Kühe auf Weide

Kla­res Nein zur In­itia­ti­ve der Bau­ern­ge­werk­schaft und zum Ge­gen­vor­schlag

Die Volks­in­itia­ti­ve für Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät ver­langt ra­di­ka­le Ein­grif­fe in die Land­wirt­schaft – von Preis­fest­set­zun­gen über Stel­len­aus­bau bis zu neuen Zöl­len. Der ge­for­der­te Grenz­schutz ver­stösst gegen die be­ste­hen­den Frei­han­dels­ab­kom­men der Schweiz und gegen Be­stim­mun­gen der WTO und der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men mit der EU. Aus ge­samt­wirt­schaft­li­cher Sicht ist die In­itia­ti­ve klar ab­zu­leh­nen. Eben­so der Ge­gen­vor­schlag.

Die In­itia­ti­ve für Er­näh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät kommt am Diens­tag in den Na­tio­nal­rat. Sie will an­geb­lich «den ge­sell­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Er­war­tun­gen der Be­völ­ke­rung ge­recht» wer­den und lis­tet zahl­rei­che An­for­de­run­gen an die künf­ti­ge Pro­duk­ti­on auf. Al­ler­dings gibt es be­reits heute ge­nü­gend Pro­duk­te auf dem Markt, die nach die­sen Kri­te­ri­en pro­du­ziert wer­den. Des­halb ma­chen die eng ge­fass­ten Vor­schrif­ten der In­itia­ti­ve kei­nen Sinn: Diese for­dert eine staat­lich kon­trol­lier­te Agrar­pro­duk­ti­on, die keine Rück­sicht auf die Nach­fra­ge nimmt.

Aus­ser­dem will die Bau­ern­ge­werk­schaft Uniterre mit ihrer In­itia­ti­ve einen staat­lich ge­för­der­ten Aus­bau der Be­schäf­ti­gung in der Land­wirt­schaft. Sie blen­det den tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt und die stei­gen­de Ef­fi­zi­enz voll­kom­men aus und will damit das Rad der Zeit zu­rück­dre­hen.

Die In­itia­ti­ve for­dert, dass «ge­rech­te Prei­se» staat­lich dik­tiert wer­den. Das ist nicht ver­ein­bar mit einer Land­wirt­schaft, die sich auf den Markt aus­rich­tet, wie es die Bun­des­ver­fas­sung heute ver­langt. Und das ge­for­der­te Zoll­re­gime ver­un­mög­licht zudem die ge­deih­li­che Ent­wick­lung der Frei­han­dels­be­zie­hun­gen un­se­rer Ex­port­na­ti­on.

Ge­gen­vor­schlag: wett­be­werbs­feind­li­che Sym­bol­po­li­tik

Aus Sicht des Wirt­schafts­dach­ver­bands ist auch der vor­ge­schla­ge­ne Ge­gen­ent­wurf un­taug­lich. Die­ser über­nimmt et­li­che äus­serst kri­ti­sche Punk­te aus dem In­itia­tiv­text: So soll bei­spiels­wei­se den Bau­ern ein um­fas­sen­des Recht auf Saat­gut zu­ge­stan­den wer­den. Damit hät­ten die heu­ti­gen Saat­gut­pro­du­zen­ten kei­nen An­reiz für Neu­ent­wick­lun­gen mehr, ob­wohl dies für die Si­che­rung des land­wirt­schaft­li­chen Er­trags not­wen­dig wäre.

Laut Ge­gen­vor­schlag müss­te der Bund die Markt­macht der land­wirt­schaft­li­chen Pro­du­zen­ten ge­zielt stär­ken. Ein sol­cher Ein­griff ist wett­be­werbs­po­li­tisch höchst be­denk­lich und schwächt die Stel­lung der Kon­su­men­ten. Die ver­lang­te För­de­rung di­rek­ter Ab­satz­ka­nä­le ist keine Auf­ga­be des Bun­des, eben­so wenig wie die Stär­kung re­gio­na­ler Struk­tu­ren für Ver­ar­bei­tung, La­ge­rung und Ver­mark­tung.

Darum lehnt eco­no­mie­su­is­se die In­itia­ti­ve und den Ge­gen­vor­schlag klar ab.