Monika Rühl an der Medienkonferenz

Keine Ex­pe­ri­men­te mit un­se­rer Si­cher­heit: JA zu Fron­tex – JA zu Schen­gen

Mit ihrer Be­tei­li­gung an der Wei­ter­ent­wick­lung der eu­ro­päi­schen Grenz­schutz­agen­tur Fron­tex über­nimmt die Schweiz Ver­ant­wor­tung und stärkt die Zu­sam­men­ar­beit mit un­se­ren eu­ro­päi­schen Part­nern. Gleich­zei­tig ga­ran­tiert ein Ja un­se­re Schen­gen-Mit­glied­schaft. Damit tra­gen wir zur Si­cher­heit in Eu­ro­pa bei, schüt­zen un­se­re Gren­zen, er­hal­ten un­se­re Rei­se­frei­heit und stär­ken die Tou­ris­mus­de­s­ti­na­ti­on Schweiz. An der Pres­se­kon­fe­renz in Bern hat heute das über­par­tei­li­che Ko­mi­tee «Fron­tex-Schen­gen JA» – be­ste­hend aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Grün­li­be­ra­len, Die Mitte, FDP.​Die Li­be­ra­len, der Wirt­schaft und des Tou­ris­mus – zu­sam­men mit Mit­glie­dern der SVP sowie Ope­ra­ti­on Li­be­ro und der Eu­ro­päi­schen Be­we­gung Schweiz die Kam­pa­gne lan­ciert und seine Ar­gu­men­te dar­ge­legt.

Am 15. Mai 2022 stimmt die Schweiz über eine Er­hö­hung ihres Bei­trags an die eu­ro­päi­sche Grenz­schutz­agen­tur Fron­tex ab. Fron­tex ko­or­di­niert die Über­wa­chung der Aus­sen­gren­zen des Schen­gen-Raums, zu dem auch die Schweiz ge­hört. Des­halb soll unser Land sei­nen Bei­trag leis­ten und Ver­ant­wor­tung über­neh­men.

JA zum Ver­bleib bei Schen­gen/Dub­lin

Das Schwei­zer Stimm­volk hat sich 2005 klar für die Ab­kom­men Schen­gen/Dub­lin aus­ge­spro­chen. Seit­her wurde die Zu­stim­mung zur Schwei­zer Mit­glied­schaft in Schen­gen in meh­re­ren Ur­nen­gän­gen be­stä­tigt. Zum Schen­ge­ner Ver­trag ge­hört auch die Be­tei­li­gung an Fron­tex zur Über­wa­chung der ge­mein­sa­men Aus­sen­gren­zen. Als Schen­gen-Mit­glied hat sich die Schweiz ver­pflich­tet, Wei­ter­ent­wick­lun­gen des Schen­gen-Ac­quis so­li­da­risch mit­zu­tra­gen. An­sons­ten tritt der Schen­gen-Ver­trag in­nert sechs Mo­na­ten au­to­ma­tisch aus­ser Kraft. Der Ver­lust des Ab­kom­mens hätte weit­rei­chen­de ne­ga­ti­ve Fol­gen, für un­se­re Si­cher­heit, un­se­re Be­zie­hun­gen zur Eu­ro­päi­schen Union, un­se­re Rei­se­frei­heit in Eu­ro­pa und für un­se­re Wirt­schaft, ins­be­son­de­re für den Tou­ris­mus. Mit dem Weg­fall des Schen­gen-Ver­trags würde auch das Über­ein­kom­men Dub­lin hin­fäl­lig, das recht­lich daran ge­knüpft ist. Es re­gelt die grenz­über­schrei­ten­de Zu­sam­men­ar­beit im Asyl­we­sen. Ohne Dub­lin wäre die Schweiz bei­spiels­wei­se das ein­zi­ge Land im Schen­gen-Raum, in dem Zweit­ge­su­che von Asyl­su­chen­den mög­lich wären.

Chan­ce, mit der EU wie­der ge­mein­sam an einem Strang zu zie­hen

Seit dem Ver­hand­lungs­ab­bruch über das Rah­men­ab­kom­men steckt die Schwei­zer Eu­ro­pa­po­li­tik in der Sack­gas­se. Dar­un­ter lei­det das bi­la­te­ra­le Ver­hält­nis zwi­schen der Schweiz und der EU. Die ne­ga­ti­ven Kon­se­quen­zen der Ero­si­on der Bi­la­te­ra­len zei­gen sich be­reits: So ist die Schweiz zum Bei­spiel vom eu­ro­päi­schen For­schungs­rah­men­pro­gramm «Ho­ri­zon Eu­ro­pe» weit­ge­hend aus­ge­schlos­sen. Im Be­reich der Schwei­zer Me­di­zi­nal­pro­duk­te gibt es eben­falls Pro­ble­me: Diese wer­den in der EU nicht mehr als gleich­wer­tig an­er­kannt. Die Ab­leh­nung der Be­tei­li­gung der Schweiz am Fron­tex-Aus­bau würde die Si­tua­ti­on wei­ter ver­schär­fen. Zu einem Zeit­punkt, in dem die eu­ro­päi­schen Län­der wegen des Kriegs in der Ukrai­ne wie­der enger zu­sam­men­rü­cken, sen­det ein sol­ches Ab­seits­ste­hen erst recht das fal­sche Si­gnal.

