Konferenz Patentbox in Basel

Um­set­zung der Pa­tent­box stösst auf gros­ses In­ter­es­se

Die Nut­zung der Pa­tent­box wird ab 2020 mög­lich sein. Es lohnt sich für Un­ter­neh­men und ins­be­son­de­re auch für KMU be­reits heute, sich mit den steu­er­li­chen und im­ma­te­ri­al­gü­ter­recht­li­chen As­pek­ten der prak­ti­schen Um­set­zung zu be­fas­sen.

Am 19. Juni 2019 fand auf dem No­var­tis Cam­pus in Basel eine in­ter­ak­ti­ve Ver­an­stal­tung zum Thema «Um­set­zung der Pa­tent­box aus Steu­er- und IP-Sicht» statt. Re­fe­ra­te von Fach­ex­per­ten be­leuch­te­ten die steu­er­li­che Wir­kung der Pa­tent­box, im­ma­te­ri­al­gü­ter­recht­li­che As­pek­te sowie die prak­ti­sche Um­set­zung aus Sicht der kan­to­na­len Steu­er­ver­wal­tung am Bei­spiel Basel-Stadt. Im An­schluss nah­men die Teil­neh­mer die Mög­lich­keit der in­ter­ak­ti­ven Frage- und Aus­tauschrun­de wahr. Mo­de­riert wurde der An­lass von Frank Marty, Lei­ter Fi­nan­zen & Steu­ern, eco­no­mie­su­is­se.

Steu­er­li­che Wir­kung der Pa­tent­box

Armin Marti, Part­ner und Lei­ter Steu­er­po­li­tik bei PwC Schweiz, äus­ser­te sich zur Ver­or­tung der Pa­tent­box in­ner­halb der üb­ri­gen Mass­nah­men der Steu­er­re­form und legte einen Über­blick zum Um­fang der Ent­las­tung in den Kan­to­nen dar. Zudem er­klär­te er den Me­cha­nis­mus und die Funk­ti­ons­wei­se der Pa­tent­box (zum Bei­spiel die Be­rech­nung des Nexus-Quo­ti­en­ten) an­hand von kon­kre­ten Fall­bei­spie­len und stell­te Ent­schei­dungs­hil­fen für oder gegen die An­wen­dung der Pa­tent­box zur Ver­fü­gung.

Pa­tent­box aus Sicht einer IP-Ab­tei­lung

In­ner­halb des im­ma­te­ri­al­gü­ter­recht­li­chen Teils be­fass­te sich Peter Thom­sen (Sen. Pa­tent Coun­sel IP Po­li­cy & Li­ti­ga­ti­on, No­var­tis In­ter­na­tio­nal AG) ein­lei­tend mit der Frage, wel­che Schutz­rech­te über­haupt für die Pa­tent­box qua­li­fi­zie­ren. Un­ab­hän­gig davon, wo auf der Welt die Re­gis­trie­rung er­folgt ist, qua­li­fi­zie­ren Pa­ten­te und ver­gleich­ba­re Schutz­rech­te, je­doch bei­spiels­wei­se nicht be­reits Pa­tent­an­mel­dun­gen. Auch für Mar­ken und Ur­he­ber­recht (inkl. Soft­ware) kann die Pa­tent­box nicht in An­spruch ge­nom­men wer­den. Für die Qua­li­fi­ka­ti­on reicht ein ein­zi­ges Pa­tent, je­doch wirkt die Pa­tent­box umso mehr, je in­no­va­ti­ver und damit mar­gen­stär­ker ein Pro­dukt oder eine Dienst­leis­tung ist. Eine hohe For­schungs- und Ent­wick­lungs­tä­tig­keit in­ner­halb der Schweiz ver­stärkt die Wir­kung der Pa­tent­box. Und auch dem Do­ku­men­ta­ti­ons­as­pekt (Ent­wick­lungs­kos­ten pro Schutz­recht, Pro­dukt oder Pro­dukt­grup­pe) ist Be­ach­tung zu schen­ken. Vor der Pa­tent­box, so Peter Thom­sen, brau­chen in­no­va­ti­ve Fir­men keine Angst zu haben. Eine in­te­gra­le Be­trach­tung von Steu­er- und IP-As­pek­ten ist aber un­ab­ding­bar für op­ti­ma­le Er­geb­nis­se.

Prak­ti­sche Um­set­zung der Pa­tent­box aus Sicht einer kan­to­na­len Steu­er­be­hör­de

Peter Beer­ste­cher, Lei­ter Ab­tei­lung ju­ris­ti­sche Per­so­nen, Steu­er­ver­wal­tung Basel-Stadt, äus­ser­te sich zur prak­ti­schen Um­set­zung aus Sicht der kan­to­na­len Steu­er­ver­wal­tung. Ein wich­ti­ges Thema war die Wahl der rich­ti­gen Boxen. Pa­tent­bo­xen sind mög­lich für ein­zel­ne Schutz­rech­te (bzw. für die auf sie ent­fal­len­den Ge­win­ne), für Pro­duk­te mit einem oder meh­re­ren Pa­ten­ten und für ganze Pro­dukt­grup­pen. Je nach Wahl der Box(en) re­sul­tie­ren un­ter­schied­li­che Fol­gen für den Bo­xen­ein­tritt, den Um­fang der steu­er­li­chen Ent­las­tung und die Do­ku­men­ta­ti­ons­pflich­ten (Tracking und Tra­c­ing).

Schluss­fol­ge­rung war, dass die Pa­tent­box we­ni­ger kom­pli­ziert und auf­wen­dig ist als ihr Ruf. Sie stellt ein zu­sätz­li­ches steu­er­li­ches In­stru­ment für in­no­va­ti­ve Un­ter­neh­men dar und ist ge­ra­de für KMU, die ihre For­schung in der Schweiz kon­zen­triert haben, at­trak­tiv. Für die erst­ma­li­ge In­an­spruch­nah­me ist der Aus­tausch mit den kan­to­na­len Steu­er­be­hör­den wich­tig. Die Nut­zung der Pa­tent­box wird ab 2020 mög­lich sein; es lohnt sich für Un­ter­neh­men auf alle Fälle, sich mit dem Me­cha­nis­mus und den Vor- und Nach­tei­len be­reits jetzt aus­ein­an­der­zu­set­zen.