Bilaterale

25 Jahre Bi­la­te­ra­le – Ein zen­tra­ler Wohl­stands­fak­tor

Seit Un­ter­zeich­nung der Bi­la­te­ra­len I vor genau 25 Jah­ren hat sich die Schweiz wirt­schaft­lich po­si­tiv ent­wi­ckelt. Der Wohl­stand pro Kopf hat stark zu­ge­nom­men, die Re­al­löh­ne sind trotz zahl­rei­cher Kri­sen stär­ker ge­stie­gen als in den 90er-Jah­ren und die Ar­beits­lo­sig­keit ver­harrt heute auf sehr tie­fem Ni­veau. Damit die Ex­port­na­ti­on Schweiz auch in Zu­kunft pro­spe­rie­ren kann, ist es wich­tig, den bi­la­te­ra­len Weg mit der Eu­ro­päi­schen Union (EU) zu si­chern und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln.

Am 21. Juni 1999 haben die Schweiz und die EU das Ver­trags­pa­ket der Bi­la­te­ra­len I ver­ab­schie­det. Exakt 25 Jahre spä­ter lässt sich fest­stel­len: Die Schweiz hat sich über die­sen Zeit­raum wirt­schaft­lich po­si­tiv ent­wi­ckelt. Zu die­sem Er­folg haben die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge einen zen­tra­len Bei­trag ge­leis­tet.

Der Wohl­stand pro Kopf hat seit 1999 zu­ge­nom­men

Pro­duk­ti­vi­tät, Wohl­stand und Frei­zeit haben in den letz­ten Jah­ren ste­tig zu­ge­nom­men, und zwar nicht nur im Total in der Schweiz, son­dern auch pro Kopf. Dies hat eco­no­mie­su­is­se in einem um­fas­sen­den Dos­sier­po­li­tik klar dar­ge­legt. Das hängt auch damit zu­sam­men, dass mit den Bi­la­te­ra­len I und II viele Han­dels­hemm­nis­se zwi­schen der Schweiz und der EU weg­ge­fal­len sind. So konn­te sich das Wa­ren­han­dels­vo­lu­men zwi­schen der Schweiz und der EU seit 1999 bei­na­he ver­dop­peln.

Seit Un­ter­zeich­nung der Bi­la­te­ra­len I im Jahr 1999 ist das reale (in­fla­ti­ons­be­rei­nig­te) BIP pro Kopf in der Schweiz um 25% ge­wach­sen. In ab­so­lu­ten Zah­len be­deu­tet dies: Die Be­völ­ke­rung ist pro Kopf im Durch­schnitt um 18'123 USD rei­cher ge­wor­den. Diese Wohl­stands­zu­nah­me ist fast dop­pelt so hoch wie in Deutsch­land und bei­na­he drei Mal so hoch wie in Frank­reich.

Die Be­haup­tung, die Schwei­zer Be­völ­ke­rung habe wenig vom Wirt­schafts­wachs­tum pro­fi­tiert und unser Land sei nur auf­grund der Zu­wan­de­rung ge­wach­sen, ist also klar falsch. Ein we­sent­li­cher Teil des Wachs­tums konn­te die Schweiz durch eine hö­he­re Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät er­zie­len. Diese po­si­ti­ve Ent­wick­lung wurde unter an­de­rem durch die Bi­la­te­ra­len und die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit be­güns­tigt.

Die Re­al­löh­ne in der Schweiz sind stär­ker ge­stie­gen als in den 90er-Jah­ren

Auch die Löhne haben sich seit Ein­füh­rung der Bi­la­te­ra­len I po­si­tiv ent­wi­ckelt. Der durch­schnitt­li­che Schwei­zer Re­al­lohn ist von 2002 bis 2022 um 0,5 Pro­zent pro Jahr ge­stie­gen (Quel­le: 19. Ob­ser­va­to­ri­ums­be­richt zum FZA, 2023). Wenn man sich vor Augen hält, dass in diese Zeit auch die Fi­nanz­kri­se, die Zeit der Fran­ken­stär­ke, die Covid-Krise, der Ukrai­ne-Krieg und die zu­letzt noch hohe In­fla­ti­on fal­len, ist das ein guter Durch­schnitts­wert. Zum Ver­gleich: In den zehn Jah­ren vor In­kraft­tre­ten der Bi­la­te­ra­len I stie­gen die Re­al­löh­ne nur um 0,2 Pro­zent pro Jahr.

