WTO: Wie kann ver­lo­re­nes Ver­trau­en wie­der­her­ge­stellt wer­den?

Fort­schrit­te sind Man­gel­wa­re, wenn es um den Welt­han­del geht. Den WTO-Mit­glie­dern scheint der Glau­be ab­han­den­ge­kom­men zu sein, mit ge­mein­sa­men Öff­nungs­schrit­ten Mehr­wert für alle zu schaf­fen. Die Er­fah­rung aber zeigt, dass mehr Wohl­stand nur auf die­sem Weg er­reich­bar ist.

Die Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on WTO kommt nicht recht vom Fleck. Es fehle an Ver­trau­en unter den Ver­hand­lungs­part­nern – so die Ein­schät­zung vie­ler Teil­neh­mer an der 11. WTO-Mi­nis­ter­kon­fe­renz in Bue­nos Aires. Das feh­len­de Ver­trau­en ist kein Wun­der, haben doch zu viele Staa­ten in den letz­ten Jah­ren pro­tek­tio­nis­ti­sche Mass­nah­men zu­las­ten ihrer Han­dels­part­ner er­grif­fen. Diese füh­ren immer wie­der zu Han­dels­strei­tig­kei­ten zwi­schen den Län­dern. Ex­port­sub­ven­tio­nen, tech­ni­sche Han­dels­bar­rie­ren, Dum­ping, Zwang zur lo­ka­len Her­stel­lung oder un­ge­ahn­de­te Pa­tent­ver­let­zun­gen – das Ar­se­nal han­dels­ver­zer­ren­der Staats­ein­grif­fe ist viel­sei­tig.

WTO-Konferenz in Buenos Aires

Da immer mehr Län­der in die­sen Gift­schrank grei­fen, wird das Klima zwi­schen den Staa­ten tat­säch­lich ver­gif­tet. So ent­steht kein Ver­trau­en. Wie also könn­te die­ses wie­der­her­ge­stellt wer­den? «Man müss­te Ge­schäfts­leu­te an­statt Wirt­schafts­di­plo­ma­ten ver­han­deln las­sen», so der In­ter­net­pio­nier Jack Ma von Ali­ba­ba am ers­ten WTO-Busi­ness Forum wäh­rend einer Mi­nis­ter­kon­fe­renz. Diese wür­den eher Re­sul­ta­te lie­fern. So­weit wird es ja si­cher nicht kom­men. Aber im­mer­hin wur­den in Bue­nos Aires zwei Platt­for­men in­iti­iert, in denen Po­li­ti­ker und Un­ter­neh­mer ihre Vor­stel­lun­gen und Er­fah­run­gen aus­tau­schen sol­len. Her­vor­zu­he­ben ist dabei der elek­tro­ni­sche Han­del.

Man müss­te Ge­schäfts­leu­te an­statt Wirt­schafts­di­plo­ma­ten ver­han­deln las­sen.

Es gibt noch einen an­de­ren Weg, um mehr Ver­trau­en zu fin­den – näm­lich der Blick auf die Fak­ten. «Han­dels­li­be­ra­li­sie­run­gen füh­ren zu mehr Wachs­tum und dies wie­der­um zu mehr Ar­beits­plät­zen und we­ni­ger Armut. Pro­tek­tio­nis­mus scha­det der ei­ge­nen Wirt­schaft.» Das sagt Mau­ricio Macri, Prä­si­dent Ar­gen­ti­ni­ens. Er muss wis­sen, wovon er spricht: Die ar­gen­ti­ni­sche Wirt­schaft ge­hör­te bis zu sei­nem Amts­an­tritt «zu den drei Staa­ten mit den welt­weit höchs­ten Han­dels­bar­rie­ren». Mit de­sas­trö­sen Aus­wir­kun­gen für das Land. Dank gra­du­el­ler Re­for­men im In­land und Markt­öff­nun­gen nach aus­sen ist die ar­gen­ti­ni­sche Wirt­schaft heute wie­der auf Wachs­tums­kurs. Und in den Teil­wah­len im ver­gan­ge­nen Ok­to­ber hat das Volk sein Ver­trau­en in die­sen Kurs zum Aus­druck ge­bracht. Es zeigt sich immer wie­der: Die gröss­ten Wohl­stands­ge­win­ne fal­len bei jenen Län­dern an, die sich öff­nen. Könn­te die An­er­ken­nung die­ser Tat­sa­che nicht die Ver­trau­ens­ba­sis dafür bil­den, um im Rah­men des WTO-Welt­han­dels­sys­tems wei­te­re Markt­öff­nun­gen vor­zu­neh­men?