Som­mer­ses­si­on 2019

Vom 3. bis 21. Juni fand die Som­mer­ses­si­on statt. Hier fin­den Sie un­se­re Stel­lung­nah­men zu wich­ti­gen Ge­schäf­ten.

Die Ses­si­on im Über­blick

Am 21. Juni ging die drei­wö­chi­ge Som­mer­ses­si­on 2019 zu Ende. Für die Wirt­schaft wich­ti­ge Vor­la­gen wur­den be­ra­ten. Die Dis­kus­sio­nen in den Räten waren auch ge­zeich­net durch die an­ste­hen­den Wah­len – eco­no­mie­su­is­se hätte sich bis­wei­len mehr Sach- statt Wahl­po­li­tik ge­wünscht.

Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve: Ge­fähr­li­cher An­satz für die Lö­sung eines noch ge­fähr­li­che­ren Pro­blems … so lau­tet das Fazit von eco­no­mie­su­is­se zum na­tio­nal­rät­li­chen Be­schluss, auf den Ge­gen­vor­schlag zur Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve ein­tre­ten zu wol­len. Statt das ge­fähr­li­che Ex­pe­ri­ment Ge­gen­vor­schlag zu be­en­den, soll als Nächs­tes die Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats ba­sie­rend auf neuen «Eck­wer­ten» ein­mal mehr ver­su­chen, einen wirt­schafts­ver­träg­li­chen Kom­pro­miss aus­zu­ar­bei­ten. Dies ob­wohl die In­iti­an­ten alle bis­he­ri­gen kon­struk­ti­ven Lö­sungs­vor­schlä­ge der Wirt­schaft in den Wind ge­schla­gen haben. Sie hal­ten stur fest an einer für die Wirt­schaft und den Stand­ort Schweiz schäd­li­chen Ver­si­on. Es ist nun am Stän­de­rat, das Power­play der In­iti­an­ten zu be­en­den, nicht auf den Ge­gen­vor­schlag ein­zu­tre­ten und den Stand­ort und die Un­ter­neh­men auch vor der ge­fähr­li­chen In­itia­ti­ve zu schüt­zen.

Für eco­no­mie­su­is­se war immer klar, dass ein all­fäl­li­ger Ge­gen­vor­schlag zum Rück­zug der In­itia­ti­ve füh­ren muss und die­ser auf kei­nen Fall die Män­gel der Vor­la­ge über­neh­men darf. Al­lein durch den Ver­zicht auf eine neue Haf­tungs­re­gel – wie es die neuen Eck­wer­te vor­se­hen – ist dies nicht getan. Denn es blei­ben zen­tra­le Fra­gen un­ge­löst und damit bleibt das Da­mo­kles­schwert über den Un­ter­neh­men in der Schweiz hän­gen.

Er­freut nimmt eco­no­mie­su­is­se hin­ge­gen zur Kennt­nis, dass die gros­se Kam­mer so­wohl die Pes­ti­zid­ver­bots-In­itia­ti­ve als auch die Trink­was­ser-In­itia­ti­ve Volk und Stän­den klar zur Ab­leh­nung emp­fiehlt. So po­si­tiv die Titel der bei­den Vor­la­gen auch klin­gen mögen, so ne­ga­tiv wären deren Aus­wir­kun­gen: Beide In­itia­ti­ve scha­den der Schweiz so­wohl als Pro­duk­ti­ons- wie auch als In­no­va­ti­ons­stand­ort, da sie unter an­de­rem einen mas­si­ven An­stieg der Nah­rungs­mit­tel­prei­se zur Folge hät­ten. An­stel­le von solch un­dif­fe­ren­zier­ten In­itia­ti­ven be­vor­zugt es eco­no­mie­su­is­se, die Nach­hal­tig­keit in der Agrar­wirt­schaft um­fas­send im Drei­eck Um­welt, So­zia­les und Öko­no­mie zu be­trach­ten. Dies ist be­reits in der Vor­la­ge zur Agrar­po­li­tik 22+ so vor­ge­se­hen.

Aus­ser­dem hat der Na­tio­nal­rat auch beim Ent­eig­nungs­recht den An­lie­gen der Wirt­schaft Rech­nung ge­tra­gen, indem er es mo­der­ni­siert und damit ef­fi­zi­en­ter ge­stal­tet hat. Für die Un­ter­neh­men ist dabei ins­be­son­de­re der Ver­zicht auf Son­der­re­ge­lun­gen bei Ent­eig­nun­gen im Zu­sam­men­hang mit Flug­lärm von Be­deu­tung. Das Ge­schäft geht nun in den Stän­de­rat.

Für die Schwei­zer Wirt­schaft weit we­ni­ger er­freu­lich ist der knap­pe Ent­scheid des Stän­de­rats, den Bun­des­rat mit der Aus­ar­bei­tung von Ge­set­zes­grund­la­gen für eine Kon­trol­le von aus­län­di­schen Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen zu be­auf­tra­gen. Als einer der welt­weit be­deu­tends­ten Di­rekt­in­ves­to­ren muss die Schweiz dem zu­neh­mend pro­tek­tio­nis­ti­schen Klima wi­der­ste­hen und nicht leicht­fer­tig Bar­rie­ren er­rich­ten. An­stel­le einer Kon­troll­be­hör­de mit hohen fi­nan­zi­el­len und ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten für die Un­ter­neh­men braucht es viel­mehr kon­kre­te An­stren­gun­gen zur Ver­bes­se­rung der un­ter­neh­me­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen. Zu­guns­ten der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät der Schweiz ist es wich­tig, dass der Na­tio­nal­rat nun in sei­ner Be­ra­tung In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len ent­schie­den ab­lehnt.

Neben einem guten In­ves­ti­ti­ons­kli­ma ge­hört auch die Di­gi­ta­li­sie­rung zu einem wich­ti­gen Pfei­ler der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät un­se­res Lan­des. Dabei ist die Schaf­fung einer staat­lich ge­prüf­ten elek­tro­ni­schen Iden­ti­tät (E-ID) ent­schei­dend, denn sie ge­hört zur Ba­sis­in­fra­struk­tur für die di­gi­ta­le Schweiz. Es ist er­freu­lich, dass sich nach dem Na­tio­nal­rat nun auch der Stän­de­rat für das von der Wirt­schaft fa­vo­ri­sier­te Kon­zept aus­ge­spro­chen hat. Die vor­ge­se­he­ne Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Staat und Pri­va­ten ist zu­kunfts­wei­send: Künf­tig soll der Staat der Her­aus­ge­ber der E-ID sein und die Pri­va­ten sor­gen für deren Ein­satz­mög­lich­kei­ten. Eine aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung fin­den sie hier. Das Ge­schäft geht nun zu­rück in den Na­tio­nal­rat.

Ähn­lich wie bei der E-ID soll auch das Ur­he­ber­recht den heu­ti­gen An­for­de­run­gen an­ge­passt wer­den. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass dies dem Stän­de­rat auf Basis des breit ab­ge­stütz­ten Kom­pro­mis­ses der AGUR 12 II weit­ge­hend ge­lun­gen ist. Es ist nun be­deut­sam, dass im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung noch die er­for­der­li­chen An­pas­sun­gen vor­ge­nom­men wer­den kön­nen und die Re­vi­si­on dann ab­ge­schlos­sen wer­den kann. Dies er­höht auch die Wahr­schein­lich­keit, dass die Schweiz wie­der von der – für Län­der mit man­geln­dem Ur­he­be­rechts­schutz vor­ge­se­he­nen – US-Watch­lis­te «Spe­cial Re­port 301» ver­schwin­det. Die Vor­la­ge geht nun zu­rück in den Na­tio­nal­rat.

Eine wei­te­re Vor­la­ge, die längst einer Mo­der­ni­sie­rung be­darf, ist jene des Ak­ti­en­rechts. Nach­dem der Stän­de­rat im letz­ten Jahr das Ge­schäft an seine vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on mit dem Auf­trag, die Vor­la­ge wirt­schafts­ver­träg­lich aus­zu­ge­stal­ten, zu­rück­ge­wie­sen hatte, hat die klei­ne Kam­mer nun er­neut über die Vor­la­ge be­ra­ten. Eine aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung davon fin­den sie hier. Die Vor­la­ge geht nun zu­rück in den Na­tio­nal­rat.

So­wohl der Stän­de­rat wie auch der Na­tio­nal­rat haben die Emp­feh­lun­gen des Glo­bal Forum über Trans­pa­renz und In­for­ma­ti­ons­aus­tausch für Steu­er­zwe­cke be­ra­ten. Nach Aus­glei­chung be­ste­hen­der Dif­fe­ren­zen konn­ten sich die Räte schliess­lich auf eine Lö­sung ei­ni­gen, wel­che den An­for­de­run­gen des Glo­bal Forum ge­nü­gen dürf­te. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst diese Lö­sung aus­drück­lich, da sie vor­erst ver­hin­dern soll­te, dass die Schweiz auf einer schwar­zen Liste lan­det. Dies ist so­wohl für Un­ter­neh­men als auch für die Re­pu­ta­ti­on des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz von zen­tra­ler Be­deu­tung.

Für die Wirt­schaft pro­ble­ma­tisch ist die An­nah­me zwei­er na­he­zu gleich­lau­ten­den Mo­tio­nen aus den Kom­mis­sio­nen für Wirt­schaft und Ab­ga­ben (WAK) von Na­tio­nal- und Stän­de­rat. Diese er­tei­len dem Bun­des­rat nun den de­fi­ni­ti­ven Auf­trag zu Nach­ver­hand­lun­gen zum In­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­men mit der EU (InstA) in den Be­rei­chen Lohn­schutz, staat­li­che Bei­hil­fen und Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie. eco­no­mie­su­is­se sieht keine Vor­tei­le bei die­sen Mo­tio­nen. Nicht nur hat der Bun­des­rat be­reits Klä­run­gen an­ge­kün­digt, son­dern die EU hat auch mehr­fach klar­ge­macht, dass für sie die Ver­hand­lun­gen nach vier­ein­halb Jah­ren nun de­fi­ni­tiv ab­ge­schlos­sen sind. Somit sind Zu­satz­ver­hand­lun­gen un­rea­lis­tisch. Hin­ge­gen sind die vom Bun­des­rat an­vi­sier­ten Klä­run­gen not­wen­dig und auch mög­lich. Diese soll­ten nun mög­lichst rasch an die Hand ge­nom­men wer­den.

Weit­aus we­ni­ger zö­ger­lich als beim Ab­schluss des InstA zeig­te sich der Stän­de­rat indes bei den In­ves­ti­tio­nen in die Bahn­in­fra­struk­tur. Dass sich nun nach dem Na­tio­nal­rat auch der Stän­de­rat zum Aus­bau­schritt 2035 be­kannt hat, be­grüsst eco­no­mie­su­is­se grund­sätz­lich. Al­ler­dings ist der Um­fang der ge­spro­che­nen Mit­tel (fast 13 Mil­li­ar­den Fran­ken) kri­tisch zu be­trach­ten. Der Bahn­aus­bau muss ein op­ti­ma­les Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis bie­ten und fi­nanz­po­li­tisch auch lang­fris­tig ver­träg­lich sein. Diese An­for­de­rung hätte die Vor­la­ge des Bun­des­rats mit einem In­ves­ti­ti­ons­vo­lu­men von 11,9 Mil­li­ar­den Fran­ken bes­ser er­füllt.

Schliess­lich be­schäf­tig­ten sich auch beide Räte mit der To­tal­re­vi­si­on des Bun­des­ge­set­zes über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen. Hier­bei be­dau­ert eco­no­mie­su­is­se, dass der «Hei­mat­schutz-Ar­ti­kel» in der Schluss­ab­stim­mung gut­ge­heis­sen wurde, wenn­gleich unter Vor­be­halt der in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Preis­un­ter­schie­de zwi­schen Schwei­zer und aus­län­di­schen An­bie­tern in­ner­halb eines Be­schaf­fungs­ver­fah­rens zu be­rück­sich­ti­gen stellt fak­tisch eine pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­me zum Schutz der Fir­men vor aus­län­di­scher Kon­kur­renz dar. Dies wi­der­spricht dia­me­tral der schwei­ze­ri­schen Aus­sen­han­dels­po­li­tik.

Die Som­mer­ses­si­on 2019 der eid­ge­nös­si­schen Räte steht vor der Türe. Ab dem 3. Juni ste­hen in bei­den Kam­mern für die Wirt­schaft zen­tra­le Vor­la­gen auf der Trak­tan­den­lis­te: An­ge­fan­gen mit der schäd­li­chen Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve und dem Ge­gen­vor­schlag im Na­tio­nal­rat. Die In­itia­ti­ve würde zu einer gren­zen­lo­sen Haf­tung von Schwei­zer Un­ter­neh­men füh­ren und diese er­pres­se­ri­schen Kla­gen aus­set­zen, selbst wenn ein Un­ter­neh­men kein Ver­schul­den trifft. Die Wirt­schaft lehnt die In­itia­ti­ve ge­nau­so ab wie den Ge­gen­vor­schlag. Es hat sich ge­zeigt, dass die­ser nicht zum Rück­zug der In­itia­ti­ve füh­ren kann. Auch die Volks­in­itia­ti­ve für eine Schweiz ohne syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de schiesst am Ziel vor­bei und ist ab­zu­leh­nen. Un­ter­stüt­zungs­wür­dig sind hin­ge­gen die neuen Be­stim­mun­gen im Bun­des­ge­setz über die Ent­eig­nung, so wie vom Bun­des­rat vor­ge­schla­gen, und die Frei­han­dels­ab­kom­men mit Ecua­dor und der Tür­kei.

Der Stän­de­rat hat dar­über zu be­fin­den, ob die Schweiz den Emp­feh­lun­gen des Glo­ba­len Fo­rums über Trans­pa­renz und In­for­ma­ti­ons­aus­tausch für Steu­er­zwe­cke nach­kom­men will oder lie­ber auf einer schwar­zen Liste lan­den soll – mit gra­vie­ren­den Fol­gen für un­se­re Un­ter­neh­men. Hier soll­te der Stän­de­rat sich den Emp­feh­lun­gen der Min­der­heit sei­ner Kom­mis­si­on an­schlies­sen, damit nur sehr schwer wie­der­gut­zu­ma­chen­der Scha­den recht­zei­tig ab­ge­wen­det wer­den kann. Kommt die Vor­la­ge zur Be­rei­ni­gung der Dif­fe­ren­zen noch­mals in den Na­tio­nal­rat, muss auch die­ser – ins­be­son­de­re mit Blick auf die künf­ti­ge Hand­ha­bung von In­ha­ber­ak­ti­en – auf eine Lö­sung ein­schwen­ken, die mit den Emp­feh­lun­gen des Glo­ba­len Fo­rums kon­form sind. Seine ak­tu­el­le Ver­si­on ist es nicht.

Auch die Ein­füh­rung von In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len führt aus Sicht der Wirt­schaft nicht zum Er­folg und ge­hört ab­ge­lehnt. Hin­ge­gen soll­te die klei­ne Kam­mer bei der Ein­füh­rung des di­gi­ta­len Iden­ti­täts­nach­wei­ses (E-ID) vor­wärts­ma­chen und die Vor­la­ge nach dem Ent­wurf des Bun­des­rats ver­ab­schie­den. Die Wirt­schaft ist auf bald­mög­li­che Klar­heit an­ge­wie­sen, damit die Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb nicht den An­schluss ver­lie­ren.

Mo­der­ni­siert wer­den soll auch das Ur­he­ber­recht. Die Re­vi­si­ons­vor­la­ge des Bun­des­rats ba­siert auf einem breit ab­ge­stütz­ten Kom­pro­miss, der von Ver­tre­tern der Kul­tur­schaf­fen­den, Pro­du­zen­ten, Nut­zer, Kon­su­men­ten sowie der Wirt­schaft in den we­sent­li­chen Punk­ten ge­tra­gen wird. Der Stän­de­rat soll­te die Re­vi­si­on auf die­ser Basis im Grund­satz gut­heis­sen.

Nach­dem der Stän­de­rat im letz­ten Jahr das Ak­ti­en­recht an seine vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on mit dem Auf­trag, die Vor­la­ge wirt­schafts­ver­träg­lich aus­zu­ge­stal­ten, zu­rück­ge­wie­sen hatte, hat der Stän­de­rat nun er­neut über die Vor­la­ge zu be­ra­ten. Dabei gilt es, auf Basis der guten Vor­ar­bei­ten des Na­tio­nal­rats die Re­vi­si­on vor­an­zu­brin­gen. Dazu sind noch ein­zel­ne An­pas­sun­gen er­for­der­lich.

Schliess­lich wer­den ei­ni­ge Ge­schäf­te von bei­den Räten be­ra­ten – teil­wei­se geht es um die Be­rei­ni­gung von we­ni­gen Dif­fe­ren­zen:

Für die Wirt­schaft pro­ble­ma­tisch sind zwei na­he­zu gleich­lau­ten­de Vor­la­gen aus den Kom­mis­sio­nen für Wirt­schaft und Ab­ga­ben von Na­tio­nal- und Stän­de­rat, die Nach­ver­hand­lun­gen zum In­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­men mit der EU (InstA) ver­lan­gen. Das InstA ist das Er­geb­nis vier­ein­halb­jäh­ri­ger Ver­hand­lun­gen zwi­schen der Schweiz und der EU. Die EU hat im De­zem­ber 2018 wei­te­re Ver­hand­lun­gen über das vor­lie­gen­de Ab­kom­men aus­ge­schlos­sen. Es gibt keine Hin­wei­se auf die Mög­lich­keit von Nach­ver­hand­lun­gen. Davon ab­ge­se­hen kann man nicht davon aus­ge­hen, dass Nach­ver­hand­lun­gen aus­schliess­lich zu Ver­bes­se­run­gen des InstA füh­ren. Die EU ist bei meh­re­ren ihrer Kern­for­de­run­gen der Schweiz weit ent­ge­gen­ge­kom­men. Für die Wirt­schaft ist eine wei­te­re Ver­zö­ge­rung des Ab­schlus­ses des Ab­kom­mens und das Ri­si­ko einer Ver­schlech­te­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen zwi­schen der EU und der Schweiz nicht ak­zep­ta­bel.

Volks­wirt­schaft­lich po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen wird hin­ge­gen der ge­plan­te so­ge­nann­te Aus­bau­schritt 2035 zei­ti­gen, dank dem die Ei­sen­bahn­in­fra­struk­tur schritt­wei­se aus­ge­baut und Ka­pa­zi­tä­ten er­höht wer­den sol­len. Hier gilt es aus Sicht der Wirt­schaft je­doch, stets das op­ti­ma­le Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis im Auge zu be­hal­ten. Auch die To­tal­re­vi­si­on des Bun­des­ge­set­zes über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen steht in bei­den Räten auf der Trak­tan­den­lis­te. eco­no­mie­su­is­se setzt sich für ein wett­be­werbs­freund­li­ches Be­schaf­fungs­recht ein, wel­ches im Ein­klang mit in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz steht.

De­tail­in­for­ma­tio­nen zu einer Aus­wahl von wich­ti­gen Ge­schäf­ten der Som­mer­ses­si­on 2019 fin­den Sie nach­ste­hend.

Beide Räte

DIF­FE­RENZ­BER­EI­NI­GUNG ZU­GUNS­TEN EINES TRANS­PA­REN­TEN UND WETT­BE­WERBS­FÖR­DERN­DEN BE­SCHAF­FUNGS­WE­SENS WÜN­SCHENS­WERT

Mit der Vor­la­ge un­ter­brei­tet der Bun­des­rat dem Par­la­ment die To­tal­re­vi­si­on des gel­ten­den Bun­des­ge­set­zes über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen (BöB). An­lass der To­tal­re­vi­si­on ist das re­vi­dier­te WTO-Über­ein­kom­men über das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen (GPA 2012). Es wurde am 30. März 2012 ver­ab­schie­det und trat am 6. April 2014 in Kraft. Sämt­li­che Ver­trags­staa­ten sind ver­pflich­tet, die Än­de­rung des GPA 2012 im na­tio­na­len Recht um­zu­set­zen – so auch die Schweiz.

Neben der Um­set­zung des GPA 2012 soll mit der Re­vi­si­on des BöB das Be­schaf­fungs­recht von Bund und Kan­to­nen ein­an­der in­halt­lich an­ge­gli­chen wer­den. Be­währ­te Re­ge­lungs­kon­zep­te wer­den bei­be­hal­ten. Zwecks Har­mo­ni­sie­rung soll das BöB mo­dern struk­tu­riert und sprach­lich über­ar­bei­tet wer­den. Wei­te­re Än­de­run­gen be­tref­fen Un­ter­stel­lungs­fra­gen. So ist vor­ge­se­hen, dass die Ver­lei­hung be­stimm­ter Kon­zes­sio­nen und die Über­tra­gung ge­wis­ser öf­fent­li­cher Auf­ga­ben neu unter das Be­schaf­fungs­recht fal­len. Aus­ser­dem schlägt der Bun­des­rat neue In­stru­men­te vor, na­ment­lich den Dia­log, Rah­men­ver­trä­ge sowie elek­tro­ni­sche Auk­tio­nen. Ein wei­te­rer Schwer­punkt liegt auf den The­men Ver­hand­lun­gen und Rechts­schutz. Zwei Neue­run­gen sind die elek­tro­ni­sche Ab­wick­lung von Be­schaf­fungs­ver­fah­ren und das Ver­bot von Ver­hand­lun­gen zum Zweck, den An­ge­bots­preis zu sen­ken (sog. «Ab­ge­bots­run­den»). Der Bun­des­rat will auch den Zu­gang zu den Ge­rich­ten aus­bau­en. Die Be­schwer­de­instanz soll Scha­den­er­satz­be­geh­ren ad­hä­si­ons­wei­se er­le­di­gen kön­nen. Zudem soll die Kor­rup­ti­ons­prä­ven­ti­on im öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sen ver­stärkt wer­den. Hinzu kommt eine sys­te­ma­ti­sche Re­ge­lung der Aus­schluss- und Sank­ti­ons­tat­be­stän­de. An­bie­ter und Sub­un­ter­neh­mer, die von künf­ti­gen Be­schaf­fungs­vor­ha­ben aus­ge­schlos­sen sind, sol­len neu auf einer zen­tra­len Liste er­fasst wer­den.

Keine Än­de­run­gen schlägt der Bun­des­rat im Hin­blick auf die mass­ge­ben­den Schwel­len­wer­te vor. Neu soll je­doch zwi­schen einem so­ge­nann­ten Staats­ver­trags­be­reich und Nicht-Staats­ver­trags­be­reich un­ter­schie­den wer­den. Der Staats­ver­trags­be­reich er­fasst jene öf­fent­li­chen Be­schaf­fun­gen im Gel­tungs­be­reich der in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Dem­ge­gen­über un­ter­ste­hen öf­fent­li­che Auf­trä­ge im Nicht-Staats­ver­trags­be­reich nur den Re­geln des na­tio­na­len Rechts.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Ge­set­zes­re­vi­si­on grund­sätz­lich. Bei den Zu­schlags­kri­te­ri­en gibt es al­ler­dings noch An­pas­sungs­be­darf.

Grund­sätz­li­che Hal­tung zur Re­vi­si­ons­vor­la­ge

Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen muss im In­ter­es­se der Schweiz wett­be­werbs­freund­lich aus­ge­stal­tet sein. Mit einem gros­sen Vo­lu­men prägt der Staat als be­deu­ten­der Kunde das Wirt­schafts­ge­sche­hen und den Wett­be­werb. Daher hat ein trans­pa­ren­tes und auf den Grund­sät­zen der Gleich­be­hand­lung sowie des Markt­zu­gangs ste­hen­des öf­fent­li­ches Be­schaf­fungs­we­sen höchs­te Prio­ri­tät für un­se­re Volks­wirt­schaft. Dar­über hin­aus dro­hen der Schweiz in­ter­na­tio­na­le Sank­tio­nen, wenn das re­vi­dier­te BöB gegen WTO-Vor­schrif­ten ver­stösst. Das Ziel muss sein, das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen auf eine wett­be­werbs­freund­li­che, zeit­ge­mäs­se ge­setz­li­che Grund­la­ge zu stel­len. Bei der Aus­ge­stal­tung der Vor­schrif­ten des öf­fent­li­chen Be­schaf­fungs­we­sens sol­len nur sol­che Ziel­set­zun­gen und Kri­te­ri­en aus­schlag­ge­bend sein, wel­che wett­be­werbs­för­dernd sind. Das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen soll nicht für an­de­re Ziele zweck­ent­frem­det wer­den.

Kein Wi­der­spruch mit in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz

Zu­schlags­kri­te­ri­en dür­fen nicht den in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz wi­der­spre­chen. Art. 29 BöB ist in die­sem Sinne aus­ge­spro­chen hei­kel. Auf das Kri­te­ri­um der un­ter­schied­li­chen Preis­ni­veaus in den Her­kunfts­staa­ten der An­bie­ter soll­te un­be­dingt gänz­lich ver­zich­tet wer­den. Die­ses Zu­schlags­kri­te­ri­um fehlt in den in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Aus­ser­dem dürf­te es in der Pra­xis zu er­heb­li­chen Schwie­rig­kei­ten füh­ren, kön­nen doch auf ein be­stimm­tes An­ge­bot un­ter­schied­li­che Preis­in­di­zes An­wen­dung fin­den (wenn ein­zel­ne Kom­po­nen­ten aus ver­schie­de­nen Län­dern kom­men). Es braucht daher zwin­gend eine Strei­chung der Be­rück­sich­ti­gung der Preis­ni­veaus bzw. der Kauf­kraft­un­ter­schie­de im Staats­ver­trags­be­reich.

Grund­sätz­lich fal­scher An­satz der Be­rück­sich­ti­gung un­ter­schied­li­cher Preis­ni­veaus im Be­schaf­fungs­recht

Aber auch aus­ser­halb des Staats­ver­trags­be­reichs führt Art. 29 BöB zu schäd­li­chen Aus­wir­kun­gen. Un­ter­schied­li­che Preis­ni­veaus sind nur dann nicht ge­recht­fer­tigt, wenn sie mit­tels staat­li­cher Sub­ven­tio­nen oder auf­grund der Ver­let­zung von Nach­hal­tig­keits­prin­zi­pi­en zu­stan­de kom­men. Eine Auf­wei­chung des Wett­be­werbs führt zu un­nö­tig teu­ren Be­schaf­fun­gen und ge­schieht damit in letz­ter Kon­se­quenz auf Kos­ten der das Ge­mein­we­sen fi­nan­zie­ren­den Bür­ger. Auch ist die Be­rück­sich­ti­gung un­ter­schied­li­cher Preis­ni­veaus mit er­heb­li­chem ad­mi­nis­tra­ti­vem Auf­wand und den­noch einer nur schein­ba­ren Prä­zi­si­on ver­bun­den. Es ist daher auch eine Strei­chung der Be­rück­sich­ti­gung des Preis­ni­veaus bzw. der Kauf­kraft­un­ter­schie­de aus­ser­halb des Staats­ver­trags­be­reichs er­for­der­lich.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Som­mer­ses­si­on 2019 wird sie von bei­den Räten be­han­delt. Der Stän­de­rat ist als Ers­tes an der Reihe. Seine vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on be­an­tragt, neun Dif­fe­ren­zen ge­gen­über dem Na­tio­nal­rat auf­recht­zu­er­hal­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass der «Hei­mat­schutz-Ar­ti­kel» nun auch in der Schluss­ab­stim­mung gut­ge­heis­sen wurde, wenn­gleich unter Vor­be­halt der in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz. Preis­un­ter­schie­de zwi­schen Schwei­zer und aus­län­di­schen An­bie­tern in­ner­halb eines Be­schaf­fungs­ver­fah­rens zu be­rück­sich­ti­gen stellt fak­tisch eine pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­me zum Schutz der Fir­men vor aus­län­di­scher Kon­kur­renz dar. Dies wi­der­spricht dia­me­tral der schwei­ze­ri­schen Aus­sen­han­dels­po­li­tik.

AUS­GE­WO­GE­NER AUS­BAU DER BAHN­IN­FRA­STRUK­TUR SCHAFFT VOLKS­WIRT­SCHAFT­LI­CHEN MEHR­WERT

Mit der Vor­la­ge schlägt der Bun­des­rat vor, die Ei­sen­bahn­in­fra­struk­tur bis im Jahr 2035 schritt­wei­se für rund 11,9 Mil­li­ar­den Fran­ken aus­zu­bau­en. Der Aus­bau wird aus dem Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF) fi­nan­ziert.

Der Aus­bau­schritt 2035 bringt im Per­so­nen­ver­kehr schweiz­weit mehr Ka­pa­zi­tät, womit die be­reits be­ste­hen­den und die pro­gnos­ti­zier­ten Über­las­tun­gen ab­ge­baut und neue Vier­tel- und Halb­stun­den­tak­te mög­lich ge­macht wer­den sol­len. In Bahn­hö­fen wer­den die drin­gends­ten Ka­pa­zi­täts­eng­päs­se be­sei­tigt und An­pas­sun­gen ge­mäss Vor­ga­ben des Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­set­zes vor­ge­nom­men. Im Gü­ter­ver­kehr soll die At­trak­ti­vi­tät durch zu­sätz­li­che Stan­dard- und Ex­press-Tras­sen und kür­ze­re Fahr­zei­ten er­höht wer­den. Auch ist ge­plant, dass die Ver­bin­dun­gen zwi­schen den be­deu­ten­den Ran­gier­bahn­hö­fen aus­ge­baut und be­schleu­nigt wer­den. Zu­sam­men mit dem Aus­bau und der bes­se­ren Ein­bin­dung von Ver­la­de­an­la­gen sol­len diese In­ves­ti­tio­nen die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Gü­ter­ver­kehrs auf der Schie­ne er­heb­lich ver­bes­sern.

Der Aus­bau­schritt 2035 um­fasst unter an­de­rem fol­gen­de Pro­jek­te:

  • neue Vier­tel­stun­den­tak­te, unter an­de­rem auf den Stre­cken Genf–La Plai­ne, Aarau–Zü­rich und Lu­zern–Zug–Zü­rich
  • neue Halb­stun­den­tak­te, unter an­de­rem­auf den Stre­cken Basel–Aarau–Zü­rich, Lu­zern–Zü­rich und Zü­rich–Bülach–Schaff­hau­sen
  • bahn­tech­ni­scher Aus­bau des Lötsch­berg-Ba­sis­tun­nels
  • Ex­press­netz für den Gü­ter­ver­kehr

Die Vor­la­ge um­fasst einen Bun­des­be­schluss über den Aus­bau­schritt für die Ei­sen­bahn­in­fra­struk­tur sowie einen Bun­des­be­schluss über den Ver­pflich­tungs­kre­dit für den Aus­bau­schritt 2035.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Vor­la­ge ge­mäss der Bot­schaft des Bun­des­rats.

Aus­bau­schritt 2035 er­höht Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät und schafft volks­wirt­schaft­li­chen Mehr­wert

Ein hoch­wer­ti­ges Bahn­an­ge­bot für Waren und Per­so­nen trägt zur At­trak­ti­vi­tät des ge­sam­ten Wirt­schafts­stand­orts Schweiz bei. Die­ses An­ge­bot muss nach­fra­ge­ge­recht, fi­nan­zi­ell ver­träg­lich und ef­fi­zi­ent be­reit­ge­stellt wer­den. Der Aus­bau­schritt 2035 ge­mäss Bot­schaft des Bun­des­rats wird die­sen An­for­de­run­gen weit­ge­hend ge­recht.

Der volks­wirt­schaft­li­che Mehr­wert des Aus­bau­schritts 2035 ist grund­sätz­lich un­be­strit­ten. Der Bun­des­rat rech­net mit einem Mehr­wert, der die ent­ste­hen­den Kos­ten um mehr als das Zwei­fa­che über­steigt. Selbst wenn der Fak­tor tat­säch­lich ge­rin­ger wäre, hat der Aus­bau­schritt 2035 ein­deu­tig einen po­si­ti­ven Ef­fekt auf die Volks­wirt­schaft. In­fra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen sind ge­ne­rell ein wich­ti­ger Wachs­tums­trei­ber. Eine ver­bes­ser­te Bahn­in­fra­struk­tur ver­bes­sert bei­spiels­wei­se die Er­reich­bar­keit der an­ge­schlos­se­nen Re­gio­nen und er­höht da­durch die Pro­duk­ti­vi­tät.

Be­ste­hen­de Eng­päs­se ver­lan­gen nach Aus­bau­schritt 2035

Be­reits heute ist die Bahn­in­fra­struk­tur an ver­schie­de­nen Stel­len über­las­tet. Im Bahn­ver­kehr wird das Ver­kehrs­auf­kom­men (eben­so wie auf der Stras­se) in den nächs­ten Jahr­zehn­ten wei­ter zu­neh­men. Die Prio­ri­tä­ten des Bahn­aus­bau­schritts sol­len dort lie­gen, wo die Über­las­tung heute am gröss­ten ist und sich der gröss­te Nach­fra­ge­zu­wachs ab­zeich­net: auf der Ost-West-Achse, in und zwi­schen den Me­tro­po­li­tan­räu­men sowie ge­ne­rell im Gü­ter­ver­kehr. Ein zu­kunfts­ori­en­tier­ter In­fra­struk­tur­aus­bau darf aber nicht iso­liert auf die Be­lan­ge des Schie­nen­ver­kehrs aus­ge­rich­tet sein. Die Pro­jek­te des Aus­bau­schritts 2035 müs­sen die rich­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen schaf­fen, damit Wech­sel­wir­kun­gen mit an­de­ren Ver­kehrs­trä­gern ver­bes­sert wer­den.

Per­spek­ti­ven des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs müs­sen ver­bes­sert wer­den

Für den Schie­nen­gü­ter­ver­kehr ist der Aus­bau­schritt 2035 von gros­ser Wich­tig­keit. Die vor­ge­se­he­nen Fahr­zeit­ver­kür­zun­gen und neue (Ex­press-)Tras­sen zu allen Ta­ges­zei­ten sol­len seine Wett­be­werbs­fä­hig­keit stär­ken und vor allem im Bin­nen­ver­kehr drin­gend nö­ti­ge Wachs­tums­per­spek­ti­ven er­öff­nen. Für die Wirt­schaft ist es des­halb ent­schei­dend, dass der Gü­ter­ver­kehr min­des­tens in dem Aus­mass von An­ge­bots­aus­bau­ten pro­fi­tie­ren kann, wie dies im Bot­schafts­text vor­ge­se­hen ist. All­fäl­li­ge Än­de­run­gen an der Vor­la­ge dür­fen kei­nes­falls zu­las­ten des Gü­ter­ver­kehrs gehen.

Ge­samt­pa­ket soll trans­pa­rent nach Kos­ten-Nut­zen-Ab­wä­gun­gen op­ti­miert wer­den

Aus Sicht der Wirt­schaft ist die Vor­la­ge ge­mäss Bun­des­rat be­reits weit­ge­hend op­ti­miert, was das volks­wirt­schaft­li­che Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis an­geht. Die Ab­wä­gun­gen, die im Stän­de­rat und in der KVF-NR zur Er­gän­zung der Vor­la­ge durch wei­te­re Pro­jek­te ge­führt haben, sol­len des­halb trans­pa­rent dar­ge­legt und in den Kon­text zu den üb­ri­gen Pro­jek­ten ge­stellt wer­den. Er­gän­zun­gen des Aus­bau­schritts er­schei­nen le­dig­lich ziel­füh­rend, wenn diese auf Kos­ten be­reits ent­hal­te­ner Pro­jek­te mit schlech­te­rem Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis gehen oder wenn sie spe­zi­fisch den Be­dürf­nis­sen des Gü­ter­ver­kehrs die­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

In der Ge­samt­ab­stim­mung be­für­wor­tet die KVF-NR die bei­den Bun­des­be­schlüs­se ein­stim­mig. Fer­ner er­ach­tet sie die vom Stän­de­rat be­schlos­se­nen Än­de­run­gen als sinn­voll. Mit 17 zu 5 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung re­spek­ti­ve 16 zu 6 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen be­an­tragt die KVF-NR ihrem Rat aus­ser­dem die Auf­nah­me der bei­den Bahn­hö­fe Win­ter­thur Grüze Nord und Thun Nord in den Aus­bau­schritt 2035. Min­der­hei­ten hal­ten die Auf­nah­me die­ser Pro­jek­te für ver­früht. Mit den zu­sätz­li­chen An­pas­sun­gen (ge­mäss Emp­feh­lung KVF-NR und Ent­scheid Stän­de­rat) er­höht sich das In­ves­ti­ti­ons­vo­lu­men um 69 Mil­lio­nen auf 12,89 Mil­li­ar­den Fran­ken. Die Fi­nan­zie­rung des Aus­bau­schrit­tes sei aus dem Bahn­in­fra­struk­tur­fonds (BIF) ge­si­chert.

