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Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve II: Eine Wohl­stands­brem­se par ex­cel­lence

Der Bun­des­rat lehnt die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve II der SVP ab. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst die­sen Ent­scheid. Die In­itia­ti­ve ge­fähr­det un­se­ren Wohl­stand und die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Schweiz. Die Schweiz wird auch in den kom­men­den Jah­ren auf qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te aus der EU an­ge­wie­sen sein. Die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ist dabei von zen­tra­ler Be­deu­tung.

Der Bun­des­rat lehnt in sei­nem Rich­tungs­ent­scheid die Volks­in­itia­ti­ve «Keine 10-Mil­lio­nen-Schweiz! (Nach­hal­tig­keits­in­itia­ti­ve)» der SVP ohne Ge­gen­vor­schlag ab. eco­no­mie­su­is­se be­grüsst den Ent­scheid des Bun­des­ra­tes.

In­itia­ti­ve ge­fähr­det Per­so­nen­frei­zü­gig­keit und den bi­la­te­ra­len Weg

Die In­itia­ti­ve ist ein di­rek­ter An­griff auf den bi­la­te­ra­len Weg. Allen fa­den­schei­ni­gen Be­teue­run­gen der SVP zum Trotz: Die Kün­di­gung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit ist das ei­gent­li­che Ziel der In­itia­ti­ve und im Text klar fest­ge­hal­ten. Die In­itia­ti­ve führt au­to­ma­tisch zur Kün­di­gung aller sie­ben Ab­kom­men der Bi­la­te­ra­len I und ge­fähr­det auch die Mit­glied­schaft der Schweiz im Schen­gen-Raum. In geo­po­li­tisch un­si­che­ren Zei­ten mit zu­neh­men­den Han­dels­kon­flik­ten und Krieg vor den Toren Eu­ro­pas sind sta­bi­le und si­che­re ver­trag­li­che Be­zie­hun­gen zu un­se­ren Nach­barn und wich­tigs­ten Han­dels­part­nern un­ver­zicht­bar. Aus­ser­dem hat das Schwei­zer Volk den bi­la­te­ra­len Er­folgs­weg seit sei­ner Ein­füh­rung im Jahr 1999 in Volks­ab­stim­mun­gen ins­ge­samt elf Mal be­stä­tigt.

Schwei­zer Un­ter­neh­men brau­chen qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te

Ohne Net­to­zu­wan­de­rung würde die Er­werbs­be­völ­ke­rung in der Schweiz schrump­fen. Dies, weil die ge­bur­ten­star­ken Jahr­gän­ge der Ba­by­boo­mer aus dem Ar­beits­markt aus­schei­den und zu wenig junge Men­schen nach­kom­men, um die­sen Weg­fall zu kom­pen­sie­ren. Die­ser Pro­zess hat be­reits be­gon­nen und wird sich in den nächs­ten Jah­ren noch ver­stär­ken. Dank der Zu­wan­de­rung kann die Schweiz diese Lücke kom­pen­sie­ren.

Dank der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit mit der EU er­hält die Schweiz die Ar­beits­kräf­te, die sie braucht, wenn im In­land nicht ge­nü­gend Ärz­tin­nen, In­ge­nieu­re, IT-Spe­zia­lis­ten, Pfle­ge­fach­kräf­te oder Ar­beits­kräf­te für das Bau- und Gast­ge­wer­be ge­fun­den wer­den. Der am Mon­tag vom Seco pu­bli­zier­te Ob­ser­va­to­ri­ums­be­richt zeigt, dass die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit dem zu­neh­men­den Ar­beits­kräf­te­man­gel in der Schweiz ent­ge­gen­wirkt und die Er­werbs­tä­ti­gen aus der EU un­se­re um­la­ge­fi­nan­zier­ten So­zi­al­wer­ke (AHV, IV und EO) auch lang­fris­tig stüt­zen.

