Grosse Dynamik im Jobmarkt: Jede zehnte Stelle verschwindet – und noch mehr kommen dazu
- Einleitung Das Wichtigste in Kürze | Position economiesuisse
- Kapitel 1 Ausgangslage
- Kapitel 2 Einseitiger medialer Fokus auf Stellenabbau
- Kapitel 3 Sind Firmenschliessungen und Restrukturierungen tatsächlich Alarmsignale?
- Kapitel 4 Grosse Dynamik auf dem Arbeitsmarkt
- Kapitel 5 Fazit
Grosse Dynamik auf dem Arbeitsmarkt
«Tausende Stellen in Gefahr», «Grösster Stellenabbau seit 15 Jahren: Im Aargau verschwinden 1300 Jobs», «Schindler streicht 120 Stellen», «Sulzer schrumpft und schrumpft in der Schweiz» oder «Schlimmer als befürchtet: CS baut noch mehr Jobs ab». Das sind einige wenige der 296 Schlagzeilen, die im Rahmen unserer Medienanalyse in den untersuchten Zeitungen erschienen. Täglich lesen wir solche Sätze in den Medien. In unseren Köpfen entsteht daher leicht ein ungutes Gefühl zum Zustand der Wirtschaft und der eigenen Jobsicherheit. Müssen uns diese Meldungen – sofern wir nicht persönlich davon betroffen sind – tatsächlich beunruhigen? Oder handelt es sich dabei um ein natürliches Phänomen auf dem Arbeitsmarkt? Wie viele Stellen werden jeden Tag auf- und abgebaut in der Schweiz?
Täglich werden mehr als tausend Stellen abgebaut und neu geschaffen
Im Jahr 2016 wurden in der Schweiz insgesamt 438’085 Stellen durch bestehende Unternehmen oder Firmenschliessungen abgebaut. Dies entspricht einem durchschnittlichen Abbau von 36’507 Stellen pro Monat und 1217 pro Tag. 154’211 abgebaute Stellen respektive 35 Prozent des gesamten Abbaus gingen auf Unternehmensschliessungen zurück.
Diesem Abbau standen 479’007 neu entstandene Stellen in wachsenden oder neuen Unternehmen entgegen. Das entspricht einem Aufbau von 39’917 Stellen im Monat und 1331 pro Tag. Davon wurden 156’762 Stellen durch neue Unternehmen aufgebaut, was 33 Prozent des gesamten Aufbaus ausmachte.
Insgesamt sind also im Jahr 2016 knapp 41’000 zusätzliche Stellen entstanden. Pro Tag waren das über 100 zusätzliche, neue Jobs. Gegenüber dem Vorjahr betrug das Stellenwachstum über 25 Prozent. Im Vergleich zu 2015 ist aber sowohl weniger auf- als auch abgebaut worden. Die Dynamik des Stellenabbaus ging aber viel deutlicher zurück als die Dynamik des Stellenaufbaus: 2016 wurden rund 13’000 Stellen weniger aufgebaut, während rund 22'000 weniger Stellen abgebaut wurden. Dies führte in der Summe zum deutlichen Plus im Jahr 2016.
Im Vergleich zum Vorjahr hat die Privatwirtschaft einen deutlich grösseren Anteil zum Stellenwachstum beigetragen. Aufgrund des Frankenschocks und der daraus resultierenden Unsicherheit konnten 2015 lediglich rund fünf Prozent aller zusätzlich geschaffenen Stellen der Privatwirtschaft zugerechnet werden. 2016 Betrug dieser Anteil etwa 50 Prozent.
Tabelle 3
Die Analyse zeigt also eine ausgesprochen hohe Dynamik sowohl beim Stellenabbau wie auch beim Stellenaufbau. Die Anzahl der aufgebauten und der neu geschaffenen Stellen in einem Jahr entspricht rund zehn Prozent der Gesamtstellenzahl. Durchschnittlich wurden 2016 zwar mehr als 1000 Stellen pro Tag abgebaut, aber noch mehr Stellen wurden geschaffen. Doch diese Zahlen unterschätzen die Dynamik des Arbeitsmarktes sogar. Dies aus zwei Gründen: Erstens basieren die Auswertungen lediglich auf den Veränderungen des Mitarbeitendenbestands der Unternehmen innerhalb eines Jahres. Daher werden Beschäftigungsformen, die kürzer als ein Jahr dauern, nicht erfasst. Zudem bleiben Stellenrestrukturierungen innerhalb eines Unternehmens unberücksichtigt, da sie sich nicht aufs Beschäftigungssaldo auswirken. Wie die wissenschaftliche Literatur darlegen konnte, dürfte die tatsächliche Dynamik etwa 50 Prozent über dem mit der hier angewandten Methodik ermittelten Wert liegen.