Frachtschiff fährt den Hafen von Semarang an, Java, Indonesien

Frei­han­del mit In­do­ne­si­en bringt gros­se Chan­cen für beide Sei­ten

Nach­dem das Par­la­ment das EFTA-Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en im De­zem­ber mit deut­li­cher Mehr­heit an­ge­nom­men hat, sam­meln nun Geg­ner Un­ter­schrif­ten für eine Re­fe­ren­dums­ab­stim­mung. Für die Schwei­zer Un­ter­neh­men ist es je­doch wich­tig, das Ab­kom­men mög­lichst rasch in Kraft zu set­zen.

«Wird In­do­ne­si­en zur Al­ter­na­ti­ve zu China?» – so ti­tel­te jüngst die Neue Zür­cher Zei­tung und lie­fer­te auch gleich die Ant­wort: In­do­ne­si­en bie­tet Schwei­zer Un­ter­neh­men ge­wal­ti­ge Chan­cen. Umso er­freu­li­cher ist es, dass die Schweiz ein um­fas­sen­des Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ab­schlies­sen konn­te, wel­ches das Par­la­ment im De­zem­ber mit gros­ser Mehr­heit an­ge­nom­men hat und wel­ches die­ses Jahr in Kraft tre­ten soll. Nun haben je­doch Geg­ner des Ab­kom­mens be­gon­nen, Un­ter­schrif­ten gegen das Ab­kom­men zu sam­meln. Eine Blo­cka­de bei der Ra­ti­fi­zie­rung des Frei­han­dels­ab­kom­mens wäre für den hie­si­gen Werk- und Fi­nanz­platz ein schlech­tes Zei­chen.

Es geht um weit mehr als nur um Zölle

Die Wich­tig­keit In­do­ne­si­ens ist un­be­strit­ten: 265 Mil­lio­nen Men­schen leben in dem Land, das schon heute zu den 20 gröss­ten Volks­wirt­schaf­ten zählt. Der Mit­tel­stand wächst, und Ex­per­ten schät­zen, dass In­do­ne­si­en 2050 zum viert­gröss­ten Ab­satz­markt der Welt wird. Das Frei­han­dels­ab­kom­men bie­tet nun Schwei­zer Fir­men einen wich­ti­gen Start­vor­teil. Denn das Ab­kom­men be­freit 98 Pro­zent ihrer Aus­fuh­ren von Zöl­len. Un­ter­neh­men wie bei­spiels­wei­se Schwei­zer Uh­ren­pro­du­zen­ten oder Ma­schi­nen­her­stel­ler wür­den so über 25 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr spa­ren. Hinzu kom­men noch zahl­rei­che wei­te­re Han­dels­hür­den, die In­do­ne­si­en in den Be­rei­chen Schutz des geis­ti­gen Ei­gen­tums oder In­ves­ti­ti­ons­si­cher­heit ab­baut. 

Frei­han­dels­ab­kom­men stärkt nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung

Die Schweiz konn­te sich mit In­do­ne­si­en im Ab­kom­men aber auch auf ein um­fas­sen­des Nach­hal­tig­keits­ka­pi­tel ei­ni­gen mit ver­bind­li­chen Ver­pflich­tun­gen, die In­do­ne­si­en bis­her mit kei­nem an­de­ren Han­dels­part­ner ein­ge­gan­gen ist. Im Mit­tel­punkt steht dabei das Palm­öl, eines der wich­tigs­ten Ex­port­gü­ter In­do­ne­si­ens, mit dem dort 50 Mil­lio­nen Men­schen ihren Le­bens­un­ter­halt er­wirt­schaf­ten. Das Ab­kom­men sieht für eine ge­wis­se Menge an in­do­ne­si­schem Palm­öl Zoll­re­duk­tio­nen vor, aber nur für zer­ti­fi­zier­te Pro­duk­te und auch dann nur unter ge­wis­sen Be­din­gun­gen. Damit wird das Ab­kom­men die heu­ti­ge Han­dels­rea­li­tät der Schweiz wei­ter­füh­ren: Hie­si­ge Pro­du­zen­ten ver­wen­den na­he­zu aus­schliess­lich zer­ti­fi­zier­tes Palm­öl aus nach­hal­ti­gem Anbau. Das Ab­kom­men mit In­do­ne­si­en wird kaum einen Ein­fluss auf die Ge­samt­men­ge des im­por­tier­ten Palm­öls haben, al­ler­dings wird künf­tig mehr Palm­öl aus In­do­ne­si­en statt aus an­de­ren Staa­ten ein­ge­führt. Somit wird die Schweiz auch künf­tig nur ein mar­gi­na­ler Im­por­teur blei­ben: Sie nimmt ge­ra­de ein­mal 0,03 Pro­zent der glo­ba­len Pro­duk­ti­on ab (wei­te­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie in un­se­rem Fak­ten­blatt).

Das Frei­han­dels­ab­kom­men bie­tet somit in­do­ne­si­schen Pro­du­zen­ten den An­reiz, nach­hal­ti­ges Palm­öl zu för­dern. Ein Boy­kott des Ab­kom­mens hin­ge­gen hätte den ge­gen­läu­fi­gen Ef­fekt: Der für nach­hal­ti­ges Palm­öl span­nen­de Markt Schweiz würde sich ver­schlies­sen, womit in­do­ne­si­sche Bau­ern sich nach den gros­sen Ab­neh­mern von kon­ven­tio­nel­lem Palm­öl rich­ten müss­ten. Aus­ser­dem sieht das Ab­kom­men den Auf­bau einer Dia­log­platt­form vor, in der sich die Schweiz und In­do­ne­si­en künf­tig um The­men der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung aus­tau­schen und ge­mein­sam nach Lö­sun­gen su­chen kön­nen. Ohne Ra­ti­fi­ka­ti­on wäre auch die­ses In­stru­ment hin­fäl­lig.

Für eco­no­mie­su­is­se ist klar: Das Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­do­ne­si­en ist eine ge­wal­ti­ge Chan­ce für die Schwei­zer Wirt­schaft, aber auch für In­do­ne­si­en und seine Ent­wick­lung.