Hochhaus mit Bäumen als Reflexion

Kli­ma­po­li­tik: Ge­mein­sam nach neuen Lö­sun­gen su­chen

Nach der Ab­leh­nung des CO₂-Ge­set­zes durch das Schwei­zer Stimm­volk wird sich die Wirt­schaft für eine Neu­aus­rich­tung der Kli­ma­po­li­tik stark­ma­chen. Denn die Wirt­schaft ist und bleibt ein wich­ti­ger Teil der Lö­sung im Kli­ma­schutz. Des­halb sol­len in einem neuen An­lauf für ein re­vi­dier­tes CO₂-Ge­setz so­wohl die Ef­fi­zi­enz kli­ma­po­li­ti­scher Mass­nah­men als auch das po­li­tisch Mach­ba­re ins Zen­trum ge­stellt wer­den. Dies soll drin­gend not­wen­di­ge In­ves­ti­tio­nen und In­no­va­tio­nen un­ter­stüt­zen – und damit die Sen­kung der Treib­haus­gas­emis­sio­nen be­wir­ken.

Der Wirt­schafts­dach­ver­band eco­no­mie­su­is­se en­ga­giert sich für eine Kli­ma­po­li­tik, die es den Un­ter­neh­men er­laubt, einen mög­lichst gros­sen Bei­trag zum Kli­ma­schutz zu leis­ten, ohne an Wett­be­werbs­fä­hig­keit ein­zu­büs­sen. Dazu müs­sen die fol­gen­den Eck­pfei­ler be­rück­sich­tigt wer­den.

  1. Ver­län­ge­rung des be­fris­te­ten Sys­tems der Ziel­ver­ein­ba­run­gen: Mit die­sem In­stru­ment kön­nen die ef­fi­zi­en­tes­ten Ein­spa­run­gen er­wirkt wer­den. Das Sys­tem der Ziel­ver­ein­ba­run­gen ist der öko­lo­gisch und öko­no­misch sinn­volls­te Weg, von allen Ak­teu­ren un­be­strit­ten. Aber: Es droht Ende 2021 aus­zu­lau­fen. Die Wir­kung die­ses wir­kungs­vol­len und ef­fi­zi­en­ten In­stru­ments darf nicht ver­puf­fen! Des­halb muss das Par­la­ment rasch eine Über­gangs­lö­sung fin­den.
  2. Drin­gen­de Re­for­men müs­sen um­ge­hend an­ge­gan­gen wer­den: Mit der Re­vi­si­on des CO₂-Ge­set­zes muss das Sys­tem der Ziel­ver­ein­ba­run­gen un­be­dingt für alle Un­ter­neh­men ge­öff­net wer­den. Das ist ein wich­ti­ger Schritt, damit die Un­ter­neh­men ver­mehrt Emis­si­ons­ein­spa­run­gen rea­li­sie­ren kön­nen und um un­nö­ti­ge Hür­den bei einer Re­vi­si­on zu be­sei­ti­gen. Die Teil­nah­me an der Rück­ver­tei­lung oder die Be­schei­ni­gung für Über­er­fül­lun­gen sind für Un­ter­neh­men mit einer Ziel­ver­ein­ba­rung zwin­gend wei­ter­zu­füh­ren, weil damit die Wir­kung mas­siv ge­stei­gert wer­den kann.
  3. Auf frag­wür­di­ge und un­wirk­sa­me Mass­nah­men ver­zich­ten: Die Flug­ti­cket­abga­be ist nicht ziel­füh­rend und ein un­be­fris­te­ter Sub­ven­ti­ons­topf wie der Kli­ma­fonds löst die Pro­ble­me nicht. Das ge­setz­lich zu­läs­si­ge Ma­xi­mum für die bis­he­ri­ge CO₂-Ab­ga­be ist zudem noch nicht aus­ge­schöpft. Eine Er­hö­hung auf Vor­rat ist des­halb un­nö­tig.
  4. Das Ge­bäu­de­pro­gramm im be­ste­hen­den Rah­men wei­ter­füh­ren: Ein Drit­tel der Ein­nah­men aus der CO₂-Ab­ga­be auf Brenn­stof­fen, aber max. 450 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr, soll wei­ter­hin zu­guns­ten des Ge­bäu­de­pro­gramms (inkl. Tech­no­lo­gie­fonds) ver­wen­det wer­den. Neu soll­ten zu­sätz­lich Ziel­ver­ein­ba­run­gen im Ge­bäu­de­be­reich mög­lich sein, ein­schliess­lich Über­er­fül­lun­gen und han­del­ba­re Be­schei­ni­gun­gen.
  5. Len­kungs­ab­ga­be auf Treib­stof­fen: In einem ers­ten Schritt muss das ak­tu­ell be­fris­te­te In­stru­ment ver­län­gert wer­den. Mit­tel­fris­tig (ab ca. 2026) soll eine Gleich­be­hand­lung der fos­si­len En­er­gie­trä­ger grei­fen und somit auch bei den Treib­stof­fen eine Len­kungs­ab­ga­be ein­ge­führt wer­den. Bei der Höhe die­ser Len­kungs­ab­ga­be sol­len bis­he­ri­ge Be­las­tun­gen der Treib­stof­fe be­rück­sich­tigt wer­den. Die Rück­ver­tei­lung soll­te zudem nicht an die ge­sam­te Be­völ­ke­rung, son­dern aus­schliess­lich an die Au­to­be­sit­zer er­fol­gen, damit mög­lichst klare An­rei­ze ent­ste­hen.

