PISA-Ergebnisse: Euphorie ist fehl am Platz

Diese Woche publizierte die OECD den neuen PISA-Bericht. Die Schweiz schneidet darin punkto Mathematikkenntnissen klar besser ab als der OECD-Durchschnitt. Unsere Schülerinnen und Schüler haben sich nach dem PISA-Schock im Jahr 2000 verbessert, vor allem auch bei der Lesekompetenz. Geradezu euphorisch wurden diese Ergebnisse im Blätterwald kommentiert. Zu Recht?

Vergleiche sind immer verzerrt. Aber wie wäre es mit folgender Aussage: Die Schweizer Uhrenindustrie ist Spitze, sie wird aber von Shanghai, Singapur, Südkorea und Hongkong um Längen geschlagen. Da würde keine Euphorie aufkommen. Denn es wäre offensichtlich, dass in unserem Hochlohnland nur ein Platz ganz vorne ausreicht. Wieso sollte es da bei den Schulleistungen anders sein?

Bei PISA sind asiatische Länder hervorragend positioniert. Selbst in der Paradedisziplin Mathematik ist der Rückstand der Schweiz nach Punkten auf das erstplatzierte Shanghai so gross wie unser Vorsprung auf Rumänien, Bulgarien und Griechenland. In Naturwissenschaften schneiden unsere künftigen Stützen der Wirtschaft nur knapp über dem OECD-Durchschnitt ab. Auch bei der Lesekompetenz besteht noch Luft nach oben. Für die Schweiz mit einer der teuersten obligatorischen Schulen ist das zu wenig.

Es geht nicht darum, Schulsysteme zu kopieren oder Rankings in den Himmel zu loben. Aber es muss darum gehen, die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler genau zu analysieren, Schwachstellen zu benennen und geeignete Verbesserungen anzupacken. Der Schweizer Erfolg basiert auf Innovationen, diese wiederum entstehen durch kluge Köpfe. Unser Heimmarkt ist viel zu klein für unproduktive und unwirtschaftliche Experimente. Gerade auch die Kenntnisse in Naturwissenschaften sind für wohlstandssteigernde Innovationen zentral. Wir dürfen uns deshalb auch in der Bildung nicht nur am Durchschnitt orientieren, sondern an der Weltspitze.