Sinn­vol­le Be­gleit­mass­nah­men

Der Bun­des­rat hat das EJPD be­auf­tragt, im Zu­sam­men­hang mit der Be­ar­bei­tung des Pos­tu­lats Gössi «Ak­tua­li­sier­ter Be­richt zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit und Zu­wan­de­rung in die Schweiz» ein Kon­zept für Be­gleit­mass­nah­men zu er­ar­bei­ten. Aus Sicht der Wirt­schaft ist klar: Es gibt viele wirk­sa­me Mit­tel, um ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen der Zu­wan­de­rung auf die Ge­sell­schaft ge­zielt zu mil­dern. Aber man muss das Rich­ti­ge tun. Die Po­li­tik ist ge­for­dert, Mass­nah­men zu er­grei­fen, die eine bes­se­re Nut­zung des in­län­di­schen Ar­beits­kräf­te­po­ten­zi­als und ein hö­he­res Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum be­güns­ti­gen. Der Schwei­ze­ri­sche Ar­beit­ge­ber­ver­band SAV hat in sei­nem 8-Punk­te-Plan be­reits eine Reihe von Mass­nah­men skiz­ziert, um dem sich ver­schär­fen­den Ar­beits­kräf­te­man­gel zu be­geg­nen. Um die Pro­duk­ti­vi­tät von Un­ter­neh­men und Er­werbs­tä­ti­gen zu stei­gern, muss die Po­li­tik zudem best­mög­li­che Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen, Re­gu­lie­rung und Bü­ro­kra­tie ab­bau­en, die Di­gi­ta­li­sie­rung vor­an­trei­ben und den über­pro­por­tio­na­len Stel­len­zu­wachs der letz­ten Jahre beim Staat auf ein nach­hal­ti­ges Ni­veau re­du­zie­ren.

Eine star­ke In­fra­struk­tur für eine le­bens­wer­te Schweiz

Wachs­tum ist kein Null­sum­men­spiel. Wenn wir wach­sen, gibt es mehr von allem für alle: Ar­beits­plät­ze, Löhne, Le­bens­qua­li­tät, Frei­heit und Chan­cen. Soll­te die Be­völ­ke­rung in der Schweiz hin­ge­gen nicht mehr wach­sen, wird es Ver­lie­rer geben.

Zu­gleich ist aber auch klar: Es braucht wirk­sa­me Mass­nah­men, um die Le­bens­qua­li­tät in einer be­völ­ke­rungs­mäs­sig wach­sen­den Schweiz wei­ter zu ver­bes­sern. So müs­sen bei­spiel­wei­se un­se­re In­fra­struk­tu­ren bes­ser aus­ge­nutzt und ge­zielt aus­ge­baut wer­den. Ins­be­son­de­re braucht es jetzt einen Aus­bau des Na­tio­nal­stras­sen­net­zes, aber auch neue Im­pul­se in der En­er­gie­po­li­tik sowie eine Ver­ein­fa­chung der Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren, um der ak­tu­el­len Woh­nungs­knapp­heit in den Bal­lungs­ge­bie­ten ent­ge­gen­zu­wir­ken.

Eine fixe Be­völ­ke­rungs­ober­gren­ze ist eine Wohl­stands­brem­se

Das star­re Fest­hal­ten an einer fixen Be­völ­ke­rungs­ober­gren­ze ist aus wirt­schaft­li­cher und ge­sell­schaft­li­cher Sicht gra­vie­rend. Die Kün­di­gungs­in­itia­ti­ve II ist un­ver­ant­wort­lich, weil sie die de­mo­gra­phi­sche Ent­wick­lung und den Nut­zen der Ar­beits­kräf­te­zu­wan­de­rung aus­blen­det und un­se­ren Wohl­stand fahr­läs­sig aufs Spiel setzt. Der von der In­itia­ti­ve be­ab­sich­tig­te «Swe­xit», d.h. die Be­en­di­gung der sek­t­o­ri­el­len Teil­nah­me am Bin­nen­markt, würde zu er­heb­li­chen Nach­tei­len für die Ex­port­na­ti­on Schweiz füh­ren. Zu­gleich gibt es keine Ga­ran­tie, dass die Zu­wan­de­rung da­durch ef­fek­tiv ge­bremst wird, wie das Bei­spiel von Gross­bri­tan­ni­en zeigt.