Öffentliche Verwaltung in der Schweiz wächst und wächst
- Einleitung Das Wichtigste in Kürze | Position economiesuisse
- Kapitel 1 Einleitung
- Kapitel 2 Indikator 1: Entwicklung der Vollzeitäquivalente
- Kapitel 3 Indikator 2: Vergleich mit der Privatwirtschaft
- Kapitel 4 Indikator 3: Vergleich mit dem Ausland
- Kapitel 5 Indikator 4: Lohnentwicklung
- Kapitel 6 Indikator 5: Lohnvergleich mit Privatwirtschaft (zwischen den Branchen)
- Kapitel 7 Indikator 6: Lohnvergleich mit Privatwirtschaft (innerhalb der Branchen)
- Kapitel 8 Indikator 7: Effizienz der öffentlichen Verwaltung
- Kapitel 9 Indikator 8: Effizienzvergleich mit dem Ausland
- Kapitel 10 Zusammenfassung und Forderungen
Einleitung
Immer wieder wird moniert, die öffentliche Verwaltung der Schweiz wachse unkontrolliert. Postwendend wird dann jeweils dargelegt, dass die Qualität gut sei, dies seinen Preis habe oder dass die Statistiken aufgrund von Strukturbrüchen über die Zeit nicht vergleichbar seien. Der Anstieg werde darum systematisch überschätzt. Was noch bleibe, sei auf zusätzliche Aufgaben zurückzuführen, die der Gesetzgeber veranlasst habe. Ein Sturm im Wasserglas also?
In diesem Dossier gehen wir der Frage nach, wie sich die öffentliche Verwaltung in der Schweiz in den letzten Jahren entwickelt hat. Diese scheinbar einfache Aufgabenstellung lässt sich aufgrund der fehlenden Transparenz und der Strukturbrüche in den Daten leider nicht abschliessend bewältigen. Weshalb dies so ist, illustriert folgendes Beispiel: Führt ein Kanton ein Spital in der Form einer behördenunabhängigen Aktiengesellschaft, zählen die Spitalangestellten nicht zur kantonalen Verwaltung. Wenn der Kanton das Spital aber direkt über einen Spitalverwalter führt, dann handelt es sich um kantonale Angestellte. In den letzten Jahren sind viele Spitäler aus der kantonalen Verwaltung ausgelagert worden, entsprechend sank statistisch der Bestand an Staatsangestellten. Solche Probleme tauchen in vielen Statistiken auf, die die Grösse der öffentlichen Verwaltung aufzeichnen sollen.
Wir versuchen im Folgenden, diese Probleme zu umgehen, indem wir verschiedene Statistiken zur Hand nehmen, interpretieren und Quervergleiche anstellen. Dazu verwenden wir acht Indikatoren, die wir als tauglich erachten, die Frage nach dem Wachstum der öffentlichen Verwaltung mindestens teilweise zu beantworten. Die karge Evidenz ist erdrückend: Die öffentliche Verwaltung wächst in allen Belangen deutlich stärker als die Privatwirtschaft.
Statistische Definitionen
Der öffentliche Sektor lässt sich in die öffentliche Verwaltung und öffentliche Unternehmen unterteilen. Die öffentliche Verwaltung umfasst die Verwaltungen der vier Staatsebenen sowie die Körperschaften des öffentlichen Rechts. Sie lässt sich weiter unterteilen nach Wirtschaftszweigen (NOGA 2008). Das Gros der Beschäftigten arbeitet in den beiden Wirtschaftszweigen «Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung» (NOGA-Code 84) und «Erziehung und Unterricht» (NOGA-Code 85).
In unserer Analyse zur Entwicklung der Beschäftigung fokussieren wir uns wo möglich auf die Untergruppe «Öffentliche Verwaltung» (NOGA-Code 841) des erstgenannten Wirtschaftszweigs. Denn diese beinhaltet die eigentlichen Verwaltungstätigkeiten, beispielsweise die Durchführung von Programmen, Aufsichtstätigkeiten oder die Steuerverwaltung. Nicht in dieser Gruppe erfasst werden staatliche Angestellte wie Lehrpersonen, das Pflegepersonal, die Gerichte, Sicherheit und Ordnung oder Bibliotheken und Museen, die anderweitige Dienstleistungen für die Bevölkerung erbringen.