Die hie­si­gen Durch­schnitts­löh­ne neh­men auch kauf­kraft­be­rei­nigt in Eu­ro­pa seit Jah­ren einen Spit­zen­platz ein. Nur in Nor­we­gen und Lu­xem­burg kann man sich mit dem Lohn mehr leis­ten als in der Schweiz. Seit Ein­füh­rung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit haben sich die Lohn­un­ter­schie­de in Eu­ro­pa zu­guns­ten der Schweiz wei­ter er­höht.

Die Ar­beits­lo­sig­keit ver­harrt heute auf sehr tie­fem Ni­veau

Seit In­kraft­tre­ten der Bi­la­te­ra­len I wer­den die Aus­wir­kun­gen der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit auf den in­län­di­schen Ar­beits­markt sehr genau be­ob­ach­tet. Die ent­spre­chen­den Sta­tis­ti­ken des Bun­des zei­gen, dass es um den Schwei­zer Ar­beits­markt sehr gut be­stellt ist. So ver­zeich­ne­te die Schweiz im Jahr 2022 mit 2,2 Pro­zent die tiefs­te Ar­beits­lo­sen­quo­te seit über 20 Jah­ren.

Gleich­zei­tig greift der Ar­beits­kräf­te­man­gel immer stär­ker um sich: Viele of­fe­nen Stel­len kön­nen nicht mit In­län­dern be­setzt wer­den, weil sich schlicht keine mehr fin­den las­sen. Dies gilt so­wohl für hoch- als auch tief­qua­li­fi­zier­te Jobs. Die Be­deu­tung von Per­so­nen aus der EU, von denen über 80% di­rekt in den Ar­beits­markt ein­wan­dern, ist und bleibt daher zen­tral für eine funk­tio­nie­ren­de Schweiz. Umso mehr, weil die Er­werbs­be­völ­ke­rung in der Schweiz auf­grund des de­mo­gra­phi­schen Wan­dels ohne Zu­wan­de­rung wei­ter schrump­fen würde. Auch dazu hat eco­no­mie­su­is­se ein Dos­sier­po­li­tik ver­öf­fent­licht.

Bi­la­te­ra­ler Weg mit der EU muss ge­si­chert und wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den

Unser Land ist dank der wirt­schaft­li­chen Of­fen­heit reich ge­wor­den. So ver­dient die Ex­port­na­ti­on Schweiz zwei von fünf Fran­ken im Han­del mit dem Aus­land. In der In­dus­trie wird gar jeder zwei­te Fran­ken im Aus­land ver­dient. Die Hälf­te der Schwei­zer Wa­ren­ex­por­te gehen in die EU, un­se­rer wich­tigs­ten Han­dels­part­ne­rin. Damit wir die 450 Mil­lio­nen Kun­din­nen und Kun­den in der EU auch in Zu­kunft hin­der­nis­frei mit Schwei­zer Ex­port­gü­tern be­lie­fern und zu best­mög­li­chen Be­din­gun­gen Vor­pro­duk­te im­por­tie­ren kön­nen, ist die Teil­nah­me der Schweiz am eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt ein zen­tra­ler Wohl­stands­fak­tor. Ge­ra­de für die un­zäh­li­gen ex­port­ori­en­tier­ten KMU, die we­sent­lich am Er­folg der Ex­port­na­ti­on Schweiz teil­ha­ben, bleibt die EU der wich­tigs­te Ziel­markt. Dritt­märk­te in Über­see sind für KMU hin­ge­gen mit viel grös­se­ren Ri­si­ken und Han­dels­hemm­nis­sen ver­bun­den und kön­nen die EU daher er­gän­zen aber nicht er­set­zen.

Die Welt ist nicht mehr die­sel­be wie Ende der 90er-Jahre, als die Bi­la­te­ra­len I un­ter­zeich­net wur­den. Das wirt­schaft­li­che Um­feld für die Volks­wirt­schaft Schweiz wird zu­neh­mend rauer. Geo­po­li­ti­sche Span­nun­gen ver­schär­fen sich, Han­dels­kon­flik­te es­ka­lie­ren immer wei­ter und der Mul­ti­la­te­ra­lis­mus in­klu­si­ve re­gel­ba­sier­tem Han­del ist stark unter Druck. Umso wich­ti­ger ist es, die bi­la­te­ra­len Be­zie­hun­gen zur wich­tigs­ten Part­ne­rin EU zu si­chern und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Wir müs­sen den bi­la­te­ra­len Er­folgs­weg wei­ter­ge­hen.