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Schlan­ker Staat dank Mi­liz­prin­zip

Jean-Marc Hensch ist Ge­schäfts­füh­rer von Swico. Im In­ter­view ver­deut­licht er die Be­deu­tung des Mi­liz­prin­zips aus Sicht eines Ver­bands und ge­währt Ein­blick in per­sön­li­che Er­fah­run­gen im Um­gang mit die­sem.

 

In­ter­view: Ni­co­le Wie­de­mei­er und Adri­an Mi­chel

Herr Hensch, Swico hat die Re­geln und Be­din­gun­gen für das Mi­liz­prin­zip in sei­nem Ver­hal­tens­ko­dex fest­ge­legt. Wann wurde die­ser ein­ge­führt?

Hensch: Unser Ver­hal­tens­ko­dex wurde An­fang 2015 ein­ge­führt, wobei der Pu­bli­ka­ti­on ein in­ten­si­ver Pro­zess der Ent­wick­lung und Ver­nehm­las­sung vor­an­ging. Dabei konn­ten nicht nur ver­schie­de­ne Gre­mi­en, son­dern auch alle Mit­glieds­fir­men ihren Input ein­brin­gen. In un­se­rem Ver­hal­tens­ko­dex wird fest­ge­legt, dass Mi­liz­trä­ge­rin­nen und Mi­liz­trä­gern fle­xi­ble Ar­beits­zeit­lö­sun­gen zur Ver­fü­gung ste­hen sol­len.

In der klei­nen, fö­de­ra­lis­ti­schen Schweiz kann man den Wert des Mi­liz­sys­tems nicht hoch genug ein­schät­zen.

Was sind die Be­weg­grün­de für einen Ver­band, den Um­gang mit dem Mi­liz­sys­tem in sei­nem Ver­hal­tens­ko­dex auf­zu­neh­men?

Hensch: Es sind im We­sent­li­chen drei: Ers­tens sind wir als Ver­band selbst dar­auf an­ge­wie­sen, dass un­se­re Mit­glieds­fir­men Mit­ar­bei­ten­de für die Ver­bands­ar­beit zur Ver­fü­gung stel­len. Zwei­tens wis­sen wir genau, dass unser po­li­ti­sches Sys­tem auf­grund der de­zen­tra­len Or­ga­ni­sa­ti­on und der vie­len ne­ben­amt­li­chen Ämter auf das Mi­liz­sys­tem zwin­gend an­ge­wie­sen ist. Und drit­tens pro­fi­tie­ren Fir­men und Mit­ar­bei­ten­de davon, wenn dank des Mi­liz­sys­tems die Wirt­schaft und die Ge­sell­schaft – in­klu­si­ve der Po­li­tik – stär­ker ver­zahnt sind und bes­ser von­ein­an­der Be­scheid wis­sen.

Wel­che Be­deu­tung kommt dem Mi­liz­prin­zip in der Schweiz zu?

Hensch: In der klei­nen, fö­de­ra­lis­ti­schen Schweiz kann man den Wert des Mi­liz­sys­tems nicht hoch genug ein­schät­zen. Ohne die­ses Prin­zip müss­te der Staats­ap­pa­rat stark auf­ge­bläht wer­den, oder aber mas­siv zen­tra­li­siert. Bei­des macht je­doch in der Schweiz kei­nen Sinn.

Der Text im Kodex lässt offen, wie viel Ar­beits­zeit einem Mit­ar­bei­ten­den für die Aus­füh­rung sei­nes po­li­ti­schen Amtes zur Ver­fü­gung steht. Wie sieht die kon­kre­te Um­set­zung bei den Mit­glie­dern aus?

Hensch: Die Um­set­zung kann un­ter­neh­mens­in­di­vi­du­ell und funk­ti­ons­ab­hän­gig va­ri­ie­ren. Da gibt es kein Ein­heits­re­zept. Es gibt Fir­men, die sich schwer damit tun. Da­ge­gen gibt es an­de­re, die Mi­liz­trä­ge­rin­nen und Mi­liz­trä­ger gross­zü­gig frei­stel­len und sie die Ge­schäfts­in­fra­struk­tur nut­zen las­sen. Denn sie wis­sen, dass sie davon letzt­lich auch selbst stark pro­fi­tie­ren.

Was raten Sie an­de­ren Ver­bän­den im Um­gang mit dem Mi­liz­prin­zip?

Hensch: Man muss das Thema of­fen­siv an­ge­hen und dar­über spre­chen. Ge­ra­de in­ter­na­tio­na­len Fir­men ist nicht un­be­dingt klar, was im schwei­ze­ri­schen Kon­text von ihnen als «Good Ci­ti­zen» er­war­tet wird. Das muss man ihnen er­klä­ren.

Wel­che po­si­ti­ven oder ne­ga­ti­ven Er­fah­run­gen haben Sie mit dem Mi­liz­sys­tem ge­macht?

Hensch: In mei­nem pri­va­ten Um­feld habe ich – al­ler­dings in einer an­de­ren Bran­che – sehr schlech­te Bei­spie­le er­lebt. Zum Bei­spiel ein Chef, der die Wo­chen­sit­zung par­tout nicht ver­schie­ben woll­te. So kam es stän­dig zum Kon­flikt mit der Ge­mein­de­rats­sit­zung eines sei­ner Mit­ar­bei­ten­den. An­de­rer­seits gibt es aber auch Bei­spie­le von sehr gross­zü­gi­gen Frei­stel­lun­gen – ge­ra­de in Schwei­zer Un­ter­neh­men –, die als po­si­ti­ve Bei­spie­le zu emp­feh­len sind.

 

 

Über Swico

Swico ist der Ver­band der ICT-An­bie­ter­fir­men der Schweiz. Er setzt sich als Un­ter­neh­mens­ver­band für die In­ter­es­sen sei­ner Mit­glie­der in Po­li­tik, Wirt­schaft und Ge­sell­schaft ein und bie­tet ihnen über­dies eine brei­te Pa­let­te von Busi­ness-Dienst­leis­tun­gen. Die über 400 Swico-Mit­glie­der be­schäf­ti­gen rund 36‘000 Mit­ar­bei­ten­de und er­wirt­schaf­ten jähr­lich einen Um­satz von 20 Mil­li­ar­den Fran­ken. 

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie auf www.​swico.​ch.