Saudi-Arabien setzt Reformkurs mit dem Ziel eines neuen Wirtschaftsmodells fort
An der 13. Sitzung der Gemischten Wirtschaftskommission mit Saudi-Arabien diese Woche wurden neben den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen vor allem die Reformanstrengungen des Landes thematisiert. Saudi-Arabien will sich vorbereiten auf eine nachhaltige Wirtschaft, die nicht nur auf Erdölexporten basiert. Mit diesen Bestrebungen soll auch die Attraktivität als Investitionsstandort für ausländische Investoren verbessert werden.
Am Montag fand die 13. Sitzung der Gemischten Wirtschaftskommission mit Saudi-Arabien statt. Dabei haben Bundesrat Guy Parmelin und der saudische Investitionsminister Khaled Al Falih die Bedeutung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen unterstrichen. Unter der Leitung von Botschafter Erwin Bollinger und Vizeminister Mohammed Al Hassnah wurden an der Arbeitssitzung Zollverfahren, Investitionsrecht, der Schutz Geistigen Eigentums und Reformprojekte in Saudi-Arabien besprochen.
Wirtschaftlich betrachtet blickt das Land auf Jahre mit hohem Wachstum zurück. So ist die Wirtschaft ausserhalb der Ölindustrie allein im letzten Jahr rund fünf Prozent gewachsen. Saudi-Arabien zieht ausländische Direktinvestitionen durch Privatisierungen, Aufbau einer eigenen Wertschöpfung und Grossprojekte an. Dabei nutzt das Land auch seine geographische Lage zwischen den drei Kontinenten Europa, Afrika und Asien. Gleichzeitig ist der Wirtschaftsstandort kompetitiv bei den Kosten für nachhaltigen Strom, Rohstoffen und Logistik. Bis 2030 soll mit tiefgreifenden Reformen eine nachhaltige Energieversorgung, lokale Industrien und Dienstleistungssektoren aufgebaut werden. Insgesamt sind dazu 600 Reformmassnahmen vorgesehen. So soll der BIP-Anteil des Privatsektors in den kommenden Jahren von 40 auf 65 Prozent gesteigert werden. Der Reichtum an Erdölvorkommen soll zum Aufbau einer petrochemischen Industrie genutzt werden.
Mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit durch die Planstadt Neom
Mit dem Grossprojekt der Wirtschaftszone Neom beabsichtigt Saudi-Arabien eine ganze Region neu zu entwickeln. Diese wird ein eigenes Rechts- und Steuersystem haben. Neben Siedlungs- und Tourismusprojekten werden Industrie und Dienstleister angesiedelt. Die Energieversorgung des saudischen Projekts erfolgt ausschliesslich durch Wind- und Sonnenkraft. Neom dient dem Ziel, Saudi-Arabien wirtschaftlich unabhängig zu machen von den Erdöleinnahmen.
Saudi-Arabien verfolgt mit der Vision 2030 ein ambitioniertes Reformprojekt. Rund 80 Prozent der geplanten Reformen der rechtlichen Rahmenbedingungen sind umgesetzt. Dazu zählen auch gesellschaftliche Reformen wie die bessere Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt.