Digitalisierung – Herausforderungen und Chancen für die Schule
Fazit
Anstatt dem Reflex nachzugeben, der Schule einfach mehr Informatikunterricht zu verordnen, haben die voranstehenden Überlegungen einen breiteren Fokus. Ausgangspunkt ist die These, dass die Digitalisierung den wirtschaftlichen Wandel beschleunigt. Wir wissen heute noch nicht, welche Tätigkeiten die heutigen Kindergärtner einmal ausüben und in welchen Berufen sie tätig sein werden.
Will die Schule auf das Leben vorbereiten, dann trägt sie dieser Entwicklung Rechnung, indem sie den jungen Menschen eine positive Einstellung gegenüber Veränderungen mitgibt und sie neugierig macht für die vielen Möglichkeiten, die das Leben bietet. Dabei müssen die Lehrpersonen mit gutem Beispiel vorangehen. Die pädagogischen Hochschulen müssen zudem in der Ausbildung und Weiterbildung der Lehrer die neusten Entwicklungen rasch aufnehmen, damit die Lehrperson die neuen Anforderungen, welche die Digitalisierung an den Unterricht stellt, in ihren Alltag übertragen können. Eine gute Lehrperson zeichnet sich in Zukunft immer mehr dadurch aus, dass sie Freude am Neuen hat und dies lustvoll in ihren Unterricht aufnimmt und weitervermittelt.
Das Beherrschen der Schulsprache und gute Kompetenzen in Mathematik sind für den beruflichen und sozialen Erfolg zentral. Daher dürfen keine Kompromisse bei diesen Fächern gemacht werden. Hier sollte der Unterricht künftig individualisiert erfolgen, am besten in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen. Die Digitalisierung macht dies möglich, weil alle Lernfortschritte leicht dokumentiert werden können. Jahrgangsklassen haben aber nicht ausgedient und sind wichtig für das Erlernen von Sozialkompetenzen.
Es sind gerade die Handels-, Selbst- und Sozialkompetenzen, die entscheidend sind. Oder anders ausgedrückt: Selbstdisziplin, Durchhaltewillen, Motivation, Teamfähigkeit, kritisches Denken, Urteilsvermögen oder Kreativität sind genauso wichtig, wenn nicht wichtiger als Fachwissen.
Und ja, es braucht Informatik an der Volksschule. Jedes Kind sollte die Grundlagen des Programmierens und des «Computational Thinkings» erlernen. Aber ein bisschen mehr Informatik in der Grundschule reicht nicht aus, die Schweiz zukunftsfähig zu machen. Dafür braucht es eine positive Einstellung der Gesellschaft zur technischen und wirtschaftlichen Veränderung. Die Schule ist ein wichtiger Schlüssel dazu. Damit die Schweiz als Digitalisierungsgewinnerin dasteht, müssen wir an die Zukunft glauben und uns nicht am Status quo festklammern. Das gilt nicht nur für die Schule, dort aber ganz besonders.