SBB: Gutes Er­geb­nis auf Kos­ten des Staa­tes

Die SBB haben ein gutes Jah­res­er­geb­nis er­zielt – in ers­ter Linie hin­sicht­lich Ver­kehrs­leis­tung. Al­ler­dings ist die Ver­schul­dung der Bun­des­bah­nen hoch. Ge­ne­rell sieht sich der öf­fent­li­che Ver­kehr mit gros­sen Her­aus­for­de­run­gen kon­fron­tiert: Die Ei­gen­wirt­schaft­lich­keit muss deut­lich bes­ser wer­den. Nut­zer haben ver­mehrt ihre Kos­ten zu tra­gen.

Für viele Kun­den des Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehrs er­brin­gen die SBB gute Leis­tun­gen. Die Zu­frie­den­heit im Per­so­nen­ver­kehr und die Pünkt­lich­keit im na­tio­na­len Gü­ter­ver­kehr seien hoch, wie die SBB in ihrer heu­ti­gen Pres­se­mit­tei­lung fest­hal­ten. Im Tran­sit­gü­ter­ver­kehr hin­ge­gen war die Pünkt­lich­keit un­be­frie­di­gend.

Auch die Nut­zer­zah­len sind sehr ein­drück­lich – jeder drit­te Ar­beit­neh­mer fährt ge­mäss SBB mit dem Zug zur Ar­beit. Zwei Drit­tel, also die Mehr­heit der Ar­beit­neh­mer, be­nützt aber für ihren Ar­beits­weg nicht den Zug. In­so­fern ist es wich­tig, dass die Bahn­nut­zer auch ihre Kos­ten tra­gen und sie nicht der All­ge­mein­heit auf­bür­den. Hier be­steht aber enor­mes Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al.

Nut­zer tra­gen we­ni­ger als die Hälf­te der Kos­ten
Der Ei­gen­wirt­schaft­lich­keits­grad liegt im Ei­sen­bahn­ver­kehr unter 50 Pro­zent. Die Be­nut­zer zah­len die durch sie ver­ur­sach­ten Kos­ten dem­nach nicht ein­mal zur Hälf­te. Ent­spre­chend schief prä­sen­tiert sich die Fi­nanz­la­ge im öf­fent­li­chen Ver­kehr, ins­be­son­de­re bei den SBB. Zwar weist deren Jah­res­rech­nung einen Über­schuss von 300 Mil­lio­nen Fran­ken aus. Doch diese Zahl täuscht. Über den Be­trieb nah­men die SBB 850 Mil­lio­nen Fran­ken ein. Die Summe der In­ves­ti­tio­nen – mehr­heit­lich fi­nan­ziert durch die Steu­er­zah­len­den – be­lief sich aber auf 2,6 Mil­li­ar­den Fran­ken. Die SBB ist mit 8 Mil­li­ar­den Fran­ken ver­zins­li­chen Ver­bind­lich­kei­ten, zu­sätz­lich zu den zins­lo­sen Dar­le­hen der öf­fent­li­chen Hand, stark ver­schul­det.

Wie die SBB schreibt, sind „[…] Ta­rif­an­pas­sun­gen un­an­ge­nehm, aber an­ge­sichts der lau­fen­den Ver­bes­se­run­gen und stei­gen­den Kos­ten des An­ge­bots un­ver­meid­bar“. Daran ist zwin­gend fest­zu­hal­ten. Ins­be­son­de­re im Per­so­nen­ver­kehr ist die Nut­zer­fi­nan­zie­rung deut­lich stär­ker zu ge­wich­ten. Den in den letz­ten Jah­ren er­folg­ten enor­men Ver­bes­se­run­gen hin­sicht­lich Roll­ma­te­ri­al, Schie­nen­netz und Fahr­fre­quen­zen ist Rech­nung zu tra­gen. Ört­lich und zeit­lich be­ste­hen gros­se Un­ter­schie­de bei der Be­nut­zung. Wäh­rend auf aus­ge­wähl­ten Stre­cken zu Stoss­zei­ten die Züge sehr voll sind, liegt die durch­schnitt­li­che Sitz­platz­aus­las­tung le­dig­lich bei 30,9 Pro­zent. Wei­ter sind Quer­fi­nan­zie­run­gen zwi­schen den Ver­kehrs­trä­gern ab­zu­bau­en. Und die Trans­pa­renz bei der Fi­nan­zie­rung, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich Be­triebs- und Un­ter­halts­kos­ten von Bahn­in­fra­struk­tu­ren, muss ver­bes­sert wer­den.