Der Stän­de­rat hatte die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 be­han­delt und das vom Bun­des­rat ge­schnür­te Mass­nah­men­pa­ket um wei­te­re In­fra­struk­tur­pro­jek­te er­gänzt. Na­ment­lich hatte die klei­ne Kam­mer bei der Linie Neu­en­burg–La Chaux-de-Fonds eine neue Di­rekt­ver­bin­dung an­stel­le der Mo­der­ni­sie­rung der be­ste­hen­den Stre­cke be­schlos­sen. Zudem hatte die klei­ne Kam­mer die Pro­jek­tie­rung für das Herz­stück Basel und für den Durch­gangs­bahn­hof Lu­zern sowie den Dop­pel­spur­aus­bau in der Stadt Ror­schach in die Vor­la­ge auf­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass sich nach dem Na­tio­nal­rat auch der Stän­de­rat zu den In­ves­ti­tio­nen in die Schie­nen­in­fra­struk­tur be­kannt hat. Der Um­fang der ge­spro­che­nen Mit­tel (fast 13 Mil­li­ar­den Fran­ken) ist je­doch kri­tisch zu be­trach­ten. Der Bahn­aus­bau muss ein op­ti­ma­les Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis bie­ten und fi­nanz­po­li­tisch auch lang­fris­tig ver­träg­lich sein. Die Vor­la­ge des Bun­des­rats mit einem In­ves­ti­ti­ons­vo­lu­men von 11,9 Mil­li­ar­den Fran­ken hätte diese An­for­de­rung bes­ser er­füllt.

SCHWAR­ZE LIS­TEN DURCH IN­TEL­LI­GEN­TE UM­SET­ZUNG VER­MEI­DEN

Die Schweiz ist Mit­glied des «Glo­bal Forum on Trans­pa­ren­cy and Ex­ch­an­ge of In­for­ma­ti­on for Tax Pur­po­ses». Das Glo­bal Forum sorgt dafür, dass die in­ter­na­tio­na­len Stan­dards zum In­for­ma­ti­ons­aus­tausch in ein­heit­li­cher Weise um­ge­setzt wer­den und er­stat­tet re­gel­mäs­sig Be­richt dar­über. Ba­sie­rend auf sei­ner Län­der­über­prü­fung hat das Glo­bal Forum der Schweiz eine Reihe von Emp­feh­lun­gen ab­ge­ge­ben. Sie be­tref­fen die Trans­pa­renz ju­ris­ti­scher Per­so­nen und den In­for­ma­ti­ons­aus­tausch. Die Vor­la­ge 18.082 ent­hält die An­pas­sun­gen, die vor­ge­nom­men wer­den sol­len, um die Emp­feh­lun­gen des Glo­bal Fo­rums um­zu­set­zen.

So sol­len In­ha­ber­ak­ti­en künf­tig nur noch zu­läs­sig sein, wenn die be­trof­fe­ne Ge­sell­schaft Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an einer Börse ko­tiert hat oder diese als Bu­chef­fek­ten aus­ge­stal­tet sind. Ein Ver­stoss gegen die Mel­de­pflicht der wirt­schaft­lich be­rech­tig­ten Per­so­nen soll in Zu­kunft unter Stra­fe ste­hen. Zum In­for­ma­ti­ons­aus­tausch ent­hält der Ge­set­zes­ent­wurf Be­stim­mun­gen über die Ver­trau­lich­keit von Amts­hil­fe­er­su­chen sowie die Par­tei- und Pro­zess­fä­hig­keit von Par­tei­en, über die In­for­ma­tio­nen ver­langt wer­den. Zudem wird die Be­stim­mung über Amts­hil­fe­er­su­chen, die sich auf ge­stoh­le­ne Daten stüt­zen, prä­zi­siert.

Gleich­zei­tig be­an­tragt der Bun­des­rat, den ur­sprüng­li­chen Ge­set­zes­ent­wurf zur Vor­la­ge 16.050 ab­zu­schrei­ben, da er das An­lie­gen in die Vor­la­ge 18.082 auf­ge­nom­men hat.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt die An­nah­me der Vor­la­ge ge­mäss Vor­schlag des Bun­des­rats.

Es ist wich­tig, dass die Schweiz die Län­der­prü­fung des Glo­ba­len Fo­rums be­steht. Bei einer un­ge­nü­gen­den Be­no­tung dro­hen der Schweiz und ihren Un­ter­neh­men gra­vie­ren­de Nach­tei­le, vor allem durch die Ein­tra­gung in so­ge­nann­te «schwar­ze Lis­ten» der OECD, der EU oder der G-20. Als Folge einer un­ge­nü­gen­den Be­no­tung könn­ten auch Ein­zel­staa­ten Mass­nah­men gegen die Schweiz er­grei­fen. Der Pro­zess, um von solch «schwar­zen Lis­ten» wie­der ent­fernt zu wer­den, ist lang, um­ständ­lich und kost­spie­lig. Im In­ter­es­se des Wirt­schafts­stand­orts und der Ge­samt­wirt­schaft wie auch der Re­pu­ta­ti­on der Schweiz ist es daher von zen­tra­ler Be­deu­tung, eine ge­nü­gen­de Be­no­tung durch das Glo­bal Forum zu er­rei­chen.

«Grand­fa­the­ring» führt zu einer un­ge­nü­gen­den Be­wer­tung

Bei den In­ha­ber­ak­ti­en hat der Na­tio­nal­rat den Ent­wurf des Bun­des­rats so an­ge­passt, dass be­ste­hen­de Ge­sell­schaf­ten ihre In­ha­ber­ak­ti­en bei­be­hal­ten dür­fen, aber keine neuen Ge­sell­schaf­ten mit In­ha­ber­ak­ti­en ge­grün­det wer­den dür­fen. Die­ses so­ge­nann­te «Grand­fa­th­ring» soll nicht für bör­sen­ko­tier­te Ge­sell­schaf­ten gel­ten. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die Stän­de­rats­kom­mis­si­on (WAK-SR) in die­sem Punkt auf den Vor­schlag des Bun­des­rats zu­rück­kommt, da nur so eine un­ge­nü­gen­de Be­no­tung des Glo­bal Fo­rums ver­hin­dert wer­den dürf­te.

An­de­re Vor­schlä­ge der Kom­mis­si­on füh­ren je­doch zu neuen Pro­ble­men und Un­si­cher­hei­ten. Die­sen be­geg­nen die Min­der­heits­an­trä­ge, unter an­de­rem von Stän­de­rat Noser. Für die Wirt­schaft ist es emi­nent wich­tig, dass der Rat die­sen An­trä­gen folgt. So kön­nen nur schwer wie­der­gut­zu­ma­chen­de Nach­tei­le von vorn­her­ein ver­mie­den wer­den. 

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge 18.082 in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass sich nach zähem Rin­gen beide Räte auf eine Lö­sung ge­ei­nigt haben, wel­che den An­for­de­run­gen des Glo­bal Forum ge­nü­gen dürf­te. Damit soll­te vor­erst ver­hin­dert wer­den, dass die Schweiz auf einer schwar­zen Liste lan­det. Dies ist so­wohl für Un­ter­neh­men als auch für die Re­pu­ta­ti­on des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz von zen­tra­ler Be­deu­tung.

SCHWÄ­CHUNG DER BI­LA­TE­RA­LEN BE­ZIE­HUN­GEN DURCH ZU­SATZ­VER­HAND­LUN­GEN VER­HIN­DERN

Mit der Mo­ti­on 19.3416 der WAK-S soll der Bun­des­rat be­auf­tragt wer­den, mit der EU Zu­satz­ver­hand­lun­gen zu füh­ren oder an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu er­grei­fen, um das In­sti­tu­tio­nel­le Ab­kom­men mit der EU (InstA) in den Be­rei­chen Lohn­schutz, Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie, staat­li­che Bei­hil­fen und Streit­bei­le­gung zu ver­bes­sern. Aus­ser­dem sei si­cher­zu­stel­len, dass die Schwei­zer Stimm­be­rech­tig­ten trotz dy­na­mi­scher Rechts­über­nah­me wei­ter­hin das letz­te Wort hät­ten. Fer­ner sei die Be­hand­lung der eid­ge­nös­si­schen Volks­in­itia­ti­ve «Für eine mass­vol­le Zu­wan­de­rung (Be­gren­zungs­in­itia­ti­ve)» zeit­lich dem InstA vor­zu­zie­hen.

Auch die Mo­ti­on 19.3420 der WAK-N be­auf­tragt die Lan­des­re­gie­rung, mit der EU Zu­satz­ver­hand­lun­gen zu füh­ren oder an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu er­grei­fen, um das In­sti­tu­tio­nel­le Ab­kom­men mit der EU zu ver­bes­sern, und zwar in den Be­rei­chen Lohn­schutz, Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie und mit Blick auf die staat­li­chen Bei­hil­fen. Die Vor­la­ge der WAK-N nimmt ver­schie­de­ne Punk­te des An­lie­gens ihrer Schwes­ter­kom­mis­si­on wört­lich auf. Soll­ten die bei­den Vor­la­gen von ihren Räten an­ge­nom­men wer­den, so er­hält die Lan­des­re­gie­rung den de­fi­ni­ti­ven Auf­trag, zu den ge­mein­sa­men Punk­ten mit der EU Zu­satz­ver­hand­lun­gen zu füh­ren.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, beide Mo­tio­nen ab­zu­leh­nen.

Ab­schluss des be­ste­hen­den Ab­kom­mens nicht ver­zö­gern

Der vor­lie­gen­de Ab­kom­mens­ent­wurf ist das Er­geb­nis vier­ein­halb­jäh­ri­ger Ver­hand­lun­gen zwi­schen der Schweiz und der EU. Die EU hat be­reits im De­zem­ber 2018 klar­ge­macht, dass für sie die Ver­hand­lun­gen de­fi­ni­tiv ab­ge­schlos­sen sind. Diese Hal­tung hat der Ge­ne­ral­se­kre­tär der EU jüngst be­kräf­tigt und auch Nach­ver­hand­lun­gen aus­ge­schlos­sen. Zudem ist zu be­ach­ten, dass bei Nach­ver­hand­lun­gen nicht ein­fach von einer Ver­bes­se­rung des InstA aus­ge­gan­gen wer­den kann. Die EU ist bei meh­re­ren ihrer Kern­for­de­run­gen der Schweiz weit ent­ge­gen­ge­kom­men (Be­schrän­kung der An­wen­dung auf die fünf Markt­zu­gangs­ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I, keine Über­wa­chung durch die EU oder eine un­ab­hän­gi­ge Über­wa­chungs­be­hör­de, ein Schieds­ge­richt an­stel­le des EuGH als Ge­richts­in­stanz). Dem Bun­des­rat den Auf­trag zu Nach­ver­hand­lun­gen zu er­tei­len würde daher auch be­deu­ten, Ver­schlech­te­run­gen ge­gen­über dem jetzt vor­lie­gen­den Ab­kom­men in Kauf zu neh­men. Eine wei­te­re Ver­zö­ge­rung des Ab­schlus­ses des Ab­kom­mens birgt das er­heb­li­che Ri­si­ko einer nach­hal­ti­gen Ver­schlech­te­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen zwi­schen der EU und der Schweiz. Be­reits auf mitt­le­re Frist würde dies den Schwei­zer Wirt­schafts­stand­ort struk­tu­rell schä­di­gen.

Zu den ein­zel­nen For­de­run­gen der Mo­tio­nen:

Lohn­schutz/flan­kie­ren­de Mass­nah­men

Die EU ver­langt von der Schweiz die Über­nah­me der Wei­ter­ent­wick­lun­gen im eu­ro­päi­schen Ent­sen­de­recht in das Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men (FZA). Für die Schweiz ist die Auf­recht­er­hal­tung des Lohn­schut­zes zen­tral. Die EU ist der Schweiz in die­sem Be­reich ent­ge­gen­ge­kom­men und ge­währt ihr ein­zel­ne, über das Ent­sen­de­recht der EU hin­aus­ge­hen­de Aus­nah­men, wie bei­spiels­wei­se die Mög­lich­keit einer bran­chen­spe­zi­fi­schen Vor­an­mel­de­frist von vier Ar­beits­ta­gen auf der Basis von Ri­si­ko­ana­ly­sen (heute acht Ka­len­der­ta­ge). Auch mit dem InstA sind zu­sätz­li­che flan­kie­ren­de Mass­nah­men zur Er­hal­tung des Lohn­schut­zes in Zu­kunft mög­lich, so­lan­ge sie ver­hält­nis­mäs­sig und nicht dis­kri­mi­nie­rend sind. Die Mass­nah­men kön­nen somit an­ge­passt wer­den, um das heu­ti­ge Lohn­schutz­ni­veau bei­zu­be­hal­ten. Prä­zi­sie­run­gen der Ver­hand­lungs­part­ner könn­ten hier zu­sätz­li­che Klar­heit schaf­fen.

Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie (UBRL)

Die UBRL wird im InstA nicht er­wähnt. Ob und in wel­chem Um­fang die Richt­li­nie von der Schweiz über­nom­men wird, wird folg­lich zu einem spä­te­ren Zeit­punkt in künf­ti­gen Ver­hand­lun­gen zu klä­ren sein. Laut dem Ab­kom­mens­ent­wurf hat die Schweiz in Zu­kunft die re­le­van­ten EU-Rechts­ent­wick­lun­gen in den­je­ni­gen Rechts­be­rei­chen zu über­neh­men, die von den Markt­zu­gangs­ab­kom­men ab­ge­deckt sind. Dabei muss es sich um Wei­ter­ent­wick­lun­gen von Recht han­deln, das be­reits vom ur­sprüng­li­chen Ab­kom­men ab­ge­deckt war. Bun­des­rat und Lehre kom­men zum Schluss, dass die UBRL nur in Tei­len eine Wei­ter­ent­wick­lung des FZA dar­stellt. As­pek­te wie der be­ding­te An­spruch auf So­zi­al­hil­fe für Nichter­werbs­tä­ti­ge, die aus dem Uni­ons­bür­ger­recht ab­ge­lei­tet wer­den, fal­len des­halb nicht unter die Pflicht der dy­na­mi­schen Rechts­über­nah­me. Auf diese Ar­gu­men­te wird sich die Schweiz in den künf­ti­gen Ver­hand­lun­gen be­ru­fen.

Staat­li­che Bei­hil­fen

Die For­de­rung der Mo­tio­nen zum Bei­hil­fe­recht er­füllt der Ab­kom­mens­text be­reits. Durch die im InstA ent­hal­te­nen Bei­hil­fe­grund­sät­ze er­ge­ben sich keine un­mit­tel­ba­ren ho­ri­zon­ta­len Ef­fek­te auf an­de­re Be­rei­che. Die im InstA (in Art. 8A–C) ent­hal­te­nen Bei­hil­fe­grund­sät­ze sind nur auf Be­rei­che an­wend­bar, die von einem bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zur Bin­nen­markt­teil­nah­me ab­ge­deckt sind, in wel­chem auf die Bei­hil­fe­re­geln der EU Bezug ge­nom­men wird.

An­schluss­ge­setz­ge­bung

Die For­de­rung, wo­nach si­cher­zu­stel­len sei, dass die Schwei­zer Stimm­be­rech­tig­ten trotz dy­na­mi­scher Rechts­über­nah­me wei­ter­hin das letz­te Wort haben sol­len, ist un­nö­tig. Art. 13 InstA stellt klar, dass die dy­na­mi­sche Über­nah­me von EU-Recht durch die Schweiz im Rah­men des in der Schweiz gel­ten­den, or­dent­li­chen Rechts­set­zungs­pro­zes­ses er­folgt. Wo das Schwei­zer Recht eine Re­fe­ren­dums­mög­lich­keit vor­sieht, räumt das InstA ihr die dafür not­wen­di­ge Zeit zur Durch­füh­rung ein.

Streit­bei­le­gung

Diese For­de­rung ist ab­zu­leh­nen, da sie nicht er­füll­bar ist. Es kann im Vor­aus nicht klar ab­ge­grenzt wer­den, wel­che Tat­be­stän­de des gel­ten­den und erst recht des künf­ti­gen EU-Rechts al­len­falls zu einer Kon­sul­ta­ti­on des EuGH durch das Schieds­ge­richt füh­ren könn­ten. Auch die For­de­rung, wo­nach Schwei­zer Ge­richts­ur­tei­le nicht in­di­rekt durch den EuGH auf­ge­ho­ben wer­den dür­fen, ist nicht durch­setz­bar. Wo EU-Recht die Grund­la­ge für die Aus­le­gung der Markt­zu­gangs­ab­kom­men bil­det, ist die ak­tu­el­le Ge­richts­pra­xis des EuGH in Zu­kunft zu be­rück­sich­ti­gen. Ent­spre­chend kön­nen Schwei­zer Ge­rich­te und das Schieds­ge­richt in Zu­kunft äl­te­re Ge­richts­ur­tei­le von Schwei­zer Ge­rich­ten auf­he­ben, wenn diese der neue­ren Rechts­pra­xis der EU wi­der­spre­chen. Ohne diese Mög­lich­keit ist eine ein­heit­li­che An­wen­dung und Aus­le­gung des ge­mein­sa­men Bin­nen­markt­rechts in der Schweiz und der EU nicht mög­lich.

Keine Ver­knüp­fung zwi­schen Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve und InstA

eco­no­mie­su­is­se spricht sich klar gegen eine Ver­knüp­fung des In­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­mens mit der eid­ge­nös­si­schen Volks­in­itia­ti­ve «Für eine mass­vol­le Zu­wan­de­rung (Be­gren­zungs-In­itia­ti­ve)» aus. Eine Ver­zö­ge­rung der Un­ter­zeich­nung des InstA würde zu einer nach­hal­ti­gen Ver­schlech­te­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen füh­ren.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat berät die Mo­ti­on 19.3416 als Er­strat. Seine vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on für Wirt­schaft und Ab­ga­ben be­für­wor­tet das Vor­ha­ben mit 10 zu 1 Stim­me. Eine Min­der­heit (Noser) be­an­tragt die Ab­leh­nung der Mo­ti­on.

