On­line­wer­bung ist eine Stell­ver­tre­ter­dis­kus­si­on

Der Bun­des­rat hat ent­schie­den, der SRG vor­der­hand keine Wer­bung auf ihren In­ter­net­sei­ten zu ge­stat­ten. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid. Ord­nungs­pol­ti­sche Grün­de spre­chen gegen eine Aus­deh­nung der On­line-Ak­ti­vi­tä­ten der SRG. Hier be­steht kein Markt­ver­sa­gen, das eine staat­li­che Tä­tig­keit recht­fer­tigt.
Mit dem Aus­bau ihrer On­line-Ak­ti­vi­tä­ten würde die SRG zu­neh­mend in pri­vat­wirt­schaft­li­che Do­mä­nen ein­grei­fen und in­halt­lich zum un­mit­tel­ba­ren Kon­kur­ren­ten der pri­va­ten Me­di­en­wirt­schaft wer­den. Die Aus­gangs­la­ge der SRG ist mit jener der Pri­vat­me­di­en je­doch nicht zu ver­glei­chen. Die SRG ist Markt­füh­re­rin in allen vier Sprach­re­gio­nen. Sie soll sich auf ihr Kern­ge­schäft kon­zen­trie­ren, ein wei­te­rer Aus­bau ihrer Macht­po­si­ti­on – fi­nan­ziert durch öf­fent­li­che Gel­der (Ge­büh­ren) – ist nicht durch die Fi­nan­zie­rungs­nö­ten eines ex­ten­siv de­fi­nier­ten Ser­vice Pu­blics zu be­grün­den. Eine Aus­deh­nung der ge­büh­ren­fi­nan­zier­ten SRG-Sen­der auf kom­mer­zi­el­le Be­rei­che des On­line-Mark­tes hat eine Markt­ver­zer­rung und damit eine Be­nach­tei­li­gung der pri­va­ten Me­di­en zur Folge. Bild­lich ge­spro­chen könn­te die Si­tua­ti­on ent­ste­hen, dass «der ge­büh­ren­fi­nan­zier­te Ele­fant im Me­di­en­gar­ten neu ent­ste­hen­de pri­va­te Pflan­zen nie­der­tram­pelt».

In der Dis­kus­si­on um die Ge­wäh­rung von On­line-Wer­bung für die SRG, die mit­tels Ge­büh­ren fi­nan­ziert ist, müss­te ei­gent­lich eine an­de­re Frage im Vor­der­grund ste­hen: Wo le­gi­ti­miert sich im Me­di­en­be­reich ein Staats­ein­griff bzw. ein staat­li­ches An­ge­bot? In einem frei­heit­li­chen Staat müs­sen Staats­ein­grif­fe le­gi­ti­miert und spe­zi­ell be­grün­det wer­den. Sie kön­nen - auch wenn sie zu Be­ginn die Folge von heh­ren Zie­len sind - den Wett­be­werb stark ver­zer­ren und volks­wirt­schaft­lich schäd­lich sein.

Aus ord­nungs­po­li­ti­scher und wett­be­werb­li­cher Sicht muss zwi­schen den Märk­ten dif­fe­ren­ziert wer­den, so­wohl sach­lich wie geo­gra­phisch. Wäh­rend im TV-Be­reich wohl nach wie vor er­heb­li­che Ein­tritts­hür­den (be­schränk­tes Fre­quenz­spek­trum, Kon­zes­si­ons­sys­tem, etc.) be­ste­hen, ist der On­line-Be­reich letzt­lich glo­bal, mit ge­rin­gen Ein­tritts­hür­den und einem sehr he­te­ro­ge­nen An­ge­bot aus­ge­stat­tet. Markt­ver­sa­gen ist hier kaum fest­zu­stel­len. Der Ent­scheid des Bun­des­rats, der SRG vor­der­hand keine Wer­bung auf ihren In­ter­net­sei­ten zu ge­stat­ten, wird von eco­no­mie­su­is­se daher be­grüsst. Wo staat­li­che Ak­ti­vi­tät keine ein­deu­ti­ge öko­no­mi­sche Recht­fer­ti­gung fin­det, ist nach dem Prin­zip «in dubio pro li­ber­ta­te» auf einen Ein­griff zu ver­zich­ten.

Kon­se­quen­ter­wei­se müs­sen die­sem Ent­scheid nun eine fun­dier­te Grund­satz­dis­kus­si­on über den In­halt, die Fi­nan­zie­rung und die Art der Er­ar­bei­tung des Ser­vice Pu­blic im Me­di­en­be­reich fol­gen. Es ist die Frage zu klä­ren, was der Ser­vice Pu­blic – also die mit öf­fent­li­chen Ge­büh­ren­gel­dern fi­nan­zier­te Diens­te – um­fasst und ob diese De­fi­ni­ti­on mit den heu­ti­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gi­en noch zeit­ge­mäss ist. Fun­da­men­tal für eine wett­be­werbs­po­li­tisch funk­tio­nie­ren­de Me­di­en­land­schaft ist die Le­gi­ti­ma­ti­on und damit ver­bun­den die enge De­fi­ni­ti­on des staat­li­chen Ein­griffs. Ge­ra­de im Be­reich der In­for­ma­ti­ons­ver­mitt­lung ist dies – nicht zu­letzt aus staats­po­li­ti­schen Grün­den – emi­nent wich­tig.