Warum mein Früh­stücks­jo­ghurt die Schweiz nicht ver­tei­di­gen wird

Es ist früh, sogar un­se­re Kat­zen blin­zeln mich schlaf­trun­ken an. Tut gut, mein Schwei­zer Früch­te­jo­ghurt zum Früh­stück. Apro­pos Jo­ghurt, da gab es doch mal einen In­nen­mi­nis­ter, der Jo­ghurt als zen­tral für die na­tio­na­len In­ter­es­sen er­klär­te und die aus­län­di­sche Über­nah­me eines Jo­ghurt-Kon­zerns mas­siv be­kämpf­te ...

Das ist zwar schon ein paar Jahre her, aber Markt­ab­schot­tun­gen sind wei­ter­hin «en vogue», welt­weit. Wie stark der Pro­tek­tio­nis­mus in den letz­ten Jah­ren zu­ge­nom­men hat, prä­sen­tier­ten Öko­no­men ges­tern an der Pro­gno­se­ta­gung der ETH-Kon­junk­tur­for­schungs­stel­le (KOF). Seit 2009 haben sich die pro­tek­tio­nis­ti­schen Mass­nah­men mehr als ver­vier­facht (eine gute Über­sicht über die welt­wei­ten Han­dels­hemm­nis­se gibt bei­spiels­wei­se der Glo­bal Trade Alert des HSG-Pro­fes­sors Simon J. Eve­nett). Gleich­zei­tig ist das Schwei­zer Wirt­schafts­wachs­tum stark vom Gang der Welt­wirt­schaft ab­hän­gig. Die­ser Pro­tek­tio­nis­mus ist ein Griff in den wirt­schafts­po­li­ti­schen Gift­schrank. Meist wird viel Gift ein­ge­setzt – viel zu viel. Der Scha­den in der Form von Ne­ben­wir­kun­gen ist sehr gross.
 

Früchtejoghurt


Doch warum hat es für uns in der Schweiz Aus­wir­kun­gen, wenn immer mehr Staa­ten Im­por­te in ihre Län­der er­schwe­ren? Es liegt daran, dass unser Land eine glo­bal aus­ge­rich­te­te Ex­port­na­ti­on mit in­no­va­ti­ven Pro­duk­ten ist. Der Preis-Leis­tungs-Wett­be­werb wird durch Markt­ab­schot­tun­gen auf un­fai­re Weise ver­hin­dert. Es ge­winnt nicht das bes­se­re und in­no­va­ti­ve­re An­ge­bot, son­dern das­je­ni­ge, wel­ches durch staat­li­che Mass­nah­men be­vor­teilt wird. Gros­se wie klei­ne Un­ter­neh­men ver­lie­ren folg­lich Ge­schäfts­vo­lu­men, In­ves­ti­tio­nen wer­den zu­rück­ge­hal­ten und Ar­beits­plät­ze in der Schweiz kom­men unter Druck.

Es ge­winnt nicht das bes­se­re und in­no­va­ti­ve­re An­ge­bot, son­dern das­je­ni­ge, wel­ches durch staat­li­che Mass­nah­men be­vor­teilt wird.

Markt­ab­schot­tung ver­schlim­mert auch die Si­tua­ti­on beim Im­port­land selbst. Die ver­meint­lich «ge­schütz­ten» Un­ter­neh­men ver­lie­ren noch mehr den An­schluss an den Welt­markt. Dafür stei­gen für Kon­su­men­ten und Ab­neh­mer die Prei­se, bei we­ni­ger Aus­wahl. Es ist letzt­lich ein Ein­griff in die Wirt­schafts­frei­heit. Die Oran­gen heute und die Erd­bee­ren ges­tern in mei­nem Schwei­zer Jo­ghurt kamen of­fen­sicht­lich aus dem Aus­land.

Und auch wenn Jo­ghurt ge­sund ist – das Lan­des­in­ter­es­se oder die na­tio­na­le Si­cher­heit der Schweiz oder eines an­de­ren Lan­des wer­den nicht durch aus­län­di­schen Be­sitz der Jo­ghurtfa­brik oder durch Im­por­te ge­fähr­det. Das wuss­te si­cher auch der da­ma­li­ge In­nen­mi­nis­ter – Ni­co­las Sar­ko­zy –, als er die Über­nah­me des Le­bens­mit­tel­kon­zerns Da­no­ne ver­un­mög­lich­te.