Die gros­se Kam­mer berät die Mo­ti­on 19.3420 eben­falls als Er­strat.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat hat mit 122 zu 38 Stim­men bei 24 Ent­hal­tun­gen die Mo­ti­on sei­ner vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on an­ge­nom­men, die den Bun­des­rat in den Be­rei­chen Lohn­schutz, staat­li­che Bei­hil­fen und Uni­ons­bür­ger­richt­li­nie zu Nach­ver­hand­lun­gen mit der EU be­auf­tragt. Die klei­ne Kam­mer hatte zuvor mit einer ähn­li­chen Mo­ti­on der WAK-S zu­sätz­li­che For­de­run­gen in Bezug auf die Streit­bei­le­gung und die de­mo­kra­ti­schen Mit­spra­che­rech­te ge­stellt (mit 21 zu 14 Stim­men bei 6 Ent­hal­tun­gen). Diese fan­den im Na­tio­nal­rat aber keine Mehr­heit. Somit hat der Bun­des­rat nun den of­fi­zi­el­len Auf­trag, zu den drei ge­mein­sa­men Punk­ten Zu­satz­ver­hand­lun­gen mit der EU zu füh­ren.

eco­no­mie­su­is­se sieht keine Vor­tei­le bei die­sen Mo­tio­nen. Der Bun­des­rat hat ja be­reits Klä­run­gen an­ge­kün­digt. Die EU ih­rer­seits hat mehr­fach klar­ge­macht, dass für sie die Ver­hand­lun­gen nach vier­ein­halb Jah­ren nun de­fi­ni­tiv ab­ge­schlos­sen sind. Somit sind Zu­satz­ver­hand­lun­gen un­rea­lis­tisch. Hin­ge­gen sind die vom Bun­des­rat an­vi­sier­ten Klä­run­gen not­wen­dig und auch mög­lich. Diese soll­ten nun mög­lichst rasch an die Hand ge­nom­men wer­den.

Na­tio­nal­rat

UN­TER­NEH­MENS-VER­ANT­WOR­TUNGS-IN­ITIA­TI­VE (UVI) UND GE­GEN­VOR­SCHLAG: GE­FÄHR­LI­CHER AL­LEIN­GANG UND SCHÄD­LICH FÜR DEN STAND­ORT SCHWEIZ

Die Volks­in­itia­ti­ve (17.060) ver­langt vom Bund, ge­setz­li­che Mass­nah­men zu tref­fen, wel­che Un­ter­neh­men zu einer um­fas­sen­den ri­si­ko­ba­sier­ten Sorg­falts­prü­fung im Hin­blick auf die Ein­hal­tung in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Men­schen­rech­te und Um­welt­stan­dards ver­pflich­ten. Diese Pflicht soll für sämt­li­che Ge­schäfts­be­zie­hun­gen der Schwei­zer Un­ter­neh­men gel­ten.

So­fern ihnen der Sorg­falts­nach­weis nicht ge­lingt, haf­ten die Schwei­zer Un­ter­neh­men für Schä­den, die von ihnen kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men im Aus­land auf­grund der Ver­let­zung von in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Men­schen­rech­ten und in­ter­na­tio­na­len Um­welt­stan­dards ver­ur­sa­chen. Die Un­ter­neh­men müs­sen zudem über das Er­geb­nis der Sorg­falts­prü­fung Be­richt er­stat­ten. Im Be­reich Men­schen­rech­te will die In­itia­ti­ve in der Schweiz unter an­de­rem Ele­men­te der UNO-Leit­prin­zi­pi­en für Wirt­schaft und Men­schen­rech­te aus dem Jahr 2011 rechts­ver­bind­lich um­set­zen.

Der Ent­wurf 2 der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on (16.077) ent­hält den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve (UVI). Die­ser ori­en­tiert sich stark an der Me­cha­nik der In­itia­ti­ve, da er ur­sprüng­lich in die Dis­kus­si­on ein­ge­bracht wor­den war, um den In­iti­an­ten den Rück­zug ihrer In­itia­ti­ve zu er­mög­li­chen. Der in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag zur UVI ba­siert auf den Vor­ar­bei­ten der Rechts­kom­mis­si­on des Na­tio­nal­rats (RK-NR). Der Na­tio­nal­rat hat auf Vor­schlag der RK-NR be­schlos­sen, die Ge­schäfts­her­ren­haf­tung (Art. 55 OR) um einen Ab­satz 1bis zu er­gän­zen. Un­ter­neh­men sol­len für den Scha­den haf­ten, den durch sie tat­säch­lich kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men in Aus­übung ihrer dienst­li­chen oder ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen durch Ver­let­zung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt im Aus­land ver­ur­sacht haben. Die Haf­tung be­zieht sich auf Schä­den an Leib, Leben und Ei­gen­tum.

Die Haf­tung gilt für Un­ter­neh­men, die nach Art. 716abis (neu) OR zur Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt auch im Aus­land ver­pflich­tet sind. Dazu zäh­len Un­ter­neh­men, die in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren ent­we­der eine Bi­lanz­sum­me von 40 Mil­lio­nen Fran­ken, einen Um­satz­er­lös von 80 Mil­lio­nen Fran­ken oder im Jah­res­durch­schnitt 500 Voll­zeit­stel­len auf­wei­sen. Un­ter­neh­men haf­ten nicht, wenn sie be­wei­sen, dass sie die ge­for­der­ten Mass­nah­men zum Schutz der Men­schen­rech­te und der Um­welt ge­trof­fen haben, um den Scha­den zu ver­hü­ten. Aus­ser­dem haf­ten Un­ter­neh­men nicht, wenn sie kei­nen Ein­fluss auf das kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men neh­men konn­ten, in des­sen Zu­sam­men­hang die gel­tend ge­mach­ten Rechts­ver­let­zun­gen ste­hen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die Volks­in­itia­ti­ve ge­mäss dem An­trag der Mehr­heit der RK-NR ab und emp­fiehlt, weder auf den in­di­rek­ten noch den di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI ein­zu­tre­ten.

NEIN ZUR UN­TER­NEH­MENS­VER­ANT­WOR­TUNGS­IN­ITIA­TI­VE

Die Un­ter­neh­mens­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve be­grün­det eine gren­zen­lo­se Haf­tung. Schwei­zer Un­ter­neh­men wür­den für die Ver­let­zung von Men­schen­rech­ten und Um­welt­stan­dards haf­ten, selbst wenn sie kein Ver­schul­den trifft. Sie müs­sen damit auch für in ir­gend­ei­ner Form kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men aus ihrer Lie­fer­ket­te haf­ten. eco­no­mie­su­is­se lehnt eine der­art un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Haf­tungs­re­ge­lung ab: Sie ist welt­weit ein­zig­ar­tig und darum schäd­lich für den Stand­ort Schweiz.

Schwei­zer Un­ter­neh­men wer­den er­pres­se­ri­schen Kla­gen aus­ge­setzt

Hin­ter den Kla­gen kön­nen Kon­kur­ren­ten ste­hen, die sich wirt­schaft­li­che Vor­tei­le ver­schaf­fen wol­len. Oder die Kla­gen wer­den aus po­li­ti­schen Grün­den me­di­al in­sze­niert. Die Un­ter­neh­men müs­sen sich so stän­dig recht­fer­ti­gen, auch wenn sie gar nichts falsch ma­chen. Selbst wenn Kla­gen un­be­grün­det sind, ver­ur­sa­chen sie so hohe Kos­ten und Image­schä­den. Kon­tra­pro­duk­tiv sind die Kla­gen auch für die Men­schen in den Ent­wick­lungs­län­dern. In­ves­ti­tio­nen aus der Schweiz blei­ben aus. Am Schluss pro­fi­tie­ren nur fin­di­ge An­wäl­te.

Gros­ser Scha­den, aber keine Ver­bes­se­run­gen

Die UVI ver­ur­sacht hohe volks­wirt­schaft­li­che Kos­ten, ohne je­doch zu einer Ver­bes­se­rung der Men­schen­rechts­la­ge in den Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern bei­zu­tra­gen. Der Schlüs­sel zum Er­folg liegt im Dia­log und in einer ver­stärk­ten Zu­sam­men­ar­beit auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene.

UVI schä­digt alle Schwei­zer Un­ter­neh­men – auch KMU

Von der neuen Haf­tungs­re­ge­lung wären alle Un­ter­neh­men un­ab­hän­gig ihrer Grös­se glei­cher­mas­sen be­trof­fen. Zudem sind die Er­war­tun­gen an die in­ter­na­tio­na­le Rechts­hil­fe un­er­füll­bar. Die Ein­fluss­sphä­re der Un­ter­neh­men auf glo­ba­le Lie­fer­ket­ten ist be­grenzt. Un­ter­neh­men kön­nen nicht für das Schei­tern von Staa­ten ein­ste­hen.

Re­gu­la­to­ri­scher Al­lein­gang scha­det der Schweiz

Die UVI führt zu einem re­gu­la­to­ri­schen Al­lein­gang der Schweiz und scha­det der Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Aus­ser­dem steht die In­itia­ti­ve einem in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­ten Vor­ge­hen im Weg. Die Wirt­schaft un­ter­stützt den Weg des Bun­des­rats, die an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Leit­li­ni­en und Stan­dards in der Schweiz zu im­ple­men­tie­ren. Hier­zu wur­den be­reits meh­re­re Mass­nah­men lan­ciert, die von der Wirt­schaft mit­ge­stal­tet wer­den konn­ten.

NEIN ZUM IN­DI­REK­TEN GE­GEN­VOR­SCHLAG

Der zur Dis­kus­si­on ste­hen­de in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag zur UVI stellt fak­tisch ein Um­set­zungs­ge­setz zur In­itia­ti­ve dar und ori­en­tiert sich um­fas­send an der schäd­li­chen Me­cha­nik der In­itia­ti­ve: Eine um­fas­sen­de Sorg­falts­prü­fungs­pflicht soll mit einer ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­gen Haf­tung – ge­ra­de auch für Drit­te – durch­ge­setzt wer­den. Die­ser Me­cha­nis­mus lähmt eine mo­der­ne Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie der Un­ter­neh­men. Des­halb emp­fiehlt eco­no­mie­su­is­se, nicht auf den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ein­zu­tre­ten.

Nach­dem nun­mehr klar ist, dass es im Lich­te der über­zo­ge­nen For­de­run­gen der In­iti­an­ten nicht mög­lich ist, einen gang­ba­ren Ge­gen­vor­schlag zu be­schlies­sen, der zum Rück­zug der In­itia­ti­ve führt, ist das Ex­pe­ri­ment Ge­gen­vor­schlag zu be­en­den.

Der Re­spekt vor einer Volks­ab­stim­mung darf nicht die Grund­la­ge für neue, über­has­te­te und fal­sche Ge­set­ze sein. eco­no­mie­su­is­se stimmt mit dem Bun­des­rat über­ein, dass eine Ab­stim­mung auch in der emo­tio­nal be­we­gen­den Frage wie des Schut­zes der Men­schen­rech­te und der Um­welt­stan­dards zu ge­win­nen ist. Die Schwei­zer Wirt­schaft ist be­reit, im Ab­stim­mungs­kampf auf­zu­zei­gen, dass Un­ter­neh­men er­folg­reich und wirk­sam Ver­ant­wor­tung leben und dass die In­itia­ti­ve ver­fehlt ist, um die Men­schen­rech­te und die Um­welt über­all auf der Welt tat­säch­lich zu schüt­zen.

Auch die kom­mu­ni­zier­ten Eck­wer­te der RK-N ver­mö­gen die von der Wirt­schaft vor­ge­brach­ten Be­den­ken nicht zu ent­schär­fen. Im Ge­gen­teil: Viele Wech­sel­wir­kun­gen blei­ben bei den Eck­wer­ten un­be­rück­sich­tigt. Klar ist, dass ein Ver­zicht auf eine neue spe­zi­fi­sche Haf­tungs­re­gel nicht be­deu­tet, dass eine weit­ge­hen­de Haf­tungs­fol­ge der Kon­zern­mut­ter in der Schweiz für das Ver­hal­ten von Drit­t­un­ter­neh­men in der welt­wei­ten Wert­schöp­fungs­ket­te aus­ge­schlos­sen wer­den kann. Dehnt man näm­lich be­züg­lich der Sorg­falts­prü­fungs­pflicht die Ver­ant­wort­lich­keit des Kon­zerns auf die ge­sam­te Lie­fer­ket­te aus, so re­sul­tiert dar­aus auch immer eine Haf­tung. Auch würde mit dem Ver­zicht auf das Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip eine wich­ti­ge Bar­rie­re feh­len, er­pres­se­ri­sche Kla­gen ef­fek­tiv ein­zu­schrän­ken.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Volks­in­itia­ti­ve in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat. Seine Rechts­kom­mis­si­on (RK-NR) emp­fiehlt dem Rat, die Volks­in­itia­ti­ve mit 14 zu 7 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen zur Ab­leh­nung. Eine Min­der­heit be­an­tragt die An­nah­me der Volks­in­itia­ti­ve. Eine wei­te­re Min­der­heit be­an­tragt dem Na­tio­nal­rat einen di­rek­ten Ge­gen­ent­wurf zur Volks­in­itia­ti­ve. Die­ser ver­langt von Un­ter­neh­men, dass sie min­des­tens die Emp­feh­lung in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen ein­hal­ten. Kommt keine aus­rei­chen­de Selbst­re­gu­lie­rung zu­stan­de, er­lässt der Bund die not­wen­di­gen Vor­schrif­ten.

Der Stän­de­rat hat die Volks­in­itia­ti­ve in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 mit 25 zu 14 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen zur Ab­leh­nung emp­foh­len.

Der Na­tio­nal­rat muss sich in der Som­mer­ses­si­on 2019 noch­mals mit der Frage des Ein­tre­tens auf den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag be­fas­sen, nach­dem der Stän­de­rat in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 nicht dar­auf ein­ge­tre­ten ist. Die RK-NR be­an­tragt ihrem Rat mit 15 zu 10 Stim­men, am in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag zur UVI fest­zu­hal­ten. Eine Min­der­heit be­an­tragt, dem Stän­de­rat zu fol­gen und nicht auf den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag ein­zu­tre­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat will an einem Ge­gen­vor­schlag zur Un­ter­neh­mens-Ver­ant­wor­tungs-In­itia­ti­ve im Grund­satz fest­hal­ten. Un­klar ist es, wie ein sol­cher aus­se­hen soll, haben doch ge­ra­de viele der den Ge­gen­vor­schlag im Grund­satz be­für­wor­ten­den Voten klar­ge­macht, dass der letz­tes Jahr vom Na­tio­nal­rat ver­ab­schie­de­te Ge­gen­vor­schlag noch an­ge­passt wer­den muss. Das Be­har­ren der In­iti­an­ten auf ihren ex­tre­men Po­si­tio­nen im Rah­men der Lö­sungs­su­che im Stän­de­rat hatte die­sen fol­ge­rich­tig dazu ge­bracht, das «Ex­pe­ri­ment Ge­gen­vor­schlag» zu be­en­den.

Für die Wirt­schaft ist un­er­sicht­lich, wie nun eine Lö­sung ge­fun­den wer­den soll, die prak­ti­ka­bel ist und zum Rück­zug der In­itia­ti­ve führt. Es ist un­wahr­schein­lich, dass die In­iti­an­ten be­reit sind, ihre In­itia­ti­ve auf Basis eines an­ge­mes­se­nen und in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­ten Ge­gen­vor­schlags zu­rück­zu­zie­hen. Ent­spre­chend soll­te der Stän­de­rat nun an sei­nem Nicht­ein­tre­tensent­scheid fest­hal­ten. Die Wirt­schaft ist be­reit, sich einer Ab­stim­mung über die UVI zu stel­len.

BE­FREI­UNG VON NE­GA­TIV­ZIN­SEN VER­KENNT PRO­BLE­MA­TIK UND SCHA­DET DER UN­AB­HÄN­GIG­KEIT DER SCHWEI­ZE­RI­SCHEN NA­TIO­NAL­BANK (SNB)

Die Stan­des­in­itia­ti­ve ver­langt, dass Schwei­zer Vor­sor­ge­un­ter­neh­men von den Ne­ga­tiv­zin­sen der Na­tio­nal­bank aus­ge­nom­men wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se lehnt die In­itia­ti­ve ab.

Die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank (SNB) muss un­ab­hän­gig von der Ta­ges­po­li­tik sein:

Nur so kann sie ihr Man­dat der Preis­sta­bi­li­tät er­fül­len. Auf­grund des Auf­wer­tungs­drucks auf den Schwei­zer Fran­ken ist sie seit ei­ni­ger Zeit ge­zwun­gen, Ne­ga­tiv­zin­sen zu er­he­ben. Mit die­sem In­stru­ment schafft sie es, die not­wen­di­ge Zins­dif­fe­renz zum Euro-Raum auf­recht­zu­er­hal­ten, sind doch die Zin­sen dort bei Null bzw. für Ein­la­gen bei der Eu­ro­päi­schen Zen­tral­bank (EZB) eben­falls im ne­ga­ti­ven Be­reich (-0,4 Pro­zent) an­ge­sie­delt.

Die SNB er­zielt mit den Ne­ga­tiv­zin­sen Ein­nah­men in der Grös­sen­ord­nung von 2 Mil­li­ar­den Fran­ken. Diese Ein­nah­men ge­hö­ren zu einem Teil des Ge­win­nes (oder Ver­lus­tes) der SNB, der jähr­lich unter Be­rück­sich­ti­gung der Aus­schüt­tungs­re­ser­ve an Bund und Kan­to­ne ver­teilt wird. Diese 2 Mil­li­ar­den Fran­ken wer­den aber nicht von den Pen­si­ons­kas­sen be­zahlt. Mit Aus­nah­me der Pen­si­ons­kas­se des Bun­des muss keine Pen­si­ons­kas­se Ne­ga­tiv­zin­sen an die SNB ent­rich­ten. Di­rekt sind die Ge­schäfts­ban­ken be­trof­fen, die die Kos­ten der Ne­ga­tiv­zin­sen aber teil­wei­se an ihre Kun­den wei­ter­lei­ten. Den Pen­si­ons­kas­sen wer­den der­zeit Ne­ga­tiv­zin­sen in der Höhe von schät­zungs­wei­se 400 Mil­lio­nen Fran­ken be­las­tet.

Be­frei­ung der Pen­si­ons­kas­sen von Ne­ga­tiv­zin­sen ist höchst pro­ble­ma­tisch:

Ers­tens greift der Vor­schlag di­rekt in die Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se der SNB ein. Ein sol­cher Ver­lust an Un­ab­hän­gig­keit würde die No­ten­bank schwä­chen. Die Preis­sta­bi­li­tät würde frü­her oder spä­ter po­li­ti­schen Wün­schen ge­op­fert und führ­te un­se­rem Land lang­fris­tig rie­si­gen Scha­den zu.

