Mann auf Alp

Zu­kunft di­gi­ta­le Schweiz: Den Wan­del ge­mein­sam ge­stal­ten

Eine neue Stu­die von eco­no­mie­su­is­se, un­ter­stützt durch den Think Tank W.I.R.E., prä­sen­tiert eine Aus­le­ge­ord­nung zur Di­gi­ta­li­sie­rung und zeigt auf, wel­che drän­gen­den Fra­gen und The­men die Schweiz prio­ri­tär dis­ku­tie­ren muss, um als Sie­ge­rin aus dem di­gi­ta­len Wan­del her­vor­zu­ge­hen. Die breit an­ge­leg­te Stu­die ord­net die ak­tu­el­len Ent­wick­lun­gen ein, ana­ly­siert Stär­ken und Schwä­chen der Schweiz, ent­wirft Sze­na­ri­en für künf­ti­ge Wachs­tums­fel­der und bil­det damit den Start­schuss zu einer Reihe ver­tie­fen­der Pu­bli­ka­tio­nen von eco­no­mie­su­is­se zur di­gi­ta­len Wirt­schaft und den damit ver­bun­de­nen po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen.

Die Schweiz ist grund­sätz­lich gut auf­ge­stellt, um den di­gi­ta­len Wan­del zu meis­tern. Das zeigt eine neue Stu­die, die der Wirt­schafts­dach­ver­band eco­no­mie­su­is­se mit Un­ter­stüt­zung der Di­gi­ta­li­sie­rungs­ex­per­ti­se des Think Tanks W.I.R.E. er­stellt hat. Um sich in der di­gi­ta­len Welt er­folg­reich zu po­si­tio­nie­ren sei es wich­tig, dass jetzt die Wei­chen rich­tig ge­stellt wer­den, sagte eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Heinz Kar­rer an einer Me­di­en­kon­fe­renz in Zü­rich: «Ak­tu­ell be­steht die Ge­fahr, dass wir die gros­sen Fra­gen und Chan­cen aus den Augen ver­lie­ren, wenn wir uns zu sehr auf Ein­zel­pro­ble­me fo­kus­sie­ren.» Statt über Straf­steu­ern für Self-Scan­ning-Kas­sen, E-Mail-Ver­bo­te ab 19 Uhr oder Netz­sper­ren für un­lieb­sa­me aus­län­di­sche Kon­kur­ren­ten zu dis­ku­tie­ren, müss­ten Po­li­tik, Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Ge­sell­schaft ge­mein­sam die gros­sen Fra­gen an­ge­hen. «Ob sich die Er­folgs­ge­schich­te un­se­res Lan­des fort­setzt, hängt we­sent­lich davon ab, ob es uns ge­lingt, die mit der Di­gi­ta­li­sie­rung ver­bun­de­nen Her­aus­for­de­run­gen po­si­tiv, offen und mit viel Selbst­ver­trau­en an­zu­ge­hen», er­klär­te Ru­dolf Minsch, Chef­öko­nom von eco­no­mie­su­is­se, bei der Prä­sen­ta­ti­on der Stu­die. In die­ser wer­den fünf zen­tra­le Hand­lungs­fel­der iden­ti­fi­ziert:

