Un­ter­ir­di­scher Gü­ter­trans­port: Die Po­li­tik ebnet den Weg für Cargo-sous-ter­rain

In der Win­ter­ses­si­on hat das Par­la­ment ein Ge­setz ver­ab­schie­det, das den Bau eines emis­si­ons­frei­en un­ter­ir­di­schen Gü­ter­trans­port­sys­tems in der Schweiz er­mög­licht. Was zu­nächst wenig auf­re­gend wirkt, ist spä­tes­tens auf den zwei­ten Blick ein Pa­ra­de­bei­spiel für eine prag­ma­ti­sche Ver­kehrs­po­li­tik und für die Wir­kung an­zie­hen­der Zu­kunfts­vi­sio­nen.

Die Idee wurde schon mit zahl­rei­chen La­bels ver­se­hen: vi­sio­när, kühn, ver­we­gen oder auch nur rea­li­täts­fremd. Auf jeden Fall ist sie am­bi­tio­niert. Geht es näm­lich nach einem Kon­glo­me­rat von be­kann­ten Schwei­zer Un­ter­neh­men, soll ein we­sent­li­cher Teil des Gü­ter­ver­kehrs in der Schweiz ab 2031 in einem di­gi­tal op­ti­mier­ten, un­ter­ir­di­schen Sys­tem ab­ge­wi­ckelt wer­den. «Cargo sous ter­rain» soll die tra­di­tio­nel­len Trans­port­we­ge er­gän­zen und ent­las­ten. Das Re­sul­tat wäre we­ni­ger Lärm, we­ni­ger Stau und vor allem: keine Emis­sio­nen mehr, trotz stei­gen­dem Gü­ter­auf­kom­men. Vom Staat und der Po­li­tik woll­te die Trä­ger­schaft von An­fang nur eines, näm­lich gute Rah­men­be­din­gun­gen für eine op­ti­ma­le Um­set­zung des Pro­jekts – keine För­der­gel­der, keine Ga­ran­ti­en und keine In­ves­ti­tio­nen, son­dern ein­zig einen Mög­lich­keits­raum.

Cargo sous ter­rain ist auf jeden Fall am­bi­tio­niert.

Mit der Ver­ab­schie­dung des «Bun­des­ge­set­zes über den un­ter­ir­di­schen Gü­ter­trans­port» (UGüTG) hat die Po­li­tik nun ge­lie­fert. Und wie! Um­sich­tig und prag­ma­tisch hat sie die Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen, damit ein kom­ple­xes Pro­jekt wie «Cargo sous ter­rain» über meh­re­re Kan­tons­gren­zen hin­weg ge­plant und um­ge­setzt wer­den kann. Sie hat für we­ni­ger Bü­ro­kra­tie und mehr Rechts­si­cher­heit ge­sorgt, ohne die Ver­fah­ren zu ver­wäs­sern und sie hat dabei auf be­währ­te In­stru­men­te ge­setzt (z.B. aus dem Ei­sen­bahn­be­reich). Zudem ist es ihr ge­lun­gen, kein «Spe­zi­al­ge­setz» für ein spe­zi­fi­sches Pro­jekt zu schaf­fen, son­dern eine Grund­la­ge für alle mög­li­chen und un­mög­li­chen Pro­jek­te für den Gü­ter­ver­kehr der Zu­kunft. Das Si­gnal ist klar: In­no­va­ti­on und Fort­schritt sind un­ab­ding­bar für eine nach­hal­ti­ge Zu­kunft und die Po­li­tik will wei­ter­hin Frei­räu­me, in denen sich In­no­va­ti­on und Fort­schritt ent­fal­ten kön­nen. Das ist ein er­mu­ti­gen­des Zei­chen. Frei­räu­me sind für nach­hal­ti­ge Zu­kunfts­pro­jek­te be­son­ders wich­tig.

Al­lein schon die po­si­ti­ven Im­pul­se auf die Dis­kus­si­ons­kul­tur waren äus­serst wert­voll und wer­den hof­fent­lich nach­hal­len.

Nicht nur das Re­sul­tat, auch die Qua­li­tät der De­bat­te über das UGüTG war immer wie­der er­staun­lich. Wäh­rend sonst in der Ver­kehrs­po­li­tik die ideo­lo­gi­schen Fron­ten ver­här­tet sind, wurde diese Dis­kus­si­on weit­ge­hend sach­lich, un­auf­ge­regt und ohne die üb­li­chen Scheu­klap­pen ge­führt. Die Po­li­tik liess sich teil­wei­se sogar re­gel­recht be­geis­tern von der Vi­si­on hin­ter «Cargo sous ter­rain». Ob das Pro­jekt am Ende ein Er­folg wird oder nicht: Al­lein schon diese po­si­ti­ven Im­pul­se auf einen zer­fah­re­nen Dis­kurs waren äus­serst wert­voll und wer­den hof­fent­lich nach­hal­len.

Auch für die Kli­ma­po­li­tik und den ge­sam­ten Nach­hal­tig­keits­dis­kurs ist dem Par­la­ment ein Lehr­stück ge­lun­gen. Es ist im Er­geb­nis deut­lich bes­ser, ge­mein­sam auf an­zie­hen­de Vi­sio­nen einer nach­hal­ti­gen Zu­kunft hin­zu­ar­bei­ten, an­statt sich von ab­schre­cken­den Zu­kunfts­sze­na­ri­en vor sich her­trei­ben zu las­sen. Die Pri­vat­wirt­schaft ist ge­for­dert, solch at­trak­ti­ve Vi­sio­nen auf­zu­zei­gen. Für die Rah­men­be­din­gun­gen ist sie dann je­doch auf jene kon­struk­ti­ve En­er­gie an­ge­wie­sen, wel­che die Po­li­tik beim un­ter­ir­di­schen Gü­ter­trans­port ge­zeigt hat.