Zwei­tens ist die Pro­blem­ana­ly­se falsch. Die Pen­si­ons­kas­sen lei­den vor allem unter dem all­ge­mein tie­fen Zins­ni­veau. Denn nicht nur in der Schweiz, son­dern welt­weit sind die Zin­sen real (d.h. in­fla­ti­ons­be­rei­nigt) sehr tief. Auch wenn die No­ten­ban­ken die No­mi­nal­zin­sen fest­set­zen kön­nen, die rea­len Zin­sen ent­ste­hen im Markt. Diese sind so nied­rig, weil die Pro­duk­ti­vi­täts­ent­wick­lung welt­weit eher schwach ist, viele Staa­ten das In­ves­ti­ti­ons­kli­ma nicht ver­bes­sert oder sogar ver­schlech­tert haben, die Pro­tek­tio­nis­ten die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung brem­sen und die de­mo­gra­fi­sche Ent­wick­lung das Ver­hält­nis zwi­schen Jung und Alt ver­än­dert. Nicht die Ne­ga­tiv­zin­sen auf Cash-Be­stän­den sind daher das we­sent­li­che Pro­blem für die Pen­si­ons­kas­sen, son­dern die feh­len­den Mög­lich­kei­ten für An­la­gen, die si­cher sind und den­noch eine so­li­de Ren­di­te ab­wer­fen. Die ak­tu­el­len Ren­di­te­an­sprü­che an die Pen­si­ons­kas­sen sind daher ein­fach zu hoch. Ein wei­te­res gros­ses Pro­blem ist die mas­si­ve Um­ver­tei­lung zwi­schen Jung und Alt. Das sind die ei­gent­li­chen Pro­ble­me, derer sich die Po­li­tik an­neh­men müss­te.

Drit­tens würde die Mass­nah­me die An­rei­ze ver­än­dern. So wür­den Ban­ken wohl un­mit­tel­bar Ne­ga­tiv­zin­sen für alle Pen­si­ons­kas­sen auf deren ge­sam­ten Cash-Bei­trä­gen ein­füh­ren. Die Pen­si­ons­kas­sen wür­den sich dem­ge­gen­über we­ni­ger um das Cash-Ma­nage­ment küm­mern, da sie ja keine Kos­ten mehr tra­gen müss­ten. Sie wür­den mehr Mit­tel auf den Bank­kon­ten hal­ten als heute. Somit wür­den die an die Pen­si­ons­kas­sen wei­ter­ge­lei­te­ten Ne­ga­tiv­zin­sen wohl stark an­stei­gen und künf­tig weit mehr als 400 Mil­lio­nen Fran­ken be­tra­gen. Die geld­po­li­ti­sche Wir­kung der Ne­ga­tiv­zin­sen würde auf diese Weise un­ter­gra­ben. Die ord­nungs­po­li­tisch pro­ble­ma­ti­sche Mass­nah­me auf Basis einer fal­schen Pro­blem­ana­ly­se könn­te lang­fris­tig mas­si­ve Kol­la­te­ral­schä­den zei­ti­gen und ist daher ab­zu­leh­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Stan­des­in­itia­ti­ve be­fin­det sich in der Vor­prü­fung. Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat. Die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on (WAK-NR) be­an­tragt ihrem Rat mit 16 zu 8 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung, der Vor­la­ge keine Folge zu geben.

In der Som­mer­ses­si­on 2018 hatte sich be­reits der Stän­de­rat mit 32 zu 6 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen gegen die Vor­la­ge aus­ge­spro­chen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass sich der Na­tio­nal­rat mit 100 zu 58 Stim­men da­ge­gen aus­ge­spro­chen hat, die Al­ters­vor­sor­ge­gel­der von den Ne­ga­tiv­zin­sen der Na­tio­nal­bank aus­zu­neh­men. Ei­ner­seits ba­siert die Stan­des­in­itia­ti­ve auf einer fal­schen An­nah­me, zumal nicht die Ne­ga­tiv­zin­sen auf Cash-Be­stän­den, son­dern die feh­len­den Mög­lich­kei­ten für so­li­de An­la­gen das we­sent­li­che Pro­blem für Pen­si­ons­kas­sen dar­stel­len. An­de­rer­seits geht es nicht an, in die Ent­schei­dungs­ge­walt der SNB ein­zu­grei­fen oder sogar die Preis­sta­bi­li­tät po­li­ti­schen Wün­schen zu op­fern.

BUN­DES­RÄT­LI­CHER ENT­WURF SORGT FÜR EINE AN­GE­MES­SE­NE UND ZEIT­GE­MÄS­SE MO­DER­NI­SIE­RUNG DES ENT­EIG­NUNGS­GE­SET­ZES (ENTG)

Das Ent­eig­nungs­ge­setz (EntG) soll re­vi­diert wer­den. Im Zen­trum der Vor­la­ge steht die An­pas­sung der Ver­fah­rens­vor­schrif­ten des Ent­eig­nungs­rechts an die heu­ti­gen Ver­hält­nis­se. Zur Auf­recht­er­hal­tung der Funk­tio­na­li­tät der Pro­zes­se wer­den zudem die Be­stim­mun­gen über die Or­ga­ni­sa­ti­on und Struk­tur der Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­sio­nen (ESchK) an­ge­passt und gleich­zei­tig ver­ein­facht. Die Vor­la­ge wird wei­ter als An­lass ge­nom­men, ver­schie­de­ne De­tail­re­ge­lun­gen den heu­ti­gen Be­dürf­nis­sen an­zu­pas­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss Ent­wurf des Bun­des­rats an­zu­neh­men – so wie es auch die Min­der­heit der vor­be­ra­ten­den Kom­mis­si­on für rich­tig hält. Das gel­ten­de Ent­eig­nungs­ge­setz stammt aus dem Jahr 1930. Eine Mo­der­ni­sie­rung ist wich­tig für die Funk­tio­na­li­tät des Ent­eig­nungs­rechts und ins­be­son­de­re für die ef­fi­zi­en­te Wei­ter­ent­wick­lung der hie­si­gen In­fra­struk­tu­ren. Dies ist letzt­lich ein Bei­trag zur Auf­recht­er­hal­tung der At­trak­ti­vi­tät des Wirt­schafts­stand­orts Schweiz.

Ent­wurf des Bun­des­rats er­höht Rechts- und Pla­nungs­si­cher­heit

Der Ent­wurf des Bun­des­rats sieht an­ge­mes­se­ne und vor allem zeit­ge­mäs­se ver­fah­rens­recht­li­che An­pas­sun­gen vor. Durch die neuen Be­stim­mun­gen wer­den be­ste­hen­de Un­si­cher­hei­ten be­sei­tigt, indem die be­reits gän­gi­gen, kom­bi­nier­ten Ver­fah­ren im Be­reich der Ent­eig­nung und Plan­ge­neh­mi­gung mit einer recht­li­chen Grund­la­ge ver­se­hen wer­den. Dies er­höht die Rechts- und Pla­nungs­si­cher­heit, was aus Sicht der Wirt­schaft zu be­grüs­sen ist.

Ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung für die Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­sio­nen (ESchK)

Auch die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­nen struk­tu­rel­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­pas­sun­gen für die Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­sio­nen (ESchK) sind sinn­voll. Damit wird ins­ge­samt eine fle­xi­ble­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­form ge­wählt, die den Mi­liz­cha­rak­ter der Kom­mis­sio­nen grund­sätz­lich bei­be­hält, aber auch einen ef­fi­zi­en­ten Voll­zug ge­währ­leis­tet. Die Ab­schaf­fung des be­ste­hen­den Ent­schä­di­gungs­sys­tems der ESchK wird be­grüsst, da so das Ri­si­ko dys­funk­tio­na­ler Ab­hän­gig­kei­ten (In­ter­es­sen­kon­flik­te auf­grund der Ent­schä­di­gung der ESchK durch die Ent­eig­ner) zu­künf­tig re­du­ziert wird.

Keine lärm­recht­li­che Son­der­re­ge­lung für Flug­hä­fen

Die Schaf­fung einer Son­der­re­ge­lung zum Flug­lärm, wie sie die Mehr­heit der RK-NR for­dert, ist un­ver­hält­nis­mäs­sig und sach­fremd. Ins­be­son­de­re lehnt die Wirt­schaft ein mit dem Be­triebs­re­gle­ments­ver­fah­ren ge­kop­pel­tes Ent­eig­nungs­ver­fah­ren bei Nach­bar­rechts­ent­eig­nun­gen bei Flug­lärm ab. Da es sich bei der Nach­bar­rechts­ent­eig­nung nicht um eine Vor­aus­set­zung, son­dern um eine Folge des Be­triebs von In­fra­struk­tur han­delt (z.B. Flug­lärm), stellt diese Art der for­mel­len Ent­eig­nung einen Son­der­fall dar, der folg­lich nicht durch ein vor­ge­la­ger­tes Ver­fah­ren be­han­delt wer­den kann (z.B. bei der Ge­neh­mi­gung eines Be­triebs­re­gle­ments). Zu­sätz­lich ist die Not­wen­dig­keit einer for­mel­len Ent­eig­nung an wei­te­re, im vor­lau­fen­den Ver­fah­ren nicht be­kann­te Vor­aus­set­zun­gen ge­knüpft. Über­dies sor­gen die Mehr­heits­an­trä­ge in der Pra­xis zu einer er­heb­li­chen, völ­lig un­nö­ti­gen Auf­blä­hung des Ver­fah­rens und so zu mas­siv hö­he­rem bü­ro­kra­ti­schen Auf­wand bei den Ent­eig­nern und der öf­fent­li­chen Hand. Die damit ver­bun­de­ne noch­ma­li­ge Ver­län­ge­rung der be­reits oh­ne­hin zu lan­gen Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren ge­fähr­det die im luft­fahrt­po­li­ti­schen Be­richt 2016 vor­ge­se­he­ne, nach­hal­ti­ge und nach­fra­ge­ge­rech­te Ent­wick­lung der Lan­des­flug­hä­fen der Schweiz.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Er­strat. In der Ge­samt­ab­stim­mung be­an­tragt die RK-NR ihrem Rat, diese mit 23 zu 0 Stim­men an­zu­neh­men. Davor hatte sie den Ent­wurf des Bun­des­rats in drei Punk­ten ver­än­dert:

  • Die RK-NR be­für­wor­tet mit 13 zu 9 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung die Auf­nah­me einer Regel, wo­nach die Ent­schä­di­gung für land­wirt­schaft­li­ches Kul­tur­land künf­tig das 6-fache des mass­geb­li­chen Höchst­prei­ses be­tra­gen soll. Eine Min­der­heit lehnt diese Än­de­rung ab.
  • Die Kom­mis­si­on be­für­wor­tet mit 18 zu 4 Stim­men die Auf­nah­me von Be­stim­mun­gen, wel­che die Ver­fah­rens­rech­te von Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und -ei­gen­tü­mern stär­ken, wel­che von Flug­lärm oder von Im­mis­sio­nen von Ver­kehrs­an­la­gen für den Land­ver­kehr be­trof­fen sind.
  • Schliess­lich hat die Kom­mis­si­on mit 16 zu 0 Stim­men bei 7 Ent­hal­tun­gen ent­schie­den, dass die Mit­glie­der der Schät­zungs­kom­mis­sio­nen nicht wie vom Bun­des­rat vor­ge­se­hen vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, son­dern vom Bun­des­ge­richt ge­wählt wer­den sol­len.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den kla­ren Ent­scheid des Na­tio­nal­rats, das Ent­eig­nungs­recht mo­der­ni­sie­ren und damit ef­fi­zi­en­ter ge­stal­ten zu wol­len (mit 141 zu 43 Stim­men). Ins­be­son­de­re be­für­wor­tet die Wirt­schaft den Ver­zicht auf Son­der­re­ge­lun­gen bei Ent­eig­nun­gen, die im Zu­sam­men­hang mit Flug­lärm ste­hen.

UN­DIF­FE­REN­ZIER­TE IN­ITIA­TI­VEN GE­FÄHR­DEN DIE VER­SOR­GUNGS­SI­CHER­HEIT UND SCHA­DEN DER SCHWEIZ ALS IN­NO­VA­TI­ONS­STAND­ORT

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine Schweiz ohne syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de» (19.025) sieht vor, Ar­ti­kel 74 Ab­satz 2bis Bun­des­ver­fas­sung zu än­dern. Neu soll der Ein­satz syn­the­ti­scher Pes­ti­zi­de in der land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ti­on, in der Ver­ar­bei­tung land­wirt­schaft­li­cher Er­zeug­nis­se und in der Boden- und Land­schafts­pfle­ge ver­bo­ten wer­den. Aus­ser­dem soll die Ein­fuhr zu ge­werb­li­chen Zwe­cken von Le­bens­mit­teln, die syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de ent­hal­ten oder mit­hil­fe sol­cher her­ge­stellt wor­den sind, ver­bo­ten wer­den.

Die Volks­in­itia­ti­ve «Für sau­be­res Trink­was­ser und ge­sun­de Nah­rung – Keine Sub­ven­tio­nen für den Pes­ti­zid- und den pro­phy­lak­ti­schen An­ti­bio­ti­ka-Ein­satz» (18.096) ver­langt, dass nur noch die­je­ni­gen Land­wirt­schafts­be­trie­be mit Di­rekt­zah­lun­gen un­ter­stützt wer­den, die keine Pes­ti­zi­de ein­set­zen, ohne pro­phy­lak­ti­schen An­ti­bio­ti­ka­ein­satz in der Tier­hal­tung aus­kom­men und deren Tier­be­stand mit dem auf dem Be­trieb pro­du­zier­ten Fut­ter er­nährt wer­den kann.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt die bei­den Volks­in­itia­ti­ven zur Ab­leh­nung.

Schafft neue Han­dels­hemm­nis­se

Statt Han­dels­hemm­nis­se ab­zu­bau­en, wür­den mit der In­itia­ti­ve «Für eine Schweiz ohne syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de» wei­te­re ge­schaf­fen. Unter an­de­rem, weil sie die Ein­fuhr von Le­bens­mit­teln zu ge­werb­li­chen Zwe­cken ver­bie­ten will, die syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de ent­hal­ten oder die mit­hil­fe sol­cher her­ge­stellt wur­den. Das ist pro­ble­ma­tisch, weil das Vor­ha­ben nicht um­ge­setzt wer­den kann, ohne dass in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen der Schweiz ver­letzt wür­den (WTO, EU, Frei­han­dels­ab­kom­men).

Schmä­lert die Aus­wahl und ver­teu­ert Le­bens­mit­tel und Agrar­roh­stof­fe

Die Fol­gen eines sol­chen Im­port­ver­bots wären weit­rei­chend: Ins­ge­samt würde der Schwei­zer Agrar- und Le­bens­mit­tel­markt mit der In­itia­ti­ve wei­ter ab­ge­schot­tet. Auch sind ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Ver­hand­lun­gen von neuen Frei­han­dels­ab­kom­men (wie z.B. mit den USA) zu er­war­ten. Zudem sänke die Aus­wahl an Le­bens­mit­teln, die Ver­sor­gungs­si­cher­heit würde ge­fähr­det, die Prei­se der noch er­hält­li­chen Nah­rungs­mit­tel stie­gen mas­siv und der Ein­kaufs­tou­ris­mus nähme zu. Des Wei­te­ren würde dies auch di­rekt dem Pro­duk­ti­ons­stand­ort Schweiz als Ver­ede­lungs­stand­ort mit hoher Wert­schöp­fung scha­den (z.B. für Kaf­fee oder Scho­ko­la­de).

Scha­det dem Ruf der Schweiz als In­no­va­ti­ons­stand­ort

Die In­itia­ti­ve «Für eine Schweiz ohne syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de» sieht ein Tech­no­lo­gie­ver­bot vor: Sie zielt auf ein un­dif­fe­ren­zier­tes und wis­sen­schaft­lich nicht nach­voll­zieh­ba­res Ver­bot einer gan­zen Grup­pe che­mi­scher Stof­fe. Ein sol­ches Ver­bot er­höh­te die Wahr­schein­lich­keit, dass For­schungs­stand­or­te ins Aus­land ver­legt wür­den, ei­ner­seits weil die ent­spre­chen­de For­schung (ins­be­son­de­re Feld­ver­su­che) nur noch mit un­ver­hält­nis­mäs­sig hohem Auf­wand mög­lich wäre.

An­de­rer­seits würde ein sol­ches Ver­bot den Ruf der Schweiz als In­no­va­ti­ons­stand­ort be­schä­di­gen. Be­reits das Gen­tech­nik-Ver­bot zeigt es: Wis­sen­schaft­lich un­be­grün­de­te Ver­bo­te füh­ren zu einer Ab­wärts­spi­ra­le in den ent­spre­chen­den For­schungs­ge­bie­ten. Die Fir­men zie­hen ihre For­schungs­ak­ti­vi­tä­ten in for­schungs­freund­li­che­re Län­der ab. Da­durch lei­den die For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen mit den öf­fent­li­chen Uni­ver­si­tä­ten, was wie­der­um die Be­deu­tung der Hoch­schul­for­schung min­dert. Schliess­lich gibt es Rück­wir­kun­gen auf alle For­schungs­zwei­ge, da es schwie­ri­ger ist, in einem for­schungs­feind­li­chen Um­feld Topfor­sche­rin­nen und -for­scher an­zu­zie­hen.

Trink­was­ser­initia­ti­ve: Un­nö­ti­ge Ein­schrän­kung der un­ter­neh­me­ri­schen Frei­heit

Die Trink­was­ser­initia­ti­ve ist zwar we­ni­ger ra­di­kal. eco­no­mie­su­is­se lehnt sie trotz­dem ab, unter an­de­rem weil die un­ter­neh­me­ri­sche Frei­heit, die für eine zu­kunfts­fä­hi­ge Land­wirt­schaft wich­tig ist, stark ein­ge­schränkt würde. Die In­itia­ti­ve sieht vor, dass der Tier­be­stand mit dem auf dem Be­trieb pro­du­zier­ten Fut­ter er­nährt wer­den kön­nen muss. Dies würde die über­be­trieb­li­che Zu­sam­men­ar­beit, wie sie in einer ef­fi­zi­en­ten Ar­beits­tei­lung nötig ist, ver­un­mög­li­chen.

Pes­ti­zi­de auf ein Mi­ni­mum re­du­zie­ren ist sinn­vol­ler, als sie ganz zu ver­bie­ten

Ins­ge­samt er­ach­tet es eco­no­mie­su­is­se als sinn­vol­ler, die Nach­hal­tig­keit in der Agrar­wirt­schaft um­fas­send im Drei­eck Um­welt, So­zia­les, und Öko­no­mie (Markt und Un­ter­neh­men) zu be­trach­ten. Die Vor­la­ge zur Agrar­po­li­tik 22+ ver­folgt einen ent­spre­chend um­fas­sen­de­ren An­satz. An­stel­le eines ge­ne­rel­len Ver­bots ist es in einer Ge­samt­be­trach­tung bes­ser und ziel­füh­ren­der, den Ein­satz von Pes­ti­zi­den auf das not­wen­di­ge Mi­ni­mum zu re­du­zie­ren – ge­ra­de auch durch tech­no­lo­gi­sche In­no­va­tio­nen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Na­tio­nal­rat be­han­delt die bei­den Volks­in­itia­ti­ven in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Er­strat.

