Saudi-Arabien im Zeichen von Reformen und Bau-Boom
Die Wirtschaftsmission von Bundesrat Guy Parmelin nach Saudi-Arabien zeigte deutlich, dass das Land nicht nur tiefgreifende Reformen umsetzt, sondern mit Grossprojekten ganze Städte und Infrastrukturen neu baut.
Für die Schweiz ist Saudi-Arabien nach den Vereinigten Arabischen Emiraten der wichtigste Exportmarkt im Mittleren Osten. Die wichtigsten Exporte neben Gold sind Medikamente, Uhren und Maschinen. Sie erreichten 2022 insgesamt 4.8 Milliarden Franken. Rund 100 Firmen sind derzeit mit eigenen Niederlassungen vor Ort aktiv. In den letzten acht Jahren haben sich Wirtschaft und Gesellschaft des Wüstenstaates tiefgreifend gewandelt. Mit der «Vision 2030» soll sich das Land auf die Zeit nach der Ölwirtschaft vorbereiten. Es werden nicht nur ganze Industrien und Infrastrukturen mit Staatsgeldern gefördert resp. finanziert, sondern es entstehen in kurzer Zeit neue Stadtteile oder ganze Städte. Allein die neue Stadt Neom umfasst ein Projektvolumen von 500 Milliarden US-Dollar. In der Hauptstadt Riad wird allein im historischen Stadtteil «Diriyah» ein Projektvolumen von 63 Milliarden US-Dollar verbaut – mit unterirdischen Infrastrukturen, Parks, Siedlungen und Bürogebäuden. Die Projekte sind ehrgeizig: Sowohl Umfang der Projekte als auch die Geschwindigkeit der Umsetzung machen die «Vision 2030» zu einem der grössten Staatsprogramme überhaupt.
Ziel ist eine von der Erdölforderung unabhängige Wirtschaft
Wie tiefgreifend der Wandel auch die Gesellschaft betrifft, zeigt die Tatsache, dass grosse Touristikzentren am Roten Meer in kurzer Zeit erstellt werden. Bemerkenswert für ein Land, das noch vor wenigen Jahren mit Ausnahme von Mekka keine Rolle als Tourismusdestination spielte.
Saudi-Arabien hat gegenwärtig rund 36 Millionen Einwohner, bis ins Jahr 2050 wird ein Anstieg auf 48 Millionen Einwohner erwartet. Die Bevölkerung ist sehr jung, die Hälfte jünger als 30 Jahre alt. Die Grossprojekte dienen letztlich dem Aufbau einer von der Erdölforderung unabhängigen Wirtschaft. Gegenwärtig hat der Ölsektor immer noch einen BIP-Anteil von 40 Prozent, der Exportanteil von Öl beträgt gar 80 Prozent. Die Herausforderungen zur Entwicklung anderer Branchen sind mannigfaltig. So konnte der BIP-Anteil des Privatsektors zwar erhöht werden, beträgt aber erst 40 Prozent. Der Aufbau neuer Wirtschaftszweige bedingt jedoch qualifizierte Arbeitskräfte. Entsprechend stark wird in die Ausbildung investiert. Die Erwerbstätigkeit der saudischen Frauen nimmt laufend zu. Dennoch bleiben Lücken im Arbeitsmarkt bestehen. Nur 1 Prozent der Arbeitskräfte haben eine mit einer Lehre vergleichbare Berufsausbildung. Gerade Schweizer Unternehmen sind daher gesuchte Partner bei der Ansiedelung von Tochtergesellschaften.
Schliesslich investiert Saudi-Arabien stark in die Nachhaltigkeit der eigenen Wirtschaft und will zum grössten Exporteur von nachhaltiger Energie werden – wobei das Land als grösster Ölexporteur der Welt auch in absehbarer Zukunft die Finanzierung des Projektvolumens in der Höhe von 200 Milliarden US-Dollar langfristig gesichert hat.