Forschende mit Mikroskop

SBFI be­stä­tigt: For­schen­de und Un­ter­neh­men lei­den unter der feh­len­den Vol­l­as­so­zi­ie­rung bei Ho­ri­zon Eu­ro­pe

Eine Um­fra­ge des Staats­se­kre­ta­ri­ats für Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on (SBFI) zeigt, dass viele Schwei­zer For­schen­de und Un­ter­neh­men unter der feh­len­den Vol­l­as­so­zi­ie­rung am For­schungs­rah­men­pro­gramm Ho­ri­zon Eu­ro­pe lei­den. Über ein Drit­tel der Um­fra­ge­teil­neh­mer be­legt mit kon­kre­ten Bei­spie­len diese ne­ga­ti­ven Kon­se­quen­zen. Mehr als die Hälf­te stellt eine Ver­schlech­te­rung der Si­tua­ti­on im Ver­gleich zum Vor­gän­ger­pro­gramm fest, wo die Schweiz vol­l­as­so­zi­iert war. Der Bun­des­rat muss im In­ter­es­se des For­schungs­plat­zes jetzt eine Lö­sung mit der EU su­chen. An­sons­ten wer­den wei­te­re For­schen­de und Un­ter­neh­men der Schweiz den Rü­cken keh­ren.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat der Bun­des­rat die Ver­hand­lun­gen mit der Eu­ro­päi­schen Union über ein in­sti­tu­tio­nel­les Ab­kom­men ab­ge­bro­chen. Die­ser Ent­scheid hat ne­ga­ti­ve Fol­gen, auch wenn sie für viele noch wenig sicht­bar sind. Es gibt zwar et­li­che Bei­spie­le, doch wur­den sie von den Geg­nern eines in­sti­tu­tio­nel­len Ab­kom­mens nicht wirk­lich ernst ge­nom­men: Ei­ni­ge For­schen­de schla­gen ihre Zelte in der EU auf. Ei­ni­ge Un­ter­neh­men ver­la­gern Un­ter­neh­mens­tei­le in die EU auf­grund der Schwie­rig­kei­ten bei der Pro­dukta­n­er­ken­nung. An­de­re for­schen nun ver­stärkt oder ganz in der EU. Die Bei­spie­le wur­den als Ein­zel­fäl­le ent­we­der nicht zur Kennt­nis ge­nom­men oder als ver­kraft­bar ta­xiert.

Klare Ver­schlech­te­rung ge­gen­über frü­he­rer Be­tei­li­gung

Doch lei­der wer­den die ne­ga­ti­ven Kon­se­quen­zen der eu­ro­pa­po­li­ti­schen Eis­zeit immer deut­li­cher. Ge­ra­de der For­schungs­platz, der für die künf­ti­ge In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit der Schwei­zer Wirt­schaft von gröss­ter Be­deu­tung ist, lei­det dar­un­ter, dass die Schweiz immer noch nicht am welt­weit gröss­ten For­schungs­för­der­pro­gramm, Ho­ri­zon Eu­ro­pe, vol­l­as­so­zi­iert ist. Eine neue Er­kennt­nis dazu lie­fert nun aus­ge­rech­net der Bund: Rund 880 For­schen­de, Un­ter­neh­men oder In­sti­tu­tio­nen haben dem SBFI in einer Um­fra­ge ge­ant­wor­tet. Eine Mehr­heit davon gibt an, dass die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on schlech­ter ist im Ver­gleich zum Vor­gän­ger­pro­gramm Ho­ri­zon 2020, bei dem die Schweiz noch voll as­so­zi­iert war. Rund 36 Pro­zent aller Ant­wor­ten­den lie­fern sogar kon­kre­te Bei­spie­le, wie diese Be­nach­tei­li­gung für sie aus­sieht.

Die hohe Be­trof­fen­heit be­stä­tigt die an­ek­do­ti­sche Evi­denz. Zwar hat das SBFI Über­gangs­lö­sun­gen ge­schaf­fen, um die Nach­tei­le für den Schwei­zer For­schungs­platz zu re­du­zie­ren. So hat die In­no­suis­se das Pro­gramm «Swiss Ac­ce­le­ra­tor» lan­ciert, das die Nach­tei­le des feh­len­den Zu­gangs zum Pro­gramm­teil des Eu­ro­pean In­no­va­ti­on Coun­cil (EIC) kom­pen­sie­ren soll. Der Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­fonds (SNF) hat ein Über­gangs­pro­gramm für For­schen­de ge­schaf­fen, wel­ches ein Tei­ler­satz für die Un­ter­stüt­zun­gen des Eu­ro­pean Re­se­arch Coun­cil (ERC) dar­stellt. Den­noch ver­blei­ben ge­wich­ti­ge Nach­tei­le für den For­schungs­platz Schweiz, wie die ak­tu­el­le Um­fra­ge zeigt.

Das Pro­blem nicht wei­ter aus­sit­zen

Der Bun­des­rat ist auf­ge­for­dert, jetzt eine Lö­sung mit der EU zu su­chen und das wach­sen­de Pro­blem nicht bis nach den Wah­len 2023 aus­zu­sit­zen. An­sons­ten wer­den wei­te­re For­schen­de und Un­ter­neh­men der Schweiz den Rü­cken keh­ren, weil sie im be­nach­bar­ten Aus­land at­trak­ti­ve­re Be­din­gun­gen vor­fin­den.