Die vor­be­ra­ten­de Kom­mis­si­on (WAK-NR) emp­fiehlt ihrem Rat mit 18 zu 5 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen, die Volks­in­itia­ti­ve «Für eine Schweiz ohne syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de» ohne Ge­gen­ent­wurf ab­zu­leh­nen und mit 18 zu 7 Stim­men die Trink­was­ser­initia­ti­ve eben­falls ohne Ge­gen­ent­wurf ab­zu­leh­nen. Sie hält die In­itia­ti­ven für un­nö­tig, da die Mass­nah­men des Bun­des­rats im Zu­sam­men­hang mit der Agrar­po­li­tik 2022+ und dem Ak­ti­ons­plan Pflan­zen­schutz­mit­tel wir­kungs­voll genug seien. Aus­ser­dem sei der Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln in den letz­ten Jah­ren oh­ne­hin be­reits deut­lich zu­rück­ge­gan­gen. Eine Min­der­heit emp­fiehlt die In­itia­ti­ven zur An­nah­me.

Auch der Bun­des­rat be­an­tragt die Ab­leh­nung der bei­den Volks­in­itia­ti­ven ohne Ge­gen­vor­schlag.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Na­tio­nal­rat so­wohl die Pes­ti­zid­ver­bots-In­itia­ti­ve (131 zu 54 Stim­men) als auch die Trink­was­ser-In­itia­ti­ve (130 zu 58 Stim­men) klar zur Ab­leh­nung emp­foh­len hat. Die In­itia­ti­ven scha­den der Schweiz so­wohl als Pro­duk­ti­ons- wie auch als In­no­va­ti­ons­stand­ort, da sie einen mas­si­ven An­stieg der Nah­rungs­mit­tel­prei­se zur Folge hät­ten. Die Pes­ti­zid­ver­bots-In­itia­ti­ve sieht zudem ein un­dif­fe­ren­zier­tes Tech­no­lo­gie­ver­bot vor. Aus Sicht der Wirt­schaft ist es sinn­vol­ler, die Nach­hal­tig­keit in der Agrar­wirt­schaft um­fas­send im Drei­eck Um­welt, So­zia­les und Öko­no­mie (Markt und Un­ter­neh­men) zu be­trach­ten, wie es be­reits in der Vor­la­ge zur Agrar­po­li­tik 22+ vor­ge­se­hen ist.

Stän­de­rat

AUS­BIL­DUNGS­QUA­LI­TÄT DER SCHWEI­ZER GYM­NA­SI­EN DURCH TRANS­PA­RENZ ER­HÖ­HEN

Die Mo­ti­on ver­langt, dass der Bun­des­rat die er­ho­be­nen Daten zum Stu­di­en­ver­lauf von Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den an den Schwei­zer Hoch­schu­len pu­bli­zie­ren lässt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on an­zu­neh­men.

Qua­li­täts­si­che­rung an den Gym­na­si­en ist not­wen­dig

Gym­na­si­en sind öf­fent­lich fi­nan­zier­te Schu­len mit dem Haupt­ziel, dass Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den die Stu­dier­fä­hig­keit er­lan­gen. Damit sie die­ses Ziel er­rei­chen, müs­sen die Gym­na­si­en fort­lau­fend Mass­nah­men er­grei­fen, um die Qua­li­tät ihrer Schu­le hoch­zu­hal­ten. Je we­ni­ger ob­jek­ti­ve und ver­gleich­ba­re Kri­te­ri­en vor­han­den sind, desto mehr ent­schei­den Steue­rungs- und Füh­rungs­gre­mi­en auf­grund sub­jek­ti­ver Kri­te­ri­en. Die In­for­ma­tio­nen zum Stu­di­en­er­folg aber sind ob­jek­ti­ver Natur. Sie kön­nen sehr in­ter­es­san­te Rück­schlüs­se auf die Aus­bil­dungs­qua­li­tät der Gym­na­si­en lie­fern. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es un­ver­ständ­lich, dass nur ein Drit­tel der Kan­to­ne die Daten zum Stu­di­en­er­folg ihrer Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den vom Bun­des­amt für Sta­tis­tik über­haupt be­zieht und die Öf­fent­lich­keit nichts davon wis­sen darf.

Trans­pa­renz führt zu mehr Qua­li­tät

Die Ver­öf­fent­li­chung der Stu­di­en­er­folgs­quo­ten wird die Qua­li­tät an den Gym­na­si­en ver­bes­sern: 2009 hat die ETH Zü­rich den Er­folg ihrer Stu­die­ren­den nach ihren Her­kunfts­schu­len auf­ge­schlüs­selt prä­sen­tiert. Die Ver­öf­fent­li­chung hatte kon­kre­te Aus­wir­kun­gen. Wie Um­fra­ge­re­sul­ta­te von eco­no­mie­su­is­se da­mals zeig­ten, ging ein Teil der Gym­na­si­en davon aus, dass sich durch die ge­stei­ger­te Trans­pa­renz die Aus­bil­dungs­qua­li­tät ver­bes­sern würde. Ei­ni­ge Gym­na­si­en hat­ten auf­grund der Ver­öf­fent­li­chung einen Hand­lungs­be­darf fest­ge­stellt und be­reits kon­kre­te Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Aus­bil­dungs­qua­li­tät ein­ge­lei­tet. Ins­be­son­de­re jene Gym­na­si­en, die eher schlecht ab­schnit­ten, fühl­ten sich an­ge­spornt und un­ter­nah­men etwas, um ihre Si­tua­ti­on zu ver­bes­sern. Es gibt kaum eine kos­ten­güns­ti­ge­re Mass­nah­me, die in Gym­na­si­en eine Qua­li­täts­ver­bes­se­rung be­wir­ken kann.

Die Schwei­zer Gym­na­si­en haben zudem eine be­son­de­re Ver­ant­wor­tung: Im Ge­gen­satz zum Aus­land haben sie das un­er­hör­te Pri­vi­leg, dass sich ihre Ab­sol­ven­tin­nen und Ab­sol­ven­ten (mit Aus­nah­me der Me­di­zin) prü­fungs­frei an jeder Schwei­zer Uni­ver­si­tät ein­schrei­ben und das Fach frei wäh­len kön­nen. Damit der freie Zu­gang zur Uni­ver­si­tät in der Schweiz aber er­hal­ten wer­den kann, braucht es auch von den Gym­na­si­en ste­ti­ge An­stren­gun­gen zur Qua­li­täts­ver­bes­se­rung. Die Mo­ti­on er­mög­licht hier­zu einen wich­ti­gen und kos­ten­güns­ti­gen Bei­trag.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat. Die WBK-SR be­an­tragt ohne Ge­gen­stim­me bei einer Ent­hal­tung, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen. Der Na­tio­nal­rat hat die Mo­ti­on in der Herbst­ses­si­on 2018 mit 181 zu 3 Stim­men (2 Ent­hal­tun­gen) an­ge­nom­men.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert, dass sich der Stän­de­rat mit 30 zu 10 Stim­men gegen die Pu­bli­ka­ti­on von Daten zum Stu­di­en­er­folg von Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den aus­ge­spro­chen hat. Er ver­hin­dert damit eine kos­ten­güns­ti­ge und trans­pa­ren­te Mass­nah­me zur Qua­li­täts­stei­ge­rung an Schwei­zer Gym­na­si­en.

WIRT­SCHAFT UN­TER­STÜTZT DEN AGUR12 II-KOM­PRO­MISS ALS BASIS FÜR DIE RE­VI­SI­ON DES UR­HE­BER­RECHTS­GE­SET­ZES (URG)

Mit die­ser Vor­la­ge un­ter­brei­tet der Bun­des­rat die Re­vi­si­on des Ur­he­ber­rechts­ge­set­zes (URG). Die Re­vi­si­ons­vor­la­ge ba­siert auf einem Kom­pro­miss, der von Ver­tre­tern der Kul­tur­schaf­fen­den, Pro­du­zen­ten, Nut­zer, Kon­su­men­ten sowie der Wirt­schaft in den we­sent­li­chen Punk­ten ge­tra­gen wird. Diese ver­schie­de­nen In­ter­es­sen­grup­pen hat­ten sich im Rah­men einer vom EJPD ein­ge­setz­ten Ar­beits­grup­pe (AGUR12 II) in einem lang­wie­ri­gen Pro­zess ge­ei­nigt.

Ziel der Re­vi­si­on sind eine Mo­der­ni­sie­rung des URG und eine An­pas­sung an die tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen Jahre. Ins­be­son­de­re soll das Ur­he­ber­recht für die Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen der Di­gi­ta­li­sie­rung ge­wapp­net sein. Wich­tig sind dabei ge­ra­de die vor­ge­schla­ge­nen An­pas­sun­gen bei der Rechts­durch­set­zung im In­ter­net.

Der Ge­set­zes­ent­wurf sieht unter an­de­rem für Bi­blio­the­ken und Mu­se­en ein Ver­zeich­nis­pri­vi­leg vor. Sie kön­nen in ihren Be­stands­ver­zeich­nis­sen Aus­zü­ge von Wer­ken und wei­te­re In­for­ma­tio­nen wie­der­ge­ben, so­fern und so­weit dies der Er­schlies­sung und Ver­mitt­lung ihrer Be­stän­de dient. Wei­ter schlägt der Bun­des­rat eine Re­ge­lung für die Nut­zung von ver­wais­ten Wer­ken vor. Die vor­ge­schla­ge­ne Wis­sen­schafts­schran­ke stellt si­cher, dass Ur­he­ber das für die elek­tro­ni­sche Aus­wer­tung gros­ser Text- und Da­ten­men­gen not­wen­di­ge Ko­pie­ren nicht ver­bie­ten dür­fen. Davon soll ins­be­son­de­re die For­schung pro­fi­tie­ren.

Der Ge­set­zes­ent­wurf schlägt des Wei­te­ren vor, dass An­bie­ter von In­ter­net­diens­ten, die ihren Kun­den Spei­cher­platz zur Ver­fü­gung stel­len (sog. «Hos­ting-Pro­vi­der»), dafür zu sor­gen haben, dass ein­mal ent­fern­te il­le­ga­le In­hal­te dau­er­haft ent­fernt blei­ben. Damit soll die Be­kämp­fung der In­ter­net­pi­ra­te­rie ver­bes­sert wer­den, ohne die Kon­su­men­ten il­le­ga­ler An­ge­bo­te zu kri­mi­na­li­sie­ren. Aus­ser­dem soll im URG aus­drück­lich fest­ge­hal­ten wer­den, dass eine Da­ten­be­ar­bei­tung zur straf­recht­li­chen Ver­fol­gung von Ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen zu­läs­sig ist.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit Än­de­run­gen an­zu­neh­men.

AGUR12 II-Kom­pro­miss als Basis der URG-Re­vi­si­on

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt ge­ne­rell die wirk­sa­me Durch­set­zung von Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­ten und damit auch des Ur­he­ber­rechts. Die ra­san­ten tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lun­gen der ver­gan­ge­nen Jahre führ­ten zu neuen Ver­wer­tungs­for­men und wer­fen neue Rechts­fra­gen auf. Im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit müs­sen die be­ste­hen­den Lü­cken im URG ge­schlos­sen wer­den. eco­no­mie­su­is­se hat die Ein­set­zung der AGUR12 aus­drück­lich be­grüsst, darin aktiv mit­ge­wirkt und dabei auf die not­wen­di­gen An­pas­sun­gen im Ur­he­ber­recht hin­ge­wie­sen. Da­mals wie heute ist eine sorg­fäl­ti­ge und kri­ti­sche Über­prü­fung aller Be­rei­che sowie eine Mo­der­ni­sie­rung der Ta­rif­struk­tur und Ver­fah­ren an­ge­zeigt. Als Basis der URG-Re­vi­si­on dient der AGUR12 II-Kom­pro­miss. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst des­halb, dass die Kom­mis­si­on für Wis­sen­schaft, Bil­dung und Kul­tur des Stän­de­rats (WBK-SR) zu die­sem zu­rück­ge­kom­men ist.

Nein zu aus­ufern­den Licht­bild­schutz- und un­kla­ren «Video on De­mand»-Be­stim­mun­gen

Der im Ge­set­zes­ent­wurf vor­ge­se­he­ne Licht­bild­schutz lehnt die Wirt­schaft hin­ge­gen ab. Die be­tref­fen­den Be­stim­mun­gen sind zu weit­läu­fig, da neu auch Fo­to­gra­fi­en ohne in­di­vi­du­el­len Cha­rak­ter (z.B. Fa­mi­li­en- und Ur­laubs­fo­tos, Pro­duk­te­auf­nah­men usw.) unter den Schutz eines Wer­kes nach URG fal­len wür­den. Dies wi­der­spricht dem Grund­satz, dass das URG de­fi­ni­ti­ons­ge­mäss nur Werke mit in­di­vi­du­el­lem Cha­rak­ter schützt. Des­halb ist der Schutz auf Pres­se­fo­tos zu be­schrän­ken. Eben­so wenig un­ter­stützt die Wirt­schaft die sys­tem­wid­ri­ge, zu­sätz­li­che Schaf­fung eines kos­ten­pflich­ti­gen Ver­gü­tungs­ta­rifs «Video on De­mand». Die­ser würde bei der Zu­gäng­lich­ma­chung von Dar­bie­tun­gen in au­dio­vi­su­el­len Wer­ken an­fal­len und zwin­gend zu un­ge­rech­ten Dop­pel­zah­lun­gen füh­ren.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat. In ers­ter Le­sung hatte die Rats­mehr­heit in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 be­schlos­sen, den Ent­wurf an ihre Kom­mis­si­on für Wis­sen­schaft, Bil­dung und Kul­tur (WBK-SR) zu­rück­zu­wei­sen.

Diese be­an­tragt ihrem Rat nun ein­stim­mig, zu­rück zum AGUR12 II-Kom­pro­miss zu kom­men. Zudem for­dert die Kom­mis­si­on neu, auf einen Ver­gü­tungs­an­spruch für Jour­na­lis­ten und ein Leis­tungs­schutz­recht für Pres­se­ver­la­ge zu ver­zich­ten. Eben­falls spricht sich die WBK-SR dafür aus, die Ver­gü­tungs­pflicht für den Ei­gen­ge­brauch in pri­va­ten Räum­lich­kei­ten von Ho­tels und ähn­li­chen In­sti­tu­tio­nen nicht auf­zu­he­ben. Bei der Video-on-De­mand-Re­ge­lung möch­te die Kom­mis­si­on ihren ur­sprüng­li­chen Ent­scheid auf­recht­er­hal­ten und eine Mu­sik­aus­nah­me ein­füh­ren.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass der Stän­de­rat das Ur­he­ber­recht auf Basis des breit ab­ge­stütz­ten Kom­pro­mis­ses der AGUR12 II mo­der­ni­sie­ren will. Es ist nun be­deut­sam, dass im Rah­men der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung noch die er­for­der­li­chen An­pas­sun­gen vor­ge­nom­men wer­den kön­nen und die Re­vi­si­on dann ab­ge­schlos­sen wer­den kann. Dies er­höht auch die Wahr­schein­lich­keit, dass die Schweiz wie­der von der - für Län­der mit man­geln­dem Ur­he­be­rechts­schutz vor­ge­se­he­nen - US-Watch­lis­te «Spe­cial Re­port 301» ver­schwin­det.

DI­GI­TA­LER IDEN­TI­TÄTS­NACH­WEIS (E-ID) ES­SEN­ZIEL FÜR DIE WETT­BE­WERBS­FÄ­HIG­KEIT DER SCHWEIZ

Der di­gi­ta­le Iden­ti­täts­nach­weis (E-ID) wird immer wich­ti­ger im Ge­schäfts­le­ben oder in der Frei­zeit. Es be­steht ein gros­ses Be­dürf­nis nach einer si­che­ren und ein­fach zu hand­ha­ben­den E-ID. Der Bun­des­rat will des­halb klare Re­geln für eine staat­lich an­er­kann­te di­gi­ta­le Iden­ti­tät er­las­sen. Das er­klär­te Ziel des Bun­des­rats be­steht darin, dass sich die Nut­zer im In­ter­net si­cher sein und mit vol­ler Kon­trol­le über die ei­ge­nen Daten be­we­gen kön­nen.

Der Bun­des­rat schlägt vor, eine spe­zi­el­le Iden­ti­täts­stel­le im EJPD mit der amt­li­chen Prü­fung und Be­stä­ti­gung der Exis­tenz einer Per­son und ihrer Iden­ti­täts­merk­ma­le zu be­trau­en. Die Ent­wick­lung und Aus­stel­lung der tech­no­lo­gi­schen Trä­ger der staat­lich ge­prüf­ten und be­stä­tig­ten E-ID soll pri­va­ten An­bie­tern über­las­sen wer­den. Die Pri­va­ten sol­len aber staat­lich an­er­kannt und re­gel­mäs­sig kon­trol­liert wer­den.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge an­zu­neh­men.

Di­gi­ta­li­sie­rung auf neue Iden­ti­täts­nach­wei­se an­ge­wie­sen

Die Di­gi­ta­li­sie­rung führt zu einer Ver­la­ge­rung von Ge­schäfts­mo­del­len in den vir­tu­el­len Raum. Für be­stimm­te Ge­schäf­te wird wei­ter­hin ein Iden­ti­täts­nach­weis be­nö­tigt, sei es aus Grün­den des Ju­gend­schut­zes, zum Schutz der Gläu­bi­ger oder der öf­fent­li­chen Si­cher­heit. Eine Ver­wen­dung der her­kömm­li­chen ID ist im di­gi­ta­len Raum oft­mals nicht mög­lich. Aus­ser­dem wer­den mit der Di­gi­ta­li­sie­rung neue An­for­de­run­gen an den Iden­ti­täts­nach­weis ge­stellt. Die Ge­setz­ge­bung trägt die­sen Ent­wick­lun­gen mit dem vor­lie­gen­den Ent­wurf Rech­nung.

Klare Re­geln über E-ID un­be­dingt not­wen­dig

Klare Re­geln über den di­gi­ta­len Iden­ti­täts­nach­weis sind un­be­dingt not­wen­dig, damit die Schwei­zer Un­ter­neh­men im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb nicht den An­schluss ver­lie­ren. Sol­che Re­geln feh­len heut­zu­ta­ge. Die Folge ist, dass die Iden­ti­tät der Ge­schäfts­part­ner di­gi­tal nicht ein­wand­frei fest­stell­bar ist. Die be­ste­hen­den Al­ter­na­ti­ven zur E-ID (Kre­dit­kar­ten­num­mer, E-Mail, So­zia­le Me­di­en) er­fül­len die not­wen­di­gen An­for­de­run­gen an die Si­cher­heit nicht. Die Ent­wick­lung neuer Ge­schäfts­mo­del­le stösst aus die­sen Grün­den an ihre Gren­ze. Die E-ID ist eine Chan­ce für die Schwei­zer Volks­wirt­schaft, die jetzt ge­packt wer­den muss. Sie er­leich­tert den Ge­schäfts­ver­kehr und ver­ein­facht den Um­gang mit den Be­hör­den.

Ge­währ­leis­tungs­ver­ant­wor­tung durch Bund, Be­reit­stel­lung durch Pri­va­te

Es ist aus­rei­chend, wenn der Bund die Ge­währ­leis­tungs­ver­ant­wor­tung für die E-ID trägt. Die Be­reit­stel­lung der E-ID kann durch die Pri­va­ten er­fol­gen. Sie ver­fü­gen über das not­wen­di­ge Know-how, um ein ef­fi­zi­en­tes, nut­zer­freund­li­ches und glei­cher­mas­sen si­che­res E-ID-Sys­tem an­zu­bie­ten. Eine Be­tei­li­gung des Bun­des oder gar der Be­trieb eines ei­ge­nen E-ID-Sys­tems ist nicht er­for­der­lich. Die vor­ge­schla­ge­ne Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen den Pri­va­ten und dem Staat ist des­halb sinn­voll.

Ge­set­zes­ent­wurf: gute Dis­kus­si­ons­grund­la­ge mit punk­tu­el­lem An­pas­sungs­be­darf

Der Ge­set­zes­ent­wurf bil­det die Basis für ein schlan­kes Bun­des­ge­setz über elek­tro­ni­sche Iden­ti­fi­zie­rungs­diens­te. Es folgt dem Sub­si­dia­ri­täts­ge­dan­ken und re­du­ziert die staat­li­chen Ein­grif­fe auf ein Mi­ni­mum. Tech­ni­sche De­tails wer­den in der Ver­ord­nung ge­re­gelt. Aus­ser­dem lässt der Ge­set­zes­ent­wurf un­ter­schied­li­che E-ID-Mo­del­le und -An­bie­ter zu.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat. Seine vor­be­ra­ten­de Rechts­kom­mis­si­on hat die Vor­la­ge in ei­ni­gen Punk­ten an­ge­passt. In der Ge­samt­ab­stim­mung be­an­tragt sie ihrem Rat deren An­nah­me ein­stim­mig. Ent­ge­gen dem ur­sprüng­li­chen bun­des­rät­li­chen Ent­wurf und dem na­tio­nal­rät­li­chen Be­schluss will die RK-SR, dass die Kon­trol­le und Auf­sicht über die An­bie­ter von elek­tro­ni­schen Iden­ti­täts­dienst­leis­tun­gen nicht einer Stel­le in­ner­halb der Bun­des­ver­wal­tung, son­dern einer un­ab­hän­gi­gen Kom­mis­si­on über­tra­gen wer­den soll (EID­COM). Der Bun­des­rat ist damit ein­ver­stan­den.

Der Na­tio­nal­rat hat die Vor­la­ge in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 als Er­strat be­han­delt und mit 128 zu 48 Stim­men an­ge­nom­men. Die gros­se Kam­mer hat nur zu­rück­hal­tend Än­de­run­gen am Ent­wurf des Bun­des­rats vor­ge­nom­men. Zu den we­ni­gen Än­de­run­gen zählt die Pflicht der Her­aus­ge­ber, allen Per­so­nen eine E-ID aus­zu­stel­len, wel­che die per­sön­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len. 

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

Für die Di­gi­ta­li­sie­rung un­se­res Lan­des ist die Schaf­fung einer staat­lich ge­prüf­ten elek­tro­ni­schen Iden­ti­tät (E-ID) ent­schei­dend. Sie ge­hört zur Ba­sis­in­fra­struk­tur für die di­gi­ta­le Schweiz. eco­no­mie­su­is­se hat sich dafür ein­ge­setzt, dass das Par­la­ment die­sen Pro­zess nicht ver­zö­gert. Es ist er­freu­lich, dass sich nach dem Stän­de­rat nun auch der Na­tio­nal­rat für das von der Wirt­schaft fa­vo­ri­sier­te Kon­zept aus­ge­spro­chen hat (mit 31 zu 7 Stim­men). Die vor­ge­se­he­ne Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Staat und Pri­va­ten ist zu­kunfts­wei­send: Künf­tig soll der Staat der Her­aus­ge­ber der E-ID sein und die Pri­va­ten sor­gen für deren Ein­satz­mög­lich­kei­ten.

DRIT­TE GE­NE­RA­TI­ON DER AG­GLO­ME­RA­TI­ONS­PRO­GRAM­ME IST GRUND­LE­GEND FÜR EIN ZU­KUNFTS­FÄ­HI­GES VER­KEHRS­SYS­TEM

Mit der Vor­la­ge be­an­tragt der Bun­des­rat die Frei­ga­be der fi­nan­zi­el­len Mit­tel für die drit­te Ge­ne­ra­ti­on der Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me. Mit den 1,34 Mil­li­ar­den Fran­ken will der Bund Bau­vor­ha­ben von 32 Ag­glo­me­ra­tio­nen un­ter­stüt­zen, die Ver­kehr und Sied­lung ko­or­di­nie­ren sowie die ver­schie­de­nen Ver­kehrs­mit­tel bes­ser auf­ein­an­der ab­stim­men. Rund 30 Pro­zent der Bun­des­bei­trä­ge sol­len in den Be­rei­chen Fuss- und Ve­l­over­kehr, Stras­sen­auf­wer­tun­gen und Ver­kehrs­ma­nage­ment ein­ge­setzt wer­den.

Das Pro­gramm Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehr des Bun­des soll dazu bei­tra­gen, die Ver­kehrs­si­tua­ti­on in den Bal­lungs­räu­men zu ver­bes­sern. Die un­ter­stütz­ten Bau­vor­ha­ben müs­sen in­ner­halb von sechs Jah­ren be­gin­nen. An­sons­ten fal­len die ge­spro­che­nen Bei­trä­ge an den Bund zu­rück.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge ge­mäss den An­trä­gen der KVF-SR an­zu­neh­men.

Be­währ­te Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me wei­ter­füh­ren

eco­no­mie­su­is­se be­für­wor­tet die Frei­ga­be der Bun­des­bei­trä­ge an die drit­te Ge­ne­ra­ti­on der Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me. Diese haben sich grund­sätz­lich be­währt und tra­gen zur Be­he­bung der immer grös­ser wer­den­den Ver­kehrs­pro­ble­me in städ­ti­schen Zen­tren und Bal­lungs­räu­men bei. Dort fällt die Haupt­last der Ver­kehrs­last an. Ge­ziel­te In­fra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen in den dicht be­sie­del­ten Ag­glo­me­ra­ti­ons­räu­men er­lau­ben diese Haupt­last ef­fi­zi­ent und ver­kehrs­trä­ger­über­grei­fend ab­zu­fe­dern. Die Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me set­zen daher den Hebel an der rich­ti­gen Stel­le an.

Be­dürf­nis­sen der Wirt­schaft Rech­nung tra­gen

Qua­li­tät des Ver­kehrs­sys­tems, die Sied­lungs­ent­wick­lung nach innen, eine ge­rin­ge­re Um­welt­be­las­tung und mehr Si­cher­heit er­hö­hen die At­trak­ti­vi­tät der Ag­glo­me­ra­tio­nen als zen­tra­le Wirt­schafts­stand­or­te. Trotz­dem soll­ten die wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­se in der Um­set­zung, ins­be­son­de­re im Pla­nungs- und Aus­wahl­pro­zess, bes­ser be­rück­sich­tigt wer­den. Ge­gen­wär­tig fehlt in den Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­men der not­wen­di­ge Fokus auf die An­lie­gen der Wirt­schaft. Dabei sind die Ag­glo­me­ra­tio­nen volks­wirt­schaft­lich be­deut­sa­me Räume. Zu­sam­men mit den Kern­städ­ten sind sie die Wirt­schafts­mo­to­ren des Lan­des. Vier von fünf Be­schäf­tig­ten in der Schweiz gehen dort einer Ar­beit nach. Und rund 84 Pro­zent der Wirt­schafts­leis­tung wer­den in den Städ­ten und Ag­glo­me­ra­tio­nen er­bracht.

Auf­grund der Fi­nan­zie­rung aus dem Na­tio­nal­stras­sen- und Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehrs­fonds NAF sind die Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me auch einer wirt­schaft­lich sinn­vol­len Ver­kehrs­ent­wick­lung ver­pflich­tet. Dies be­inhal­tet vor allem eine nach­fra­ge­ge­rech­te Wei­ter­ent­wick­lung aller Ver­kehrs­trä­ger. So sind bei­spiels­wei­se Mass­nah­men im Stras­sen­be­reich stär­ker zu prio­ri­sie­ren, eben­so Lö­sun­gen für eine ef­fi­zi­en­te ur­ba­ne Lo­gis­tik mit Start- und Ziel­punkt in den Zen­tren. Eben­so ist eine schnel­le Um­set­zung der ge­plan­ten Vor­ha­ben nötig, um be­reits heute akute Ver­kehrs­pro­ble­me zeit­nah zu be­he­ben. Der Bund setzt hier an der rich­ti­gen Stel­le an, indem er die ge­spro­che­nen Bei­trä­ge von der recht­zei­ti­gen Um­set­zung der Pro­jek­te ab­hän­gig macht.

Mit der Ent­wick­lung des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes ab­stim­men

Eine kom­ple­men­tä­re Ent­wick­lung der Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me und des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes ist sehr wich­tig. Die Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me in der drit­ten Ge­ne­ra­ti­on müs­sen die ent­spre­chen­den Ka­pa­zi­tä­ten im Stras­sen­be­reich vor­se­hen (Tan­gen­ten, Zu­fahr­ten, Schnitt­stel­len zum öf­fent­li­chen Ver­kehr usw.), die ge­nü­gend Syn­er­gi­en mit den vor­lie­gen­den Aus­bau­vor­ha­ben des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes auf­wei­sen. Nur so kön­nen die op­ti­ma­len Ef­fek­te für das ge­sam­te Ver­kehrs­sys­tem er­zielt wer­den. Ins­ge­samt flies­sen mit der der­zei­ti­gen Vor­la­ge nur rund 20 Pro­zent der Mit­tel in Pro­jek­te, die dem Stras­sen­ver­kehr zu­gu­te kom­men. Dies ist zu wenig und deckt sich ein­deu­tig nicht mit der pro­gnos­ti­zier­ten Nach­fra­ge­ent­wick­lung. Die ge­plan­ten In­ves­ti­tio­nen wür­den an Wir­kung ein­büs­sen, wenn für das Ver­kehrs­auf­kom­men auf dem na­tio­na­len Netz in den Ag­glo­me­ra­tio­nen keine ad­äqua­ten An­schluss­ka­pa­zi­tä­ten be­stün­den.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat.

Die KVF-SR hat sich ein­stim­mig für die Vor­la­ge aus­ge­spro­chen. Wie der Na­tio­nal­rat, be­an­tragt auch die Kom­mis­si­on die Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me Aar­gau-Ost, Delémont und Luga­ne­se in den Bun­des­be­schluss auf­zu­neh­men und den Bei­trags­satz des Bun­des bei den Pro­gram­men Grand Genève und Bulle zu er­hö­hen. Dies zu­sätz­lich zum Ent­wurf des Bun­des­rats. Bei der Um­fah­rung Ober­burg spricht sich die Kom­mis­si­on in­des­sen ein­stim­mig gegen den Be­schluss des Na­tio­nal­rats aus, weil die­ses Pro­jekt die de­fi­nier­ten An­for­de­run­gen für eine Fi­nan­zie­rung zum jet­zi­gen Zeit­punkt ein­deu­tig nicht er­fül­le.

Der Na­tio­nal­rat war in der Früh­jahrs­ses­si­on 2019 ein­stim­mig dem Ent­wurf des Bun­des­rats ge­folgt. Al­ler­dings hat er 1,49 Mil­li­ar­den Fran­ken für Pro­jek­te im Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehr be­wil­ligt. Das sind 145 Mil­lio­nen Fran­ken mehr als vom Bun­des­rat be­an­tragt.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass sich der Stän­de­rat für die Bun­des­bei­trä­ge an die drit­te Ge­ne­ra­ti­on der Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me aus­ge­spro­chen hat. Dies ist für die Be­he­bung der Ver­kehrs­pro­ble­me in den Bal­lungs­zen­tren äus­serst wich­tig. Die Er­hö­hung der Bei­trä­ge um 145 Mil­lio­nen Fran­ken ist je­doch kri­tisch zu be­ur­tei­len. Das vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­ne Paket war be­reits weit­ge­hend op­ti­miert. Grund­le­gen­de Män­gel be­züg­lich Bei­trags­kri­te­ri­en und Pro­zes­se müs­sen in den Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten zur vier­ten Ge­ne­ra­ti­on der Ag­glo­me­ra­ti­ons­pro­gram­me be­ho­ben wer­den.

KEINE UN­NÖ­TI­GE VER­ZÖ­GE­RUNG DER EU-BEI­TRÄ­GE DURCH ZU­SÄTZ­LI­CHE BE­DIN­GUN­GEN

Der Bun­des­rat be­an­tragt dem Par­la­ment, den Schwei­zer Bei­trag an aus­ge­wähl­te EU-Mit­glied­staa­ten gut­zu­heis­sen. Damit sol­len wirt­schaft­li­che und so­zia­le Un­gleich­hei­ten ver­rin­gert und dank Schwei­zer Ex­per­ti­se Mi­gra­ti­ons­be­we­gun­gen bes­ser be­wäl­tigt wer­den kön­nen.

Der zwei­te Bei­trag der Schweiz soll ins­ge­samt 1,302 Mil­li­ar­den Fran­ken be­tra­gen und über zehn Jahre aus­ge­rich­tet wer­den. Er dient der Um­set­zung ver­schie­de­ner Pro­gram­me. Neu ist vor­ge­se­hen, dass der Bei­trag in einen Rah­men­kre­dit «Ko­hä­si­on» und einen Rah­men­kre­dit «Mi­gra­ti­on» auf­ge­teilt wird. Es lie­gen darum zwei Bun­des­be­schlüs­se vor. Damit wer­den die fol­gen­den fünf Pro­gramm­zie­le ver­folgt:

  • Wirt­schafts­wachs­tum und So­zi­al­part­ner­schaft för­dern, (Ju­gend-)Ar­beits­lo­sig­keit re­du­zie­ren 
  • Mi­gra­ti­on steu­ern, In­te­gra­ti­on för­dern sowie öf­fent­li­che Si­cher­heit er­hö­hen
  • Um­welt und Klima schüt­zen
  • So­zi­al- und Ge­sund­heits­sys­te­me stär­ken
  • Bür­ger­en­ga­ge­ment und Trans­pa­renz för­dern

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt die An­nah­me der Vor­la­ge ge­mäss den An­trä­gen der Kom­mis­si­on.

eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Fort­set­zung der Ar­bei­ten am zwei­ten Er­wei­te­rungs­bei­trag grund­sätz­lich. Dass die Mit­tel in den Be­rei­chen Be­rufs­bil­dung und Mi­gra­ti­on ein­ge­setzt wer­den sol­len, wird von der Wirt­schaft ex­pli­zit be­grüsst. Dass der Na­tio­nal­rat Gel­der aus dem Rah­men­kre­dit Ko­hä­si­on in den Rah­men­kre­dit Mi­gra­ti­on ver­schie­ben möch­te, lehnt die Wirt­schaft ab. Eine sol­che Ver­schie­bung ginge zu­las­ten der­je­ni­gen EU-Mit­glied­staa­ten, in denen wei­ter­hin gros­se wirt­schaft­li­che und so­zia­le Un­gleich­hei­ten ge­gen­über den üb­ri­gen Mit­glied­staa­ten der EU be­ste­hen, die es zu ver­rin­gern gilt. Des­halb sind die bei­den Rah­men­kre­di­te in der vom Bun­des­rat be­an­trag­ten Höhe an­zu­neh­men.

Eine Ver­knüp­fung der Rah­men­kre­di­te Ko­hä­si­on und Mi­gra­ti­on mit einer er­neu­ten As­so­zi­ie­rung der Schweiz am EU-Pro­gramm zur Bil­dungs­för­de­rung (Eras­mus+), wie vom Na­tio­nal­rat ge­for­dert, ist ab­zu­leh­nen. Der zwei­te Schwei­zer Er­wei­te­rungs­bei­trag hat in­halt­lich nichts mit der As­so­zi­ie­rung der Schweiz an Eras­mus+ zu tun. Aus­ser­dem ist zur­zeit un­klar, ob die Schweiz – auch auf­grund der für sie ver­bun­de­nen Kos­ten – eine er­neu­te As­so­zi­ie­rung über­haupt an­stre­ben will. Die Ein­füh­rung von wei­te­ren Be­din­gun­gen an den Schwei­zer Er­wei­te­rungs­bei­trag führt bei der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung nur zu wei­te­ren, un­nö­ti­gen Ver­zö­ge­run­gen des Ge­schäfts. Unter den ge­ge­be­nen Um­stän­den wäre das ein fal­sches Si­gnal an die EU. Im Rah­men der Nor­ma­li­sie­rung der bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen und der lau­fen­den Ver­hand­lun­gen ist der Rah­men­kre­dit recht­zei­tig zu be­schlies­sen.

Stand der Be­ra­tun­gen

Die Vor­la­ge be­fin­det sich in der Dif­fe­renz­ber­ei­ni­gung. In der Som­mer­ses­si­on 2019 ist der Stän­de­rat an der Reihe. Des­sen vor­be­ra­ten­de APK-SR emp­fiehlt der klei­nen Kam­mer ein­stim­mig, in den ver­blei­ben­den zwei Dif­fe­ren­zen nicht dem Na­tio­nal­rat zu fol­gen, son­dern an deren ur­sprüng­li­chen Ent­scheid und damit an den Dif­fe­ren­zen fest­zu­hal­ten.