  • Grund­satz­fra­gen klä­ren: Die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung stellt die Rolle des Staa­tes und viele heu­ti­ge Re­gu­lie­run­gen und Re­gu­lie­rungs­me­tho­den grund­sätz­lich in­fra­ge. Der Staat muss sich auf die Auf­ga­ben fo­kus­sie­ren, bei denen es seine ho­heit­li­che Tä­tig­keit braucht. Re­gu­lie­rung darf nicht dazu füh­ren, Struk­tur­er­halt oder Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen zu för­dern. Statt neue Ge­schäfts­mo­del­le vor­ei­lig zu re­gu­lie­ren, soll­ten die be­ste­hen­den An­bie­ter durch De­re­gu­lie­rung fit für die sich ver­än­dern­de Wett­be­werbs­si­tua­ti­on ge­macht wer­den. Gleich kurze statt gleich lange Spies­se für alle muss das Ziel heis­sen. Nicht zu­letzt braucht die Schweiz eine klare Da­ten­po­li­tik, die das Selbst­be­stim­mungs­recht des Ein­zel­nen ins Zen­trum rückt, statt In­no­va­tio­nen durch Be­vor­mun­dung zu be­hin­dern.
  • Di­gi­ta­le Kom­pe­ten­zen auf­bau­en: Unser Bil­dungs­sys­tem muss sich im Zuge der Di­gi­ta­li­sie­rung noch schnel­ler an neue Be­ge­ben­hei­ten an­pas­sen und die Agi­li­tät, die Fle­xi­bi­li­tät und die Freu­de am Ler­nen för­dern. Jeder Schul­ab­gän­ger muss über Grund­kennt­nis­se in Pro­gram­mie­ren und vor allem in Com­pu­ta­tio­nal Thin­king ver­fü­gen. Neben einer För­de­rung der MINT-Ab­schlüs­se in der Be­rufs­leh­re und an den Hoch­schu­len müs­sen auch Soft-Skills wie Selbst-, So­zi­al- und Hand­lungs­kom­pe­ten­zen sowie krea­ti­ves und kri­ti­sches Den­ken gleich­wer­tig ge­för­dert wer­den.
  • Die Zu­kunfts­fä­hig­keit un­se­res Steu­er- und So­zi­al­sys­tems si­chern: Auch im di­gi­ta­len Zeit­al­ter braucht die Schweiz ein funk­tio­nie­ren­des So­zi­al­sys­tem, um Men­schen in Not­la­gen zu un­ter­stüt­zen. Wird das Sys­tem so aus­ge­stal­tet, dass es die Ei­gen­ver­ant­wor­tung för­dert, wer­den die Ein­nah­men auch in Zu­kunft flies­sen, da durch die Di­gi­ta­li­sie­rung die Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät und damit auch das Steu­er­sub­strat stei­gen wer­den. Es gilt je­doch, das So­zi­al­sys­tem ent­lang neu ent­ste­hen­der Ar­beits­for­men wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Schäd­lich wäre hin­ge­gen eine tech­no­lo­gi­sche Steue­rung über das Steu­er­sys­tem. Denn Ro­bo­ter und Co. sind aus Sicht der Firma nichts an­de­res als Ka­pi­tal – und die­ses wird be­reits heute be­steu­ert. Eine Ro­bo­ter­steu­er würde ge­fähr­li­che An­rei­ze schaf­fen, nicht in neue Tech­no­lo­gi­en zu in­ves­tie­ren. Damit wäre die Ge­fahr gross, dass Un­ter­neh­men den An­schluss im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb ver­lie­ren.
  • Ba­sis­in­fra­struk­tu­ren wei­ter­ent­wi­ckeln: Leis­tungs­fä­hi­ge, si­che­re und flä­chen­de­ckend ver­füg­ba­re In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­fra­struk­tu­ren sind die zwin­gen­de Basis für die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on. Dies be­dingt einen ste­ti­gen Aus­bau der ver­füg­ba­ren Band­brei­ten im gan­zen Land. Der beste Ga­rant dafür ist der markt­ge­trie­be­ne Aus­bau in einem li­be­ra­len Re­gu­lie­rungs­um­feld. Nicht zu ver­ges­sen: Die Be­deu­tung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit mit Strom nimmt vor dem Hin­ter­grund einer di­gi­ta­len Wirt­schaft und Ge­sell­schaft wei­ter zu.
  • Öko­sys­tem und Netz­wer­ke auf­bau­en: In einer di­gi­ta­len Wirt­schaft wächst die Be­deu­tung von Ko­ope­ra­tio­nen zwi­schen Kon­zer­nen, KMU, Start-ups und Think Tanks, Hoch­schu­len bis zu NGOs. Zen­tral ist daher die Ver­net­zung zwi­schen Wirt­schaft und For­schung. Dabei gilt es, die Frei­hei­ten der Grund­la­gen­for­schung zu pfle­gen. Ge­nau­so wich­tig ist aber, dass deren Er­kennt­nis­se in die Pra­xis flies­sen und zu­rück. Im Rah­men von Pri­va­te Pu­blic Part­nerships müs­sen des­halb ver­mehrt lang­fris­ti­ge Ko­ope­ra­tio­nen an­ge­strebt wer­den. Im Be­reich der For­schung müs­sen die ETH und die tech­ni­sche Aus­rich­tung der Uni­ver­si­tä­ten und Fach­hoch­schu­len ge­stärkt wer­den. Darum sind alle Hoch­schu­len auf­ge­for­dert, einen hö­he­ren An­teil ihrer Mit­tel in den für den di­gi­ta­len Wan­del re­le­van­ten Be­rei­chen ein­zu­set­zen.

