Zwei Forscher analysieren eine chemische Auswertung

Teil­nah­me an eu­ro­päi­schen For­schungs­pro­gram­men ist un­ver­zicht­bar

Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on hat eine Stu­die zur Be­tei­li­gung der Schweiz an den eu­ro­päi­schen For­schungs­rah­men­pro­gram­men vor­ge­legt. Der Be­fund ist ein­deu­tig: Es han­delt sich um eine Er­folgs­ge­schich­te, die zu neuen Pa­ten­ten, Pro­duk­ten, Fir­men­grün­dun­gen und Ar­beits­plät­zen führt. 2020 wird ent­schie­den, ob sie fort­ge­setzt wer­den kann.

2020 ist ein ent­schei­den­des Jahr für die For­schung in der Schweiz. Ei­ner­seits muss die Schweiz bis im De­zem­ber mit Brüs­sel klä­ren, wie stark sie sich am neuen eu­ro­päi­schen For­schungs­rah­men­pro­gramm (FRP 9) «Ho­ri­zon Eu­ro­pe» und wei­te­ren Pro­gram­men be­tei­li­gen kann. An­de­rer­seits ent­schei­det sich vor­aus­sicht­lich im Mai an der Urne, ob das For­schungs­ab­kom­men mit der EU zu­sam­men mit dem gan­zen Paket der Bi­la­te­ra­len I ge­kün­digt wer­den muss. Dies wäre der Fall, falls die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve an­ge­nom­men würde. Wie wich­tig die Be­tei­li­gung an den eu­ro­päi­schen For­schungs­pro­gram­men ist, un­ter­streicht eine ak­tu­el­le Stu­die des Staats­se­kre­ta­ri­ats für Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on (SBFI). Sie ba­siert auf einer Be­fra­gung von 878 Teil­neh­mern an den bis­he­ri­gen For­schungs­pro­gram­men.

Pri­vat­un­ter­neh­men an jedem zwei­ten Pro­jekt be­tei­ligt

Die Schweiz ist seit 2004 eine voll as­so­zi­ier­te Part­ne­rin der eu­ro­päi­schen For­schungs­pro­gram­me. Einen Un­ter­bruch gab es le­dig­lich nach dem Ja zur Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve, und die­ser war sehr schmerz­haft. Die Schweiz konn­te nur an we­ni­gen Tei­len des Pro­gramms teil­neh­men und in­ter­na­tio­na­le Pro­jek­te konn­ten nicht von hier aus ge­lei­tet wer­den.

Diese vor­über­ge­hen­den Ein­schrän­kun­gen be­ka­men ins­be­son­de­re die Schwei­zer KMU zu spü­ren. Na­he­zu die Hälf­te aller eu­ro­päi­schen Pro­jek­te mit Schwei­zer Be­tei­li­gung be­ste­hen näm­lich aus Ko­ope­ra­tio­nen von Hoch­schu­len und Pri­vat­un­ter­neh­men, und diese sind in 62 Pro­zent der Fälle KMU. Dank der Pro­jek­te wur­den auch neue Ar­beits­plät­ze ge­schaf­fen, wie die SBFI-Stu­die auf­zeigt: Von den be­frag­ten KMU gaben über ein Drit­tel an, auf­grund der FRP-Teil­nah­me min­des­tens eine neue per­ma­nent an­ge­stell­te Per­son zu be­schäf­ti­gen. Zu­sätz­lich wur­den im Schnitt pro Pro­jekt zwei neue tem­po­rä­re Stel­len ge­schaf­fen. In rund jedem zehn­ten Pro­jekt ist sogar ein neues Spin-off oder Start-up ge­grün­det wor­den.

Ziel: Vol­l­as­so­zi­ie­rung bei «Ho­ri­zon Eu­ro­pe»

Neben der För­de­rung durch den Na­tio­nal­fonds sind die eu­ro­päi­schen Pro­gram­me heute die be­vor­zug­te För­der­quel­le für For­schungs­pro­jek­te im In­land. Die bei­den Pro­gram­me funk­tio­nie­ren er­gän­zend und kön­nen ein­an­der nicht er­set­zen. Ein ent­schei­den­der Vor­teil der eu­ro­päi­schen FRP ist, dass sie den Ak­teu­ren aus For­schung und In­no­va­ti­on die In­te­gra­ti­on in das sehr kom­pe­ti­ti­ve in­ter­na­tio­na­le Um­feld er­mög­li­chen. Sie er­mög­li­chen grenz­über­schrei­ten­de Pro­jek­te, die an­dern­falls nicht oder nur sehr er­schwert statt­fin­den könn­ten. Die in­ter­na­tio­na­len Netz­wer­ke, die bei sol­chen Pro­jek­ten ent­ste­hen, be­zeich­nen die Be­tei­lig­ten als be­son­ders wert­voll. Häu­fig blei­ben diese auch über das Pro­jek­ten­de hin­aus be­ste­hen, was wie­der­um po­si­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die In­no­va­tions- und Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Stand­orts Schweiz hat.

Für eco­no­mie­su­is­se zei­gen die Stu­di­en­er­geb­nis­se deut­lich auf, wie wich­tig eine di­rek­te Be­tei­li­gung der Schweiz an den eu­ro­päi­schen For­schungs­pro­gram­men ist. Der Wirt­schafts­dach­ver­band wird sich 2020 des­halb ve­he­ment für eine Ab­leh­nung der Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve und für eine Vol­l­as­so­zi­ie­rung beim neuen FRP «Ho­ri­zon Eu­ro­pe» ein­set­zen.