Die erste Dif­fe­renz be­trifft die Ver­tei­lung der fi­nan­zi­el­len Mit­tel auf die bei­den Rah­men­kre­di­te. Wäh­rend der Stän­de­rat in ers­ter Le­sung dem Vor­schlag des Bun­des­rats ge­folgt war, will der Na­tio­nal­rat 190 Mil­lio­nen Fran­ken vom Rah­men­kre­dit Ko­hä­si­on in den Rah­men­kre­dit Mi­gra­ti­on ver­schie­ben. Die zwei­te Dif­fe­renz bil­det eine vom Na­tio­nal­rat neu ein­ge­füg­te Be­stim­mung, die vom Bun­des­rat ver­langt, dem Par­la­ment spä­tes­tens 2020 einen Kre­dit zur er­neu­ten As­so­zi­ie­rung der Schweiz am EU-Pro­gramm zur Bil­dungs­för­de­rung (Eras­mus+) zu be­an­tra­gen.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­grüsst, dass die klei­ne Kam­mer einer wei­te­ren Ko­hä­si­ons­mil­li­ar­de zu­ge­stimmt, dabei aber an ihren ur­sprüng­li­chen Be­din­gun­gen fest­ge­hal­ten hat: Dass sich der Stän­de­rat gegen eine Ver­schie­bung von 190 Mil­lio­nen Fran­ken vom Rah­men­kre­dit Ko­hä­si­on in den Rah­men­kre­dit Mi­gra­ti­on aus­ge­spro­chen hat, ist aus Sicht der Wirt­schaft rich­tig. Es ist eben­falls zu be­für­wor­ten, dass der Stän­de­rat die von der gros­sen Kam­mer vor­ge­schla­ge­ne As­so­zi­ie­rung der Schweiz am EU-Pro­gramm Eras­mus+ zur Bil­dungs­för­de­rung ab­ge­lehnt hat.

STÄR­KUNG DER RAH­MEN­BE­DIN­GUN­GEN STATT PRO­TEK­TIO­NIS­TI­SCHE KURZ­SICH­TIG­KEIT

Die Mo­ti­on ver­langt vom Bun­des­rat, dass er die ge­setz­li­chen Grund­la­gen für eine Kon­trol­le aus­län­di­scher Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in Schwei­zer Un­ter­neh­men schafft. Unter an­de­rem wird kon­kret vor­ge­schla­gen, dass der Bun­des­rat eine Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de für die der In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le un­ter­wor­fe­nen Ge­schäf­te ein­setzt.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Mo­ti­on ab­zu­leh­nen.

Aus­län­di­sche In­ves­ti­tio­nen als Schwei­zer Er­folgs­fak­tor

Wohl­stand, Wett­be­werbs- und In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit der Schweiz sind keine Frage der Be­sitz­ver­hält­nis­se hie­si­ger Un­ter­neh­men: Aus­län­di­sche Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen si­chern 1,29 Mil­lio­nen Ar­beits­plät­ze in der Schweiz, ge­ne­rie­ren Steu­er­ein­nah­men und sor­gen für eine aus­rei­chen­de Ka­pi­ta­li­sie­rung hie­si­ger Un­ter­neh­men. Gleich­zei­tig ge­hört die Schweiz zu den be­deu­tends­ten Di­rekt­in­ves­to­ren welt­weit. Die Spe­zia­li­sie­rung auf in­no­va­ti­ve Güter und Dienst­leis­tun­gen mit hoher Wert­schöp­fung ist hier­zu­lan­de meist nur dank dem Auf­bau glo­ba­ler Pro­duk­ti­ons­netz­wer­ke mög­lich.

Pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­te Fehl­dia­gno­se eines Schein­pro­blems

Dass die in der Schweiz jüngst be­ob­ach­te­ten Über­nah­men durch aus­län­di­sche In­ves­to­ren eine Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung dar­stel­len, trifft nicht zu. Davon ab­ge­se­hen exis­tie­ren heute be­reits grif­fi­ge In­stru­men­te, um si­cher­heits­re­le­van­te In­fra­struk­tu­ren und Un­ter­neh­men mit be­son­de­rer Be­deu­tung für die Volks­wirt­schaft ge­zielt zu schüt­zen. Ge­setz­li­che Grund­la­gen auf Vor­rat für eine staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le sind dem­zu­fol­ge nicht er­for­der­lich. Be­un­ru­hi­gen­der ist viel­mehr die rück­läu­fi­ge Ten­denz aus­län­di­scher Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in die Schweiz als Re­sul­tat wach­sen­der Un­si­cher­heit über die po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen des hie­si­gen In­ves­ti­ti­ons­stand­orts.

Mehr Kos­ten, Bü­ro­kra­tie und Ri­si­ken für die Schweiz und Schwei­zer Un­ter­neh­men

Die Er­fah­rung zeigt, dass staat­li­che In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len pri­mär Mehr­kos­ten und zu­sätz­li­che Bü­ro­kra­tie für Wirt­schaft und Ver­wal­tung be­wir­ken, im Kern je­doch weder ein ef­fi­zi­en­tes noch ein ef­fek­ti­ves In­stru­ment dar­stel­len. Auch ist der un­ge­hin­der­te Zu­gang zu wich­ti­gen Ziel­märk­ten für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft zen­tral – ein sol­cher wäre je­doch durch Ge­gen­mass­nah­men be­trof­fe­ner Staa­ten ge­fähr­det. Eine dem tat­säch­li­chen Un­ter­neh­mens­wert ent­spre­chen­de Ak­ti­en­be­wer­tung ist zudem der beste Über­nah­me­schutz. So­bald man In­ves­ti­tio­nen künst­lich ver­knappt, sin­ken die Kurse. Ge­ra­de dies macht Un­ter­neh­men aber auch für un­lieb-same Über­nah­men at­trak­tiv. Die Schweiz hat sich immer für einen un­ge­hin­der­ten Markt­zu­gang für Schwei­zer Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen im Aus­land ein­ge­setzt. Sie würde durch pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­men in die­sem Be­reich an Glaub­wür­dig­keit ver­lie­ren. Re­zi­pro­zi­tät ohne macht­po­li­ti­sche Ar­gu­men­te soll­te pri­mär auf bi­la­te­ra­ler und mul­ti­la­te­ra­ler Ebene an­ge­strebt wer­den.

eco­no­mie­su­is­se teilt das An­lie­gen, Un­ter­neh­men vor Tech­no­lo­gie­dieb­stahl und Wett­be­werbs­nach­tei­len zu be­wah­ren, Ar­beits­plät­ze lang­fris­tig zu er­hal­ten und dem Stand­ort im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb gleich lange Spies­se zu si­chern. Hier­zu braucht es je­doch nicht eine neue Kon­troll­be­hör­de für aus­län­di­scher In­ves­to­ren, son­dern ge­ziel­te Mass­nah­men und bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen für die Un­ter­neh­mens­tä­tig­keit in der Schweiz.

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat be­han­delt die Mo­ti­on in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Er­strat.

Die WAK-SR be­an­tragt ihrem Rat mit 7 zu 5 Stim­men, die Mo­ti­on an­zu­neh­men. Eine Min­der­heit folgt der Ar­gu­men­ta­ti­on des Bun­des­rats, der auf die be­reits vor­han­de­nen ge­setz­li­chen Grund­la­gen und Schutz­me­cha­nis­men zur Wah­rung stra­te­gi­scher In­ter­es­sen hin­weist und ein Mo­ni­to­ring vor­schlägt.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­is­se be­dau­ert den knap­pen Ent­scheid des Stän­de­rats (22 zu 18 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen), den Bun­des­rat damit zu be­auf­tra­gen, Ge­set­zes­grund­la­gen für eine In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­le von aus­län­di­schen Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen aus­zu­ar­bei­ten.

Als einer der welt­weit be­deu­tends­ten Di­rekt­in­ves­to­ren muss die Schweiz dem zu­neh­mend pro­tek­tio­nis­ti­schen Klima wi­der­ste­hen und nicht leicht­fer­tig Bar­rie­ren er­rich­ten. Da in der Schweiz die sen­si­blen Be­rei­che in Staats­be­sitz oder mit Spe­zi­al­ge­set­zen ge­re­gelt sind, braucht es keine zu­sätz­li­che Be­hör­de. An­stel­le einer teu­ren Kon­troll­be­hör­de mit hohen fi­nan­zi­el­len und ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten für die Un­ter­neh­men braucht es viel­mehr kon­kre­te An­stren­gun­gen zur Ver­bes­se­rung der un­ter­neh­me­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen.

Zu­guns­ten der Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät der Schweiz ist es wich­tig, dass der Na­tio­nal­rat nun in sei­ner Be­ra­tung In­ves­ti­ti­ons­kon­trol­len ent­schie­den ab­lehnt.

LÄNGST ÜBER­FÄL­LI­GE MO­DER­NI­SIE­RUNG DES AK­TI­EN­RECHTS

Der Bun­des­rat ver­folgt mit der Re­vi­si­on das Ziel, das Ak­ti­en­recht zu mo­der­ni­sie­ren und den wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­sen der nächs­ten Jahre an­zu­pas­sen. Der Ge­set­zes­ent­wurf schliesst in­halt­lich an die Re­vi­si­on aus dem Jahr 2013 an, wel­che da­mals auf Grund der Dis­kus­sio­nen um die Min­der-In­itia­ti­ve ab­ge­bro­chen wor­den war. Vor­ge­se­hen sind im Ent­wurf eine Ver­ein­fa­chung der Grün­dungs- und Ka­pi­tal­be­stim­mun­gen. Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten, Ge­sell­schaf­ten mit be­schränk­ter Haf­tung und Ge­nos­sen­schaf­ten sol­len künf­tig ohne Ur­kunds­per­son ge­grün­det und auf­ge­löst wer­den kön­nen, wenn ein­fa­che Ver­hält­nis­se vor­lie­gen. Aus­ser­dem soll der Min­dest­nenn­wert von Ak­ti­en fle­xi­bler ge­wählt wer­den kön­nen.

Wei­ter soll die Ver­ord­nung gegen über­mäs­si­ge Ver­gü­tun­gen bei bör­sen­ko­tier­ten Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten (VegüV) ins Ge­setz über­führt wer­den. Die VegüV setzt die Min­der-In­itia­ti­ve um, wel­che von Volk und Stän­den am 3. März 2013 an­ge­nom­men wor­den war. Der Bun­des­rat hatte die er­for­der­li­chen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen nach An­nah­me der In­itia­ti­ve (Ar­ti­kel 95 Ab­satz 3 der Bun­des­ver­fas­sung) vor­erst auf Ver­ord­nungs­stu­fe er­las­sen.

Mit der Re­vi­si­on sol­len auch die Be­stim­mun­gen über Un­ter­neh­mens­sa­nie­run­gen bes­ser mit dem Nach­lass­ver­fah­ren ko­or­di­niert wer­den. Eine Sa­nie­rung soll künf­tig mög­lichst schon vor der Er­öff­nung eines for­mel­len Nach­lass­ver­fah­rens in An­griff ge­nom­men wer­den. Auch schlägt der Bun­des­rat vor, ak­ti­en­recht­li­che Strei­tig­kei­ten als schieds­fä­hig zu er­klä­ren. Vor­ge­se­hen sind aus­ser­dem Be­stim­mun­gen über die Re­ge­lung der Trans­pa­renz bei wirt­schaft­lich be­deu­ten­den, in der Roh­stoff­för­de­rung tä­ti­gen Un­ter­neh­men. Sie sol­len Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len of­fen­le­gen müs­sen. Damit soll der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ent­wick­lung Rech­nung ge­tra­gen wer­den.

Der Bun­des­rat schlägt zudem Ge­schlech­ter­richt­wer­te für gros­se, bör­sen­ko­tier­te Un­ter­neh­men vor. Dem­ge­mäss müss­ten in Ver­wal­tungs­rä­ten künf­tig min­des­tens je 30 Pro­zent Frau­en und Män­ner sit­zen, in Ge­schäfts­lei­tun­gen je min­des­tens 20 Pro­zent. Un­ter­neh­men, wel­che diese Richt­wer­te nicht ein­hal­ten, sol­len sich im Ver­gü­tungs­be­richt recht­fer­ti­gen und die Mass­nah­men zur För­de­rung des we­ni­ger stark ver­tre­te­nen Ge­schlechts an­ge­ben müs­sen.

Po­si­ti­on eco­no­mie­su­is­se

eco­no­mie­su­is­se emp­fiehlt, die Vor­la­ge mit Än­de­run­gen an­zu­neh­men.

Im Zen­trum der Ak­ti­en­rechts­re­vi­si­on muss die Schaf­fung op­ti­ma­ler Rah­men­be­din­gun­gen für die Un­ter­neh­men ste­hen. Dazu ge­hört auch, ihnen eine op­ti­ma­le Frei­heit bei der Or­ga­ni­sa­ti­on zu­zu­ge­ste­hen. Die Re­vi­si­ons­vor­la­ge hatte ur­sprüng­lich zahl­rei­che not­wen­di­ge An­pas­sun­gen im Ak­ti­en­recht auf­ge­grif­fen. Der Na­tio­nal­rat hatte als Er­strat die­sen Hand­lungs­be­darf rich­tig er­kannt und – von we­ni­gen Aus­nah­men (wie. z.B. der Ge­schlech­ter­quo­te) ab­ge­se­hen – in der Som­mer­ses­si­on 2018 eine gute und mo­der­ne Re­vi­si­ons­vor­la­ge ver­ab­schie­det. Dass sich die Rechts­kom­mis­si­on des Stän­de­rats nach er­neu­ten Be­ra­tun­gen dem Na­tio­nal­rats­be­schluss an­nä­hert, ist des­halb zu be­grüs­sen. Denn die Be­schlüs­se des Na­tio­nal­rats bil­den grund­sätz­lich eine gute Basis einer für die Wirt­schaft ak­zep­ta­blen Re­vi­si­on.

Um die Vor­la­ge je­doch wirk­lich wirt­schafts­freund­lich aus­zu­ge­stal­ten, soll­ten die fol­gen­den Punk­te über­ar­bei­tet wer­den:

  • Die Vor­la­ge nicht tei­len
  • Die gel­ten­de VegüV nicht ver­schär­fen
  • Keine Aus­wei­tung der Trans­pa­renz­be­stim­mun­gen auf Händ­ler
  • Auf Re­geln zur Pu­bli­ka­ti­on von Zu­wen­dun­gen an po­li­ti­sche Par­tei­en ver­zich­ten
  • Quo­ten sind un­taug­li­che «För­der»-Mit­tel: auf dies­be­züg­li­che Re­geln gilt es zu ver­zich­ten
  • Proxy Ad­vi­sor nicht auf dem Bu­ckel der Ge­sell­schaf­ten re­gu­lie­ren
  • Ein­füh­rung des Ka­pi­tal­bands, in­klu­si­ve ko­hä­ren­ter steu­er­li­cher Re­ge­lung
  • Keine Vor­schrift, wo­nach die Ver­gü­tun­gen zum Markt­wert aus­ge­wie­sen wer­den müs­sen
  • Keine Ein­füh­rung eines un­prak­ti­ka­blen Stimm­ge­heim­nis­ses
  • Tä­tig­kei­ten bei an­de­ren Ge­sell­schaf­ten nicht im Ver­gü­tungs­be­richt auf­füh­ren

Stand der Be­ra­tun­gen

Der Stän­de­rat berät die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2019 als Zweitrat. Dies, nach­dem er in der Win­ter­ses­si­on 2018 zwar auf das Ge­schäft ein­ge­tre­ten war, es aber mit dem Auf­trag, die­ses wirt­schafts­ver­träg­lich aus­zu­ge­stal­ten, an seine Rechts­kom­mis­si­on zu­rück­ge­schickt hatte. Die Kom­mis­si­on (RK-SR) wurde be­auf­tragt, von un­nö­ti­gen bü­ro­kra­ti­schen Be­las­tun­gen – in ers­ter Linie für KMU – ab­zu­se­hen. Auch sei die Min­der-In­itia­ti­ve mög­lichst nahe an der gel­ten­den Ver­ord­nung um­zu­set­zen.

Die RK-SR hat in der Folge ge­wis­se Be­stim­mun­gen, die sie in der Erst­be­ra­tung ein­ge­führt hatte, wie­der ge­stri­chen; so z.B. jene zur Trans­pa­renz der Dienst­leis­tun­gen von Stimm­rechts­be­ra­tern (mit 5 zu 3 Stim­men bei 3 Ent­hal­tun­gen). Auch schlägt sie vor, die Ab­zo­cker­initia­ti­ve so um­zu­set­zen, dass die Be­stim­mun­gen der Ver­ord­nung in das Ge­setz auf­ge­nom­men wer­den.

Mit 6 zu 5 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung schlägt die Kom­mis­si­on den Ver­zicht auf Ge­schlech­ter­richt­wer­te auf Ebene der Ge­schäfts­lei­tung vor. Eine Min­der­heit be­an­tragt wie der Bun­des­rat so­wohl für die Ver­wal­tungs­rä­te als auch für die Ge­schäfts­lei­tun­gen einen Ge­schlech­ter­richt­wert, wobei die­ser für Ers­te­re bei 30 Pro­zent und für Letz­te­re bei 20 Pro­zent lie­gen soll. Zudem be­an­tragt die RK-SR mit 8 zu 3 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung die Ein­füh­rung eines so­ge­nann­ten Ka­pi­tal­bands. Damit folgt die Kom­mis­si­on dem Be­schluss des Na­tio­nal­ra­tes.

Die Kom­mis­si­ons­min­der­heit be­an­tragt dem Stän­de­rat, an der ur­sprüng­li­chen Fas­sung der Kom­mis­si­on fest­zu­hal­ten und bei der ge­neh­mig­ten Ka­pi­tal­er­hö­hung zu blei­ben. In der Ge­samt­ab­stim­mung hat die Kom­mis­si­on die Vor­la­ge mit 6 zu 3 Stim­men bei 2 Ent­hal­tun­gen an­ge­nom­men.

Der erst­be­ra­ten­de Na­tio­nal­rat hatte die Vor­la­ge in der Som­mer­ses­si­on 2018 nur ganz knapp gut­ge­heis­sen. Um­strit­ten waren vor allem die Ge­schlech­ter­quo­ten.

Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen

eco­no­mie­su­iss­se be­grüsst die Re­vi­si­on und damit die Mo­der­ni­sie­rung des Ak­ti­en­rechts: Sie war längst über­fäl­lig. Un­se­re aus­führ­li­che Be­ur­tei­lung der Be­ra­tun­gen fin­den Sie hier.