Gros­se Wir­kung über Emis­si­ons­han­dels­sys­tem

Die Ver­knüp­fung des schwei­ze­ri­schen mit dem eu­ro­päi­schen Emis­si­ons­han­dels­sys­tem ist von der Ab­leh­nung des CO₂-Ge­set­zes nicht be­trof­fen und be­steht wei­ter­hin. Das ist er­freu­lich und für die künf­ti­ge Kli­ma­po­li­tik wich­tig. Damit bleibt ein in­ter­na­tio­nal har­mo­ni­sier­tes und äus­serst ef­fek­ti­ves In­stru­ment be­ste­hen und kann wei­te­re Wir­kung ent­fal­ten. In­ner­halb des Emis­si­ons­han­dels­sys­tems wer­den die Am­bi­tio­nen ak­tu­ell noch er­höht, wo­durch ein be­deu­ten­der Bei­trag an Emis­si­ons­ein­spa­run­gen re­sul­tiert.

Am­bi­tio­nen der Wirt­schaft mit ei­ge­nem Kli­ma­pro­gramm

Zu­sätz­lich zu den er­for­der­li­chen Re­for­men im CO₂-Ge­setz wird die Schwei­zer Wirt­schaft kon­se­quent den Weg in Rich­tung Netto-Null wei­ter­ver­fol­gen. Der Hand­lungs­be­darf in der Kli­ma­po­li­tik ist un­be­strit­ten und die Un­ter­neh­men wer­den einen gros­sen, un­ver­zicht­ba­ren Bei­trag leis­ten – auch über den ge­setz­li­chen Rah­men hin­aus. Hier­zu hat die Wirt­schaft ein ei­ge­nes Kli­ma­pro­gramm mit neun Ak­ti­ons­fel­dern lan­ciert, mit dem sie ihre Emis­sio­nen bis 2050 auf Netto-Null sen­ken wird.

Brei­ter Dia­log er­for­der­lich – eco­no­mie­su­is­se als Brü­cken­bau­er

Das knap­pe Re­sul­tat der Ab­stim­mung und die an­schlies­sen­den De­bat­ten haben ge­zeigt, dass die Vor­stel­lun­gen zur Neu­aus­rich­tung der Kli­ma­po­li­tik weit aus­ein­an­der­ge­hen – bei den Par­tei­en wie auch in der Ge­sell­schaft. Aber nur ge­mein­sam und im of­fe­nen Dia­log mit­ein­an­der wer­den wir mehr­heits­fä­hi­ge Lö­sun­gen fin­den kön­nen. Die Ziel­set­zung in der Kli­ma­po­li­tik ist un­be­strit­ten; es geht jetzt nur noch um den rich­ti­gen Weg. Wel­cher Weg letzt­lich der rich­ti­ge ist, muss von allen kon­struk­ti­ven Kräf­ten trans­pa­rent und kon­sens­ori­en­tiert aus­ge­han­delt wer­den. Nur so wer­den die not­wen­di­gen In­stru­men­te eine brei­te Ak­zep­tanz fin­den. eco­no­mie­su­is­se wird sich des­halb mit allen wich­ti­gen In­ter­es­sen­grup­pen aus­tau­schen und lö­sungs­ori­en­tiert an den dring­li­chen Re­for­men in der Kli­ma­po­li­tik mit­ar­bei­ten.