Studie, die schreibt

Stu­die­ren­de aus Dritt­staa­ten nicht län­ger vor die Tür wei­sen

Jedes Jahr schlies­sen rund 3000 Stu­die­ren­de von aus­ser­halb der EU/Efta in der Schweiz eine Hoch­schul­aus­bil­dung ab. Doch ob­wohl sie über Know-how ver­fü­gen, das wegen des Fach­kräf­te­man­gels drin­gend ge­braucht würde, ist es für sie kaum mög­lich, hier zu ar­bei­ten. Das neus­te Dos­sier­po­li­tik von eco­no­mie­su­is­se ana­ly­siert die Si­tua­ti­on und zeigt auf, wie sie zügig ver­bes­sert wer­den kann.

Up­date vom 19.03.2019 :
Nach dem Na­tio­nal­rat hat auch der Stän­de­rat an sei­ner heu­ti­gen Sit­zung der Mo­ti­on des St. Gal­ler Na­tio­nal­rats Mar­cel Do­bler zu­ge­stimmt. Die Mo­ti­on, wel­che in der Schweiz aus­ge­bil­de­ten Fach­kräf­ten den Zu­gang zum hie­si­gen Ar­beits­markt er­leich­tern möch­te, wurde mit 32 zu 6 Stim­men an­ge­nom­men. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid. Nun muss der Bun­des­rat die Ver­ord­nung über Zu­las­sung, Auf­ent­halt und Er­werbs­tä­tig­keit (VZAE) ab­än­dern.


Mit ihren her­vor­ra­gen­den Hoch­schu­len ist die Schweiz ein be­lieb­ter Aus­bil­dungs­ort – auch für Men­schen aus Dritt­staa­ten aus­ser­halb von EU und Efta. Der­zeit sind es etwa 13'000, die hier­zu­lan­de im­ma­tri­ku­liert sind. 3000 die­ser Stu­die­ren­den haben im Jahr 2017 einen Ba­che­lor-, Mas­ter- oder Dok­to­rats­ab­schluss er­langt, die Mehr­heit davon in den MINT-Fä­chern (Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­sen­schaf­ten, Tech­nik). Die Schwei­zer Steu­er­zah­ler kos­tet ihre Aus­bil­dung rund 180 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr.

Äus­serst re­strik­ti­ve Vor­schrif­ten der Schweiz

Doch ob­wohl diese Per­so­nen auf dem hie­si­gen Ar­beits­markt gut ge­braucht wer­den könn­ten, wer­den sie davon ab­ge­hal­ten, sich eine Stel­le zu su­chen. Das hat ver­schie­de­ne Grün­de, wie im ak­tu­el­len Dos­sier­po­li­tik von eco­no­mie­su­is­se auf­ge­zeigt wird. Be­reits beim Vi­s­ums­an­trag für die Schweiz müs­sen In­ter­es­sen­ten ein For­mu­lar un­ter­schrei­ben, mit dem sie sich ver­pflich­ten, nach Ab­schluss der Aus­bil­dung das Land wie­der zu ver­las­sen. Pro­ble­ma­tisch ist zudem, dass sie spä­ter als Ab­sol­ven­ten wie Per­so­nen, die noch nie in der Schweiz ge­we­sen sind, der Kon­tin­gen­tie­rung un­ter­stellt wer­den. Wäh­rend Hoch­schul­ab­sol­ven­ten in an­de­ren Län­dern bis zu drei Jahre Zeit für die Stel­len­su­che haben, müs­sen sie in der Schweiz einen An­trag stel­len, damit ihnen al­len­falls sechs Mo­na­te ge­währt wer­den. Aus­ser­dem haben die Be­trof­fe­nen nicht die Mög­lich­keit, ein Prak­ti­kum zu ab­sol­vie­ren und so einen ers­ten Schritt in den Schwei­zer Ar­beits­markt zu ma­chen.

Im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich sind die Schwei­zer Vor­schrif­ten äus­serst re­strik­tiv. Im immer aus­ge­präg­te­ren in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb um die bes­ten Ta­len­te hat das Land somit schlech­te Kar­ten. Für einen Wirt­schafts­stand­ort, des­sen Er­folg stark von In­no­va­tio­nen ab­hängt, ist das kein taug­li­ches Re­zept für die Zu­kunft.

Ra­sche Ver­bes­se­run­gen mög­lich

Der Stän­de­rat dis­ku­tiert ak­tu­ell über eine Ver­bes­se­rung der Si­tua­ti­on. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist diese drin­gend nötig und recht ein­fach zu be­werk­stel­li­gen. Zu­nächst soll­ten Ab­sol­ven­ten künf­tig nicht mehr unter die Zu­wan­de­rungs­kon­tin­gen­te für Dritt­staa­ten­an­ge­hö­ri­ge fal­len. Auch die schrift­li­che Ver­pflich­tung zum Ver­las­sen des Lan­des ge­hört ab­ge­schafft. Aus­ser­dem sol­len den Stu­die­ren­den und Ab­sol­ven­ten aus Dritt­staa­ten Prak­ti­ka und eine ein­ma­li­ge Er­stre­ckung der Frist für die Stel­len­su­che er­mög­licht wer­den.

De­mo­gra­fi­scher Wan­del und Di­gi­ta­li­sie­rung füh­ren dazu, dass die Schweiz in den kom­men­den Jah­ren an­ge­wie­sen ist auf gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te, ge­ra­de im MINT-Be­reich. Des­halb soll­ten aus­län­di­sche Ta­len­te, die sich wäh­rend des Stu­di­ums be­reits in der Schweiz in­te­grie­ren konn­ten, aus Sicht der Wirt­schaft nicht vor die Tür ge­wie­sen wer­den. 

zum neuen Dos­sier­po­li­tik