SOS: Wie brin­gen wir un­se­re Kids zum Lesen?

Die neuen PISA-Re­sul­ta­te be­stä­ti­gen lei­der er­neut, dass un­se­re 15-Jäh­ri­gen schwach im Lesen sind. Die Le­se­leis­tun­gen haben im Ver­gleich zu 2015 sogar wei­ter ab­ge­nom­men. Statt 13 (2015) sind mitt­ler­wei­le 19 an­de­re Län­der in die­ser Rang­lis­te bes­ser als die Schweiz klas­siert. Das Re­sul­tat ist des­we­gen nie­der­schmet­ternd, weil eine gute Le­se­kom­pe­tenz für den wei­te­ren Bil­dungs­weg und schliess­lich auch für die be­ruf­li­che Kar­rie­re un­ab­ding­bar ist.

Die neu­es­ten PISA-Er­he­bun­gen zei­gen in­ter­es­san­te Fak­ten zur Le­se­kom­pe­tenz:

  • Die Le­se­kom­pe­tenz, denen viele Schu­len in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren eine hö­he­re Auf­merk­sam­keit ge­schenkt haben, hat sich ge­gen­über 2015 ins­ge­samt wei­ter ver­schlech­tert.
  • Die Schweiz be­wegt sich mehr oder we­ni­ger im OECD-Durch­schnitt, ob­wohl sie die höchs­ten Kos­ten pro Schü­ler auf­wen­det.
  • Die Schwei­zer Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­wen­den am dritt­we­nigs­ten Zeit, um in der Schu­le oder zu Hause für die Schu­le zu ler­nen.
  • Die Schwa­chen sind schwä­cher ge­wor­den: Bei den ver­gleichs­wei­se schwa­chen Le­se­rin­nen und Le­sern ist ein zu­sätz­li­cher Leis­tungs­ab­fall zu be­ob­ach­ten.
  • Jungs lesen si­gni­fi­kant schlech­ter als Mäd­chen. Der Un­ter­schied scheint sich in den letz­ten drei Jah­ren sogar noch ver­grös­sert zu haben.
  • Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund und der wirt­schaft­li­che, so­zia­le und kul­tu­rel­le Sta­tus der El­tern spie­len eine we­sent­li­che Rolle für die Le­se­kom­pe­tenz. Doch Kin­der mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund lesen nicht schlech­ter, wenn der wirt­schaft­li­che, so­zia­le und kul­tu­rel­le Sta­tus, das Ge­schlecht und die zu Hause ge­spro­che­ne Spra­che mit­be­rück­sich­tigt wer­den.
  • Ein­hei­mi­sche in Ka­na­da, Deutsch­land oder Finn­land lesen bes­ser als ein­hei­mi­sche Schwei­zer Ju­gend­li­che. Kin­der ohne Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund lesen ge­ra­de mal durch­schnitt­lich.
  • Neun Pro­zent der Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen Mei­nung und Fak­ten nicht von­ein­an­der tren­nen.
  • Schü­ler, die im Un­ter­richt elek­tro­ni­sche Hilfs­mit­tel ein­set­zen, schnei­den schlech­ter ab als sol­che, die im Un­ter­richt quasi ana­log ar­bei­ten. Ein fal­scher Ein­satz von elek­tro­ni­schen Hilfs­mit­teln wie zum Bei­spiel Ta­blets scha­det also der Un­ter­richts­qua­li­tät.

Die schwa­chen PISA-Re­sul­ta­te der Schweiz haben denn auch einen sim­plen Grund: Die Kin­der lesen zu wenig. Und sie lesen zu wenig, weil sie zu wenig mo­ti­viert dazu sind. Lesen lernt man nun mal mit Lesen (und al­len­falls noch Schrei­ben) und nichts an­de­rem. Die ent­schei­den­de Frage ist also:

Wie brin­gen wir un­se­re Kids zum Lesen?

Das ist gar nicht so ein­fach. Klar kann man der Schu­le den Auf­trag ver­pas­sen, die Le­se­leis­tun­gen un­se­rer Kids bis in drei Jah­ren si­gni­fi­kant zu ver­bes­sern. Das soll­te die Schu­le auch tun. Doch damit ma­chen wir es uns wohl auch etwas gar ein­fach. Sprach­kom­pe­ten­zen bil­den sich vor allem auch aus­ser­halb der Schu­le.

Ei­ni­ge gut ge­mein­te Vor­schlä­ge auf die Schnel­le:

  • Er­zäh­len Sie Ge­schich­ten und lesen Sie Kin­dern, En­keln oder dem Göt­tik­ind vor.
  • Lesen Sie ge­mein­sam mit Kin­dern, En­keln oder Göt­tik­in­dern und dis­ku­tie­ren Sie über die In­hal­te.
  • Schen­ken Sie Bü­cher, aber lesen Sie diese gut aus oder las­sen Sie sich in einer Kin­der­buch­hand­lung be­ra­ten.
  • Spie­len Sie Spie­le mit Le­se­auf­trä­gen.
  • Lesen Sie selbst, und zwar ana­log. Seien Sie ein gutes Vor­bild und eta­blie­ren Sie eine Le­se­kul­tur in Ihrer Fa­mi­lie.
  • Füh­ren Sie Handy-freie Zei­ten ein. Ge­le­sen wer­den darf immer.

 

Das wird die Welt bis zur nächs­ten PISA-Stu­die zwar noch nicht grund­le­gend ver­än­dern, aber ein sinn­vol­ler An­fang wäre damit ge­macht.

Link zur ak­tu­el­len PISA-Stu­die