Güterwagen der Albulabahn in der Alpenlandschaft

Ver­la­ge­rungs­po­li­tik: Bahn­ver­kehr in­ter­na­tio­nal bes­ser ab­stim­men

Der neue Ver­la­ge­rungs­be­richt des Bun­des zeigt: Der Gü­ter­trans­port über die Alpen wird immer öko­lo­gi­scher. Das gröss­te Hin­der­nis für wei­te­re Fort­schrit­te bleibt indes die grenz­über­schrei­ten­de Ko­ope­ra­ti­on.

Der Bun­des­rat hat ges­tern den Ver­la­ge­rungs­be­richt 2019 ver­ab­schie­det. Darin zieht er ein grund­sätz­lich po­si­ti­ves Fazit zur Ent­wick­lung des Tran­sit­ver­kehrs. Gleich­zei­tig schlägt er wei­te­re Mass­nah­men vor, um den Gü­ter­trans­port auf der Nord-Süd-Achse noch stär­ker von der Stras­se auf die Schie­ne zu brin­gen. Die Mass­nah­men um­fas­sen zu­sätz­li­che Sub­ven­tio­nen, tie­fe­re Tras­sen­prei­se, An­pas­sun­gen bei der LSVA und mehr Kon­troll­auf­wand. Diese Mass­nah­men set­zen aber am fal­schen Ort an: Aus Sicht der Wirt­schaft muss vor allem die Ver­bes­se­rung der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit auf dem ge­sam­ten Rhein-Alpin-Kor­ri­dor für den Bund die höchs­te Prio­ri­tät ge­nies­sen.

Die Schweiz ist keine Insel

Die schwei­ze­ri­sche Ver­la­ge­rungs­po­li­tik muss den Fokus stär­ker auf den ge­samt­eu­ro­päi­schen Kon­text legen: Die schnel­le Fer­tig­stel­lung der nö­ti­gen An­schluss­ka­pa­zi­tä­ten im Nor­den und Süden, wie auch drin­gend nö­ti­ge or­ga­ni­sa­to­ri­sche An­pas­sun­gen im eu­ro­päi­schen Bahn­sys­tem sind zen­tral für eine wirk­sa­me Ver­kehrs­ver­la­ge­rung. Ziel muss es sein, den heu­ti­gen Wett­be­werbs­nach­teil des Schie­nen­ver­kehrs durch eine hö­he­re Ver­läss­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät sowie durch mehr Preis­kom­pe­tenz aus­zu­glei­chen. Die Stre­cken­sper­rung bei Ras­tatt im Herbst 2017 hat deut­lich ge­zeigt, dass der grenz­über­schrei­ten­de Bahn­ver­kehr bei­spiels­wei­se auf­grund un­ter­schied­li­cher Si­gna­li­sa­ti­ons­vor­schrif­ten oder un­ge­nü­gen­der Not­fall­kon­zep­te sehr an­fäl­lig ist.

Um­fas­sen­de Stra­te­gie ist not­wen­dig

Die Mass­nah­men des Bun­des­rats ber­gen ein ge­wis­ses Ri­si­ko für un­ge­wünsch­te Markt­ver­zer­run­gen: Tras­sen­preis­sen­kun­gen für lange Züge mögen ein wirk­sa­mes und markt­wirt­schaft­lich ori­en­tier­tes Mit­tel sein, um die Kos­ten­nach­tei­le des al­pen­que­ren­den Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs zu re­du­zie­ren. Je­doch be­steht bei ein­sei­ti­gen Re­duk­tio­nen das Ri­si­ko, dass damit in­no­va­ti­ve Pro­duk­ti­ons­kon­zep­te im Bin­nen­ver­kehr Nach­tei­le er­lei­den. Be­trof­fen wären bei­spiels­wei­se schnel­le­re und kür­ze­re Gü­ter­zü­ge, die zwi­schen Per­so­nen­zü­gen ver­keh­ren kön­nen und in Zu­kunft ins­be­son­de­re für die City-Lo­gis­tik wich­tig wer­den könn­ten. An­statt also punk­tu­ell die Tras­sen­prei­se an­zu­pas­sen, bräuch­te es eine um­fas­sen­de Stra­te­gie für Kos­ten­sen­kun­gen und Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen bei der Schie­nen­in­fra­struk­tur. Damit könn­te die Bahn nicht nur im Tran­sit, son­dern auch im Bin­nen­gü­ter­ver­kehr an At­trak­ti­vi­tät zu­le­gen.