Palmfrüchte für die Verarbeitung zu Palmöl

Lang­wie­ri­ge Palm­öl­dis­kus­si­on: Fak­ten brin­gen bes­se­re Lö­sun­gen

Nach dem Stän­de­rat hat nun auch der Na­tio­nal­rat einer Aus­klam­me­rung von Palm­öl bei den Frei­han­dels­ab­kom­men mit Ma­lay­sia und In­do­ne­si­en eine klare Ab­sa­ge er­teilt. Nicht der Zoll­schutz, son­dern eine re­gel­ba­sier­te Li­be­ra­li­sie­rung beim Im­port von nach­hal­tig pro­du­zier­tem Palm­öl in die Schweiz stärkt die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung. Das heu­ti­ge Re­sul­tat der Gros­sen Kam­mer ist im Sinne der Wirt­schaft.

Gleich über drei pro­tek­tio­nis­tisch mo­ti­vier­te Stan­des­in­itia­ti­ven im Zu­sam­men­hang mit der Schwei­zer Aus­sen­han­dels­po­li­tik hatte der Na­tio­nal­rat heute zu be­fin­den. Kon­kret ziel­ten die Vor­stös­se aus den Kan­to­nen Bern, Frei­burg und Jura auf das in­zwi­schen vom Bun­des­rat un­ter­zeich­ne­te Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en sowie die lau­fen­den Frei­han­dels­ge­sprä­che mit Ma­lay­sia ab: Eine Li­be­ra­li­sie­rung im bi­la­te­ra­len Han­del mit Palm­öl soll­te dabei ka­te­go­risch aus­ge­klam­mert wer­den. Mit dem kla­ren Nein des Na­tio­nal­rats sind nun alle drei Vor­la­gen vom Tisch. Die Wirt­schaft be­grüsst die­sen Ent­scheid.

 

 

Stimm­ver­hält­nis­se im Na­tio­nal­rat

Vor­stoss

Ab­leh­nung

An­nah­me

Ent­hal­tung

Bern

103

75

15

Frei­burg

94

88

6

Jura

129

49

16

 

Nach­hal­ti­ges Palm­öl für Schwei­zer Fir­men

Eine An­nah­me der Vor­stös­se hätte weder die Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen von Palm­öl in den be­trof­fe­nen Län­dern noch die Ein­kom­mens­si­tua­ti­on der lo­ka­len Be­völ­ke­rung ver­bes­sert – die Schweiz im­por­tiert le­dig­lich 0,03 Pro­zent (2019: 21'307 Ton­nen) der glo­ba­len Palm­öl­pro­duk­ti­on. Aus In­do­ne­si­en und Ma­lay­sia sind es ak­tu­ell gar nur 35, re­spek­ti­ve 5'353 Ton­nen. Auch die Ar­gu­men­ta­ti­on der ver­meint­li­chen Be­dro­hung der Schwei­zer Raps­öl­pro­du­zen­ten hält einer sach­li­chen Ana­ly­se nicht stand. Dies auch des­halb, weil eine be­reits ver­ab­schie­de­te Mo­ti­on den Bun­des­rat ver­pflich­tet, auf Zoll­kon­zes­sio­nen für Palm­öl zu ver­zich­ten, soll­te die ein­hei­mi­sche Öl­saat­pro­duk­ti­on da­durch re­du­ziert wer­den. Zudem ist Palm­öl auch be­reits ohne Zoll­kon­zes­sio­nen güns­ti­ger und führt nicht zu einer Ver­drän­gung der ein­hei­mi­schen Öl­saat­pro­duk­ti­on.

Die so­zia­len und öko­lo­gi­schen Her­aus­for­de­run­gen, aber auch die po­si­ti­ven As­pek­te im Zu­sam­men­hang mit Palm­öl sind of­fen­sicht­lich. Nur: die Nach­fra­ge nach nach­hal­tig pro­du­zier­tem Palm­öl ist der­zeit noch zu ge­ring – teil­wei­se auch auf­grund stark ab­ge­schot­te­ter Agrar­märk­te der In­dus­trie­län­der. Dass die Schwei­zer Wirt­schaft ge­mäss Schät­zun­gen der ver­ar­bei­ten­den Nah­rungs­mit­tel­bran­che gleich­wohl den gröss­ten Teil des Be­darfs mit zer­ti­fi­zier­tem Palm­öl zu de­cken ver­mag, ist im welt­wei­ten Ver­gleich po­si­tiv zu wer­ten. Es un­ter­streicht auch, dass die Schwei­zer Un­ter­neh­men hier in der Nach­hal­tig­keit zu den Pio­nie­ren ge­hö­ren.

Keine Schwä­chung der Schwei­zer Aus­sen­han­dels­po­li­tik

Die Schwei­zer Ex­port­na­ti­on ist ge­ra­de im Kon­text ge­gen­wär­ti­ger wirt­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen und geo­po­li­ti­scher Un­si­cher­hei­ten auf den kon­ti­nu­ier­li­chen Aus­bau des Markt­zu­gangs an­ge­wie­sen. Frei­han­dels­ab­kom­men sind mit Blick auf die Krise der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on WTO das ein­zi­ge In­stru­ment, um Li­be­ra­li­sie­run­gen (z.B. Zoll- und Bü­ro­kra­tie­ab­bau, Schutz Geis­ti­gen Ei­gen­tums) vor­an­zu­trei­ben. In­do­ne­si­en und Ma­lay­sia sind dies­be­züg­lich wich­ti­ge Zu­kunfts­märk­te für Schwei­zer KMU. Müs­sen je­doch zen­tra­le Ex­port­gü­ter bei Frei­han­dels­ge­sprä­chen be­reits im Vor­aus aus­ge­klam­mert wer­den, ist eine ver­nünf­ti­ge Aus­sen­han­dels­po­li­tik kaum mehr mög­lich. Das würde für Palm­öl bei In­do­ne­si­en und Ma­lay­sia glei­cher­mas­sen gel­ten, wie etwa für Uhren im Falle der Schweiz.

Ge­ra­de das kürz­lich un­ter­zeich­ne­te Wirt­schafts­part­ner­schafts­ab­kom­men der EFTA-Staa­ten mit In­do­ne­si­en zeigt zudem auf, dass sol­che Ver­trä­ge über recht­lich ver­bind­li­che Ka­pi­tel auch die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung vor Ort un­ter­stüt­zen kön­nen. Die­sen auf Ko­ope­ra­ti­on statt Kon­fron­ta­ti­on ba­sie­ren­den An­satz stütz­te das Par­la­ment nun er­neut. Und auch das Schwei­zer Stimm­volk wird 2021 die Mög­lich­keit er­hal­ten, sich im Rah­men einer Re­fe­ren­dums­ab­stim­mung nicht nur für die­ses Ab­kom­men, son­dern auch für eine li­be­ra­le und ver­nünf­ti­ge statt pro­tek­tio­nis­ti­sche Schwei­zer Aus­sen­han­dels­po­li­tik aus­zu­spre­chen.

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