Powe­r­ed by Issuu
Pu­blish for Free

Sze­na­ri­en zei­gen künf­ti­gen Nut­zen für die Ge­sell­schaft

Der Think Tank W.I.R.E. hat als Basis der Stu­die ein mehr­stu­fi­ges Mo­dell der Di­gi­ta­li­sie­rung ent­wor­fen. Das Fun­da­ment bil­det tech­no­lo­gi­sche In­no­va­ti­on rund um das Ge­ne­rie­ren, Spei­chern, Ver­ar­bei­ten und Über­tra­gen von Daten. Im Kern ste­hen dabei vier An­wen­dungs­fel­der, die für Un­ter­neh­men, Uni­ver­si­tä­ten und Men­schen neue Ge­stal­tungs­räu­me er­öff­nen: Au­to­ma­ti­sie­ren, Vir­tua­li­sie­ren, Ver­net­zen und Rea­li­sie­ren. Das Mo­dell hilft dabei, die Kom­ple­xi­tät der di­gi­ta­len Welt zu re­du­zie­ren und die immer schnel­le­ren Ent­wick­lun­gen ein­zu­ord­nen. Dar­auf auf­bau­end wur­den ver­schie­de­ne Sze­na­ri­en ent­wi­ckelt, wie Be­völ­ke­rung und Wirt­schaft in Zu­kunft von der da­ten­ba­sier­ten In­fra­struk­tur pro­fi­tie­ren kön­nen. Sei es im Be­reich Mo­bi­li­tät, wo neue Sys­te­me ent­ste­hen, die es er­mög­li­chen, auch Rand­re­gio­nen nach­hal­tig ein­zu­bin­den. Oder im Ge­sund­heits­be­reich, wo mit­hil­fe von vir­tu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln eine fle­xi­ble Be­treu­ung – selbst zu Hause – wie­der mög­lich wird.

Aus der Sicht von Ste­phan Sig­rist, Grün­der und Lei­ter des Think Tanks W.I.R.E, ist klar: «Die Di­gi­ta­li­sie­rung ist nicht ein­fach eine Welle aus tech­no­lo­gi­schem Fort­schritt, die uns über­rollt, son­dern eine Ent­wick­lung, die uns neue Mög­lich­kei­ten zur Ge­stal­tung un­se­res pri­va­ten und be­ruf­li­chen Le­bens gibt.» Das Ziel sei nicht die Imi­ta­ti­on des Si­li­con Val­leys als schnell­le­bi­ge Tech­no­lo­gie­hoch­burg, son­dern die Ent­wick­lung von in­tel­li­gen­ten und nach­hal­ti­gen Lö­sun­gen, bei denen die Ge­sell­schaft ge­nau­so von der Di­gi­ta­li­sie­rung pro­fi­tiert wie die Wirt­schaft. «Die För­de­rung von In­no­va­ti­on ver­langt aber vor allem auch eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Hype um die Di­gi­ta­li­sie­rung und den wei­ter­füh­ren­den Chan­cen und Ri­si­ken die­ser Ent­wick­lung», so Sig­rist wei­ter.

