Selbstbestimmungsinitiative

Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve trifft auch die Wirt­schaft

Der Wirt­schafts­stand­ort Schweiz ist er­folg­reich und wett­be­werbs­fä­hig – auch dank dem Völ­ker­recht. Genau die­ses greift die Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve an: Sie schwächt damit Sta­bi­li­tät und Rechts­si­cher­heit und iso­liert die Schweiz in­ter­na­tio­nal. Ein Gut­ach­ten von Prof. Dr. Chris­ti­ne Kauf­mann der Uni­ver­si­tät Zü­rich hat recht­li­che Kon­se­quen­zen auf wich­ti­ge be­ste­hen­de Wirt­schafts­ab­kom­men un­ter­sucht. Die Er­geb­nis­se zei­gen kon­kre­te Pro­ble­me der In­itia­ti­ve auf.

Spä­tes­tens Ende 2018 wer­den die Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer über die so­ge­nann­te Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve der SVP ab­stim­men. Diese ver­langt, dass die mo­men­tan gül­ti­ge und funk­tio­nie­ren­de Rechts­ord­nung an­ge­passt wird. Neu sol­len die völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen der Schweiz nur noch ein­ge­schränkt gel­ten, was für das Image der Schweiz als ver­läss­li­che in­ter­na­tio­na­le Ver­trags­part­ne­rin ne­ga­ti­ve Fol­gen hätte. Gleich­zei­tig be­trifft die In­itia­ti­ve aber auch eine Viel­zahl von be­ste­hen­den in­ter­na­tio­na­len Ver­trä­gen, dar­un­ter über 600 für die hie­si­gen Un­ter­neh­men wich­ti­ge Wirt­schafts­ab­kom­men. Dazu zäh­len etwa Frei­han­dels-, In­ves­ti­ti­ons­schutz- oder Dop­pel­be­steue­rungs­ab­kom­men, Ab­kom­men im Rah­men der WTO, Ver­trä­ge für die Zi­vil­luft­fahrt, das öf­fent­li­che Be­schaf­fungs­we­sen, den Schutz geis­ti­gen Ei­gen­tums oder für grenz­über­schrei­ten­de Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tun­gen. Die Wirt­schaft hat sich des­halb in den letz­ten Mo­na­ten ver­tieft mit der In­itia­ti­ve und deren mög­li­chen Kon­se­quen­zen aus­ein­an­der­ge­setzt und prä­sen­tiert an der heu­ti­gen Me­di­en­kon­fe­renz ihre Er­kennt­nis­se.

In einem Gut­ach­ten hat Prof. Dr. Chris­ti­ne Kauf­mann recht­li­che Aus­wir­kun­gen der In­itia­ti­ve auf aus­ge­wähl­te Wirt­schafts­ab­kom­men un­ter­sucht. Die Er­kennt­nis­se brin­gen zum einen die vie­len Un­klar­hei­ten und of­fe­nen Fra­gen des In­itia­tiv­tex­tes zum Aus­druck. Zum an­dern zeigt das Gut­ach­ten die dar­aus re­sul­tie­ren­den recht­li­chen Kon­se­quen­zen für kon­kre­te Ver­trä­ge auf, so bei­spiels­wei­se im Zu­sam­men­hang mit dem Frei­han­dels­ab­kom­men mit China, dem In­ves­ti­ti­ons­schutz­ab­kom­men mit den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten oder den WTO-Ver­trä­gen. «Für die un­ter­such­ten Ver­trä­ge lässt sich ein ge­mein­sa­mer Nen­ner iden­ti­fi­zie­ren: Ein Ri­si­ko für Rechts­un­si­cher­heit.»

Mo­ni­ka Rühl, Di­rek­to­rin von eco­no­mie­su­is­se, be­tont die Be­deu­tung des Völ­ker­rechts für eine of­fe­ne Volk­wirt­schaft wie die Schweiz: «Un­se­re Un­ter­neh­men brau­chen Rechts­si­cher­heit, Sta­bi­li­tät und einen of­fe­nen Zu­gang zu den Märk­ten die­ser Welt – sie ver­trau­en un­se­rem Stand­ort.» Durch eine Viel­zahl aus­ge­han­del­ter Ab­kom­men kann sich die Schweiz als Ex­port­na­ti­on in­ter­na­tio­nal be­haup­ten und ihre In­ter­es­sen auf dem Rechts­weg durch­set­zen. Mit der Selbst­be­stim­mungs­in­itia­ti­ve wür­den diese Er­folgs­fak­to­ren ge­schwächt und damit das Ge­gen­teil von dem er­reicht was die In­iti­an­ten vor­ge­ben. Wenn die Schweiz die Ein­hal­tung von in­ter­na­tio­na­len Ver­trä­gen nicht mehr ga­ran­tie­ren kann, dann scha­det das in ers­ter Linie den hie­si­gen Fir­men, die auf lang­fris­ti­ge Pla­nungs­si­cher­heit an­ge­wie­sen sind. Die Er­geb­nis­se des Gut­ach­tens von Prof. Dr. Chris­ti­ne Kauf­mann be­stä­ti­gen die kri­ti­sche Be­ur­tei­lung von eco­no­mie­su­is­se und sei­nen Mit­glie­dern be­züg­lich der In­itia­ti­ve. Ne­ga­ti­ve Kon­se­quen­zen auf die Bi­la­te­ra­len oder sogar WTO-Ab­kom­men könn­ten un­mit­tel­ba­re Fol­gen haben für In­ves­ti­tio­nen und die Ge­schäfts­tä­tig­keit der Un­ter­neh­men in der Schweiz. Ba­sie­rend auf einer fun­dier­ten recht­li­chen Ana­ly­se lehnt der Dach­ver­band die Vor­la­ge des­halb klar ab.

 

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