Si­che­re Schweiz, auch dank po­li­zei­li­cher Zu­sam­men­ar­beit im Schen­gen-Raum

Mit dem Schen­gen-Ver­trag wurde ein ge­mein­sa­mer Si­cher­heits­raum ge­schaf­fen, in dem die Po­li­zei­kräf­te aller Län­der grenz­über­grei­fend eng zu­sam­men­ar­bei­ten. Die Schwei­zer Si­cher­heits­be­hör­den haben seit dem Schen­gen-Bei­tritt eben­falls di­rek­ten Zu­gang zum Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS II) und zum Visa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS). Ist die Schweiz nicht mehr Schen­gen-Mit­glied, ver­liert sie den Zu­griff auf diese wich­ti­gen Fahn­dungs­da­ten­ban­ken ge­nau­so wie das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich nach dem Brex­it. Un­se­re Si­cher­heits­be­hör­den wür­den blind.

Ver­ant­wor­tung über­neh­men und Men­schen­rechts­si­tua­ti­on an Eu­ro­pas Gren­zen aktiv ver­bes­sern

Als Schen­gen-Mit­glied hat die Schweiz ein Mit­be­stim­mungs­recht bei Fron­tex und ist Mit­glied in des­sen Ver­wal­tungs­rat. Sie kann so aktiv dar­auf hin­wir­ken, dass sich die eu­ro­päi­sche Grenz­schutz­agen­tur in ihrer Ar­beit ver­bes­sert und die Grund­rech­te an den Aus­sen­gren­zen ein­ge­hal­ten wer­den. Auch kann die Schweiz die recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen von Fron­tex als Schen­gen-Mit­glied di­rekt be­ein­flus­sen. Durch die neue Fron­tex-Ver­ord­nung wer­den zudem die Schutz- und Über­wa­chungs­sys­te­me aus­ge­baut: Schu­lun­gen für Be­am­te der See- oder Lan­des­grenz­über­wa­chung, neu gibt es einen Grund­rechts­be­auf­trag­ten (Fun­da­men­tal Rights Of­fi­cer, FRO) und 40 un­ab­hän­gi­ge Grund­rechts­be­ob­ach­te­rin­nen und -be­ob­ach­ter über­wa­chen die Um­set­zung der Grund­rechts­ver­pflich­tun­gen von Fron­tex. Mit einem Nein nimmt sie hin­ge­gen ihre Ver­ant­wor­tung nicht wahr. Sie stellt sich ins Ab­seits – und damit ist nie­man­dem ge­hol­fen, zumal Fron­tex auch ohne die Schweiz wei­ter­be­ste­hen bleibt.

Rei­se­frei­heit in Eu­ro­pa und Tou­ris­mus in der Schweiz stär­ken

Ohne Schen­gen wird die Schweiz zur Vi­sums-Insel, denn Tou­ris­ten aus den wich­ti­gen Fern­märk­ten aus­ser­halb Eu­ro­pas bräuch­ten neu ein se­pa­ra­tes Visum für die Schweiz. Stu­di­en be­zif­fern den dar­aus ent­ste­hen­den Ver­lust für die Be­her­ber­gungs- und Tou­ris­mus­bran­che auf jähr­lich über eine halbe Mil­li­ar­de Fran­ken. Hinzu kom­men die Grenz­kon­trol­len, wel­che wie­der ein­ge­führt wer­den müss­ten, weil die Schweiz wie­der zur Aus­sen­gren­ze der EU würde. Staus am Zoll und War­te­schlan­gen an den Flug­hä­fen wären kaum ver­meid­bar. Für die Tou­ris­mus­be­trie­be be­deu­tet dies das la­ten­te Ri­si­ko von Lie­fer­eng­päs­sen oder Ver­spä­tung. Für die Gäste und für uns selbst be­deu­tet das Rei­se­bü­ro­kra­tie statt Rei­se­frei­heit. Schliess­lich er­mög­licht Schen­gen auch uns das freie, un­kom­pli­zier­te Rei­sen in ganz Eu­ro­pa.

Für Rück­fra­gen:

Tiana An­ge­li­na Moser, Na­tio­nal­rä­tin GLP

Ida Glanz­mann-Hun­keler, Na­tio­nal­rä­tin Die Mitte

Andri Sil­ber­schmidt, Na­tio­nal­rat FDP

Jean-Pier­re Grin, Na­tio­nal­rat SVP

Sa­ni­ja Ameti, Co-Prä­si­den­tin Ope­ra­ti­on Li­be­ro

Mo­ni­ka Rühl, Vor­sit­zen­de der Ge­schäfts­lei­tung eco­no­mie­su­is­se

Ni­co­lo Pa­ga­ni­ni, Prä­si­dent Schwei­zer Tou­ris­mus-Ver­band

Web­site:

www.​frontex-​schengen-​ja.​ch

Li­vestream:

https://​youtu.​be/​szFU19G9kds