 

Wei­te­re ver­tie­fen­de Pu­bli­ka­tio­nen von eco­no­mie­su­is­se fol­gen

Die Prä­sen­ta­ti­on der Stu­die «Zu­kunft di­gi­ta­le Schweiz. Wirt­schaft und Ge­sell­schaft wei­ter­den­ken» ist ge­mäss eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Heinz Kar­rer der Auf­takt zu einer Reihe von ver­tie­fen­den Pu­bli­ka­tio­nen, die eco­no­mie­su­is­se in den kom­men­den Mo­na­ten pu­bli­zie­ren wird. Unter an­de­rem zu den The­men Bil­dung, Da­ten­po­li­tik, Steu­er­po­li­tik und Um­welt. «Die Schweiz ge­hört heute zu den gröss­ten Glo­ba­li­sie­rungs­ge­win­nern. Sie hat alle Vor­aus­set­zun­gen, um künf­tig auch zur Di­gi­ta­li­sie­rungs­ge­win­ne­rin zu wer­den, das zeigt die Stu­die sehr deut­lich», so Kar­rer. Die Schweiz stehe erst am An­fang ihrer Reise in die di­gi­ta­le Zu­kunft. «Wich­tig sind vor allem Of­fen­heit, Tech­no­lo­gie­kom­pe­tenz, re­gel­mäs­si­ge Marsch­stopps und eine kri­ti­sche Re­fle­xi­on.»

Hier wird eco­no­mie­su­is­se in den kom­men­den Mo­na­ten und Jah­ren einen Bei­trag leis­ten und damit sein En­ga­ge­ment für die di­gi­ta­le Wirt­schaft fort­set­zen. Vor über sechs Jah­ren hat der Ver­band mit der Pu­bli­ka­ti­on der ers­ten Di­gi­ta­len Agen­da ge­mein­sam mit ICTs­wit­z­er­land einen Fokus auf ein Thema ge­wor­fen, das da­mals in der po­li­ti­schen De­bat­te noch wenig prä­sent war. Es folg­ten 2013 eine zwei­te Auf­la­ge der Di­gi­ta­len Agen­da und 2016 ein In­fra­struk­tur­be­richt mit Fokus auf die Chan­cen der Di­gi­ta­li­sie­rung. Seit zwei Jah­ren ge­hört die di­gi­ta­le Wirt­schaft zu den Top­the­men von eco­no­mie­su­is­se. W.I.R.E. lan­ciert zudem in Kürze ein Früh­er­ken­nungs­sys­tem für Un­ter­neh­men und Ver­wal­tun­gen zur Ana­ly­se und Ein­ord­nung der schnel­len Ver­än­de­run­gen in der di­gi­ta­len Wirt­schaft und iden­ti­fi­ziert dabei die künf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen für Wirt­schaft und Ge­sell­schaft.

Rück­fra­gen:

eco­no­mie­su­is­se Me­di­en­stel­le, Tel. 044 421 35 55

Zu Fra­gen zum Di­gi­ta­li­sie­rungs­mo­dell und Sze­na­ri­en der di­gi­ta­len Schweiz:

Think Tank W.I.R.E., Do­mi­ni­que Meier, Lei­te­rin Kom­mu­ni­ka­ti­on, Tel. 043 244 99 77, dom@​thewire.​ch

 

Über eco­no­mie­su­is­se:

eco­no­mie­su­is­se ver­tritt als Dach­ver­band die In­ter­es­sen der wett­be­werbs­ori­en­tier­ten, in­ter­na­tio­nal ver­netz­ten und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Schwei­zer Wirt­schaft. Als Bin­de­glied zwi­schen Po­li­tik, Wirt­schaft und Ge­sell­schaft set­zen wir uns für op­ti­ma­le Rah­men­be­din­gun­gen für Schwei­zer Un­ter­neh­men ein – vom KMU bis zum Gross­kon­zern.

Über W.I.R.E.:

W.I.R.E. ist ein füh­ren­der in­ter­dis­zi­pli­nä­rer Think Tank, der sich seit rund zehn Jah­ren mit glo­ba­len Ent­wick­lun­gen in Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Ge­sell­schaft be­schäf­tigt. Im Fokus des Schwei­zer Den­kla­bors ste­hen die frühe Er­ken­nung neuer Trends und deren Über­set­zung in Stra­te­gi­en und Hand­lungs­fel­der für Un­ter­neh­men und öf­fent­li­che In­sti­tu­tio­nen. The­ma­ti­sche Schwer­punk­te be­tref­fen die di­gi­ta­le Wirt­schaft, ge­sell­schaft­li­che In­no­va­ti­on und die För­de­rung der Zu­kunfts­fä­hig­keit.
www.​thewire.​ch