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Schweizer Aussenhandel: Durchzogenes Bild trotz Exportrekord
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Schweizer Aussenhandel hat sich 2024 besser entwickelt als im Jahr zuvor.
- Trotz Exportrekord verzeichnen 9 von 11 Hauptexportgruppen Rückgänge.
- Es ist zentral, dass die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.
Gleich vorneweg: Der Schweizer Aussenhandel hat sich 2024 besser entwickelt als im Jahr zuvor. So wuchsen die Exporte auf 282,9 Milliarden Franken (+3,2 Prozent), während die Importe auf 222,3 Milliarden Franken (-1,6 Prozent) sanken. Dadurch resultiert in der Handelsbilanz ein neuer Rekordüberschuss von 60,6 Milliarden Franken.
Trotz Rekord: Nur zwei von elf Exportbranchen im Plus
Der neue Exportrekord ist zwar erfreulich, doch kam er fast ausschliesslich dank Chemie-Pharma zustande. Dies kontrastiert stark mit dem Rückgang anderer Exportsparten. Exportseitig verzeichneten lediglich zwei der elf Hauptgruppen einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Nebst den chemisch-pharmazeutischen Produkten (+10,0 Prozent) befanden sich nur die Nahrungs- und Genussmittel (+2,3 Prozent) im Plus. Zurück gingen nach Rekordergebnissen in den letzten Jahren sowohl die Ausfuhren von Bijouterie und Juwelierwaren (-4,5 Prozent) als auch jene von Uhren (-2,8 Prozent). Ausserdem mussten die Sparten Maschinen und Elektronik (–2,6 Prozent) sowie Metalle (–6,2 Prozent) Einbussen hinnehmen.
Exporte in die EU und die USA nehmen zu
Von den drei bedeutendsten Wirtschaftsräumen bezogen Europa (+3,9 Prozent; EU: +4,6 Prozent) und Nordamerika (+6,7 Prozent; USA: +7,9 Prozent) mehr Güter aus der Schweiz. Das Exportwachstum nach Europa resultiert vor allem aus dem erneut starken Plus nach Slowenien (+68,3 Prozent; Chemie-Pharma). Somit bleiben die USA unangefochten das wichtigste Exportland und die EU mit grossem Abstand der wichtigste Exportmarkt der Schweiz.
Dennoch gibt es Entwicklungen, die Anlass zur Sorge bereiten: So wurde weniger in die Nachbarländer Österreich (–16,2 Prozent), Deutschland (–2,1 Prozent), Italien (–3,8 Prozent) und Frankreich (–5,3 Prozent) exportiert. Die Lieferungen nach Asien verzeichneten ebenfalls einen Rückgang von 1,8 Prozent. Während die Ausfuhren nach China und Japan zunahmen (+5,9 und +6,2 Prozent), fielen insbesondere Minderexporte nach Singapur und Hongkong negativ ins Gewicht.
Importe aus Asien auf dem niedrigsten Stand seit 2020
Importseitig weisen abgesehen von den chemisch-pharmazeutischen Produkten alle Warengruppen ein Minus aus, unter anderem auch die Energieträgerimporte. Merklich war auch der Nachfragerückgang in den Sparten Maschinen und Elektronik, Fahrzeuge sowie Metalle.
Im Jahr 2024 bezog die Schweiz aus allen drei grossen Wirtschaftsräumen weniger Güter. Am deutlichsten sanken die Importe aus Asien, die zugleich auf den niedrigsten Stand seit 2020 fielen. Die Importe aus Europa nahmen leicht ab. Aus Nordamerika kamen wertmässig 1,9 Prozent weniger Waren (USA: –2,9 Prozent).
Drei Prioritäten für die Schweizer Aussenwirtschaft im neuen Jahr
Die Schweizer Exportunternehmen haben sich in den letzten Jahren auch in schwierigen Zeiten als sehr resilient erwiesen. Doch mit unserer Exportwirtschaft verhält es sich ein bisschen wie mit dem Geschicklichkeitsspiel Jenga (das mit den Holzklötzen, die zu einem Turm gestapelt werden). Auch wenn der Turm derzeit hoch ist, muss das Fundament immer wieder aufs Neue gestärkt werden. Werden ein, zwei oder drei Klötzchen herausgezogen, muss er immer noch Stand halten können.
Wir sollten also die Rahmenbedingungen für unsere Exportunternehmen fortlaufend verbessern. Dabei gibt es derzeit drei grössere Stellschrauben:
- Unsere Exportunternehmen sind erstens auf geregelte Beziehungen zur wichtigsten Handelspartnerin EU angewiesen. Die Sicherung und Weiterentwicklung des bilateralen Wegs hat deshalb Priorität.
- Zweitens sollte das Schweizer Netz an Freihandelsabkommen weiter ausgebaut und modernisiert werden.
- Drittens braucht es auch Massnahmen im Inland. Die ausufernde Bürokratie muss gestoppt und eine sichere und preiswerte Energieversorgung gewährleistet werden. Der Steuerstandort Schweiz muss attraktiv bleiben.
Nur wenn wir als Land wettbewerbsfähig bleiben und die wirtschaftliche Diversifizierung weiter vorantreiben, sind wir in Zukunft gegen handelspolitische Stürme gewappnet.