­be­las­tung er­gibt sich aus der Summe der Be­las­tung aus Ge­mein­de-, Kan­tons- und Kir­chen­steu­ern. Die Daten rei­chen von 1995 bis ins Jahr 2018 und zei­gen die Be­las­tung für ver­schie­de­ne Ein­kom­mens­klas­sen (30., 50. und 70. Ein­kom­men­sper­zen­til) und Haus­halt­s­ty­pen (ver­hei­ra­tet ohne Kin­der, ver­hei­ra­tet mit Kin­dern und Le­di­ge). Zum Ver­gleich: Im Jahr 2018 lag das Me­di­an-Rein­ein­kom­men (50. Per­zen­til) ge­mäss der Eid­ge­nös­si­schen Steu­er­ver­wal­tung bei ver­hei­ra­te­ten In­di­vi­du­en bei 102’100 Fran­ken jähr­lich und bei Al­lein­ste­hen­den bei 50’600 Fran­ken.

Alle Ein­kom­mens­klas­sen pro­fi­tie­ren

Aus den Daten lässt sich fest­stel­len, dass der un­te­re Mit­tel­stand (30. Per­zen­til) von den gross­zü­gigs­ten Steu­er­sen­kun­gen pro­fi­tier­te. Auch In­di­vi­du­en bzw. Haus­hal­te mit Me­di­an­ein­kom­men und im hö­he­ren Mit­tel­stand (70. Per­zen­til) ver­zeich­ne­ten deut­li­che Ent­las­tun­gen in einem Gross­teil der Kan­to­ne.

Bis auf die zwei Aus­nah­men So­lo­thurn und Waadt wur­den Haus­hal­te mit ver­hei­ra­te­ten Paa­ren und Kin­dern in allen Kan­to­nen ent­las­tet. Und dies über sämt­li­che ana­ly­sier­te Ein­kom­men­sper­zen­ti­le. Be­son­ders si­gni­fi­kan­te Re­duk­tio­nen ver­zeich­ne­ten die Kan­to­ne Genf und Frei­burg. Im Ver­gleich zu 1995 re­du­zier­te sich die Steu­er­be­las­tung in den bei­den Kan­to­nen für ge­wis­se Haus­hal­te um bis zu 7.19 Pro­zent­punk­te. Der ge­ne­rel­le Trend in den Kan­to­nen lässt sich an­hand der in­ter­ak­ti­ven Gra­fik für vier Re­gio­nen der Schweiz nach­voll­zie­hen.

Ent­las­tung von Fa­mi­li­en und Pen­sio­nier­ten

Bei­spie­le kan­to­na­ler Steu­er­re­for­men zei­gen auf, wie die be­ob­ach­te­ten Ent­las­tun­gen zu­stan­de kamen. So fo­kus­sier­te die Steu­er­po­li­tik in den Kan­to­nen seit 1995 ins­be­son­de­re auf ein­kom­mens­schwä­che­re Haus­hal­te sowie Fa­mi­li­en mit Kin­dern. Von 2006 bis 2010 nahm eine Viel­zahl von Kan­to­nen Re­for­men der Ein­kom­mens­steu­ern in An­griff. So etwa die Kan­to­ne Lu­zern und Basel-Land (beide 2007), St. Gal­len (2006) und Genf (2009) – sie ziel­ten auf die steu­er­li­che Ent­las­tung ein­kom­mens­schwa­cher Haus­hal­te, des Mit­tel­stands und der Fa­mi­li­en ab. Alle vier Kan­to­nen sahen eine Ent­las­tung der Fa­mi­li­en durch eine Er­hö­hung der Kin­der­ab­zü­ge und der Ab­zü­ge der Kos­ten für die Fremd­be­treu­ung vor. In den Kan­to­nen Genf und Basel-Land wurde mit einem Voll­split­ting für Ehe­paa­re zudem die Hei­rats­stra­fe ge­mil­dert. Wei­ter be­güns­tig­ten die bei­den Kan­to­ne mit ihren Re­for­men ein­kom­mens­schwa­che Rent­ner mit Ta­rif­re­duk­tio­nen und So­zi­al­ab­zü­gen.

 

 

Alle pro­fi­tie­ren von einer wett­be­werbs­fä­hi­gen Steu­er­po­li­tik

Die gross­zü­gi­ge Steu­er­ent­las­tung des Mit­tel­stands ist Be­stand­teil einer er­folg­rei­chen Steu­er­po­li­tik. Dass ein at­trak­ti­ver Steu­er­stand­ort für Fir­men, wie ihn die Schweiz und viele Kan­to­ne dar­stel­len, über eine Zu­satz­be­las­tung der Pri­vat­haus­hal­te fi­nan­ziert wer­den muss, ist Un­sinn. Viel­mehr ist das Ge­gen­teil der Fall. Die dar­ge­stell­ten Daten über die Ent­las­tung des Mit­tel­stands sind ein Beleg dafür. Eine wett­be­werbs­fä­hi­ge Steu­er­po­li­tik für Un­ter­neh­men ist im In­ter­es­se der Haus­hal­te. Die Re­form der Ver­rech­nungs­steu­er, über die im Sep­tem­ber ab­ge­stimmt wird, ist dabei der nächs­te wich­ti­ge Schritt zur Si­che­rung die­ses Er­folgs.

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